Danke Süße für den Titel! So das ist der dritte Blogeintrag den wir am selben Tag veröffentlichen (Grenada, Ruderbruch, Bonaire). Hat an leichten Blogstau gegeben weil das Internet (zumindest mit unserem Roaming) auf Bonaire erinnert in Schnelligkeit und Qualität eher an Zeiten, als ich noch einen Telefonhörer in ein blinkendes Modem gestopft hab. Jessas. Und damit auch garantiert jeder in den Genuss einer nostalgischen Zeitreise kommt, hat Bonaire einfach Starlink verboten. Also ned ganz verboten aber der Elon hat wohl den Antrag für eine lokale Registrierung in dem Jahr einen Tag zu spät abgegeben und tja was soll man sagen, die Bonairianer (Bonairesen, Bonairosen, Bonairen, Bonländer, BonBons???…Anouk hilf mal) die lieben ihre Bürokratie einfach über alles. Bitte Nummer ziehen und nächstes Jahr am selben Schalter versuchen.
Ja hab ich im letzten Blog ja erwähnt, wir hängen da an der Mooring mit den springenden Thunas. Aber nicht lange hat ein Amtsschädel beschlossen. Weiiil. Die Bonailen schützen ganz doll ihre tolle Unterwasserwelt. Vorschrift 4711 besagt also das die Kacketanks der Schiffe einmal pro Woche abgepumpt werden müssen. Dann vermute ich wird anhand eines Durchschnittsstuhlganggewichtes pro Person ermittelt ob man unter der Standarddarmentleerungsmenge liegt und evtl. beim Schwimmen eine Wurst auf große Reise durchs Korallenriff geschickt hat und dann bekommt man eine Strafe je nach Unterperformance. Wohl dem der täglich ein schönes MorgenAA machen kann, der kommt nicht in die Bredoulie. So… und weil wir nämlich ja ein Kompostklo haben, das man gar nicht auspumpen kann gabs großes Trara und wir müssen in die Marina weil da kann man uns kontrollieren ob wir regelmäßig da aufs Klo gehen (Kein Scheiß!). In der Marina dann große Augen: „Ja wie? wir sind voll! Pech gehabt!“. Da ist mir dann der Geduldsfaden gerissen. Ich hab gesagt: „So Spezeln, so nicht, weil bei uns Ruderschaden und wir fahren nirgends hin bis das repariert ist und das ist internationales Seerecht und wenn das noch komplizierter wird mit euch hier, schmeiß ich da vorne den Anker und scheiß euch alles voll (Nein das mit dem Scheißen hab ich natürlich nicht gesagt. Bin ja ein komoder Typ). Und sieh an das hat gezogen und zack hatten wir einen Platz bei den Superyachten, mit Zugang zum besten Schnorchelspot der Insel (Bild) und eigener Security (leider kein Bild). Da saß tatsächlicher einer die ganze Nacht auf nem Stuhl und hat in unsere Richtung geschaut. Ich war mir echt nicht sicher ober der Securityman da nur sitzt um zu schauen ob wir uns nicht entleeren. Vorstellbar wär es bei den Bonaitariern. Wir haben ihn vorsichtshalber regelmäßig mit nem Bier oder ner Cola bestochen. Das Arrangement hat natürlich ein bisserl mehr gekostet als die Mooring aber das haben wir bei der amtlichen, verpflichtenden Meeresbenutzungsgebühr wieder reingeholt. Die braucht man fürs schwimmen, schnorcheln, tauchen, Zeh ins Wasser halten. 40 Öschen pro Biomüllerzeuger. Haben wir einfach nicht gezahlt. Aber jetzt nicht weil wir komplett anarchisch geworden sind sondern weil -lol- die Internetseite für die Bezahlung ständig abgestürzt ist.
Wir haben uns dann nen Roller geliehen, weil Rollerfahren immer geil ist und haben uns die Salinen und die wilden Esel angesehen. Ein Volk das seine Esel liebt hat bei uns gleich wieder nen Pluspunkt, liebe Boneseln. Minuspunkt für den Versuch karibischer Flair zu erzeugen. Sieht eher aus wie das Outlet in Podersdorf.
Zum Schluß noch ein Update zu Chinesenläden. Ich checks einfach nicht. Präsent auf der gaaanzen Welt. Ausnahme Deutschland und Österreich. Derweil sind die so supi. Es gibt halt alles. Seit Wochen sitz ich Maracujamäßig auf dem Trockenen. Wer hats? Der Chinese. Lange such ich nach neuen Sturmfeuerzeugen. Wer hats? Der Chinese. Wir haben ne Ameisenplage seit Trinidad auf dem Schiff. ChatGPT hat das analysiert (Klein, heller Körper schwarzer Kopf, schnell, einzeln Unterwegs, tagaktiv? Ja das sind Geisterameisen. Dafür gibts einen perfekten XY Köder. Wer hats? Der Chinese! Wie immer führen auch hier die Frauen das Regime und werden schon ganz frühkindlich angelernt und mit dem richtigen Spielzeug geprägt. Der Rubel muss rollen.
Drei Tage und 300sm dauert die Überfahrt von Grenada nach Bonaire. Wir haben erst 10 dann bis 18 Knoten Wind von hinten. Der Passat schiebt uns weiter gen Westen. Lange genug sind wir schon auf der Nord-Süd Achse die Antillen abgesegelt. Es geht weiter über die ABC Inseln nach Kolumbien. So jetza gute und schlechte Nachrichten. Zuerst, logo eine Gute. Andrea fängt gleich am ersten Tag einen riesigen Mahi, Mahi. Mein lieber Scholli. Lange hat sie warten müssen, dafür ist es wirklich ein kapitaler Bursche und zum ersten mal kommt das „Mega“ Fischmesser von Maxi und Arnd zum Einsatz. Danke dafür, so macht das Schlachten Spaß.
Jetzt die schlechte Nachricht, die eigentlich auch eine Gute ist. Eigentlich eine gemischte Nachricht. Ein paarmal gut und einmal schlecht würde ich im Nachhinein sagen. Schlechtes hat ja auch immer was Gutes und so, kommt auch immer auf die Sichtweise an, aber einmal schlecht auf jeden Fall. Wenn ich draus lernen kann wär das wieder gut. Ich versuchs. So, also folgendes hat sich zugetragen: ca. 20nm vor Bonaire haben wir auf einmal keine Lenkwirkung mehr am Ruder. Die Trommel über die das Lenkseil läuft hat die Verbindung zur Radachse verloren. Das ist erstmal gar nicht gut. Eher schlecht, weil nicht ganz trivial. Die Gleda schießt in den Wind. Ich sag zu Andrea „Erst mal Segel runter damit wir nicht noch umkippen mit dem Wind von der Seite“ Das war jetzt eher gaaanz schlecht (Damit ist die schlechteste Nachricht schon vorbei!, nicht das ich noch jemanden verstöre). Ich glaub natürlich nicht das wir umkippen können, war flappsig dahingesagt. So was schafft die Gleda nicht ohne 10m brechende Welle. Aber durchgefallen in der Kategorie Skipper des Jahres. Ich bin ja so doof…Andrea hat nämlich sofort Panik seit sie mal mit einer Jolle im Ammersee an Weihnachten gekentert ist (war damals aber die Schuld eines anderen Skipperpfuschers). Die schluckt sie in dem Moment noch ganz brav runter. Wir reißen die Segel runter und ich setz mich hinten an die Pinne und steuer die Gleda wieder vor den Wind, während sich Andrea wie ein Beduine einpackt. Das ist jetzt wieder gut. Die Gleda lässt sich prima von Hand an der Pinne lenken. Man sitzt halt voll unter der äquatorialen Strahlung des Planeten (Bayrischer Ausdruck für Sonne). Tapfer übernimmt meine Frau dann das Steuern, während ich das Werkzeug raushol.
Die Trommel ist mit einer 6mm Gewindestange an der Achse befestigt. Die Stange geht ganz simpel mittig durch Trommel und Lenkstange. Und die hat es an der Achse abgeschert. Um da ranzukommen muss die ganze Lenkung ausgebaut werden. Schlecht aber auch wieder eine gute Nachricht. Ich habe exakt so ein Stück Gewindestange dabei, weil ich die Gummitrommel irgendwann mal gegen eine Holztrommel tauschen wollte die nicht so abfusselt und da hab ich mir gedacht ersetz doch auch gleich den Bolzen. Weils eine Gewindestange war waren 6mm halt einfach zu wenig, der effektive Durchmesser ist eher 4mm. Die Stange hat noch der Vorbesitzer eingebaut. Sie hat also ca. 10000 nm gehalten. Andrea sitzt also hinten in der Sonne und steuert. Das verlangt auch noch Kraft. Da hab ich schon wieder ein bisserl Stress, obwohl Andrea sagt das alles OK ist. Ich will sie da nicht ewig braten und schuften lassen. Ich komm ein bisserl so vor wie Captain Kirk und Scotty in einer Person.
Scotty: „Captain wir haben ein Problem. Der Warp-Antrieb ist ausgefallen“ Kirk:“ Wie lange brauchen Sie zur Reparatur?“ Scotty:“2 Wochen“ Kirk: „Ich gebe ihnen 5 Minuten“ Scotty: „OK ich seh was ich machen kann“ (Für die Generation Z. Das ist aus Raumschiff Enterprise 70er Jahre)
Also Lenkrad runter und raus mit der ganzen Lenkvorrichtung. Ich dresch die abgeschorenen Stange aus der Achse raus (gut…hab extra noch eine lange Stange zum rausdrücken dabei) und die neue rein. Erst mal gut so weit. Schlecht… ich hab mir bei dem Gehudel nicht gemerkt wo die einzelnen Abstandsscheiben sind. Scheiß Hudelei. Und vom Hudeln kommen die Kinder hat mein alter Kollege Stefan immer gesagt. Klar erstmal hab ich die Lenkung mit dem falschen Versatz wieder eingebaut und musst sie fluchend wieder ausbauen (nicht gut…Skipper müssen immer Ruhe ausstrahlen). Immerhin habe ich das Lenkseil wieder richtig rum gewickelt. Wir lenken nach rechts und fahren auch nach rechts. Nach ca. 20 Minuten ist alles zumindest provisorisch behoben. Da hätte ich auch cooler bleiben können. Mit provisorischer Lenkung und Skippergeschädigter Frau fahren wir 5 Stunden später in Bonaire an die Boje. Die einzige freie Boje liegt 50 m vor nem fetten Club wie in El Arenal. Uns wurscht.. wir pennen und bauen Stress ab. Am nächsten Tag in der Früh dann ein ganz klares Zeichen, dass hier alles unter einem guten Stern steht: Das Wasser ist türkis und spiegelglatt, dann fängt es auf einmal an zu kochen. Tausende kleine Fische wuzeln durcheinander und dann springt ein riesiger Thunfisch aus dem Wasser. Keine 10m von uns weg. Sensationell.
In Bonaire hab ich dann Nägel mit Köpfen gemacht. Die alte Lenktrommel (so ein Gummiradl, das immer gefusselt hat) ist jetzt durch eine Holztrommel ersetzt. Mit einer 8mm Schloßschraube aus A4 Stahl vom Budget Marine und einem 6mm Bolzen aus A2 aus dem örtlichen Baumarkt. Damit auch wirklich alles passt hab ich mich mit ChatGPT beraten. Schon geilo wie hifreich das sein kann. Ich hab ihm die Situation geschildert: Tiki 38, 6mm Polyesterseillenkung auf 13cm Durchmesser Holztrommel mit 6 Windungen auf zölliger A4 Achse und neuer 8mm Bohrung statt 6mm vorher. Gelenkt per Hand oder CPT Radpilot. Da hat er rumgerechnet und dann ganz detailiert gesagt: Ja! Das geht. Mehr wie 30kg Torsionslast bringen wir nicht auf. Restwandstärke mit der größeren Bohrung passt da. Torsions und Biegebelastung im grünen Bereich. Aber ganz wichtig!: Ich muß die Bohrlöcher sauber entgraten. Sonst gibt’s Haarrisse und das ist gaaanz schlecht. Also in den Baumarkt HSS Senkbohrer gekauft (CHatGPT hab ich die Modelle mit der Kamera gezeigt und er hat eins davon als perfekt ausgesucht). Dann hab ich meinem Helfer noch vorgeschlagen MS Polymerkleber zwischen Achse und Trommel zu geben und da lobt er mich gleich (wohl weil er ein schlechtes Gewissen hat, weil er hät ja auch selber draufkommen können). Das findet er eine echte Hirnidee, weil weniger Spiel und Schlupf und zusätzliche Kraftaufnahme. Mein Helferlein und ich sind sicher: Das funzt jetzt. Ich pass aber auch immer gut auf das der ChatGPT keine Fehler macht. Manchmal iegt er voll daneben. Bei einer Frage zu Einreiseformalitäten hat er mal ganz falsch gegoogelt. Ich hab mir dann die Webseite angesehen die er als Referenz gefunden hat und die war wirklich konfus, also nicht leicht zu checken. Ich hab ihm gesagt das er falsch liegt und die Seite noch mal lesen soll und da hat er dann den Mumm gehabt zu sagen „Ja sorry, da lag ich ganz falsch“ Ich glaub er ist manchmal einfach erst mal denkfaul.
Ist also fast alles gut gegangen. Bis das ich echt nicht gecheckt habe wie es Andrea geht. Die Arme hat jetzt leichte Panik vor dem weiteren Segeln, ich hab echt ein ganz schlechtes Gewissen. Ich schätze wir müssen uns ganz langsam wieder rantasten. Und da kommt jetza wieder eine gemischte, also eine gute und eine gleichzeitig schlechte Nachricht. Demnächst auf dem Kreuzfahrtprogramm: Aruba-Santa Marta Kolumbien. So Ende August ca. 400sm die es in sich haben. Laut Internet weit oben unter den 100 gefährlichsten Segelstrecken der Welt. Ich komm auf die ganzen Gefahren in einem späteren Blog zurück (Teaser). Aber natürlich ist das eine gute Nachricht, weil die Lenkung hätte uns auch da am Sturmkap bei Nacht brechen können. Und natürlich ist das eine schlechte Nachricht, weil das keine gute Route ist wenn man gerade versucht seine Ängste zu besiegen. Aber mal keine Panik: Wir sind ganz guter Dinge. Wir fahren da später natürlich nur los wenn der Wetterbericht total wenig Wind vorhersagt (Je mehr Richtung September, desto weniger Wind). Wird schon. So fertig mit dem Blogeintrag, ob das eine gute oder schlechte Nachricht ist darf der Leser selber entscheiden.
Veröffentlicht am 27. Juli 2025 von
Andrea Stephani
… war der Plan. Noch mal fett in Grenada die Vorräte auffüllen damit der Bär nicht auf Entzug kommt aber wir waren wohl zu optimistisch. Bei Drucklegung des Artikels wird es wohl nicht mal bis Aruba reichen. Aber ja mei…So ist das Leben. Alter Süchtling.
Erst werden in tätiger Trägheit die letzten Arbeiten an Schiff und Segel erledigt, dann kommt das Highlight von Trinidad, nämlich der Oscar reife Auftritt von Michael Stephani beim Ausklarieren,
Wie im Theater, Nochmal durchatmen, Toitoitoi, und durch durch den Vorhang, bzw. durch die Tür der Zoll- und Einwanderungsbehörden.
Ein breites Lächeln und einen betörenden Blick wirft er den beiden Damen am Schalter zu, und hebt zur Verdeutlichung des Ernstes der Lage sämtliche Papiere an, die er dabei hat, während ich mich unauffällig setze. Wir sind vorbereitet. Mit einer Fröhlichkeit und Leichtigkeit füllt mein Kapitän dann alle Formulare aus, die da sind, unabhängig von Grösse und Farbe, aber NIE ohne Blaupausenpapier. Dabei muss er an dem Stehtisch von links nach rechts und zurück, und die Hände über Kreuz und Knicks und tapferes Lächeln zu den Beamtinnen. Ein Tänzchen, dem man die dahintersteckende Mühe und Beherrschung nicht anmerkt. Respekt. Und wie gesagt oscarreif. In Schauspiel und Tanz. Es gab statt Applaus immerhin einen Stempel und dann schwimmen wir wieder.
Das Gefühl, wenn es unter den Füssen wieder wackelt kann man mit pures Glück beschreiben. Das tauschen wir gerne ein gegen Klimaanlage und Dusche. Es geht erst mal nach Grenada zurück. Die haben einfach die beste Schokolade, und ausserdem wollten wir mal nachschauen, ob die Wilden Eingeölten inzwischen sauber geworden sind. Sind sie, es gab ein lustiges Wiedersehen, und wir wurden aufgefordert, am Sonntag mitzumachen. Nein, Danke. Da hauen wir lieber ab, so schnell wir können…Auf zu den ABC Inseln! Noch zu erwähnen: Wie haben auf der Suche nach Kakaobohnen für den dritten Versuch Schokolade zu machen (Fail beim Trocknen, sigh) eine Muskatnuss und ein Schwein gefunden und ein Huhn haben wir in einer Bar verloren. Der Ballermanhut hat endlich einen würdigen Träger. Bald ist Carneval auf Grenada und da wird er der Babu sein mit dem tanzenden Huhn.
Also das muss ich noch vom Rückflug berichten. Hat mit der Segelreise jetzt nicht direkt was zu tun, aber mit fremden Kulturen und deren Eigenarten. Passt also doch irgendwie rein. Normalerweise mag ich ja so ein Gesuder über Mitreisende gar nicht, nach dem Motto: Ich bin ein soooo viel besserer und smarterer Flugpassagier, aber das war wirklich außergewöhnlich. Und erschwerend kommt bei der Berichterstattung hinzu, das für die Komik alleine eine Gruppe Inder zuständig war. Darf man das so pauschalisieren? Ja schon… war halt so. Alle anderen waren total unauffällig. Vielleicht kam diese Gruppe ja vom Land und ist noch nie geflogen, oder es war versteckte Kamera. Ich weiß es nicht. Schon beim Einsteigen war die Truppe in Hochform. Die räumen ganz in Ruhe ihr Handgepäck hoch, dann wieder runter, dann fällt ihnen ein das sie 10 Reihen zu weit gegangen sind. Also durch die Wartenden zurück. Und dann ach ja… hab was im Koffer vergessen, also wieder vor, macht ja nix, will ja keiner durch, wir haben es ja alle zum Glück nicht eilig. Einer bleibt auf dem Rückweg einfach stehen und redet auf einen älteren Herrn mit weißem Turban ein, der aber anscheinend schon schläft oder meditiert oder sich schlafend stellt um dem anderen nicht zuhören zu müssen (mein Verdacht) und eine ältere Frau setzt sich mal zum Ausruhen auf dem Gang hin (no Joke). Die Stewardessen sind schon nach 10 Min schwer gestresst, das Lächeln wirkt etwas gezwungen. Wir stehen und warten, daweil müssten wir doch nur bis Reihe 11. Da ist der Notausgang wo ich meine Beine ausstrecken kann. Und da ist auch das Klo. Und da haben wir natürlich Plätze in der ersten Reihe für den zweiten Akt, als wir endlich durchgekommen sind. Wir starten und gleich danach geht als Erstes ein Kanadier aufs Klo um zu zeigen wie man es macht:
Ist frei?, ja! dann Tür auf, rein, Tür zu, Zusperren, am besten hinsetzen, Geschäft machen, Hände Waschen, Aufsperren, Tür auf, raus, Tür zu.
Das sollten die Stewardessen mal in die Einweisung aufnehmen anstatt der Sache mit den Rettungswesten, die eh nie einer braucht, weil da kann tatsächlich an jeder Stelle der langen und komplizierten Reihenfolge ein Fehler passieren.
Auftritt Inder 1: Ist frei? Ja. Tür auf, rein, zusperren, Tür zu, Tür zu, Tür zu, TÜR ZU, T. Bam, bam ,bam, bam, bam, bam. Irgendwann merkt er dann doch das er Zusperren und Tür Zu vertauscht hat. Also: Tür auf, entriegeln, Tür zu. Zusperren (nicht schlecht). Wahrscheinlich stehend pieseln, Rüttel, rüttel, rüttel. Ach ja… Aufsperren nicht vergessen, Tür auf, Raus. Tür bleibt sperrangelweit offen.
Der Passagier DIREKT am Klo (Im folgenden „die arme Sau“, oder „ASAU“), gibt der Tür nen Tritt (Türtritt), damit sie zufällt und er nicht die vollgepisste Schüssel im Blick hat.
Auftritt Inder 2: Ist frei? ja. Tür auf, Tür zu….
Auftritt Inderin 3: Ist frei? Ja!. Tür auf… Schrei. Inder 2 pieselt gesichert stehend. Von dem Schrei aufgeschreckt macht er eine 45 Grad Drehung Richtung Inderin 2 und benetzt großzügig die Wände. Inderin 2 entgeht dem Strahl knapp und rauscht ab. ASAU Türtritt. Tür erstmal zu. Nach ner Weile dann Tür wieder auf. Inder 2 geht. Tür sperrangelweit offen. ASAU Türtritt.
Auftritt Inder 4 (der Herr mit weißem Turban): Kommt ganz langsam und vorsichtig den Gang runter. Ist wirklich ein Senior. Ist frei? Nein. Rüttel, rüttel, rüttel – warten – Rüttel, rüttel, rüttel – Pause – Rüttel, rüttel, rüttel. Wir müssen ihn dann bremsen. Irgendwann geht die Tür auf. Vorbenutzer mit seltsamen Blick raus, Inder 5 rein. Tür zu, absperren vergessen (zum Glück!)
Auftritt Inderin 3:Ist frei? Ja. Wartet (bin ja nicht blöd). 5 Minuten vergehen. Schlange aus 3 Indern. 10 Minuten. Schlange wächst auf 5 Inder. Von hinten nimmt sich der Inder der auf weißer Turban beim Einsteigen eingeredet hat ein Herz, geht vor klopft an. Keine Reaktion. Tür auf. Was für ein Bild. Der Alte sitzt auf dem Klo und schnarcht friedlich. Gemeinsam verfrachten sie ihn wieder auf seinen Sitz. Die Schlange windet sich dann langsam durch das Klo, bis der letzte das Klo verlässt. Tür sperrangelweit offen. ASAU Türtritt.
Auftritt Inder 5. Tür auf. Bleibt auf. Stehend pieselnd. Vielleicht gibt es ja in Teilen Indiens gar keine Klotüren. Wer weiß? ASAU Türtritt mit Nachdruck und unverständlichem Geschimpfe. Tür geht wieder auf auf. Inder 6 geht. Tür sperrangelweit offen. ASAU fluchend Türtritt.
Der Flug hat 9 Stunden und noch viele Türtritte gedauert, aber ich denke das langt als kleiner Einblick in das weitere Geschehen. Zumindest ist im Landeanflug keiner mehr auf dem Klo und ASAU kann seinen Fuß entspannen, dafür steht kurz vor dem Aufsetzen der erste Inder auf und holt sein Koffer aus dem Gepäckfach. Eine Stewardess macht eine Durchsage. „Bitte alle hinsetzen und anschnallen“. Keine Reaktion. Stewardess schnallt sich ab und presst den Inder wieder in den Sitz. Landung: Klick, klick, klick. Die Inder schnallen sich ab und stehen auf. Durchsage!!…keine Reaktion. Stewardess schreit durch die Gänge. Nach einer Weile sitzen zumindest alle wieder. Dann eine Durchsage, das der Flieger nur kurz stehen bleibt um auf den freien Rüssel zu warten. Bitte alle sitzenbleiben. Flieger bleibt stehen. Klick, klick, klick, klick. Alle Inder stehen auf. Alle Stewardessen schreien. Alle Inder rennen durcheinander. Es ist einiges geboten. Zum Glück hatten wir 4 Stunden bist zum Anschlussflug nach Trinidad, weil das Aussteigen….
Um drei in der Früh küssen wir die Gleda erstmal zärtlich auf den Bug und hauen uns hin. Ich bin so fertig, ich träum nicht mal von Indern. Die Hitze am nächsten Morgen ist der Hammer, zwar mit 30 Grad um 10 Grad kälter als in Europa, aber mit 100% Luftfeuchte und Null Luftbewegung. Meine Brille beschlägt bei Sonnenschein. So ich suder schon wieder, tststst… Also, ein paar Kleinigkeiten sind noch zu tun. Man lernt dazu. Die Verlängerung der Werftliegezeit von 6 Tagen auf 15 Tage passt genau:
Wassermacher warten (Ölwechsel, Impellerwechsel, Vorfilterwechsel). Impeller war ziemlich am Filter. Jetzt schnurrt er wieder. Brauchen werden wir ihn während der Regenzeit kaum. Hier duscht es jetzt regelmäßig und unser Dach sammelt brav Wasser.
Elektrik. Ein Solarpanel umverlegen. Einen Anschluss an eigenem Solarregler machen für ein riesiges Zusatzpanel das bei Strommangel zeitweise hinten an den Pod gehängt wird.
Windfahne durchdenken und Blöcke zur Pinnenstange anbringen. Ich hoffe wir brauchen die Windfahne nie. Ist eher für den Notfall wenn ein Blitz die Batterien zerfetzen sollte und der geliebte Autopilot tot ist. Eigentlich sollten wir die auch mal Testen. Mal sehen
Klampen schleifen und ölen. Gaffeln neu streichen
undichtes Fenster am Navitisch rausmachen und mit Coosa zumachen.
gammlige Führungsrinnen der Einstiegsschotts mit Coosa ersetzen.
Leder auf die Seiten vom Cockpit kleben wo immer alles so grindig vom anlehnen und hinpatschen ist. Das Leder ist übrigens aus Klosterneuburg. Genau das Gleiche aus dem die Handtasche von Andrea ist. Hat uns die Kati von der Rumpeltasche netterweise geschenkt.
Alle Wasserkanister reinigen.
Überhaupt putzen, waschen etc….
Segel vom Segelmacher holen und wieder anschlagen. Die Segel sind wirklich schon ganz schön derhaut und dünnhäutig und da haben wir gesagt – gut da müssen für den Pazifik jetza neue her und ich hoffe das klappt mit Hertsellung plus Lieferung im September von Thailand nach Kolumbien.
Derweil räumt Connor im Gerümpel des bis zur Decke vollgestopften Kellers von Klosterneuburg rum. Andrea spendiert den beiden demnächst mal nen Sperrmüllcontainer vor die Tür. Was sich da alles ansammelt, da hilft nur beherztes Wegschmeißen. Warum kauft man eigentlich den ganzen Scheiß? Auf dem Schiff haben wir alles was wir brauchen und das ginge zehnmal, ach was zwanzigmal in unseren Keller. Wir nehmen uns ganz schwer vor nicht wieder so viel Mist zu kaufen, wenn wir mal groß sind und sesshaft werden. Höchstens eine Badewanne, einen Pizzaoffen, einen Kaffeeröster, einen Esel, einen Hund. Essentials halt. Und dann hat der liebe Connor noch einen sensationellen Hammer rausgehauen. Kann man sich nicht ausdenken. Beim kruschteln hat er bei Andreas Sachen eine Kiste mit alten Fotos gefunden. Eins davon schickt er mir gleich per Whatsapp. „Schau mal Papa, wie jung du da warst und ehrlich, du musst Dir wohl nie Sorgen machen, ob der Ben von Dir ist. Auf dem Foto schaut ihr euch voll ähnlich“.
Dem aufmerksamen Leser fällt natürlich die Bildunterschrift auf. Es handelt sich hier um Christioph den Ex von meiner Frau, der meinen Sohn wohl so ähnlich sieht. Connor darauf „Ups“. Wir lachen uns schlapp. Der arme Connor hat drei Stunden lang geglaubt wir haben jetzt Krise und Scheidung. Aber da bin ich tolerant. Auch andere dürfen gutaussehend sein und deshalb in das wohl immer gleiche Beuteschema meiner Frau fallen. Und sorry Christoph…so geile Kinder trau ich mir nur selbst zu 🙂
Morgen geht’s ins Wasser und am Freitag ist Schokowind, sprich günstiger Wind nach Grenada um die Vorräte aufzufüllen.