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Kategorie: Allgemein

Votre sortie est A12…

20 minutes avant le départ s.v.p. Damit geht Andrea in Martinique einkaufen. Als sie noch am Flughafen am CheckIn gearbeitet hat musste sie ein paar Brocken Französisch lernen. Und das muss halt jetzt erst mal langen. Wenn man eigentlich ein Baguette kaufen will und sagt „Mettez votre baggage sur la balance s.v.p“, dann funktioniert das auch manchmal, wenn man auf das richtige zeigt und nur sein bestes Bodenpersonallächeln aufsetzt und auf einen toleranten Franzosen trifft. Wir üben. Also von vorne…

Die Überfahrt von St.Lucia nach Martinique war quick and dirty… Ziemlich starke Christmas Trade Winds haben eingesetzt mit 25 bis 30 Knoten aus NO. Wir mussten ganz, ganz, gaaaanz hart am Wind segeln, pfuhhh. Ein Geschepper und Gewackel ist das, ned schee. Zu hart für mich (müde, verspannt, grimmig) und auch für eins der übrigen Fenster (alt, wacklig, unmotiviert) das gleich mal das Handtuch geschmissen hat und da stand natürlich mein neuer Laptop drunter. Ruhe er in Frieden. Als Genußsegler ist es mir überhaupt ein Rätsel wie manche Leute freiwillig längere Strecken gegen den Wind segeln. Zum Beispiel von Osten kommend um Kap Horn. Ich merke langsam ich bin aus einem ganz anderen Holz geschnitzt – Balsa. Lieber gechillt mit Rückenwind.

A propos gechillt. Also wir sind wirklich kompletto ohne Vorurteile und Vorkenntnisse nach Martinique gefahren. Klar ich wusste, das gehört zu Frankreich, aber sonst ein leeres Blatt Papier. Jetzt errät der geneigte Leser schon, das mir die Franzosen da nicht nur Liebesgedichte draufgeschrieben haben. Also… Angekommen sind wir in St. Anne, so ein kleines Nest in einer riesigen Bucht. Tausende Schiffe vor Anker ist keine krasse Übertreibung. Hier mal das erste Suchbild des Blogs „Finde die Gleda“, hab später noch eins das leichter ist.

Der erste Eindruck ist ja super wichtig heißt es. Und ich muss sagen, liebes Martinique das war erst mal nix (keine Angst wir kommen am Schluss noch richtig gut zusammen). Jetzt haben die Franzosen natürlich schon a bissi Pech gehabt, das ich so eine gewisse Erwartungshaltung hatte was Kaffee anbelangt. Hallo? Frankreich? Caffe au lait? Die Vorfreude war groß. Umso ernüchternder dann die Realität. St. Anne und die anliegenden Strände sind echtes Touristenhochgebiet und im Umkreis von 10 km bin ich alles abgelatscht. Unfassbar, in keinem Restaurant und keiner Strandkneipe gab’s einen gescheiten Kaffee. Ja bitte was saufen die Franzosen denn da im Urlaub? Weil…es sind hier fast nur Franzosen die Urlaub machen. Also in jeder Pommesbude gibt es hier das gleiche. Wein (Bier auch), Schampus, Entrecote, Hummer, Pommes…no joke! In der Pommesbude! Die Preise sind gesalzen, nix unter 30 Euro. So viel zu Stereotypen. Aber warum bitte keinen Kaffee? Hier mal ein Bild… Franzosen ordern Schampus und Langusten in der Pommesbude.

Aber da! Ein Strandrestaurant wirbt mit „Capuccino“. Die Hoffnung ist der Regenbogen über dem herabstürzenden Bach des Lebens (Nietzsche hat wohl auch mal Kaffee gesucht). Ich nix wie rein: „Un Capuccino s.v.p“. Die Bedienung sieht mich an, als ob ich sie gefragt hätte ob ich ihr die Brüste massieren darf (mein Französisch ist so lala). Der Zeigefinger geht hoch, die Mundwinkel runter: „Non messieur!“. Ja, aber… steht doch auf der Karte sage ich. Sie darauf: Ja schon, aber sie macht das nicht. Weil -und jetza kommt der Hammer- die Italiener haben keine Ahnung von Kaffee und die Schlagsahne ist eh aus. Das ist so krass, da fällt einem gar nix mehr ein. Aber sie bietet mir gnädiger Weise an, obwohl ich keine Ahnung habe, das sie mir einen Caffe au lait macht. Etwas verunsichert sage ich zu und sie zieht mit an einem vernichtenden Blick ab. Meine Erwartung nach der Ansage mit der Schlagsahne war nicht groß, aber was dann da auf meinem Tisch in einem Plastikbecher landet entzieht sich jeder Beschreibung. Spülwasser Hilfsausdruck. Ich kipp die Säure in den Sand und hau ab so schnell ich kann, bevor sie mich fragt wie ich den Kaffee finde. Die Diskussion wär nicht gut für die deutsch-französische Freundschaft.

Auch sonst fehlt hier einfach etwas das karibische Flair. Ist ein bisschen wie Wannsee mit Palmen und anstatt Berliner hat es Pariser die jeden Tag um 8:00 ihr Strandtuch an die selbe Stelle platzieren. Nur der Sonnenuntergang …. top

Das mit der Laune hängt wohl schon etwas mit den pauschalurlaubenden Parisern zusammen. Ich hab das mal recherchiert und tatsächlich…Paris wird fast als unfreundlichste Stadt der Welt (nach Moskau) geführt. Na servas und ich bin ja die Wiener Warmherzigkeit gegenüber Fremden gewöhnt, lol. Aber das erklärt noch nicht, warum auch unter den Einheimischen ein Haufen Zwiederwurzen sind. Zweimal sind wir ganz übelst beschimpft worden, wo wir nur neben der Straße spazierengegangen sind bzw. im Berufsverkehr keine ausreichende Lücke für die durchrasenden Motorräder gelassen haben.

Mir mussten eh Einkaufen und wollten ein gescheites Sylvesterfeurwerk sehen, also san mir von den Grantlern weg nach Fort de France, der Hauptstadt. Und jetza… obwohl Hauptstadt (Großstadt wär übertrieben), auf einmal passt der Schuh. Alle sind ganz freundlich und! es gibt super Kaffee. Du glaubst es kaum. La vie en rose. Bernard heißt mein neuer bester Freund. Er röstet die Bohnen selber! Ich bin total versöhnt und darf sogar mitarbeiten. Zweimal werde ich zum Milchholen in den Supermarkt geschickt, weil – wie wohl weltweit- kein Personal zu bekommen ist im Gastrobereich. Bernard macht einen total überarbeiteten Eindruck, aber versorgt uns alle tapfer mit bester Ware. Also latsch ich auch liebend gerne los und fürs Laufen bekomme ich meinen Caffee sogar gratis.

Mann kommt ins Ratschen bei der engen Zusammenarbeit. Mein Chef will wissen wie mir denn Martinique gefällt? Überhaupt und im Vergleich mit Tobago und St. Lucia. Und da muss ich schon bei der Wahrheit bleiben und erzähl im von dem deutlich niedrigeren Stresslevel auf den andern Inseln. Und er meint, das ist tatsächlich der französische Festlandsgrimm. Nicht nur die Urlauber sondern eben auch ein paar Einheimische. Ja, aber warum sind dann in Fort de France alle netter? Er grinst. Fort de France… 80% Schwarz, 20% Weiß. In St. Anne ist das Verhältnis andersrum (siehe Pommesbude). Tobago 97% Schwarz, St. Lucia auch ganz färbig. Ob mir was auffällt? Na bumm. Ich merke an, das das leicht unkorrekt ist gegenüber meiner zarten Hautfarbe. Er grinst. Ist halt so. Sind kulturelle Unterschiede. Aber um ehrlich zu sein meint er, die schlechte Laune von manchen Weißen „färbt“ auch auf manche schwarze Grantler ab – Huahahahaha. Rätsel gelöst. Jetzt hier passend zum Thema gleich das nächste Suchbild: „Finde den Schwarzfahrer“.

Wer hat es erraten? Es ist der als Schwarzfahrer gut getarnte Herr im Vordergrund. Ich war einfach zu blöd das mit dem Ticket zu checken. Die Automaten waren hin und die anderen hatten irgendwie ne App… bin aber nicht erwischt worden. Grins.

Am 31. Abends check ich mal das Internet, um wieviel Uhr das Feuerwerk stattfinden soll (Morgens sind wir angereist). Ich muß mir die Augen reiben. Das Neujahrsfeuerwerk ist am 30.12. Ja spinnen die denn? Verpasst… Und wirklich wir grillen Neujahrsburger in absoluter Stille. Nicht eine Rakete.

Vier Tage später dann bekommen wir Info von einem einheimischen Segler neben uns. Die Küstenwache war da. Alle Schiffe müssen weiter nach Norden in die Bucht, weil…es gibt über uns auf der Festung ein fettes Feuerwerk. Wir fragen was da gefeiert wird? Nationalfeiertag, oder so? Ne, ne sagt er „C’est compliquee“. Das ist das Neujahrsfeuerwerk von vor einem Jahr das ausgefallen ist und das wird jetzt wiederholt. Ich: „Das von vor 5 Tagen?“. Er: „Nein das von 2023. Das von vor 5 Tagen ist auch ausgefallen und wird nächstes Jahr wiederholt“. Das habe ich mir nicht ausgedacht, Klabauterehrenwort. Vielleicht haben die ein paar Berater aus der Berliner Lokalpolitik. Aber wir haben uns natürlich gefreut. Die Bucht war dann auch rammelvoll mit Motorbooten von der ganzen Insel. Zwei haben aus Platzmangel an der Gleda links und rechts festgemacht und jeder hat seine eigene Mucke auf volle Pulle gedreht um das Konzert am Strand zu übertönen. Nichts für schwache Nerven.

Der Morgen danach… vielleicht haben wir es zu gut gemeint und die Gleda etwas zu weit nach Norden versetzt wo das Kreuzfahrtterminal ist. In der Nacht haben wir nämlich einen neuen Nachbarn bekommen. Schluck.

Man sieht gleich: „Britannia rules the sea“. Waren auch nur nette Briten an Bord. Überhaupt sind die Schiffe lustig sortenrein gepackt. Einen Tag später war die Aida da und hatte eine Ladung Sachsen dabei. Die Briten hatten den Carefour schon leergekauft und wir konnten folgenden Satz vernehmen: „Nu do gibt’s ja na nischt. wie bei ins früher“. Schön.

So was noch? Knossi ist gut angekommen. Es gibt ein abgemergeltes Bild von ihm in der Bild. Sanson von Tobago schreibt uns immer noch jeden Morgen und jeden Abend. Ich denke da fahren wir noch mal vorbei. Und jetzt noch ein paar Bilder mit netten Menschen von unseren Spaziergängen in Fort de France und ganz am Ende die Bucht von Couleuvre, ganz im Norden. Martinique verabschiedet sich mit einem echten Paukenschlag. Unfassbar! schön… Unbeschreiblich.

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Check Check

Ich hör mal in mich rein, ob wir auch nix vergessen haben. Der Winter war lang. Wir haben ihn genutzt: Hier ein paar Beispiele: neue Pässe, Impfungen gegen alles (alles!), Schweinefüße aufschneiden und wieder zunähen (ob wir das je brauchen? aber vielleicht verletzt sich ja mal irgendeine Sau), fette-fette-viel zu fette Bordapotheke zusammenstellen und Auslands KV abschließen (Ja! Ich schäm mich für meine restdeutsche Überabsicherungsmentalität, aber ich kann nicht anders. Was einmal genetisch versaut ist, lässt sich durch Prügel alleine nicht mehr korrigieren (Gerhard Polt)).

Verkauft ist die Vespa und der treue Ford Transit Werftbus. Der Dacia bringt nur noch uns und fui zfui Graffei nach Griechenland und bleibt dann da in der Sonne von Lefkas bei unserer lieben Freundin Natalie. Einiges zum Um- und Anbauen haben wir auch dabei. Da mach ich dann Fotos wenn wir es einbauen. Der Rasen ist gemäht (warum hab ich das gemacht??) und ein Kind ist verheiratet. In 10 Tagen ca. sind wir bei der Gleda. Ihr geht es gut, wir haben ein aktuelles Foto in der Wharram Facebookgruppe gesehen. Gleda und Seppi wir kommen!

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Den Gipfel im Blick

Man kennt das. Beim Anstieg auf einen hohen Berg ist man voller Kraft und motiviert bis in die Fußspitzen. Gegen Ende in der sengenden Hitze macht der Aufstieg natürlich auch noch Spaß, aber man freut sich schon auf den Gipfel und die Berghütte. Da gibt’s an Kaiserschmarrn und ein kühles Getränk. Also, ich sehe gerade den Gipfel vor mir. Bis jetzt haben wir ja nur zerlegt. Als letztes den hinteren Beam. Er ist draußen und Andrea hat ihn bei 37 Grad im Schatten von der grauen Pappfarbe befreit. Wenn, ja wenn der Beam jetzt verglast ist und wieder eingebaut, ja dann kann mit dem Decksaufbau wieder angefangen werden. Das ist doch der Gipfel. Ich bin aber auch nicht blöd und kenne das vom Bergsteigen, man sieht den Gipfel und kurz bevor man oben ist merkt man… Mist der war es noch nicht. Da geht’s noch mal kurz bergab und dann erst zum richtigen Gipfel. Wir werden sehen. Es gibt auf jeden Fall keinen Weg zurück. Die Werkstatt ist komplett nach Italien umgezogen. In der Garage wird nix mehr gebaut. Ab jetzt geht es also bergab. Das hört sich erst mal nicht so toll an, aber da unten ist ja das Meer. Ich kann es schon fast sehen.

Ab nach Italien.

Der hintere Beam ist mehr Arbeit als Nummer Eins und Zwo und dreieinhalb. Die Baderampe, die in der Garage entstanden ist passt nicht ganz in die Aufhängung (arghh) und muss angepasst werden. Und bei den beiden vorderen Beams hab ich ja die Sicherungspins durch vertikale Sicherungen unter dem Beam ersetzt. Das trau ich mich hier nicht. Der hintere Beam nimmt einfach viel mehr Kraft auf. Sollte da mal ein Seil reißen -zack-, hält der Pin wenigstens noch etwas den Beam fest, hoffe ich. Also werden A4 Stahlrohre in den Beam, und A4 Rechteckprofile passend in die Beamlager epoxiert. Das geht nur wenn der Beam in den Lagern liegt…Millimeterarbeit. Auch die Beamauflager waren nicht ganz bündig. Ein Punkt an dem schon viele Erbauer verzweifelt sind. Meine Hirnidee: Ich senke den Beam mit den UHMWP Auflagern in ein Epoxybett und schon sind alle Lücken weg… Nicht kapiert? Ich mach Fotos wenn es soweit ist und wie es schiefgeht (lol).

Jaaaa…das letzte Mal der Kampf gegen die graue Pampe

Andrea macht also den Beam nackig. Derweil schleif ich weiter Kanten am Schiff auf der Suche nach Fäuleproblemen ab. Auch eine undankbare Arbeit. Kante abschleifen, gucken ob Holz ohne Glasfaser (meistens sieht man es an Rissen in der Farbe), ausspachteln, verglasen, wieder anmalen. Sieht aus wie vorher. Sieht aus als ob man nix gearbeitet hätte. Keiner wird das würdigen, so wie das verglasen der Beams. Nur wir wissen: Da verfault nix mehr. Viel Arbeit für den Seelenfrieden eines Pedanten. Es gibt natürlich auch andere Typen von Bootsbauern, entspanntere, lockerere und glücklichere. So wie Gerhard von der „Lady of Vienna“ hinter uns. Eine Pahi 42 die er 22 Jahre lang selber gebaut hat. Der Mann ruht in sich und grübelt wahrscheinlich nicht Nächtelang über Wasserströme die sich bösartig ihren Weg in das Holz suchen, sondern geht fröhlich Segeln. Was ist nur los mit mir?

Überhaupt haben wir ein Riesenglück mit der Wharramcommunity und allen anderen in der Marina Stella. Hinter uns wie gesagt der immer entspannte Gerhard. Zwischen Gerhard und den lieben Schöllers von der „Rishu Maru“ hat die „Indigo“ einen neuen Besitzer gefunden der sie jetzt lieb hat. Marcel ist 31 Jahre jung, eine Frohnatur und restauriert gerade die Narai um später darauf zu leben. Voller Elan will er sie im November segelfertig haben um mit den Winterstürmen nach Griechenland zu segeln und die selbigen Stürme am Anker aussitzen. Dass er noch nie gesegelt ist soll kein Hinderungsgrund sein. Väterlich versuchen wir ihn zu einer Abfahrt im April zu überreden ohne ihm seinen tollen Elan zu nehmen. Nicht ganz uneigennützig. Mit ihm macht es einfach viel mehr Spaß auf der Werft. Derweil haben Yvonne und Armin mit der Moana die Werft mit Ziel Weltumsegelung hinter sich gelassen. Sehnsüchtig sind wir alle am Steg gestanden und haben hinterhergewunken.

Die Temperaturen steigen derweil auf satte 37 Grad. Ein ganz prima Zeitpunkt um sich dem Neuanstrich der Rümpfe zu widmen. Über den Farben haben wir (na ja OK ich, Andrea fand alles „passd scho“) ca. ein Jahr gebrütet. Immer wieder bin ich mit ner Farbpalette in die Sonne gelaufen um Farben zu vergleichen. Fröhlich karibisch war das Motto. Am Anfang haben wir Türkis und Gelb toll gefunden und deshalb den Spinnaker gleich in den Farben bestellt. Ein Fehler. Herausgekommen ist nämlich Grün, Gelb und Rot. Ragga, Ragga. Hat glaub ich keiner. Manchen gefällt es super, andere schweigen betreten. Jetzt gibt es für die Anordnung dieser Farben natürlich unendlich viele Permutationen. Ich fand Gelb macht das Grün leuchtend und wollte oben einen gelben Streifen. Andrea fand da muss ein Abschluß her den man sieht, also Rot. Also hab ich als guter Gatte nicht wiedersprochen und wir haben oben Rot gemacht. Dann noch einen Streifen Rot-Gelb-Rot. Halt! Nein… sieht aus wie die spanische Flagge. Also Gelb-Rot-gelb. Immer wider Abkleben, malen. Schichten werden immer dicker, das kann nicht gut sein. Die Farbe zieht in der Hitze Fäden wie Zuckerwatte. Andrea findet jetzt langts. Irgendwie war ich nicht happy. Hab aber die Klappe gehalten. Zu wenig Gelb/Grün Kontrast. Hab die ganze Nacht gegrübelt. Am nächsten Morgen fragt Andrea „Na gefällts Dir noch?“. Ich:“ Ähh , na ja“. Sie: „Also echt. Dann mach ich jetzt nix mehr. Such Dir was aus und so machen wirs“. Das wollt ich jetzt auch nicht. Dann der Geistesblitz zur Abwendung der Ehekrise. Unten noch ein gelber Streifen zum Grün. „Toll, Wahnsinn“. Wir liegen uns in den Armen. Es ist geschaft. Ich finde es manchmal anstrengend ich zu sein. Andrea auch.

Und dann haben wir auch mal echt Glück gehabt. Die Gasflaschen waren (in völligem, krassen Wiederspruch mit der amtlichen DIN EN ISO 10239. Jahaha…da nimmt es der deutsche Ingeniör genau) in dem komplett luftdichten Kompartment hinter der Kombüse verstaut. Ein echter Albtraum. Propan/Butangas (sinkt ab) kann da nicht entweichen. Ein kleiner Funke und Bumm! Ade liebe Gleda. Bei der Überfahrt hab ich immer mal gerochen. Und jetzt in der Marina war die Flasche meist zu und wir haben es einfach ignoriert. Neu kommen die Gasflaschen ja neben den Pod mit Ablauf nach unten. Und dann sagt Andrea, der kleine Kanarienvogel, „Hier riechts doch nach Gas“. Und tatsächlich. Deckel auf. Das ganze Abteil voll bis oben mit Gas. Die Flasche war zu. Vielleicht war der Regler defekt. Ganz ganz vorsichtig haben wir mit einer Luftpumpe leergepumpt bis wir uns getraut haben einen Ventilator raufzustellen. Ich hab da echt Respekt vor. Gas und Benzin. Den Mist hätte ich lieber gar nicht an Bord. Irgendwann wird auf elektrisch umgestellt. Der einzige Weg die Gleda zu versenken ist halt Feuer. Ein Loch im Rumpf ist ned so schlimm. Gleda ist unsinkbar, aber nicht unbrennbar.

Was haben wir sonst noch gemacht? Den hinteren Alubeam neu bemalt und endgültig wieder eingebaut. Da ist es wieder das „hier kommt der Gipfel“ Gefühl. Andrea hat ein Netz (Dyneema) für die Rampe gebastelt. Gar nicht so einfach das ordentlich mittig zu machen. Andere nehmen hier, man kennt das, ein billiges Fischernetz und tackern es hin. Wenns kaputtgeht kommt halt ein neues. Unseres ist Dyneema und ganz toll und supi und Spitzentechnologie vom Feinsten und hält in der Theorie für immer. So ist es halt. Ausserdem habe ich begonnen die undichten und defekten Luken gegen Deckel auszutauschen die wirklich wasserfest sind. Alle Lukendecke (7 Stück) am Schiff werden neu und besser gegen Grünwasser geschützt. Entweder sind sie am verfaulen (nicht verglast) oder undicht.

Jetzt gehts heim (nein halt…es geht nach Klosterneuburg. Gleda ist jetzt das Zuhause) für ein paar Tage und dann mit Volldampf weiter.

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Auf die Plätze fertig…

Gleda lag also in Cartagena. Wir waren ja ein paar mal da um zu sehen ob Gleda nicht ohne uns vor sich hingammelt (nur ein bisschen). Und ich muss sagen, Cartagena ist wirklich schön. Die Altstadt toll und unvergesslich die Semana Santa mit den ganzen Kapuzenprozessionen. Sehr mystisch. Aber Gleda musste da weg. Aus dem Wasser raus, damit ich alles zerlegen kann. Damit ich meinem Fäulniskontrollzwang nachgehen kann.

Gleda fest verwurzelt in Ihrer Box im Yacht Port Cartagena

Unser Ziel war die Marina Stella bei Lignano. Von vielen (danke Werner) empfohlen, günstig und voll von Wharram Kumpeln die mehr, weniger oder gar nicht mehr geliebt werden. Vor allem, Schwups, in 5 Stunden von Wien aus erreichbar. Um dahinzukommen muss man halt fast das gesamte Mittelmeer durchqueren. Gleda war eigentlich so weit seetüchtig. Die Pinnenstange aus Esche hab ich durch ein Carbonrohr ersetzen müssen. Esche kann man beim gammeln, meist ausgehend von Bohrlöchern fast zusehen. Das restliche Eschenholz (Gaffeln, Pinnen) schien aber unter der Farbe OK zu sein.

Die Dramaqueens waren eindeutig die Motoren. Alter, solche Zicken. Wann sie ansprangen, oder besser einfach spontan ausgingen war nach Tagesform abhängig. Ich hab beide fast komplett zerlegt, gestreichelt, zugeredet. Die Vergaser ins Ultraschallbad eingeladen. Und dann liefen sie auch wieder. Dachte ich. Just in dem Moment wo es draufankommt, z.B beim Probetörn im Strömungskanal unter einer Hubbrücke -Aus. Selbst das sanfteste Gemüt möchte den Motor dann einfach ins nasse Grab schicken. Zum Glück hat uns der Wind sanft an eine Kaimauer direkt vor eine Bar gedrückt. Der Barman hat gleich ein Bierchen für die Nerven gezapft als er uns antreiben sah. Ich hab’s wieder und wieder versucht. Sogar einen Mechaniker bemüht. Nix zu machen. Das waren Tohatsu 9.8 Aussenborder, eigentlich gute Dinger, aber zu viele Jahre unbenutzt gewesen.

Im Mar Menor. Eine Kaimauer genau da wo man sie braucht…

Um als Segelanfänger (wir haben vielleicht in der Summe 3 Monate gechartert) durchs Mittelmeer zu fahren wären zuverlässige Motoren aber ned so schlecht. Das Mittelmeer ist nicht ohne. Entweder zu viel oder gar kein Wind und wenn zu viel dann von vorne sagt man (so schlimm wars dann nicht). Hilft also nix. Neue Quirls müssen her.

Von den Leistungswerten geht nix über die Yamaha 9.9 Schubmotoren. Ausgestattet mit einem Riesen 12 Zollpropeller und der passenden Übersetzung. Genau das richtige für Boote wie die Gleda. Das Problem: Haben nen Vergaser. Von Vergaserträumen bin ich schweißgebadet aufgewacht. Einspritzer von Suzuki haben einen guten Ruf. Wenn die Einspritzeinheit hin ist, kann ich es zwar nicht selber richten, aber meine Vespa ist in 13 Jahren niemals nicht angesprungen. Sogar bei -18 Grad und mit dem ganzen Ethanolzeugs im Benzin und die ist auch noch ne Italienerin und kein Japaner.

Timing war dann alles. Die Überführung nach Italien sollte so 6 Wochen dauern. Der erste Nachlockdownflug nach Cartagena war am 1. Juli. Andrea wollte am 15.Juli zum Ablegen nachkommen. Zwischendrin musste alles am Schiff geprüft, nachgezogen und wo nötig ausgewechselt werden. Ja und natürlich neue Motoren verbauen. Fast unglaublich, das da alles gepasst hat. Spedition hat pünktlich geliefert und auch noch die richtigen Teile (Fernbedienung, Seilzüge, Schubpropeller etc.). Noch unglaublicher, das ich es geschafft habe alles zu verbauen ohne Einzelteile im Hafenbecken zu versenken. Als beide dann auf die erste Millisekunde nach dem Drehen des Schlüssels angesprungen sind, war das ein bisschen wie Sex.

Links die Bitches, rechts Chuck Norris 1. 2 ist noch in der Kiste.

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Hallo Gleda

Ich glaube Gleda wollte zu uns kommen. Seit mich der Segelvirus bei einem Törn mit Freunden gepackt hat, habe ich immer mal nach Booten gesucht. War so eine Schreibtischidee. Wir kaufen uns ein Boot und segeln um die Welt. Ganz mutig hab ich die Idee Andrea erzählt. Die spontane Antwort: „Ja cool, bin dabei“.

Wharram Katamarane fand ich sofort genial. Günstig, simpel, Hippie und einfach schön (denken wir). Genau das richtige für alte Camper. Die Boote gibt’s aber nicht von der Stange. Entweder man baut selber oder kauft gebraucht. 2012 haben wir einfach mal testhalber als Familienprojekt eine kleine Wharram Hitia 17 gebaut. Fazit: Ist mehr Arbeit als man denkt.

Wharram Hitia 17
Wharram Hitia 17, der „Dude“. Ganz selber gemacht.

Jahrelang bauen fiel aus. Wir wollten ja Segeln. Das beste ist sicher gebraucht kaufen und dann so umbauen wie man es gerne hätte. Gebrauchte sind aber rar, obwohl die Weltmeere voll sind mit Wharrams. Das Boot soll ja ordentlich gemacht sein und sich auch noch irgendwo in Europa befinden.

Gleda kannte ich schon sehr gut. Neil hat fast täglich seine Baufortschritte gebloggt. Ab und zu hab ich das kommentiert. Einmal wohl auch nach dem Motto: Solltest Du je verkaufen ruf an. 2014 sind Neil und seine Freundin Gail dann in See gestochen mit Kurs Mittelmeer (alles im dritten Buch von Neil nachzulesen). Über Portugal, Gibraltar mit Endstation Cartagena. Dort lag Gleda dann als eine Art Hausboot für drei Jahre. Sie war so lange da, dass sie auf einem Panoramafoto auf der Hafenmauer von Cartagena zu sehen ist. Den beiden hats dort halt gefallen. Tja, bis sich bei Neil persönlich 2018 alles überschlagen hat und er gezwungen war das Boot, das er jahrelang selber gebaut hat verkaufen zu müssen. Und er rief an.

Damit rechnet man nicht, man hat ja nen Job und kann doch nicht einfach ein Boot kaufen. Das verpflichtet dann ja auch loszusegeln. Man muss sich drum kümmern, in Cartagena. Ein paar Jahre wollte ich schon noch hackln. Andererseits…die Gelegenheit kommt vielleicht nicht wieder und vielleicht sitz ich sonst noch mit 60 vor meinen Monitoren und schreibe Handelsalgos anstatt in Polynesien unter ner Kokosplame zu sitzen. Also hab ich tief Luft geholt, Neil angerufen und Gleda gekauft, Firma angerufen und um Vertragsauflösung in einem Jahr gebeten. Solange musste Gleda in Cartagena noch warten, aber wir haben sie oft besucht, damit sie nicht einsam ist.

erstes Probesegeln in Cartagena

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