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Kategorie: Reise

Servus Sepp

Ein letztes mal zum Schleppangeln nach Paxos und zurück (natürlich wie immer erfolgreich), dann gings nach Preveza an die Kaimauer. Es geht für mindestens fünf Monate aus dem Wasser. Es ist einfach zu kalt für einen mediterranen Winter auf der Gleda und ein paar Dinge stehen noch auf der Checkliste. Impfungen, neue Pässe, Autos verkaufen etc etc. Den Anleger in Paxos wollte ich ganz elegant römisch katholisch machen. Also Anker schmeißen und mit dem Heck an die Pier. Längsseits kann ja jeder und nimmt Platz weg. Um es vorweg zunehmen… es war nicht schön. Der erste Versuch ist 5m vor der Pier geendet, weil die Kette mit 60m zu kurz war. Ich find es nicht leicht zu schätzen ob man jetzt 40 oder 60m von der Mauer weg ist. Andrea hat noch angemahnt, das wir zu weit draußen geschmissen haben. Da hängst Du dann an der Kette und merkst das es hier eine fetzen Tidenströmung von der Seite gibt und dich auf das Nachbarboot drückt. An Land stehen 10 “Helfer”, haben prima Hafenkino während sie Anweisungen zurufen und deine Frau gibt Dir den “Ich habs Dir doch gesagt Blick”. Also wieder ganz entspannt (hahaha) raus und noch mal versuchen. Zwei mal müssen wir den Anker werfen, da die Strömung die Gleda zu schnell versetzt und sonst die Kette komplett schräg wär. Mit Ach und Krach machen wir fest. Keine seemännische Glanzstunde. Skipper sein ist nicht immer leicht. Am nächsten Tag will unser Nachbar weg und logisch! wir liegen über seiner Kette. Da darf ich dann zum Glück noch mal üben. Irgendwann lern ich es.

Als Belohnung sind die letzten Tage auf der Gleda gechillt. Wir können in Ruhe die Segel waschen, runternehmen und das Boot winterfest machen. Jeden Tag ausgiebig warm duschen hat auch was und Preveza ist in der späten Nachsaison sau gemütlich. Die Restaurants sind ganz leer, nur ein paar Katzen setzten sich dazu. Und dann ist da auch noch der Seppi. Seppi ist der netteste Esel denn ich kenne und unsere tägliche Wandermotivation. Das Hinterland von Preveza ist nicht so schön, aber am Ende der Runde wartet Seppi auf uns. Er hat eine große Wiese mit schattigen Olivenbäumen für sich, ist aber sonst ganz alleine. Nicht so schön für einen Esel. Am Anfang war er noch sehr zurückhaltend, aber Andrea hat ihn mit Möhren und Äpfeln bestochen. Nach dem dritten Tag kommt er laut schreiend angerannt sobald er uns hört. Ein super Typ, der Sepp.

Tja, und dann müssen wir tatsächlich raus aus dem Wasser. Bitter. Das Coppercoat sieht aus wie neu. Nicht ein Furz Bewuchs nach 4 Monaten. Super. Nur zwei Tage bleiben wir noch dann ab nach München zur liebsten Schwiegermutter und ein paar Tage später nach Berlin und Usedom. Freunde besuchen, Meeresrauschen hören und Basketball von Profis anschauen.

Jetzt sitz ich hier wieder in der Klosterneuburger Novemebersuppe und logisch…bin rotzerkältet. Niemand fängt sich so schnell nen Schnupfen und leidet dann so sehr wie ich. Nicht umsonst war einer meiner Spitznamen als Kind “Schnufti”. Es war dann aber gar kein Schnupfen, sondern das Drecks Corona. Na ja. Braucht auch keiner. Vielleicht kauf ich aus lauter Frust einfach mal nen neuen Anker. Da gibts einen der soll ganz supi sein :)….

3 Kommentare

Sie fischt…

…und fischt und fischt und füttert auch mal Katzen. Ganz klar das wichtigste Thema seit dem letzten Eintrag . Aber erst mal muß ich zugeben, dass ich ein fauler Hund bin was das Blogschreiben anbelangt. Da kommt es schon vor, das man das eine oder andere vergisst was man erlebt hat. Zum Beispiel machen wir ja neuerdings überall unsere Spaziergänge…und auch jeden Morgen Sonnengebet auf unserer Terrasse und so. Wichtig, weil wer rastet der rostet. Ist klar. Auf unserer Runde in Lakka auf Paxos, Griechenland sind wir dabei das erste Mal von einem Haustier gestellt worden. Es gab fast kein vorbeikommen. Das Tier ist blitzartig aus der Einfahrt rausgeschossen (nicht angeleint!) und hat uns knurrend und zähnefletschend zurückgetrieben. Ich hab die doofe Gans dann sachte mit dem Fuß zur Seite schubsen müssen (nicht getreten ehrlich) aber sie hat uns noch mindestens hundert Meter laut schimpfend verfolgt. Hat ihren Job ernst genommen. Leider gibt es kein Foto, wir waren zu sehr unter Adrenalin.

Jetzt habe ich natürlich auch vorgegriffen. Wir sind nicht direkt von Split nach Griechenland gesegelt. Vorher gings noch nach Vis (Wanderung zu U-Boot Bunker. Saucool, man darf in dem alten Bunker festmachen und in den Stollen rumlaufen. Da sind die Kroaten entspannt) und über Sveti Klement, das erste mal mit dem neuen Spinnaker!, nach Hvar (Wanderung zu einer Ziegenfarm. Esel gabs auch. Andrea im Glück). Sveti Klement ist eine kleine Insel im Westen von Hvar und -echt wahr- ein Traum. Wunderbare Buchten und traumhafte Pfade. Alles ganz liebevoll gepflegt. In unserer einsamen Ankerbucht hat zum Beispiel jemand aus Treibholz Bänke und Plattformen mit Dächern gebaut. Einfach so.

Von Hvar wollten wir eigentlich nochmal nach Korcula. Eigentlich, denn es wäre Zeit gewesen bis es nach Griechenland geht. Aber es ist irgendwie auch das Schöne beim Segeln, das man das halt nicht alles exakt planen kann. Wenn der Wind nur zwei Tage mit Dampf in die richtige Richtung weht, bevor er 10 Tage von Vorne die Überfahrt unmöglich macht, dann fährst Du halt los. Kurz vor Dunkelheit haben wir in der Marina Korcula noch angelegt um die Tanks zu füllen und dann ab Richtung Süden. Den Sprit hätte es gar nicht gebraucht. Wind von achtern war mehr als genug. Mit Schmetterling haben wir im Schnitt 8 Knoten gemacht. Kurz vor der Düse von Otranto mal 16 Knoten Spitze, das ist dann schon spuki.

Nach zwei Tagen und Nächten, so ca., und ganz schön vielen Seemeilen (mit ordentlich Logbuchschreiben halt ich mich doch nicht auch noch auf) haben wir den Anker in die Bucht von Corfu Stadt geschmissen. Die Überfahrt war extrem ruppig und wir ganz schön groggy, also haben wir beschlossen hier mal ne Woche zu chillen. Ist eh ein wunderbares Städtchen. Toll an der Gleda ist, das sie einen hohen Wiedererkennungswert hat. Sonst hätten wir nicht Freunde von Marcel aus der Werft getroffen, die hier ein paar Tage Urlaub machen und das einzige nicht weiße Schiff in der Bucht sofort erkannt haben. Saunett.

Und hier ist es dann auch losgegangen. In Split hat Andrea im Decathlon ein Anfängerangelset gekauft und die Angel jetzt einfach mal reingehalten. Zack… Dorade dran. Wieder rein und zack.. nächste Dorade dran. Als wärs nix. Jetzt ist sie im Fieber. Auf der Überfahrt nach Paxos dann das erste mal mit Blinker und Schleppangel. Zack.. eine Fregattmakrele. Blinker ist kaputt, aber egal. Dann halt nur mit Blei und…genau zack die Zweite. Auf der Überfahrt nach Lefkada dann eine Goldmakrele. Während ich hier schreibe fischt sie wieder. Das erste mal das in einer Bucht nix beißt. Vielleicht ist ja schon alles leer.

In Lefkas haben wir noch einen Platz am Stadtkai erschlichen. Erschlichen, weil wir da vier Tage umsonst gelegen sind. Ich dachte wenns was kostet in Griechenland, dann kommt schon einer. Kam auch, aber da haben wir gerade die Leinen losgeschmissen und er konnte nur noch winken. War also günstig. Und in Lefkas lebt unsere alte Freundin Nathalie (so alt wie wir, aber wir kennen sie schon lange) am Berg über der Stadt und wir haben sie noch nie besucht. Mit dem Mietauto sind wir los. Sie hat uns eine Wegbeschreibung und einen Maps Standort geschickt. Wäre aber nicht sicher mit dem Standort zu navigieren. Da am Berg kann Google Maps das nicht. Ich denk mir Quatsch, schalte Google Maps ein und los gehts zur Nathalie. Von großen Straßen geht es auf kleine Straßen. Von kleinen Straßen auf Feldwege und dann auf Feldwege die eng sind mit tiefen Löchern. Es wird sehr einsam. Man vermutet hinter jeder Biegung den Räuber Hotzenplotz mit der Pfefferpistole. Ein Jeep wäre jetzt das Minimum, mir tut der kleine Japaner leid. Irgendwann verengt sich der Weg zu einem Fußpfad. Es hilft nix. Zähneknirschend drehen wir um. Zurück auf los – und das war dann echt peinlich. Denn anstatt eine Stunde über Stock und Stein wäre es nach der old School Beschreibung 15 min auf bestem Asphalt gewesen. Aber wir haben Nathalie gefunden. Sind zusammen über die Insel und haben es sogar geschafft noch ein Basketballspiel der dritten griechischen Liga anzusehen. Qualität und Hallengröße etc. ist exakt gleich mit der ersten österreichischen Liga. Nur heißt die Liga hier “Eliteliga” und in Österreich “Superliga”. Na ja, Fake it till you make it.

Das Fischfieber treibt uns dann noch mal nach Paxos, weil auf der Überfahrt hinwärts hat ja der Mahi Mahi angebissen. Diesmal geht mein Verpflegungsoffizier leider das erste mal leer aus. Weiter geht’s jetzt auch erst mal nicht, da draußen der Scirocco mit 30 knts pfeift. Also wandern wir von der Mongonissi Bucht über Paxos. Gefällt uns wie alles bis jetzt sehr gut. Wir sind da einfach gestrickt, uns gefällts fast überall.

Draußen tobt der Scirocco.
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Ein neues Mäntelchen

Wir sind auf dem direkten Weg nach Split gesegelt und machen nur kurz in ein paar besonders schönen Buchten halt. Andrea bläst die Nebelhornmuschel von Luca und alle machen den Weg frei. In Split bekommt Gleda ein Mäntelchen für den Steuerstand und ein neues Sonnensegel. Der Bootssattler ist uns ja aus Deutschland empfohlen worden, weil kein Italiener sich erbarmt hat mit UV stabilem Garn zu arbeiten. Und man merkt auch sofort den Profi. Zur Vermessung des Schiffs bringt der gute Mann ein Gerät für 40.000 Euro mit. Dieses muss erst mal im Kajak an Bord gebracht werden, wird dann ganz wacklig an den Enden der Kufen aufgestellt und fängt dann an zu drehen, surren und blinzeln. Am Ende hat man ein millimetergenaues 3D Bild der Gleda. Nix mehr Maßband. So was wäre vor 30 Jahren bei der Hauptvermessungsübung in der Uni nett gewesen. Klick-Fertig.

Split ist… nett, wie halt alle kroatischen Küstenstädte. Alles sehr ähnlich. Wahnsinnig historisch, wahnsinnig viele Menschen. Je näher zum historischen Zentrum, desto mehr Disneyland und GOT. Da stehen dann auf einmal römische Soldaten mit links und rechts nem Touristen im Arm. Das selbe in Trogir. Eine kleine Stadt Stadt 20km nördlich. “It’s literally, like amazing” hört man immer wieder, aber für mich, ganz im Ernst, nur um fünf in der Früh. Zum Ausgleich fahren wir ab und zu in den Baumarkt (BAUHAUS). Wenig Leute, kühl und irgendwie heimelig. Was lässt sich noch über Split sagen? Der durchschnittliche Bürger ist Fan von Hajduk Split, hört gerne sehr laut kroatische Volksmusik (auch gerne Live bis um vier in der Früh) und ist sehr sportlich. Überall wird gerudert, gejoggt, geschwommen, gefußballert und Boule gespielt.

Ach ja…und ich ess echt gerne Croissants zum Caffè. In Kroatien ist das so: Es gibt keine Croissants im Caffè, oder es gibt welche – aber dann sind sie gerade ausverkauft. Man muss sie also selber mitbringen. Und was die Bäckereien da als Croissant anbieten, dafür braucht es schon sehr viel frühkindliche Prägung und Gewöhnung. Die einzige Rettung; LIDL. Ehrlich, Formidable… das so nebenbei. Danke LIDL.

Also, da die Podverkleidung mindestens 3 Wochen braucht (Betriebsurlaub, Stoffe kommen aus Italien), haben wir Zeit für einen Familienausflug. Der Vater von Nicole (die Frau von Andreas Bruder Tom) wohnt in Makaskar. Da fahren wir hin um Tom und unseren Neffen Leo an Bord zu nehmen. Goran (Nicoles Vater) ist bekannt in der Stadt und wir haben einen spitzen Liegeplatz direkt unter seiner Wohnung. Wir müssen nur eine Nacht zahlen und können liegen bleiben so lange wir wollen. Hört sich zu gut an um wahr zu sein? Dann ist es das auch. In der “Zeit” war gerade ein Artikel: “Wird Kroatien das neue Malle?”… und im Fall von Makaskar muss man sagen: Ja unbedingt. In der Nacht liegen die Partyboote zu fünft auf Päckchen und jeder spielt seine eigene Musik auf Volldampf. Um das zu übertönen kommt aus der Bar direkt am Liegeplatz kroatische Volksmusik Live mit doppelter Lautstärke. Und vor 4:30 ist hier nicht Schluss – Ehrensache. Wir feiern natürlich volle Kanne mit – Kleiner Scherz! Wir alten Leute packen Tom, Leo und eine Riesen Angelausrüstung ein und machen uns auf die Suche nach ganz ruhigen Buchten und den ganz ganz großen Fischen.

Gleda trägt uns durch die Adria mit von Leo bestellter Nachtfahrt von Hvar über Korcula, Lastovo, Vis zurück nach Hvar und Makarska. Tom, als ehemaliger Vorschoter zupft unsere Segel optimal und wir machen sogar gut Strecke gegen den Wind. Die ganz großen Fische haben wir nicht gefangen, aber viele kleine(re). Geschmack – Sensationell. Die Gleda hat auch ganz prima wie ein Fischerboot gerochen, da Leo unermüdlich war. Entweder mit der Angel in der Hand oder mit der Taucherbrille nach Muscheln suchend. Von fünf in der Früh, bis spät in die Nacht. Kinder sind so cool. Es war so schön endlich mal Zeit zusammen zu haben und ich vermisse jetzt die Abende an denen Leo uns am Ankerplatz unter den Sternen Harry Potter vorgelesen hat. Lieber Tom, lieber Leo, ihr wart die ersten Gäste und es war toll. Hoffentlich kommt ihr wieder.

Wir wären gerne noch in Makarska geblieben, aber selbst wo ein Wille ist…es geht halt echt nicht. Nach einer Nacht bist Du weichgekocht. Und daher – Obwohl der Wetterdienst Split starke Bora für die nächsten vier Tage mit Windspitzen um die 80kn (wie Capital Bra sagt: “Das ist kein frischer Wind, das ein Hurricane”) am Fuß des Biokovo (der Berg hinter Makarska) vorhersagt machen wir uns auf den Weg nach Brac. Goran meint die Uvala Rasotica im Osten ist Bora sicher und er hat natürlich recht. Zwei Boote können sich 1a in die tiefe Bucht mit den beiden Endarmen krallen. Wir haben zum Anker 6 Landleinen draußen aber es bleibt in der Bucht relativ harmlos, selbst als draußen die Bora tobt und Makarska kaum noch hinter fliegendem Wasser sichtbar ist.

Nach vier Tagen lockert der Sturm seinen Griff und wir dümpeln zurück nach Split. Das Mäntelchen und Sonnensegel wird angepasst, wir wandern jeden Tag 15 Kilometer durch den wunderschönen Marjan Park um die schwere mediterrane Kost abzuarbeiten. Also ich denke, zumindest es fällt unter mediterrane Kost, wenn man hier beim LIDL Weißwürste mit original Händelmaier Senf und spitzen Bretzen bekommt, oder? Also LIDL ist doch echt Hammer. Bayrische und französische Küche!

Hier die Bilder von der Verkleidung. Gleda ist jetzt wirklich fertig. 🙂

Ach ja… wo wir gerade sind kann man unter dem Link oben “Jawosamma” verfolgen.

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Juhuuu, oder alles läuft absolut exakt wie geplant.

Yes, Yes, Yes!!!! Arme in die Luft werf. Wir sind im Wasser. Unfassbar. Endlich. Es ist fast surreal nach so langer Zeit in der Werft. Monatelang war –zumindest ich- nirgends anders als am Bauplatz. Es kommt mir ein wenig so vor wie die Flucht aus Alcatraz. Es ist dann natürlich alles gut gegangen. Der Tiefenmesser ist dicht, was erstaunlich ist. Dicht machen ist nicht meine Spezialdisziplin. Wer den Siphon im Bad von uns mit dem 3kg Dichtmasseknödel kennt, der weiß was ich meine. Jetzt liegen wir in der Stella und können unser Glück nicht fassen. Danke Alex für das Video, danke Connor für die tollen Fotos 🙂 Ich selber war so nervös, hab nix dokumentiert. Aber es war toll, alle waren da. Connor, Valeriya, Marcel, Alf, Peter und Peter, Alex und sogar Luca unser ehemaliger Kraner und Werftspezl hat sich Urlaub genommen und eine Flasche Schampus gebracht. Danke dass ihr dabei wart.

Also, soweit alles genau nach Plan. Den weiteren Ablauf hatte ich so geplant:

Wir fahren die Stella runter ohne aufzusitzen (Habe ich bei der Hinfahrt erledigt). Check

Ich verlasse heimlich die abgesteckte Fahrrinne in der Lagune um die Aufmerksamkeit der Crew zu testen. Test bestanden. Bei nur noch 1.5m Wassertiefe fällt Andrea auf, das die roten Markierungen auf einmal links statt rechts von uns sind. Wir schaffen es noch locker zurück. Check

Sobald wir das offene Meer erreicht haben wollte ich eine Boje mit einer der Motorgondeln rammen um zu testen, ob der neue Arretierhebel für die Boxen massiv genug ist. War nicht leicht eine zu finden, hat dann aber doch geklappt. Es hat wunderbar einen ordentlichen Schlag gegeben und der Hebel hat gehalten. Super. Check.

Dann kamen die Seatrials. Um das Boot unter widrigen Umständen beurteilen zu können, wollte ich mindestens ein Gewitter und eine starke Bora bei Nacht erwischen. Das gelingt nur durch exzellente meteorologische Planung. Das Gewitter kommt dann mit perfektem Kurs nach Umag genau über uns drüber. Ohne Segel machen wir fast 8 Knoten Geschwindigkeit. Wir sind zufrieden und die Gleda ist sauber.

Dann liegen wir drei Tage an der Mooring in Umag um auf die Bora zu warten (leichte Planungsschwäche). Aber jetzt lustig: Wir gehen in Umag Einkaufen und da sitzen doch glatt Bekannte aus Kloburg beim Kaffee. Und noch lustiger. Die machen hier nicht etwa Urlaub, sondern sie haben sich ein Schiff gekauft um damit die Welt zu bereisen. Macht anscheinend jeder. Ein 14m Pott, ganz anders als die Gleda. Mit Waschmaschine und Tauchkompressor. Auch cool.

Nach drei Tagen dann der Härtetest. Wir legen morgens ab damit wir um ca. drei Uhr Nachts die Bora in der Düse der Kvarner Bucht erwischen . Der Wind kommt erst aus West, schläft ein und dreht dann blitzartig auf Ost. Gleda beschleunigt von 1 auf 14.5 Knoten in 20 Sekunden. Na bumm. Ich finde das kann sich sehen lassen und langt erst mal. Wir reißen Haupt und Vorsegel runter und fahren nur mit der Fock und 8-9 Knoten Speed Richtung Ilovic. Alles kracht hämmert und scheppert. Die Wellen sind -glaub ich- sehr hoch. Kann ja nix sehen, ist stockfinster. Aber ab und zu stecken wir in eine Kreuzsee. Das ist wie gegen die Wand fahren. Und jetzt mal ein Riesenlob an die Crew. Andrea ist sowas von tiefenentspannt und das obwohl sie auch noch gerade das Rauchen aufhört. Also fetter Respekt, weil eine Kaffeefahrt war das nicht.

Ja ok… Ironie aus. Hat ja eh jeder gemerkt, dass ich hier ein wenig geschwindelt hab (oder wie meine liebe Schwiegermutter sagt: “Da hab ich einfach eiskalt gelogen”). Aber ich weiß auch nicht wie ich weitere Skippervergehen schönreden soll. In Ilovic mussten erst mal dringend die Wanten und halt auch das Vorstag durchgesetzt werden. Die Masten haben bei dem Trip wie verrückt gearbeitet und unter dem starken Wind und Wellengang haben sich die neuen Wanten stark nachgedehnt und gelockert. Also nachspannen…So, was soll ich sagen. Ich hab fast den Vormast umgeschmissen. Beim Versuch ein neues Spannseil einzusetzten (Details erspar ich) hab ich das alte das die Fock hält äääätwas gelockert. Hab ich auf der Werft ja auch mal gemacht. Ich wusste ja der Mastfuß wird durch eine fette Schraube gehalten die in einer einepoxierten Langmutter im Mastfuß befestigt ist. Und genau. Es macht einen Schlag. Die Mutter bricht aus und der Mastfuss springt nach vorne. Er sitzt so gerade noch auf seinem Podest. Wenn er runter wär… Jessas. Mast und Schotbruch, hat mir glaub ich irgendein Sauhund gewünscht. Der wär auf jeden Fall zur Verantwortung gezogen worden. Oh Gott. Aber Glück im Unglück. Wir haben sofort mit Taljen das Vorstag wieder durchgesetzt. Ein Loch in den Mastfuß gebohrt und ihn mit Winsch und Talje und einem Dyneemaseil wieder zurückgeholt. Mehr Glück als Verstand. Und natürlich war das schon doppeltes Glück. Die Schwachstelle mit der Mutter hätte ich nicht mitten auf dem Ozean finden wollen. Jetzt wird der vordere Mastfuss durch ein fettes Dyneemaseil gesichert (später kommt da eine Gewindestange durch) und der hintere hat jetzt ein Brett vorm Kopp und kann auch nicht weg. Big Uff. Bilder von dem Bora und Mastdrama hab ich keine. War einfach zu viel Action und auch zu dunkel.

Ansonsten war es schön in Ilovic. Wir sind jetzt auch echte Profiangler. Na ja, fast. Ein uralter Fischer hat uns in der Früh zwei Wolfsbarsche verkauft und Andrea hat sie mutig ausgenommen (das erste Mal). Und ich hab mutig zugeschaut. Andrea hat die beiden dann in unseren Offen gepackt. Sensationell. Wirklich. Danke dem Koch. Und danke auch, das Andrea die Last von meinen Schultern nimmt als Einziger Fehler zu machen. Beim Ablegen steht sie am Bug und reißt and der Mooringleine, die auf Slip an der Boje ist. Klemmt irgendwie. Nach dem Motto: Mit Gewalt geht alles und einem beherzten Ruck kommt die Leine auch super frei. Andrea bewegt sich waagrecht in der Luft nach hinten, bleibt kurz verblüfft schauend in der Luft über dem Wasser stehen (wie der Coyote beim Roadrunner) und taucht dann stilvoll ein.

Jetzt sitz ich wieder bei Nacht unter Segeln auf der Gleda und tippe. Andrea schläft. An Backbord zieht ganz langsam Dugi Otok vorbei. Der Wind kommt genau von hinten und wir dümpeln ganz gemütlich unter Schmetterlingssegeln und 3 Knoten dahin. So soll das sein. Und solange wir dazulernen wird alles gut. Das Bild ist natürlich wo es noch hell war.

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Die große Überfahrt – Teil 2

Mir war tatsächlich etwas mulmig als Andrea nach 4 Wochen abgeflogen ist. Auf einmal alleine auf der Gleda. Um den Soloseglerblues setzen zu lassen bin ich erst mal Wäsche waschen gegangen, die Abfahrt kann noch warten. Mit dem Wind muss sich ja bitte schön auch was tun. Gegenan die Adria hoch, da hat der Spaß ein Loch.

Die Wäsche ist fertig, ich wuchte sie mir nass im Seesack auf den Rücken, mach mich auf zur Gleda und überlege wie ich uns in eine gute Position bringe für die Querung der Straße von Otranto. Erikousa bietet sich an, eine von drei kleinen Inseln im Norden von Korfu. In zwei Tagen gibt es Hoffnung auf Flaute. Hört sich komisch an, ist aber so. Besser als Wind auf die Nase. Bei Flaute kann man zumindest unter Motor von Erikousa nach Italien kommen. Das sehen andere auch so. Ein Pärchen auf der “Joshi” macht den selben Trip. Wir treffen uns in jeder Bucht.

Die Gleda vor Erikousa
Fiki Sunset Bar auf Erikousa
wieder nach Italien

Die 60sm nach Otranto schieben uns abwechselnd die beiden Aussenborder, brrrrrmmrrmrrmrm, gaga, brrrr, nur die letzten zwei Stunden kommt Wind auf. Was für ein Glück, er bläst von querab.

Zur Belohnung für die laute Fahrt ziehen wir uns in der wunderschönen Altstadtfestung eine prima Pizza rein. Alles ist Bummvoll mit italienischen Urlaubern. So eng gedrängt, man kann es sich nicht mehr vorstellen.

Otranto

Ursprünglich wollte ich möglichst bald die Adria oberhalb von Montenegro queren, um in Kroatien mit seinen vielen Inseln und sicheren Ankerplätzen dann Richtung Norden zu segeln. Die italienische Adriaküste bietet kaum Schutz. Nur ewige komplett offene Sandstrände und überfüllte Häfen. Die kroatische Variante hat aber einen Haken. Ausklarieren I-Einklarieren HR-Quarantäne-Ausklarieren HR-Einklarieren I-Quarantäne. Die Coronazahlen in Kroatien waren auch sehr hoch. Es war unklar wie schwierig die Italiener eine Einreise wirklich machen. Heimlich, d.h. unter dem Radar queren, AIS ausmachen, Klarieren vergessen, ist zu riskant. Ich bin zwei mal Nachts in der Adria vom Zoll kontrolliert worden. Alles wurde untersucht, die Papiere akribisch durchgegangen. Jedesmal ca 30 Minuten am Zollschiff angekettet, aber sehr freundliche Zöllner, muss man mal sagen. Hab ja auch alle Dokumente mit deutscher Gründlichkeit in einer Mappe zusammen mit einem 100 Euro Schein der da rein gerutscht ist parat gehabt (Scherz: waren wirklich sehr korrekt).

Das Abfangmanöver des Zoll ist beindruckend. Zuerst schießt das Boot wie ein Komet mit Blaulicht am Bug vorbei und als man noch denkt “damn das war aber schnell “, hat es schon gewendet und die Enterhaken geschmissen. Von der ersten Sichtung keine 15 Sekunden. Wie ein Boxenstopp in der Formel 1.

Der Kommissar geht um

Für eine Nacht ist günstiger Wind aus Osten vorhergesagt, dann wieder Mistral aus NordWest. Ich versuche die Nacht durch möglichst bis Bari 110sm nördlich zu kommen, was sich als goldrichtig erweisen wird. In den kommenden Tagen wird der Wind unterhalb von Bari extrem ungünstig. Es wird Nachts nicht langweilig, der Küstenstreifen der wie Lametta daliegt sieht toll aus. Überall sind Fischerboote die keinem festen Kurs folgen und einen auf Trapp halten und natürlich die Zollkontrolle.

Gegen Abend des nächsten Tages hab ich es fast geschafft, aber über Bari steht ein riesiges Gewitter. Diesmal bin ich schlauer, dreh bei und seh mir das Spektakel eine Stunde aus der Ferne an. Es wird dunkel als ich endlich einlaufen kann. Der Hafen ist wie überall voll, im Hafenhandbuch ist aber ein nur 1,50 tiefes Becken vor dem inneren Hafeneingang verzeichnet. Von hier nix ankern steht da nix, Gleda hat 1,10 Tiefgang, also …Anker fällt. Ich bin der einzige hier, etwas seltsam.

Bari Privatankerplatz vor der Promenade
Bari Altstadt

Mit dem Seesack zieh ich los und mach die Vorräte voll, dann ab zur Tankstelle im Hafen. Möglichst schnell soll es hoch nach Gargano gehen, eine Wetterscheide ab der es potentiell vom Wind besser wird. Fast jeden Abend gibt es jetzt schwere Gewitter an der Küste. Am folgenden Abend muss ich Schutz in einem kleinen Fischerhafen bei Margherita di Savola suchen als sich der Himmel bedrohlich zusammenzieht. Im strömenden Regen versinken der Bug und Heckanker im Schlick. Das Gewitter zieht mit schweren Böen direkt über uns durch. Vor den Blitzen muss ich wegen der hohen Kräne zum Glück aber keine Angst haben.

typische Abendstimmung

Zum Gargano ist es nur noch ein Hopser. Die Felsen sind ein schöner Kontrast. In der Cala del Fico ruh ich mich bis um Ein Uhr Nachts aus, dann geht es rund um den Sporn. Gern wäre ich in Vieste geblieben, aber der Wind lässt es nicht zu. Genau 7 Stunden weht er nicht aus Norden, die muss ich nutzen.

Gargano – Cala del Fico

Weiter, immer weiter geht es über Termoli nach Senegallia. Die thermischen Seewinde in diesem Abschnitt verkürzen die nervenden Motorstunden. Mit 7 Knoten Genusssegeln geht es dahin. Ich bleibe immer nur kurz, obwohl es viele reizende Orte gibt. Sollte nämlich starker Wind aus Ost aufkommen wird es ungemütlich. Es gibt einfach keinen Schutz. Die Sandstrände sind extrem flach und bauen eine steile Welle auf. Die Häfen sind voll. Einmal bin ich bei einer Anfrage nach einem Platz tatsächlich laut ausgelacht worden – nächstes Jahr um die Zeit, ja vielleicht, da wäre evtl. was möglich.

Senegallia – repräsentativ für 1000 km Strandlinie

In Pesaro ist es dann soweit. Ich lege mich vor die Kaimauer an den Strand. Die Windvorhersage ist nicht supi, aber auch nicht Drama. Aus Kroatien soll in der Nacht Wind mit 3-4 Bft wehen. Ein ehemaliger Kollege von mir ist genau auf der anderen Seite in Kroatien beim Segeln, wir tauschen uns aus.

Er: “Wo bist Du? Die Fischer gehen nicht raus, der Wirt sagt ich soll auf keinen Fall ankern, sondern in einen Hafen. Bora, Sturmvorhersage”

Ich: “Hä? Meine Wetterapps sagen was ganz anderes, die haben wahrscheinlich keine Ahnung, die Fischer”

Er: “Ja also, ich seh das auch nicht, aber vorsichtshalber geh ich in ne Marina”

Ich: “Feige Sau….”

…was soll ich sonst sagen, ich habe keine Wahl. Wassertiefe ist 3m, ca 1000m vom Strand entfernt. Beide Anker werden ausgelegt, das sollte halten, dann ab in die Koje.

Um zwei in der Früh heißt es “Reise, Reise” (los raus aus dem Bett), weil einer mit nem Hammer gegen die Bordwand schlägt. Gleda bockt wie verrückt auf und ab, ich schaff es fast nicht die Luke rauf. Der Anblick ist nicht schön. Obwohl so weit vom Strand weg liegt Gleda in der Brandungszone. Die Wellen brechen über das Vordeck. Ein Blick auf den Wind: 7Bft!. Die Fischer haben es gewusst. Die Ankerseile sind stramm gespannt, aber wir bewegen uns keinen Millimeter, die Anker sitzen bombenfest im Sand. Gleda hat einen 20kg Manson und einen Fortress FX-37, das sind schwere Geschütze. Beim Ankergeschirr hab ich zum Glück keine Kompromisse gemacht. Der Manson wird sogar noch gegen einen 25kg Mantus getauscht werden. Es fühlt sich aber ungesund an. Alles ächzt und stöhnt. Ein abgebrühterer Salzbuckel würde jetzt weiterpennen, ich stehe aber auf dem Deck und guck doof, als ob das was helfen würde.

Eine halbe Stunde später kommt ein Blaulicht aus der Hafeneinfahrt, was da wohl los ist? Ich steh noch so da und überlege, als mich der Suchscheinwerfer erfasst. Zum Glück hab ich wenigstens ein T-Shirt an, Hose oder Unterhose war bei dem Gewackel nicht möglich. Das Funkgerät fängt das quäken an:

“Hallo Gleda, hier die Küstenwache. Wir kommen um sie zu retten”..” Äh hallo Küstenwache, danke nein, lieber nicht, mir geht’s gut”… “Sie haben in der Brandung geankert” …”Ja ich weiß, war schlau gell?”. So geht das eine Weile hin und her, dann ziehen Sie ab. Das wäre einfach unmöglich gewesen bei dem Wellengang und die Anker halten bombenfest. Und es war im Rückblick eine weise Entscheidung. Ne knappe Stunde später ist der Spuk vorbei.

Am Morgen gilt es eine Entscheidung zu treffen. Der Wind tagsüber aus Nord, an weitersegeln ist nicht zu denken, Nachts dann wieder Sturm aus Ost, diesmal mit Ansage. Nochmal mach ich das nicht mit und beschließe in den Hafen zu gehen, voll oder nicht spielt keine Rolle. Ich mach erst mal in einer Marina fest und werde sofort umringt. “Alles privat, alles voll”, mir alles egal. Ich erkläre meine Lage und mache klar, das ich lieber in der Hafeneinfahrt ankere als wieder raus zu gehen. Ein Einheimischer nimmt sich dann ein Herz und nimmt mich mit zum Hafenmeister, der schickt uns weiter zu den Fischern, ob die einen Platz haben, die sagen ja vielleicht, aber die Küstenwache muss gefragt werden. Fast wie in Deutschland, aber die Anfragen werden nicht gefaxt. Die Küstenwache ist nicht ganz bei der Sache. Sie fangen das kichern an, als sie mich sehen. Ich glaube ich habe so was wie “keine Hose” verstanden. Meine Herren, jetzt mal bitte etwas mehr Professionalität. Am Ende entscheidet ein Gremium nach wildem Gestikulieren, das ich im Außenhafen bis Morgen zwischen zwei Trawlern liegen darf. Ich fühle mich geborgen. Danke dem ganzen Dorf von Pesaro,

Wir fühlen uns sicher. Zwei Kumpels passen auf uns auf.

Jetzt ist es fast geschafft. Einen ruhige Nacht in Rimini und dann direkt zur Lagune von Lignano. Sobald man die Einfahrt passiert hat muss man sich in den Fahrrinnen halten, sonst sitzt man ganz schnell auf. Zum Glück ist alles gut beschildert. Hier nach Venedig, da nach Rom. Witzig.

hier scharf links.

Die Lagune endet, der Fluß beginnt. Es gibt viel Verkehr. Man soll sich in der Mitte halten. In einer Kurve muss ich wegen einem Prol mit einer Superyacht und Tempo 100 nach rechts ausweichen und Schlllurp, sitze im Matsch fest. Kein vor und kein zurück mehr. Ich überlege gerade ob ich versuchen soll den Anker auszubringen um mich freizuwarpen, da ertönt vom Haus am Ufer gegenüber “Du muasd a Stund wartn. Dann is Hochwossa. Mogst derweil a Weizn?”. Ja Landsleute überall. Ich erfahre noch das ich nicht der erste bin der hier festsitzt und sich die nette Dame immer über Gesellschaft freut. Ich will gerade rüber, als die nächste Riesenyacht um die Ecke biegt und mir anbietet mich rauszuziehen. Das wird dankend angenommen. Ich mach eine lange Leine klar und paddle sie rüber. Und ja es klappt, wir sind frei. Noch zwei Kurven und wir machen an der Marina Stella fest. Ein freundlicher Mitarbeiter fragt “Rauskranen”. Ich: “Ja, ja, aber ich muss erst mal ins Büro”. Außerdem muss ich ja genaue Anweisungen geben wo die Gurte hinkommen. Hab das extra recherchiert. Die Hände sind schon etwas feucht bei dem Gedanken, das Gleda aus dem Wasser schwebt. Ich erledig die Formalitäten und mach mich zurück zur Gleda… und bekomme fast einen Herzinfarkt. Sie schwebt schon über dem Wasser. Ganz ohne meine professionelle Anleitung. Oh Gott. 5 Minuten später liegt sie auf Böcken an ihrem Platz. Ein Könner am Werk. Hier werden wir mindesten ein Jahr bleiben, umringt von lauter netten Nachbarn. Ja! Geschafft. 2733nm von Cartagena.

Schluck

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Los… Die große Überfahrt – Teil 1

Es gab verschieden Optionen um nach Lignano zu kommen. Variante 1 von Andrea: “Warum fahren wir nicht einfach nonstop und direkt?” und Variante 2 vom alten Salzbuckel mit mehrtägiger Segelerfahrung – in kleinen Happen möglichst am Ufer lang. Ich bilde mir diesbezüglich auch ein bei unseren Gesprächen über den Törn irgendwann mal erwähnt zu haben, dass ich noch nie über Nacht gefahren bin. Kann mich aber täuschen.


Der Plan
Die Reise

Der erste Schlag sollte planmäßig entlang der Küste bis Höhe Ibiza und dann nach Osten rüber gehen. Den ganzen Juli hab ich also den Wind auf windy.com beobachtet. Hab sogar schon von den pulsierenden Windpfeilen geträumt. Und bin immer nervöser geworden. Die Vorhersage hat nämlich immer gleich ausgesehen: so…

Katamarane und Wharrams im besonderen haben es nicht so mit gegenanknüppeln. Da bleibt man lieber gleich in der Koje. Es musste eine Windänderung her. Kurz vor Andreas Ankunft dann endlich ein Hoffnungsschimmer. Zwei bis drei Tage mit leicht südlichen Winden. Danach wieder Sturm aus NordOst 14 Tage raus. Während wir vom Flughafen zur Marina fahren erklär ich Andrea die Situation: Entweder jetzt oder gar nicht.
Crew: “Kann ich noch einen Kaffe haben?”
Skipper: “Nein”
Crew: “Biesln gehen?”
Skipper: “Nein”
Als Kapitän muss man ein knallharter Knochen sein, hab ich aus den Hornblower Romanen gelernt.

Also Seesack an Bord geschmissen, Frau hinterher und abgelegt. Nach Ibiza sind es ca. 150 Seemeilen. Bei 5 Knoten Fahrt also ca 30 Stunden . Wir tuckern erst unter Motor (Juhu sie laufen) und dann unter Segel mit ganz leichten Winden nach Norden. Das Meer ist ruhig, die Sonne senkt sich langsam hinter den Horizont. Die ersten Sterne erscheinen wo der Himmel von rot zu blau übergeht. Andrea schaut rauf und dreht sich dann zu mir: “Schon unheimlich. Jetzt wird’s dunkel. Und man sieht überhaupt kein Land mehr. Ein bisschen mulmig so in die Nacht zu segeln. Gut das Du das schon gemacht hast, das beruhigt mich”. Ich muss Sie etwas verdutzt angesehen haben. “Hast Du doch oder?” fragt sie nervös nach. Als Skipper muss man der Fels in der Brandung sein und Zuversicht geben. Ich nehm sie in den Arm: “Ganz ruhig. Hab mal was drüber gelesen”.

Nachtfahrten sind was magisches. Wir haben sie von Anfang an geliebt. Über einem die Sterne, vor einem die See mit den Reflektionen des Mondes. Manchmal ein fernes Wetterleuchten. Die Navigationslichter anderer Schiffe am Horizont.

Nachtfahrt und kein Land weit und breit.

Wenn es recht voll ist wie in der Adria mit Bohrinseln, Fischfarmen und Fischerbooten wäre ein Radar nicht schlecht. Vor der Abfahrt hab ich noch einen AIS Transponder/Receiver eingebaut. Der gibt zumindest einen Überblick über alle Schiffe die auch so ein Gerät haben (Berufsschiffahrt und viele Yachten) und wir sind für die schnellen Fähren gut sichtbar. Schnellfähren mir 20+ Knoten sind ab Sichtung am Horizont in unter 10 Minuten querab.

Wir sind also friedlich durch unsere erste Nacht geglitten, haben ab und zu ein paar Kreise gedreht als der einschlafende Wind gedreht hat oder sind unter Motor in Richtung des nächsten Windfeldes getuckert. Ich kann schlafen wie ein Toter wenn es leicht schaukelt, die Wellen am Rumpf gluckern und Andrea oben mit dem Füßen am Steuerrad Wache schiebt.

Ursprünglich wollten wir uns die Balearen schon ein wenig ansehen, aber jedes gemütliche Verweilen hätte die Chance weiter nach Menorca im Norden zu kommen um den Sprung mit dem Mistral nach Sardinien zu schaffen wochenlang in die Ferne geschoben. Das Wetterfenster war einfach zu eng und die Zeit zu knapp. Kurz vor Ibiza haben wir daher die Arschbacken zusammengekniffen und sind direkt weiter nach Mallorca. An dieser Stelle muss ich mal sagen das ich schwer begeistert war wie die Crew ihre erste Blauwasser und Nachtfahrt gemeistert hat. Sensationell, ein knallharter Haufen, keine Meuterei, nix. Nach insgesamt 3 Tagen und Nächten sind wir dann in Port d’Andratx eingelaufen, haben durchgeatmet, kurz Vorräte und Schlaf aufgefüllt und sind dann direkt nonstop weiter nach Menorca / Puerto de Fornells.

Für den 200sm Schlag nach Sardinien benötigt man am besten einen mäßigen Mistral. Sowohl Mistral, als auch der Transmontane können schnell mal mit Orkanstärke daherkommen. Das üben wir später. Jetzt erst mal gemäßigt bitte. Wir haben dafür den ersten Schluck eines alkoholfreien Bieres ins Meer gekippt und wurden trotzdem gehört. Wie bestellt kam der Mistral.

windy.com: Mistral. Grün ist gut, rot auch wenn man Adrenalinjunkie ist.

Und wir haben richtig Tempo gemacht. Selten unter 7 Knoten, oft über 12. Sonst gibt es auch nicht viel zu berichten. Die Sonne geht auf, sie geht unter, Schlafen, Essen, Segel anpassen. Ein schönes Leben. Man segelt, Land kommt in Sicht, man schmeißt den Anker. Herrlich.

Unser erster Ankerplatz ist die Bucht Porto Pino. Ein Traum, wie die gesamte Südküste von Sardinien. Wie aus vergangener Zeit. Keine fetten Hotels, bunte Sonnenschirme unordentlich verteilt. Statt Supermärkte gibt es Tante Emma Läden und alte Männer die im Schatten großer Platanen sitzen und diskutieren. Genauso toll die nächste Bucht, Porto Zafferano. Ein Nato-Übungsgebiet und damit tabu. Im Juli, August sind Yachten irgendwie geduldet. An den Strand soll man nicht wegen der ganzen Blindgänger (wir sind auch umgedreht, nachdem wir die Bilder mit den Totenköpfen gesehen haben).

Porto Zafferano

Der Absprung nach Sizilien ist die Bucht Campulongu bei Villasimius. Direkt hinter der Bucht gibt es eine Kolonie wilder Flamingos. Wir machen uns mittler Weise keinen großen Kopp mehr wegen ein paar hundert Seemeilen. Der Wind soll gut sein, also beschließen wir sofort bis zu den Liparischen Inseln im Osten von Sizilien zu segeln anstatt im Westen anzulanden.Unser längster Abschnitt, gute drei Tage auf See. Man merkt jetzt schon das das hier kein reiner Urlaubstörn ist, wir geben richtig Gas solange der Wind steht und es keine Corona Probleme gibt.

Leider werden uns mit dem richtigen Wind auch ein paar Gewitterzellen auf den Weg gegeben. Hier dazu der Hinweis das so ein schweres Gewitter auf See deutlich beindruckender und gewaltiger aussieht als auf der Wetterapp. Man sieht es bei Nacht schon von weitem. Ein riesiger aus Blitzen durchzuckter Turm – der auf einen zuhält. Wie es darunter aussieht wollen wir nicht wissen. Ich hab mir als Skipper sofort 10 Minuspunkte eingetragen. Merke: Bei Gewittergefahr nicht lossegeln. Wir ändern mehrfach den Kurs und mit mehr Glück als Verstand geht das Inferno vor uns durch. Ich schicke Andrea wieder in die Koje: “Ich hab’s ja gleich gewusst, wie geplant”.

Fast 4 Tage und 300 Seemeilen dauert das italienische Inselhopping. Ein Bussard(?) begleitet uns ein Stück des Wegs. Im Morgengrauen laufen wir Lipari an und sehen dicke Rauchschwaden am Horizont aus dem Ätna steigen. Später am 18. Februar 2021 wird es einen dramatischen Ausbruch geben, den haben wir leider verpasst. Wir bleiben mal wieder nur eine Nacht, da -man ahnt es- der Wind günstig steht für die Straße von Mesina.

Von Lipari schlängeln wir uns zwischen den vielen Fähren, die vom Festland nach Sizilien pendeln, durch die Straße von Messina und biegen scharf links an der Schuhsohle nach Kalabrien ab. Eine sehr schöne Küste. Einmal wollen wir auf einem Campingplatz “SchwarzWarmDuschen”, zwei tote Ratten in den Kabinen entsprechen aber nicht unseren Schnorrerstandards, also müffeln wir weiter vor uns hin. Neee, natürlich duschen wir kalt, wir haben ja ne ganz tolle Campingdusche. Wasser rein, pumpen und los gehts. Reiner Luxus.

Kalabrien

Wir stehen vor der Entscheidung wie es weitergehen soll. Die Windvorhersage für die Adria ist denkbar schlecht. Mindestens 10 Tage weht der Wind aus der Adria raus, verstärkt durch die Düse in der Straße von Otranto. Es ist klar: Wir schaffen es nicht einmal zur Ferse des Stiefels. Der einzige Kurs der irgendwie möglich ist, wäre Korfu auf der anderen Seite der Meerenge. Für Andrea ein blöde Situation, da sie irgendwann heim muss. Der Hund, der Laden, das Kind mit zwei gebrochenen Armen (ja Connor wir wissen du hast uns nicht gebraucht :)). Da wäre Korfu auch passend. Super Flugverbindung nach Wien.

Also Kurs Korfu. Immer hart am Wind damit wir nicht an der Südspitze vorbeigedrückt werden. Wir wollen nach Petriti und dann zum Flughafen nach Korfu Stadt. Da die Leserschaft diese Blogs sehr überschaubar bei 2 bis 10 Leuten liegt, kann ich hier bedenkenlos den Geheimtipp für das mit Abstand beste Restaurant der Reise abgeben. Das Limnopoula in der Bucht von Petriti. Ist sehr bekannt: “Kenn ich auch…erzähls nicht weiter”. Man bekommt nur einen Platz mit Reservierung am Vortag. Keine Touristen, nur Einheimische als wir da sind.

Die Bucht in Korfu Stadt ist genial für Fluganbindungen. Der Flughafentransfer sieht so aus: Frau und Koffer aufs SUP (Stand up paddle board), zum Uffer paddeln und 10 Minuten zu Fuss zum Terminal gehen. Der Abschied fällt mir nicht leicht. Andreas Glaube in meine Skipperfähigkeiten scheint aber ins unermessliche gestiegen zu sein (“Du machst das schon alleine. Hör auf zu zittern”) Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass sie vor der Reise einen Profiskipper engagieren wollte (“Wer soll sonst für die sichere Überfahrt sorgen? Du??”). Ab jetzt bin ich das -der Soloprofiskipper.

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