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Die Sache mit den Indern und dem Christoph

Also das muss ich noch vom Rückflug berichten. Hat mit der Segelreise jetzt nicht direkt was zu tun, aber mit fremden Kulturen und deren Eigenarten. Passt also doch irgendwie rein. Normalerweise mag ich ja so ein Gesuder über Mitreisende gar nicht, nach dem Motto: Ich bin ein soooo viel besserer und smarterer Flugpassagier, aber das war wirklich außergewöhnlich. Und erschwerend kommt bei der Berichterstattung hinzu, das für die Komik alleine eine Gruppe Inder zuständig war. Darf man das so pauschalisieren? Ja schon… war halt so. Alle anderen waren total unauffällig. Vielleicht kam diese Gruppe ja vom Land und ist noch nie geflogen, oder es war versteckte Kamera. Ich weiß es nicht. Schon beim Einsteigen war die Truppe in Hochform. Die räumen ganz in Ruhe ihr Handgepäck hoch, dann wieder runter, dann fällt ihnen ein das sie 10 Reihen zu weit gegangen sind. Also durch die Wartenden zurück. Und dann ach ja… hab was im Koffer vergessen, also wieder vor, macht ja nix, will ja keiner durch, wir haben es ja alle zum Glück nicht eilig. Einer bleibt auf dem Rückweg einfach stehen und redet auf einen älteren Herrn mit weißem Turban ein, der aber anscheinend schon schläft oder meditiert oder sich schlafend stellt um dem anderen nicht zuhören zu müssen (mein Verdacht) und eine ältere Frau setzt sich mal zum Ausruhen auf dem Gang hin (no Joke). Die Stewardessen sind schon nach 10 Min schwer gestresst, das Lächeln wirkt etwas gezwungen. Wir stehen und warten, daweil müssten wir doch nur bis Reihe 11. Da ist der Notausgang wo ich meine Beine ausstrecken kann. Und da ist auch das Klo. Und da haben wir natürlich Plätze in der ersten Reihe für den zweiten Akt, als wir endlich durchgekommen sind. Wir starten und gleich danach geht als Erstes ein Kanadier aufs Klo um zu zeigen wie man es macht:

Ist frei?, ja! dann Tür auf, rein, Tür zu, Zusperren, am besten hinsetzen, Geschäft machen, Hände Waschen, Aufsperren, Tür auf, raus, Tür zu.

Das sollten die Stewardessen mal in die Einweisung aufnehmen anstatt der Sache mit den Rettungswesten, die eh nie einer braucht, weil da kann tatsächlich an jeder Stelle der langen und komplizierten Reihenfolge ein Fehler passieren.

Auftritt Inder 1: Ist frei? Ja. Tür auf, rein, zusperren, Tür zu, Tür zu, Tür zu, TÜR ZU, T. Bam, bam ,bam, bam, bam, bam. Irgendwann merkt er dann doch das er Zusperren und Tür Zu vertauscht hat. Also: Tür auf, entriegeln, Tür zu. Zusperren (nicht schlecht). Wahrscheinlich stehend pieseln, Rüttel, rüttel, rüttel. Ach ja… Aufsperren nicht vergessen, Tür auf, Raus. Tür bleibt sperrangelweit offen.

Der Passagier DIREKT am Klo (Im folgenden „die arme Sau“, oder „ASAU“), gibt der Tür nen Tritt (Türtritt), damit sie zufällt und er nicht die vollgepisste Schüssel im Blick hat.

Auftritt Inder 2: Ist frei? ja. Tür auf, Tür zu….

Auftritt Inderin 3: Ist frei? Ja!. Tür auf… Schrei. Inder 2 pieselt gesichert stehend. Von dem Schrei aufgeschreckt macht er eine 45 Grad Drehung Richtung Inderin 2 und benetzt großzügig die Wände. Inderin 2 entgeht dem Strahl knapp und rauscht ab. ASAU Türtritt. Tür erstmal zu. Nach ner Weile dann Tür wieder auf. Inder 2 geht. Tür sperrangelweit offen. ASAU Türtritt.

Auftritt Inder 4 (der Herr mit weißem Turban): Kommt ganz langsam und vorsichtig den Gang runter. Ist wirklich ein Senior. Ist frei? Nein. Rüttel, rüttel, rüttel – warten – Rüttel, rüttel, rüttel – Pause – Rüttel, rüttel, rüttel. Wir müssen ihn dann bremsen. Irgendwann geht die Tür auf. Vorbenutzer mit seltsamen Blick raus, Inder 5 rein. Tür zu, absperren vergessen (zum Glück!)

Auftritt Inderin 3:Ist frei? Ja. Wartet (bin ja nicht blöd). 5 Minuten vergehen. Schlange aus 3 Indern. 10 Minuten. Schlange wächst auf 5 Inder. Von hinten nimmt sich der Inder der auf weißer Turban beim Einsteigen eingeredet hat ein Herz, geht vor klopft an. Keine Reaktion. Tür auf. Was für ein Bild. Der Alte sitzt auf dem Klo und schnarcht friedlich. Gemeinsam verfrachten sie ihn wieder auf seinen Sitz. Die Schlange windet sich dann langsam durch das Klo, bis der letzte das Klo verlässt. Tür sperrangelweit offen. ASAU Türtritt.

Auftritt Inder 5. Tür auf. Bleibt auf. Stehend pieselnd. Vielleicht gibt es ja in Teilen Indiens gar keine Klotüren. Wer weiß? ASAU Türtritt mit Nachdruck und unverständlichem Geschimpfe. Tür geht wieder auf auf. Inder 6 geht. Tür sperrangelweit offen. ASAU fluchend Türtritt.

Der Flug hat 9 Stunden und noch viele Türtritte gedauert, aber ich denke das langt als kleiner Einblick in das weitere Geschehen. Zumindest ist im Landeanflug keiner mehr auf dem Klo und ASAU kann seinen Fuß entspannen, dafür steht kurz vor dem Aufsetzen der erste Inder auf und holt sein Koffer aus dem Gepäckfach. Eine Stewardess macht eine Durchsage. „Bitte alle hinsetzen und anschnallen“. Keine Reaktion. Stewardess schnallt sich ab und presst den Inder wieder in den Sitz. Landung: Klick, klick, klick. Die Inder schnallen sich ab und stehen auf. Durchsage!!…keine Reaktion. Stewardess schreit durch die Gänge. Nach einer Weile sitzen zumindest alle wieder. Dann eine Durchsage, das der Flieger nur kurz stehen bleibt um auf den freien Rüssel zu warten. Bitte alle sitzenbleiben. Flieger bleibt stehen. Klick, klick, klick, klick. Alle Inder stehen auf. Alle Stewardessen schreien. Alle Inder rennen durcheinander. Es ist einiges geboten. Zum Glück hatten wir 4 Stunden bist zum Anschlussflug nach Trinidad, weil das Aussteigen….

Um drei in der Früh küssen wir die Gleda erstmal zärtlich auf den Bug und hauen uns hin. Ich bin so fertig, ich träum nicht mal von Indern. Die Hitze am nächsten Morgen ist der Hammer, zwar mit 30 Grad um 10 Grad kälter als in Europa, aber mit 100% Luftfeuchte und Null Luftbewegung. Meine Brille beschlägt bei Sonnenschein. So ich suder schon wieder, tststst… Also, ein paar Kleinigkeiten sind noch zu tun. Man lernt dazu. Die Verlängerung der Werftliegezeit von 6 Tagen auf 15 Tage passt genau:

  • Wassermacher warten (Ölwechsel, Impellerwechsel, Vorfilterwechsel). Impeller war ziemlich am Filter. Jetzt schnurrt er wieder. Brauchen werden wir ihn während der Regenzeit kaum. Hier duscht es jetzt regelmäßig und unser Dach sammelt brav Wasser.
  • Elektrik. Ein Solarpanel umverlegen. Einen Anschluss an eigenem Solarregler machen für ein riesiges Zusatzpanel das bei Strommangel zeitweise hinten an den Pod gehängt wird.
  • Windfahne durchdenken und Blöcke zur Pinnenstange anbringen. Ich hoffe wir brauchen die Windfahne nie. Ist eher für den Notfall wenn ein Blitz die Batterien zerfetzen sollte und der geliebte Autopilot tot ist. Eigentlich sollten wir die auch mal Testen. Mal sehen
  • Klampen schleifen und ölen. Gaffeln neu streichen
  • undichtes Fenster am Navitisch rausmachen und mit Coosa zumachen.
  • gammlige Führungsrinnen der Einstiegsschotts mit Coosa ersetzen.
  • Leder auf die Seiten vom Cockpit kleben wo immer alles so grindig vom anlehnen und hinpatschen ist. Das Leder ist übrigens aus Klosterneuburg. Genau das Gleiche aus dem die Handtasche von Andrea ist. Hat uns die Kati von der Rumpeltasche netterweise geschenkt.
  • Alle Wasserkanister reinigen.
  • Überhaupt putzen, waschen etc….
  • Segel vom Segelmacher holen und wieder anschlagen. Die Segel sind wirklich schon ganz schön derhaut und dünnhäutig und da haben wir gesagt – gut da müssen für den Pazifik jetza neue her und ich hoffe das klappt mit Hertsellung plus Lieferung im September von Thailand nach Kolumbien.

Derweil räumt Connor im Gerümpel des bis zur Decke vollgestopften Kellers von Klosterneuburg rum. Andrea spendiert den beiden demnächst mal nen Sperrmüllcontainer vor die Tür. Was sich da alles ansammelt, da hilft nur beherztes Wegschmeißen. Warum kauft man eigentlich den ganzen Scheiß? Auf dem Schiff haben wir alles was wir brauchen und das ginge zehnmal, ach was zwanzigmal in unseren Keller. Wir nehmen uns ganz schwer vor nicht wieder so viel Mist zu kaufen, wenn wir mal groß sind und sesshaft werden. Höchstens eine Badewanne, einen Pizzaoffen, einen Kaffeeröster, einen Esel, einen Hund. Essentials halt. Und dann hat der liebe Connor noch einen sensationellen Hammer rausgehauen. Kann man sich nicht ausdenken. Beim kruschteln hat er bei Andreas Sachen eine Kiste mit alten Fotos gefunden. Eins davon schickt er mir gleich per Whatsapp. „Schau mal Papa, wie jung du da warst und ehrlich, du musst Dir wohl nie Sorgen machen, ob der Ben von Dir ist. Auf dem Foto schaut ihr euch voll ähnlich“.

Dem aufmerksamen Leser fällt natürlich die Bildunterschrift auf. Es handelt sich hier um Christioph den Ex von meiner Frau, der meinen Sohn wohl so ähnlich sieht. Connor darauf „Ups“. Wir lachen uns schlapp. Der arme Connor hat drei Stunden lang geglaubt wir haben jetzt Krise und Scheidung. Aber da bin ich tolerant. Auch andere dürfen gutaussehend sein und deshalb in das wohl immer gleiche Beuteschema meiner Frau fallen. Und sorry Christoph…so geile Kinder trau ich mir nur selbst zu 🙂

Morgen geht’s ins Wasser und am Freitag ist Schokowind, sprich günstiger Wind nach Grenada um die Vorräte aufzufüllen.

Ein Kommentar

  1. Birgit Birgit

    You made my day!!!

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