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Kategorie: Refit

Den Gipfel im Blick

Man kennt das. Beim Anstieg auf einen hohen Berg ist man voller Kraft und motiviert bis in die Fußspitzen. Gegen Ende in der sengenden Hitze macht der Aufstieg natürlich auch noch Spaß, aber man freut sich schon auf den Gipfel und die Berghütte. Da gibt’s an Kaiserschmarrn und ein kühles Getränk. Also, ich sehe gerade den Gipfel vor mir. Bis jetzt haben wir ja nur zerlegt. Als letztes den hinteren Beam. Er ist draußen und Andrea hat ihn bei 37 Grad im Schatten von der grauen Pappfarbe befreit. Wenn, ja wenn der Beam jetzt verglast ist und wieder eingebaut, ja dann kann mit dem Decksaufbau wieder angefangen werden. Das ist doch der Gipfel. Ich bin aber auch nicht blöd und kenne das vom Bergsteigen, man sieht den Gipfel und kurz bevor man oben ist merkt man… Mist der war es noch nicht. Da geht’s noch mal kurz bergab und dann erst zum richtigen Gipfel. Wir werden sehen. Es gibt auf jeden Fall keinen Weg zurück. Die Werkstatt ist komplett nach Italien umgezogen. In der Garage wird nix mehr gebaut. Ab jetzt geht es also bergab. Das hört sich erst mal nicht so toll an, aber da unten ist ja das Meer. Ich kann es schon fast sehen.

Ab nach Italien.

Der hintere Beam ist mehr Arbeit als Nummer Eins und Zwo und dreieinhalb. Die Baderampe, die in der Garage entstanden ist passt nicht ganz in die Aufhängung (arghh) und muss angepasst werden. Und bei den beiden vorderen Beams hab ich ja die Sicherungspins durch vertikale Sicherungen unter dem Beam ersetzt. Das trau ich mich hier nicht. Der hintere Beam nimmt einfach viel mehr Kraft auf. Sollte da mal ein Seil reißen -zack-, hält der Pin wenigstens noch etwas den Beam fest, hoffe ich. Also werden A4 Stahlrohre in den Beam, und A4 Rechteckprofile passend in die Beamlager epoxiert. Das geht nur wenn der Beam in den Lagern liegt…Millimeterarbeit. Auch die Beamauflager waren nicht ganz bündig. Ein Punkt an dem schon viele Erbauer verzweifelt sind. Meine Hirnidee: Ich senke den Beam mit den UHMWP Auflagern in ein Epoxybett und schon sind alle Lücken weg… Nicht kapiert? Ich mach Fotos wenn es soweit ist und wie es schiefgeht (lol).

Jaaaa…das letzte Mal der Kampf gegen die graue Pampe

Andrea macht also den Beam nackig. Derweil schleif ich weiter Kanten am Schiff auf der Suche nach Fäuleproblemen ab. Auch eine undankbare Arbeit. Kante abschleifen, gucken ob Holz ohne Glasfaser (meistens sieht man es an Rissen in der Farbe), ausspachteln, verglasen, wieder anmalen. Sieht aus wie vorher. Sieht aus als ob man nix gearbeitet hätte. Keiner wird das würdigen, so wie das verglasen der Beams. Nur wir wissen: Da verfault nix mehr. Viel Arbeit für den Seelenfrieden eines Pedanten. Es gibt natürlich auch andere Typen von Bootsbauern, entspanntere, lockerere und glücklichere. So wie Gerhard von der “Lady of Vienna” hinter uns. Eine Pahi 42 die er 22 Jahre lang selber gebaut hat. Der Mann ruht in sich und grübelt wahrscheinlich nicht Nächtelang über Wasserströme die sich bösartig ihren Weg in das Holz suchen, sondern geht fröhlich Segeln. Was ist nur los mit mir?

Überhaupt haben wir ein Riesenglück mit der Wharramcommunity und allen anderen in der Marina Stella. Hinter uns wie gesagt der immer entspannte Gerhard. Zwischen Gerhard und den lieben Schöllers von der “Rishu Maru” hat die “Indigo” einen neuen Besitzer gefunden der sie jetzt lieb hat. Marcel ist 31 Jahre jung, eine Frohnatur und restauriert gerade die Narai um später darauf zu leben. Voller Elan will er sie im November segelfertig haben um mit den Winterstürmen nach Griechenland zu segeln und die selbigen Stürme am Anker aussitzen. Dass er noch nie gesegelt ist soll kein Hinderungsgrund sein. Väterlich versuchen wir ihn zu einer Abfahrt im April zu überreden ohne ihm seinen tollen Elan zu nehmen. Nicht ganz uneigennützig. Mit ihm macht es einfach viel mehr Spaß auf der Werft. Derweil haben Yvonne und Armin mit der Moana die Werft mit Ziel Weltumsegelung hinter sich gelassen. Sehnsüchtig sind wir alle am Steg gestanden und haben hinterhergewunken.

Die Temperaturen steigen derweil auf satte 37 Grad. Ein ganz prima Zeitpunkt um sich dem Neuanstrich der Rümpfe zu widmen. Über den Farben haben wir (na ja OK ich, Andrea fand alles “passd scho”) ca. ein Jahr gebrütet. Immer wieder bin ich mit ner Farbpalette in die Sonne gelaufen um Farben zu vergleichen. Fröhlich karibisch war das Motto. Am Anfang haben wir Türkis und Gelb toll gefunden und deshalb den Spinnaker gleich in den Farben bestellt. Ein Fehler. Herausgekommen ist nämlich Grün, Gelb und Rot. Ragga, Ragga. Hat glaub ich keiner. Manchen gefällt es super, andere schweigen betreten. Jetzt gibt es für die Anordnung dieser Farben natürlich unendlich viele Permutationen. Ich fand Gelb macht das Grün leuchtend und wollte oben einen gelben Streifen. Andrea fand da muss ein Abschluß her den man sieht, also Rot. Also hab ich als guter Gatte nicht wiedersprochen und wir haben oben Rot gemacht. Dann noch einen Streifen Rot-Gelb-Rot. Halt! Nein… sieht aus wie die spanische Flagge. Also Gelb-Rot-gelb. Immer wider Abkleben, malen. Schichten werden immer dicker, das kann nicht gut sein. Die Farbe zieht in der Hitze Fäden wie Zuckerwatte. Andrea findet jetzt langts. Irgendwie war ich nicht happy. Hab aber die Klappe gehalten. Zu wenig Gelb/Grün Kontrast. Hab die ganze Nacht gegrübelt. Am nächsten Morgen fragt Andrea “Na gefällts Dir noch?”. Ich:” Ähh , na ja”. Sie: “Also echt. Dann mach ich jetzt nix mehr. Such Dir was aus und so machen wirs”. Das wollt ich jetzt auch nicht. Dann der Geistesblitz zur Abwendung der Ehekrise. Unten noch ein gelber Streifen zum Grün. “Toll, Wahnsinn”. Wir liegen uns in den Armen. Es ist geschaft. Ich finde es manchmal anstrengend ich zu sein. Andrea auch.

Und dann haben wir auch mal echt Glück gehabt. Die Gasflaschen waren (in völligem, krassen Wiederspruch mit der amtlichen DIN EN ISO 10239. Jahaha…da nimmt es der deutsche Ingeniör genau) in dem komplett luftdichten Kompartment hinter der Kombüse verstaut. Ein echter Albtraum. Propan/Butangas (sinkt ab) kann da nicht entweichen. Ein kleiner Funke und Bumm! Ade liebe Gleda. Bei der Überfahrt hab ich immer mal gerochen. Und jetzt in der Marina war die Flasche meist zu und wir haben es einfach ignoriert. Neu kommen die Gasflaschen ja neben den Pod mit Ablauf nach unten. Und dann sagt Andrea, der kleine Kanarienvogel, “Hier riechts doch nach Gas”. Und tatsächlich. Deckel auf. Das ganze Abteil voll bis oben mit Gas. Die Flasche war zu. Vielleicht war der Regler defekt. Ganz ganz vorsichtig haben wir mit einer Luftpumpe leergepumpt bis wir uns getraut haben einen Ventilator raufzustellen. Ich hab da echt Respekt vor. Gas und Benzin. Den Mist hätte ich lieber gar nicht an Bord. Irgendwann wird auf elektrisch umgestellt. Der einzige Weg die Gleda zu versenken ist halt Feuer. Ein Loch im Rumpf ist ned so schlimm. Gleda ist unsinkbar, aber nicht unbrennbar.

Was haben wir sonst noch gemacht? Den hinteren Alubeam neu bemalt und endgültig wieder eingebaut. Da ist es wieder das “hier kommt der Gipfel” Gefühl. Andrea hat ein Netz (Dyneema) für die Rampe gebastelt. Gar nicht so einfach das ordentlich mittig zu machen. Andere nehmen hier, man kennt das, ein billiges Fischernetz und tackern es hin. Wenns kaputtgeht kommt halt ein neues. Unseres ist Dyneema und ganz toll und supi und Spitzentechnologie vom Feinsten und hält in der Theorie für immer. So ist es halt. Ausserdem habe ich begonnen die undichten und defekten Luken gegen Deckel auszutauschen die wirklich wasserfest sind. Alle Lukendecke (7 Stück) am Schiff werden neu und besser gegen Grünwasser geschützt. Entweder sind sie am verfaulen (nicht verglast) oder undicht.

Jetzt gehts heim (nein halt…es geht nach Klosterneuburg. Gleda ist jetzt das Zuhause) für ein paar Tage und dann mit Volldampf weiter.

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Langsam dem Sommer entgegen

Langsam, sehr langsam geht es derzeit vorwärts. Andere Dinge waren einfach viel wichtiger. Aber große Steine sind mit viel Mühe aus dem Weg gerollt und das macht jetzt die Bahn frei für die Gleda. Im Keller sind nur einige Kleinigkeiten entstanden, wie z.B. Rohlinge für die Bretter neben dem Pod, welche jetzt extra tiefe Kästen für die Gasflaschen bekommen. Da ich nicht am Schiff bin und keine Ahnung habe wie breit sie jetzt mit dem neuen Pod sein müssen hab ich nur schon mal vorgearbeitet. Auch ob die fetten Gasflaschenkästen zwischen Pod und Rumpf passen ist fraglich. Laut Plan – vielleicht. Man wird sehen.

Über das Dach vom Pod habe ich noch einmal sinniert und gemerkt, es muss weiter nach vorne. Daher brauchts noch einen Kragen für den Mast. Alle anderen Poddächer die man im Internet so findet haben ja auch einen und das hat wohl seine Gründe. Das Dach ist also auch fertig zum Transport. Wie es auf das Dach vom Bus passt wird wie gesagt noch eine Gaudi.

Mastkragen

Sonst hab ich immer mal ein paar Latten vom Deck abgeschliffen, ein bisschen Farbe auf den Pod geklatscht, Stahlteile für die Pinlager des hinteren Beams geflext und so Kleinigkeiten halt. Jetzt müss ma wieder in die Gänge kommen. ICH WILL SEGELN 🙂

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Ein Dach über dem Kopf

So langsam wird die Liste der Dinge die im Keller gebaut werden können kleiner. Die neuen Lukendeckel sind fast fertig und müssen nur noch am Schiff angepasst werden, also habe ich mir jetzt wieder den Pod vorgenommen. Das Maximale was im Keller gebaut werden kann. Passt gerade mal so rein. Der Pod selber ist schon ziemlich weit, aber das Dach fehlt noch. Laut Design gehört da auch kein Dach hin. Wharram selber macht das nix wenn die Sonne aufs Hirn brennt, aber ich bin da zarter besaitet. So ein Dach kann auch viel: Schatten spenden, Solarpanele tragen (über 600 Wh) und mit der Regenrinne Wasser sammeln. Aussenrum wird der Pod dann mit Stoff verkleidet und wir haben ein richtiges Wohnzimmer bei Regen.

Leicht und stabil sollte es werden. Stabil ist es, sebst ich kann drauf stehen ohne das sich was verbiegt, aber nicht so leicht wie gedacht. Ca 35kg. Das liegt an den Unmengen an Epoxy, die beim Handauflegen in den Schaumstoffkern und das 600er Biax Glas geflossen sind. Wahrscheinlich hätte man mit Vakuuminfusion 10 kg gespart, aber so was hab ich nicht daheim. So haben wir 2 Tage Epoxy angerührt und vergossen. Die Träger werden auch nicht aus Stahl sondern aus GFK Rohren. Die wiegen fast nichts (8kg weniger als Stahl!… ich muss jetzt echt aufpassen das ich nicht zwanghaft werde mit meinen Gewichtsersparnissen) und sind brutal stabil (getestet).

Bald kommt der Sommer und ich hoffe wir haben dann auch Zeit zur Gleda zu fahren. Wir vermissen sie schon 🙂

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Fleißarbeit oder der dämliche Perfektionismus

Viele der neuen Teile, welche im Keller in Klosterneuburg entstehen hätte sich ein weniger perfektionistischer Mensch sicher gespart. Schon der Ehrgeiz alles mit Epoxy/Glasfaser zu verkleiden ist nicht jedermanns Sache, da hier der größte Arbeitsaufwand steckt. Nach jetzt 12 Jahren seit dem Stapellauf findet man auf der Gleda hier und da ein verfaultes Teil, aber das wäre alles zu reparieren. Nicht für mich. Ich will das es ewig hält. Ich will das es leicht ist. Ich hab Zeit. Ich hab wohl ein Problem… Und das ganze Coosa Board will ja auch verarbeitet werden.

Auf dem Weg zum Ziel alle Aufbauten, also alles außer den Rümpfen und den Beams neu zu bauen, sind jetzt neue Motorkästen und Aufhängungen entstanden. Es war wie immer mehr Arbeit als gedacht, aber ich bin ganz gut im Zeitrahmen geblieben. Wie alles andere sind die Kästen mit den Aufhängungen jetzt etwas leichter (13kg pro Stück), absolut fäulnisbeständig und mit Liebe zum Detail gebaut an Stellen die nie das Sonnenlicht zu sehen bekommen und an denen es keine Sau interessiert.

Geändert wurde nur der Mechanismus zum Absenken der Motoren (jetzt wie im Plan) und die Kästen haben jetzt eine zusätzliche Arretierung, welche verhindert das die Motorkästen bei Rückwärtsfahrt ungewollt hochklappen und die Motoren Luft ziehen.

Die Arbeit macht noch Spaß, aber ich freu mich schon wenn es dem Ende zugeht und wir irgendwann mal Segeln gehen. Als nächstes kommen die neuen Lukendeckel, Rahmen dafür und dann wird der Pod fertig gebaut.

Die neuen Motorkästen

Und hier mal exemplarisch an den Motoraufhängungen wie der Bau eines jeden Teils vor sich geht…

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Der Kellermann

Im November krallen sich in Wien hartnäckige Nebelbänke über den Donauauen fest. Es ist nass. Es ist kalt. Es ist dunkel. Es ist mir egal. Denn: Ich bin der Kellermann. So nennt mich Andrea wenn ich aus meinem Erdloch auftauche. Da unten ist es immer gleich. Aus dem Lautsprecher dröhnt, Reggea, Blues oder was der Stimmung gerade entspricht. Die Bauscheinwerfer beissen sich durch den allgegenwärtigen Schleifstaub. An der Decke ranken sich Spinnweben. Ordentlich ist es nicht wirklich, aber ich weiß wo die Sachen sind. Ab und zu habe ich einen Mitbewohner. Ein Schmetterling hat es mit Zuckerwasser bis in den Oktober geschafft. Und eine italienische Stinkwanze war ein halbes Jahr zu Gast. Lustig sind die. Ihre Flugbahn entbehrt jeder Logik und wenn sie unvermeidlich irgenwo dagegenkrachen und auf dem Rücken liegen muss man sie wieder umdrehen. Nur auf keinen Fall kaputt machen… die Stinkwanze.

Der natürliche Lebensraum des gemeinen Kellermanns

Ansonsten… Es ist schon wieder passiert. Eigentlich sollte die Badeplattform lediglich repariert werden. Am Loch der Aufhängung ist Wasser rein und das Holz war verfault. Wie alle anderen Aufbauten (Motorkästen, Motorboxen etc.) ist auch die Rampe nicht verglast. Um das nachzuholen habe ich angefangen die Farbe abzuschleifen und die Werkstatt war sofort von fiesem Schimmelgeruch erfüllt. Verdammt. Es hat einfach keinen Sinn. Das Holz ist an mehreren Stellen vergammelt, wo die Löcher für das Netz gebohrt sind. Ich kapituliere und beschließe einfach eine neue Badeplattform aus Coosa zu bauen. Und Neue Motorkästen. Und neue Motorboxen. Und einen neuen Steg achtern. Und alles andere auch, das nicht verglast ist. Wie das helfen soll fertig zu werden weiß ich nicht, aber ordentlich oder gar nicht ist jetzt die Devise.

Glücklicherweise ist der Zeitaufwand jetzt nicht sooo viel größer beim kompletten Neubau, gegenüber Farbe runter und verglassen. Abschleifen des Vinylprimers ist eh eine Qual. Als Belohnung für die Müh dann die große Überraschung: Die neue Rampe aus Coosa statt Sperrholz wiegt MIT Glasfaser und Epoxy 5gk weniger als die alte. Und das, obwohl das Verglasen bei Bauteilen wie hier, mit geringer Plattenstärke ca 40% des Gesamtgewichts ausmacht. Am Ende werde ich mal überschlagen wieviel die Gleda jetzt wohl leichter ist. Ich schätze aber auf 200-300kg.

Neben der Rampe war ein Steg, der nicht in den Plänen ist, um ans Heck gehen zu können. Wichtig für römisch-katholisches Anlegen, oder an die Windfahne zu kommen. Ausgesehen hat er noch ganz gut, aber hallo, unglaublich schwer. Die Waage zeigt 45kg. Kanthölzer mit 7cm Kantenlänge sind da verbaut. Overengineering nennt man das. Passiert oft bei Teilen die man selber entwirft. Und an dem bin ich gerade dran, zusammen mit einer Gangway, die passgenau drunter verstaut werden kann. Der neue Steg kommt wohl so auf 15kg. Das Wunder der Kompositbauweise. Leichter Schaumstoff mit Biax Glass. Die Gangway ist mit Carbonresten verkleidet (nur 6kg) und kann unter dem Steg verstaut werden.

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Ich weiß was ich diesen Sommer getan hab

oder, damit ich nicht vergesse, was ich diesen Sommer getan hab. Manchmal scheint es, als ob nichts vorwärts geht. Alles zu dokumentieren hilft diesen bösen Gedanken vorzubeugen. Es ist einfach wie immer der Teufel im Detail.

Der erste Beam ist wieder eingebaut. Danke Alex für das nette Video

Der erste Beam wird wieder eingebaut

Projekt 1: Zweiten Beam verglasen
Wir haben den zweiten Beam rausgenommen und Andrea hat ihn abgeschliffen. Ein Wahnsinnsarbeit, da auf das Holz ein Vinylprimer aufgetragen wurde, der jede Schleifscheibe sofort verklebt. Danach alle Löcher, Risse verfüllen und das ganze rundrum mit Biaxglas verkleiden, wieder anschleifen und anpinseln. Außerdem wird gleich noch eine Lage Glas in die Beamkästen gelegt, vor allem die Kanten sind wie überall am Schiff etwas suspekt und haben teilweise offenes Holz.

Projekt 2: Coppercoat

… ein ganz großer Meilenstein. Untenrum ist die Gleda sozusagen fertig. Das alte Antifouling wurde mit Yachtstrip entfernt. Das hat ganz gut funktioniert. Der Vinylprimer ist aber wie immer hartnäckig. Den mussten wir dann per Hand bis auf das Epoxy bzw, den Epoxyprimer darunter wegschleifen. Die Kiele haben als Verstärkung eine extra Schicht Kevlar/Aramid und 2 Lagen Biaxglas verpasst bekommen. Das verdeckt ausserdem die vor langer Zeit abgeflexten Kupferschrauben mit denen früher wohl ein UHMW-P Kiel befestigt war. Die Schrauben sind ohne Epoxybett direkt im Sperrholz. Kein schöner Gedanke unter Wasser. Jetzt ist auf jeden Fall Ruhe.

Die Borddurchlässe für Salzwasser zum Händewaschen und Abspülen sind auch dicht gemacht. Verwenden wir nicht. Dann bin ich zigmal! um die Rümpfe gekrochen und habe nach loser/durchgeschliffener Glasfaser und Luftblasen unter der Glasfaser gesucht, diese verfüllt und ausgebessert. Es sollte ja dicht sein und das Coppercoat sich auch nicht ablösen wenn die Glasfaser drunter lose ist. Ich bin ganz sicher, das ich was übersehen habe.

Das Coppercoat kommt dann direkt auf das angeschliffene Epoxy, bzw. die alten Epoxyprimerreste in weiß. Das ist in jedem Fall wasserdicht, zusammen mit dem Coppercoat allemal. Hier noch mal Epoxyprimer drunterzugeben war nicht nötig. Der Rumpf war auch jetzt schon glatt wie ein Babypopo.

Für das Coppercoat musste ich in den sauren Apfel beißen und Gleda für 4 Tage in die Halle stellen lassen. Das Wetter war einfach zu unbeständig. Jeder Regen hätte das wasserbasierte Epoxy noch nach einem Tag wieder abgewaschen. Wir haben dann an je einem Tag in 7 Stunden einen Rumpf fertig gemacht. Je 5 Lagen Coppercoat (9 Liter pro Rumpf). Ich habe gemischt und ständig gerührt, damit sich die 2kg Kupfer die in einem Liter verteilt sind nicht absetzen und meine zwei Helfer haben aufgerollt. Die erste Lage haben wir mit den großen Rollen die von Coppercoat empfohlen werden gemacht, das war aber sehr dünn und eher ungleichmäßig. Der Lackierer hier vor Ort hat uns dann geraten, auf kleinere synthetische Mohairrollen (Rotanyl 6) umzusteigen und das war wirklich ein super Tip. Viel mehr Auftrag ohne das was verläuft oder absagt.

Sonst war halt das übliche. Kanten ohne Glasfaser etcpp und das Auflager für das Alurohr am Heck war auch suspekt. Hier wär sicher mal Wasser rein. Also Schleifer angeschmissen, alles runter. Epoxy und Glas drauf. Dicht…so wird ein Schuh draus.

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Beams und Ruder

Es ist mal direkt am Schiff was weitergegangen. Der Plan war den vorderen Beam komplett mit Biax Glas zu epoxieren und Farbe draufzuklatschen. Für jede Seite Epoxy habe ich ca. 4-5 Stunden vormittags gebraucht. Bei den Außentemperaturen momentan muss man auch bei sehr langsamem Härter früh anfangen. Manche Tage habe ich so um 6 in der Früh losgelegt um jede Sonne und Hitze zu umgehen. Jetzt ist er wasserdicht. Keine Fäulnis mehr an den Kanten. Sehr beruhigend finde ich. Das Loch für den Fixierungsstahlstab wurde mit Epoxy verfüllt. Auch hier hat das Holz schon zu modern angefangen. Damit die Beams nicht verutschen können befindet sich jetzt stattdessen and der Unterseite ein eingeklebtes Stahlrohr das später passgenau in einem Gegenstück im Beamkasten sitzt (das so passend zu machen wird noch schwierig).

Nachmittags habe ich mich dann der Ausbesserung der Kanten der Rumpfaufbauten gegewidmet. Und auch mal leise geflucht. Es sieht so aus als ob die oberen Kanten nicht wie im Plan vorgesehen mit Biax Glas plus Gewebe geschützt sind. Wenn dann nur mit Gewebe und an einigen Stellen hat es halt auch schon zu gammeln angefangen wo das Gewebe wohl aus versehen weggeschliffen wurde. Es hilft nix, aber die Kanten müssen wohl alle neu gemacht werden. So geht es öfter. Man denkt, das nur eine kleine Reparatur anliegt, öffnet den Patienten und die Wunde wächst selbständig wie ein Tumor. Daher sind auch Zeitpläne schwierig.

Auf der ToDo List stand auch die neuen Ruder in die Rümpfe einzupassen. Vor der Aufgabe hatte ich etwas Schiss und bin lange drum rum geschlichen. Es müssen relative große Löcher ins Heck geschnitten werden in welche die Epoxyblöcke an den Rudern eingeklebt werden. Irgendwann hab ich dann einfach die Säge angesetzt. Und was soll ich sage – es passt ganz gut. Nicht perfekt, aber ganz gut. Die Ruder sind eingeklebt und dann wieder in der Mitte der Blöcke abgesägt. Hier und da muss das Heck noch etwas begradigt werden, aber ich denke es wird. Zumindest sind die Löcher perfekt zueinander angeordnet und einer Flucht.

Im vorletzten Bild sieht man auch ganz gut, das das Heck oben einen Knick macht. Die Lücke zwischen Ruder und Heck ist oberhalb der Wasserlinie aber nicht schlimm. Hauptsache die Gelenke sind auf einer Gerade.

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Pod Layout

Es geht langsam mit dem Pod voran. Ist natürlich wie immer mehr Arbeit als gedacht. Tja. Der Stauraum unter den Bänken muss zum Beispiel wasserdicht sein, da ein Haufen Elektronik hier Ihren Platz findet. Dafür liegen die Bankdeckel auf Rahmen, die eine Regenrinne außen rum haben und in den Pod entwässern. Viel Arbeit. Backbord werden die Lithiumbatterien, das Batteriemanagementsystem, die MPPT Solarregler, und die Hauptverteiler eingebaut. Steuerbord ist Platz für einen Wassermacher und eine Kühlschublade vorgesehen. Für eine größere Kühlbox ist nicht genug Höhe und man muss immer den Deckel anheben um an die Box zu kommen, daher lieber eine Schublade.

Wasserablauf um den Rahmen
Pod Layout

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Das Herz von Gleda

Die ersten Wharram Katamarane waren komplette Open Bridgedeck Designs. Wie bei den polynesischen Vorfahren brennt einem da die Sonne ungebremst auf den Kopf. Für die Tiki 38 hat James Wharram dann auf drängen der Hirnverbrannten auch einen Pod entworfen, aber wieder nur mit niedrigem Dach über der Wachkoje, da sich das sonst anscheinend mit seinem ästhetischen Empfinden beißt. Als Folge hat fast jede Tiki 38 einen einzigartigen, an die eigenen Ansprüche angepassten, selbst entworfenen Steuerstand. Meistens nicht schöner als das Original, aber praktischer. Das ist wichtig, denn egal ob beim Segeln oder vor Anker, die meiste Zeit verbringen wir im Pod. Das Design von Neil habe ich eigentlich als sehr smart und auch schick empfunden. Hinten eine Bank zum sitzen. Vorne eine geschützte Hundekoje und ein Dach gegen Sonne und Regen.

Auf den mehrtägigen Nachtfahrten durchs Mittelmeer haben wir gemerkt, dass wir die Koje eigentlich nicht brauchen. Zu zweit geht einer runter in die Kufe zum knäcken und alleine habe ich mich eh lieber auf die Bank gelegt um sofort den Kopf oben zu haben. Das Dach mit geschlossener Verkleidung rundrum macht sowieso den ganzen Pod zur Kabine. Auch sonst hat es sich etwas beengt angefühlt. Wir wollten lange Bänke und einen großen Tisch.

Auf die Idee einen neuen Pod zu bauen wäre ich aber nie gekommen, wenn ich nicht den Sommer 2021 zum Segeln schon abgeschrieben hätte. Man muss ja was zu tun haben. Ich hatte auch erst ein paar Hemmungen den Pod umzubauen. Denn damit verliert Gleda ihr typisches Gesicht und ist nicht mehr ganz die Selbe. Verzeih mir Neil, wir werden wohl auch noch einen bunteren Farbmix auf die Rümpfe klatschen um das ganze abzurunden.

Wieder kommt Coosa statt Sperrholz zum Einsatz. Ich hoffe der Pod ist dann auch leichter. Es gibt immer die Gefahr, dass man beim Bau ohne Pläne zu massiv wird. Der Boden wird nur vorne zwischen den Bänken um 10cm abgesenkt, um möglichst wenig Brückendeckfreiheit zu verschenken. Dann kann auch ich an einer überdachten Stell des Bootes stehen. Links und rechts zwei lange Sitzbänke mit wasserdichtem Stauraum. Hier kommt die gesamte Bordelektrik, eine Kühlschublade und der Wassermacher rein. Hinten ein großer Tisch, der zum Bett abgesenkt werden kann. Vorne auf den Pod kommen zwei selbstholende Winschen für Vorsegel uns Spinnaker. Über den gesamten Pod kommt ein Dach mit Airex Kern, damit es auch leicht bleibt. Auf dem Dach sind Solarpanele und ein Rand zum Wasser sammeln.

Das ganze wird ein Bausatz aus 4 Teilen. Sonst bekomm ich den Pod weder aus der Garage raus noch in einen vernünftigen Transporter rein. Das ganze wird dann unten in Italien zusammengebaut und gehofft, das der Pod auch auf die Beams passt.

Tiki 38 Pod
der neue Pod – Als Bausatz
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neues Rigg

Man kann so viel selber basteln – toll. Ich werde das gesamte Rigg ersetzen und selbst machen. Die Wanten und das Vorstag sind eh schon fast 10 Jahre alt, da wird ein Wechsel empfohlen. Hie und da sieht man auch etwas Flugrost. Eine Litze ist an einem Wand macht sich ans aufbrechen. Also runter damit und neue Wanten aus Dyneema selber spleißen.

Jungfer aus Iroko.

Die Vorteile: sehr leicht. Das Gesamte Rigg wiegt statt über 20kg nur noch 6kg. Es kann problemlos Seil als Ersatz mitgeführt werden, das man selber spleißt um eine neues Want zu bekommen. Schaut auch cool aus, vor allem mit den Holzjungfern, die ich aus Iroko geschnitzt habe. Die Haltbarkeit liegt auch im Bereich von Stahl, je nach UV Schutz.

Die Nachteile: Dyneema ist sehr schwer zu schneiden, aber halt kein Stahl. Da soll nicht ständig was scheuern. Bei Aluminiummasten kann es ausserdem bei extremen Temperaturen zu Über/Unterspannung kommen, da Dyneema sich im Gegensatz zu Metall bei Hitze zusammenzieht und bei Kälte ausdehnt. Bei unseren kurzen Masten und der laschen Riggspannung aber wohl kein Problem.

Dyneemaseile unterscheiden sich im verwendeten Dyneematyp und der Nachbehandlung. Dyneema wird ständig weiterentwickelt. Dabei steigt die Bruchlast bei selben Durchmesser und vor allem auch der Preis. Die Bruchlast ist auch gar nicht das Problem bei Dyneema, sie liegt ca. 50-80% über der eines Stahlseils mit gleichem Durchmesser, sondern die Dehnung, die etwas über der von Stahl liegt und “Creep”. Das ist eine konstante Verlängerung des Seils, wenn die Dauerlast zu hoch ist. Daher geht man bei Dyneema trotz der größeren Bruchlast ca 1mm im Durchmesser rauf. Bei Dauerlasten unter 20% der Bruchlast ist man dann sicher. Laut Plan haben die 6mm Stahlwanten der Gleda eine Bruchlast von 3000kg. Die sichere Arbeitslast ist 1/5 der Bruchlast und damit 600kg. Das ist weniger als 10% der Dyneemabruchlast von über 7000kg. Da gibt es kein Problem.

Auf der Gleda kommen zwei Seiltypen zum Einsatz, weil ich einen Restposten von eigentlich sauteurem 8mm Liros XTR SK99 gefunden habe. Der Rest ist 7mm Dynice Dux von der isländische Firma Hampidjan. Diese Seile sind aus einem günstigen älteren Dyneematyp der noch mal “gekocht” wird, was einen kleinen Durchmesser bei sehr hoher Festigkeit ergibt. Das Seil wird dadurch aber auch sehr steif, ist schwerer zu spleißen und braucht etwas größere Radien. Und zwei Seiltypen zu haben, dass ist doch super für den Ingenieur in mir , weil so ich kann vergleichen wie unterschiedlich das Dehnungsverhalten, die Lebensdauer etc ist und kann schicke Diagramme dazu machen.

In die Seile wird oben und unten eine Schlaufe gespleißt. Wie so ein Brummel Lock Splice geht, da gibts Anleitungen im Internet. An ein Ende kommt eine Kausch in die Schlaufe, am anderen die Holzjungfer. Wo eine Gaffel oder ähnliches scheuern könnte habe ich das Dyneema zusätzlich mit einem Kevlarmantel versehen.

Nach dem Spleißen müssen die fertigen Seile noch vorgedehnt werden, damit sich der Splice setzt. Da braucht es so ca. eine gute Tonne Last. Die bringe ich mit einem Handhebelseilzug auf der eigentlich für das rausreißen von Baumstämmen ist. Das Seil, die Ratsche und eine billige chinesische Kranwaage, die bis 1 tonne misst, kommt zwischen zwei Bäume und dann wird gespannt. Das ist ziemlich aufregend. Ab 800kg Last kannst Du auf dem Seil Geige spielen und hast ständig Angst, dass was reißt und irgendein Stahlteil, oder der ganze Baum daher geschossen kommt.

Als erstes hab ich dann auch die Bruchlast der eigenen Jungfern und der Kausch feststellen können. So ca. bei 1,3 tonnen hat das Dyneema die Jungfer gespalten und war kurz davor die verstärkte Edelstahlkausch zu zermatschen. Wenn also beim Segeln mal eine Jungfer zu Bruch geht, haben wir definitiv zu spät gerefft. Für die nächsten Versuche habe ich dann die Jungfern und Kauschen einfach weggelassen.

Jetzt hoffe ich nur noch, dass ich richtig gemessen habe und die Masten dann auch gerade stehen 🙂

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