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Schlagwort: Atlantik

Schrumpelfüße und Furzexperimente

Achtung der Beitrag hat Inhalte die nicht für sanfte Gemüter geeignet sind. Aber es braucht halt schon etwas Salz in der Suppe, sonst könnte ich die Frage: „Wie war die Atlantiküberquerung“, ganz einfach mit „Ja mei, lang halt“ beantworten. Eine der Influencerinnen der Mission Unknown hat mir auch gesagt, dass man seinem Publikum schon mal sehr persönliche Dinge mitteilen (in diesem Fall eher „zumuten“) muss. Here you go…

Abgelegt sind wir eher ganz spontan, weil…. mir warn irgendwie fertig. Außerdem war der 11.11 und Andrea hatte ja schon den Fasching eingeläutet (sieh Bild) und da ham mir um 11 Uhr 11 (hallo Anouk) gesagt: „Atlantik Helau“ und ab dafür. Zack warn wir weg und froh nicht unsere Schuhe am Steg zurückgelassen zu haben, so schnell ging das. Überhaupt wenn man sich mal auf den Weg gemacht hat, dann gibt’s auf der Route kein zurück. Der Passat pfeift immer von Ost nach West und da ist die Karibik in 2100 Seemeilen (so 4000km) das einzige sinnvolle Ziel.

Ich schreib jetzt nicht nieder, was da genau jeden Tag war, weil oft war eher wenig. Und da musst Du dich erst mal dran gewöhnen. Andrea meint es ist a bissi wie Knast. Du kannst nicht raus und musst deine Zeit absitzen und deinen manchmal depperten Zellengenossen wirst Du auch nicht los (außer wenn man ins Wasser springt sagt meine Frau. Das wollte sie dann doch nicht). Ich würde sagen 1.5 Ehekrisen hatten wir auf der Reise. Keine Ahnung warum, ich weiß nur an mir lags nicht. Es macht die Sache nicht leichter, wenn man dann noch ständig müde ist. Mit dem Schlafen ist das so eine Sache. Eigentlich könnten wir schon viel pennen. Viel zum aufpassen ist da nicht. Tagelang kein AIS oder Radarkontakt, auf der ganzen Fahrt mal zwei andere Schiffe. Einer hat uns ganz fröhlich angefunkt als wir an ihm vorbeigeschossen sind. Und das war ein Problem mit dem Schlafen, wir waren oft einfach sehr schnell und wollten die Gleda auch nicht bremsen. Und hohe Geschwindigkeit ist Stress. 90% der Zeit sind wir unter Spinnaker gesegelt. Bei 18-20 Knoten Wind macht die Gleda da über 8 Knoten Schnitt und im Surf die Welle runter auch mal 18 Knoten. Das sind irre Geräusche und ein Schütteln und Lärm wenn man in der Koje liegt. Da ist man irgendwie immer in Habacht. Zweimal hat sich z.B. der Spinnaker komplett eingedreht als uns eine große Welle den Arsch seitlich verschoben hat. Sowas passiert dann natürlich immer um 2:30 in der Nacht. Also Spinnaker runter, klarieren (nach Anleitung von Andrea, hat wohl mehr Bettlaken sauber zusammengelegt als ich) und wieder rauf und alles bei 20 Knoten Wind und Welle und Dunkelheit (22 Knoten Wind sind so das obere Ende für einen Wingaker).Was soll ich jammern…Selber Schuld. Wir hätten ja nur die Fock nehmen können und wären 3 Tage später ankommen…Sonst hatten wir keine Katastrophen. Einmal ist der Autopilot ausgefallen, weil sich was im Keilriemen verfangen hat. Da hat es die Scherstifte an der Sollbruchstelle abgerissen (2:30). Aber Ersatzstifte waren zum Glück da. 15 Minuten später war alles repariert. Sonst Kleinigkeiten wie große Wellen die sich in die Küche ergießen genau in dem Moment wo man das Schott nicht sofort wieder reinmacht. Da ist alles schön Salzwassergetränkt. So schauts aus wenn wir Sachen trocknen und verschatten. Wie gesagt… kommt eh keiner, Sicht nach vorne ist auf der Route überschätzt.

So, also hier mal die Statistik:

Gesamtstrecke Mindelo-Charlotteville: 2127 sm
Schnitt: 6,0 kn
größtes Etmal (24h Strecke): 197 sm (8.2 Knoten Schnitt)
Gewittertage 1
Flautentage 2
Dauer: 14 Tage 21h
Ehekrisen: 1.5
gefangene Fische: 2 (echter Bonito und Mahi Mahi). Ein ganz fetter ist abgerissen

Am Anfang und zwischendrin war mal zwei Tage Flaute, teils mit viel Regen. Squalls mit Monsterwind hatten wir nicht. Wenn wir die Welt tatsächlich umsegeln… dann war der Atlantik ein reines Aufwärmtraining. Von Panama zu den ersten Inseln in Französisch Polynesien sind es 3800 sm. Also fast doppelt so weit. Pfuhhh. Jetza, was macht man so wenn der Tag lang ist? Essen, Angeln bzw. Sargassogras von den Angeln entfernen, Lesen, Musikhören, Gitarre spielen (zu viel…hab ne Sehnenscheidenentzündung), Backgammonspielen, mal a bissi Wackelyoga, sich auf der Badeplatform durchspülen lassen, blinde Passagiere entfernen (Heuschrecken wollen wir nicht verteilen), Plastikflaschen kleinschneiden, Wolken und Sternschnuppen gucken, Haare schneiden (hab ich gut gemacht), googeln warum man Schrumpelfüße hat und wenn’s ganz fad wird Furzexperimente.

Also einen Tag kam ein Gewitter nach dem anderen über uns drüber. Ich bin draußen rumgesaust und hab geschaut das alle Wasserkanister voll werden, dann Segel rauf und runter je nach Wind und als ich mich im trockenen hinsetze seh ich keine schönen Dinge (meine Hände und Füße). Guckst DU:

Schee is anders. Und man fragt sich auch gleich: „Ist das noch normal?“. Ich hoffe da auf fachlichen Beistand. Google sagt quasi: Junge du hast einfach gute Nerven, weil die Haut schrumpelt nicht weil sie Nässe aufnimmt, sondern die Nervenenden verursachen das irgendwie, damit man besser greifen kann wenn Nass. Eher Angst haben muss man wenn’s nicht schrumpelt im Regen (Nervenschäden). Aber trotzdem irgendwie nicht sexy. Das war doch früher nicht so… hmmm.

Achtung! Hier bitte überspringen wenn man konservativ erzogen ist! Ist wirklich nicht für jeden. Ich denke das wird mich die Hälfte der Leserschaft kosten.

Ja und von den Furzeperimenten hab ich zum Glück auch kein Video. Das wäre too much. Ich glaub Andrea war es wirklich fad. Am Vorabend gab es Linsen und dann folgendes: Sie liegt da auf der Seite (nackig, wir waren immer nackt), lässt einen fahren und fragt: „Siehst du den Furz eigentlich?“. Ich hab jetzt gerade nix spannenderes zu tun „Sag mal wenn wieder einer kommt, ich guck mal“. Hab irgendwie eine Schwefelwolke erwartet, aber nein zu witzig… man sieht die Arschbacken flattern. Mei, mir haben so gelacht. Und waren natürlich voll in Fahrt. Legt man sich zum Beispiel mit dem Bauch auf den Po des anderen, dann vibriert ein Pups durch deinen ganzen Körper. An dem Punkt sind wir fast erstickt vor Lachen. Kann ich jedem als Paartherapie empfehlen (allerdings nicht bei feuchten Rollern!!).

Verstörende Inhalte aus

So das wär geschafft. Hier ein paar Bilder vom Atlantik zum Runterkommen

Peter hat uns Charlotteville in Tobago als ersten Anlaufpunkt empfohlen…danke. Es ist ein Traum. Einklarieren war mit so vielen Formularen wie noch nie bei drei Behörden an zwei Tagen (mindestens 15 Dokumente mit Durchschlägen). Aber alles ganz herzig (siehe Bild).

Außerdem gefallen mir die Namen der Buchten hier: „Pirates Bay, Man o War Bay, Dead mens Bay, Bloody Bay“. Wir sind erst drei Tage da und die Fotoauswahl ist ein Problem, weil es so schön ist. Gestern haben wir Andreas Geburtstag bei Pizza auf Bananenblättern in der Pirates Bay gefeiert. Einer der schönsten Strände die ich kenne. Ein Dude hat da einfach einen Pizzaofen in den Jungle gebaut.

Pirates Bay

3 Kommentare

Mission Seltsam, oder der Atlantikwahnsinn

Kennt ihr Knossi? Oder Joey Kelly? Ich nicht, das heißt…. jetzt doch und es war echt lustig. Mei ham mir gelacht, so a Hetz, dazu später. Jetzt erst noch ein paar fade Reiseberichte. Aber so schee, das kann ich nicht auslassen. Von St. Nicolau weiter nach St. Lucia und dann nach Mindelo. St.Lucia ist unbewohnt, du liegst ganz alleine an einem riesigen Sandstrand. Das es sowas gibt. Der Strand interessanterweise blitzsauber, tipi topi. Kein Müll der angespült wird, oder die Heinzelmännchen machen regelmäßig sauber. Wir chillen zwei Tage und machen Yoga (nackt wie sich das auf einem Wharram gehört). Für das Nackbild habe ich übrigens keine Genehmigung, also pssst, nix Andrea sagen. Überhaupt ist der ganze Blogeintrag Top Secret, dazu später mehr wie gesagt.

St. Lucia

Ewig ham ma leider nicht bleiben können in St. Lucia, weil ein bissi Zeitdruck gibt’s auch bei uns. In Mindelo ist die einzige Marina der Cap Verde. Und eine Marina ist prima (was sich reimt ist gut sagt der Pumuckel) wenn man basteln will, viel Einzukaufen hat und nette Leute, lustige Leute und alte Bekannte treffen will. Und weil halt die ganzen Atlantik Rallys ab Mitte November die Marina zuscheißen, müssen wir vorher rein. Da sind wir schon so ein bissi beim Thema – Was so alles über den Atlantik fährt. So Einzelfahrer wie wir, aber halt auch ganze Horden organisierter Atlantiktouristen und auch sehr spezielle Spezl (später mehr). Die zahlen viel Geld um (im Wettrennen manchmal) voll organisiert über den Atlantik zu schippern. Die heißen dann „Atlantic Rally for Cruisers“, oder „Tour Isles de fleurs“ etc. Und wo die hinkommen gibts nix mehr. Platz, Essen, Benzin, Ruhe. Wie die Heuschrecken. Massentourismus mit lauter Individualisten. Deswegen planen hier alle anderen um die rum. Fahr ich vorher (Hoffentlich rammen die mich nicht von hinten?), oder wart ich irgendwo bis sie weg sind und fahr dann? Und dann kannst du natürlich in der Karibik nur Inseln anlaufen wo die nicht hinfahren. Daher fahren wir erst mal nach Tobago. Hat uns auch der Peter empfohlen… soll wunderschön sein.

Viel ist es nicht was auf der Zu-machen-Liste steht. Noch mal in den Mast, die Scheuerstellen checken. Rümpfe sauber machen. DIe Plexiglasschotts ganz abdichten mit schön gelbem Spritzschutz. Zusätzliches Solarpanel verlegen falls mal wenig Sonne scheint. Gasflaschen füllen. Obst in Netze stauen, Vorräte einkaufen – Bounty, Treets und Mars, ja ich glaub des wars. Anmelden haben wir uns natürlich wieder müssen. Hab extra mein bayrisches Brezenpiratenshirt vom Tom angezogen, hilft aber nix, auch Piraten müssen Formulare ausfüllen (diesmal vollständig). Habs ordentlich gemacht glaub ich, der Präsident schaut sehr wohlwollend von seinem Foto auf mich herab.

Was sonst. Ich suche immer noch nach gutem Caffe (geht so in der schwimmenden Bar der Marina), guter Pizza (geht gar nicht in Mindelo). Aber vielleicht muß ich da warten bis wir in italienisch Polynesien sind. Kommt glaub ich vor französisch Polynesien, das wird ein Traum. Mindelo hat Charme, wie die ganzen Cap Verden. Ich glaub da geht bald richtig was ab mit Tourismus.

Und so ein bisschen Tourismus machen wir dann auch. Heute war Andrea ganz, ganz glücklich. Wir sind mit Schildkröten getaucht. Sensationell. Die Fischer haben versprochen Maria (die Schildkröte am Schluß vom Video) den Haken heute Abend aus dem Maul zu machen. Andrea wollte natürlich helfen, Maria war aber schüchtern und a bissi Respekt muss man schon auch haben.

In der Marina herrscht Aufbruchstimmung. Fast alle wollen über den Atlantik. Manche kennen wir schon. Lutz, den wir auf den Kanaren getroffen haben, parkt sein Haus z.B. genau neben uns ein. Auf der anderen Seite schaukeln zwei identische Einrümpfer. Die kennen wir nicht, aber hallo, die sollen wir schon noch kennenlernen. Der Skipper von einer der beiden Yachten bleibt bei der Gleda hängen. Das ist überhaupt so toll. Ständig bleibt einer bei der Gleda hängen und will ganz viel wissen. Is scho was besonderes unser Wikingermädel. So, also wir kommen ins Gespräch. Haben wir das selber gebaut? Wo wollen wir hin? Wie schnell ist die Gleda unter Spinnaker? Und dann erzähl ich ihm halt, das wir einen ganz tollen speziellen Spinnaker haben – einen Wingaker. Da schaut er ganz mich ganz verdutzt an. Ja den findet er auch ganz spitze, weil das sein Produkt ist. Da sag ich das er ja dann den Lothar Weber kennen muß weil der hat mir das Ding vor 4 Jahren über email verkauft. Und er…logo kenn ich den. Das bin ich. Die Seglerwelt ist klein.

Lothar hat 300.000 Seemeilen und 18 Atlantiküberquerungen auf dem Buckel und er hat viel Humor und das ist wirklich enorm wichtig für seine nächste Aufgabe. Weil…. er ist einer von 4 Skippern die dafür verantwortlich sind 8 Influencer (sie nennen sich auch Creator…whatever) und 4 Techniker/Kameraleute unbeschadet über den Atlantik zu bringen. Das Ganze nennt sich „Mission Unknown“. Jetza…ich bin echt zu alt. Ich schau mir den Trailer auf Youtube an und kenne keine Sau. Ausser das ich schon mal was von der Kelly Familly gehört hab. Der Trailer zeigt Wellen vor Kap Hoorn und vermittelt den Eindruck, das man das sicher nicht überlebt. Ganz lustig also. Ich hab das erste mal gelacht und die fröhliche Stimmung hat angehalten. Zwei Tage später durften nämlich die Chefs der beiden Teams (blau und orange) die Boote vorab anschauen. Das war dann eben Knossi und den anderen hab ich vergessen. Knossi ist neben uns auf dem Boot, wird gefilmt und filmt sich selber und hat glaub ich ein paar Espresso zu viel intus. Springteufel, Hilfsausdruck. Er flippt neben uns total aus was das Boot alles hat. Steuerrad, Segel und andere ganz tolle Sachen… und erzählt von 8m hohen Wellen auf dem Weg zur anderen Seite der Welt. Wir können nicht anders und müssen laut lachen. Da sind wir natürlich gleich auf Video. Was gibts da zu lachen? Also versuchen wir uns brav zusammenzureißen, aber zwei-dreimal rutscht uns dann doch ein Lacher raus. Der Typ ist aber auch echt drollig. Ganz sympathisch in seiner extrovertierten Art. Aber es hilft nix, wir sind jetzt Teil der Doku. Und es sieht so aus, als ob es echt Leute gibt die Knossi kennen. Hab heute von zweien einen Link bekommen „Mensch ihr seid bei Knossi auf Youtube“… Wer also gar nix anderes zu tun hat hier der Link. Ich glaub so um Minute 3 Mal und dann ab Minute 20 mal.

Hier noch ein paar Bilder: Auf einem chatted Knossi gerade mit Anouk in Dubai. Anouk kennt ihn natürlich. O tempora o mores. Auf dem anderen fragt er uns gerade was denn da bitte so lustig ist. Ist doch eine ernste Angelegenheit. Und man sieht auch das Andrea viel lacht. Also man kann sagen was man will …. ein netter, aber schwer überdrehter Typ. Ob ich die Energieausbrüche auf einer Atlantiküberquerung aushalten würde? Eher nein. Und das ist glaub ich das ganze Experiment. So a bissi Big Brother auf See und aussteigen is nicht. Jetzt sind wir natürlich am Haken und werden uns das Ganze im Februar ansehen, wenn es rauskommt. Wir sind auch quasi im Team, weil bei denen hat sich alles bis zum Schluß verschoben und beim Ablegen waren die Kameraleute schon wieder im Flieger nach Deutschland, also haben wir das Ablegen filmen dürfen. Big Bussines. Nur eine Bitte hat es geheißen: „Niemanden sagen wo die Boote ablegen, alles Top Secret“…. Ja, ähhh. Ich glaub das wird nix, weil ich kann ja nicht aufhören mein Blog zu schreiben und das gehört schon rein, aber bei meinen fünf Lesern (Altersgruppe Ü50) spielt das keine Rolle und außerdem haben die hier ein lautstarkes Affentheater veranstaltet. Ich glaub die ganze Welt weiß Bescheid. Geheimoperation sieht anders aus. Beispiel: Kurz vor dem Ablegen haben sie einen „Armageddonwalk“ gemacht. Auf dem Steg vor dem vollbesetzten Marinarestaurant in Komplettmontur (Segeljacken etc) sind sie Richtung Boot gelaufen und haben in die Kameras (vorne, hinten, überall) gewinkt und sich auf dem Weg ins absolut Unbekannte verabschiedet. Andrea hat sofort gerufen: „Viel Glück, Apollo 25“, weil so hat es ausgesehen. Mit Helmen unterm Arm hätten sie auch auf dem Weg zum Mars sein können. Wir haben das mal nachgestellt, weil wir vergessen haben zu Filmen. Andrea macht das super. Und man sieht auch…ein guter Segler ist immer vorrausschauend auf ein versehentliches Versenken des Schiffes vorbereitet.

So…also wir sind stillvoll abgetreten. Morgen klarieren wir aus und dann geht’s wie es aussieht am Dienstag wieder los. Unten mal mit Kreuz markiert wo wir ca. hinwollen. Sollte so 15-18 Tage dauern. No stress.

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