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Schlagwort: Ben

1.3 Sekunden Ruhm und überall Hühner

Ich fang jetzt einfach mal an. Weil, auf Guadeloupe sind wir wohl noch a bissi und dann hab ich sonst keine Lust mehr anzufangen, weil’s so viel wird und ich die ganzen Fotos und Ideen zusammensuchen muß und mir dann denk „hätte ich doch nur schon angefangen, weil jetzt is sooo viel“ und dann prokrastinier ich -wie die Anouk beim Mathe Lernen früher- und fang gar nicht mehr an und bin dann unglücklich und im Stress und denk mir „jetzt ist eh schon wurscht, ich lass den ganzen scheiß Blog bleiben“ (wie die Anouk früher beim Mathelernen) und deshalb fang ich lieber gleich an, bevor es zum Äußersten kommt. Einen Titel hab ich noch keinen gescheiten, daher bleibts beim Arbeitstitel. Hauptsache anfangen, Titel zweitrangig.

Die Passatwinde nehmen immer noch zu und daher haben wir, man höre und staune, bei der Überfahrt von Antigua das erste mal überhaupt ein Reff in die Segel gebunden (Segel kleiner machen). So sieht das aus (nicht ganz ordentlich auf dem Bild, weil ein Reffbändsel ist aufgegangen). Meine Frau vorne auf der Kufe ist übrigens nicht gerefft, die ist immer so klein.

Große Freude übrigens bei meiner kleinen Frau (und bei mir natürlich auch und so klein ist sie gar nicht), wir bekommen geplanten (Ben und Livia) und halbgeplanten (Maxi und Arnd) Besuch auf Guadeloupe. Sonst würden wir wahrscheinlich nicht so lange auf einer Insel bleiben auf der es keinen gescheiten Kaffee gibt. Was mich da übrigens rettet ist der Hurricane Blend von der Rösterei in Antigua. Subba sach, wie mein alter Kollege Stefan sagen würde. Sogar mit meiner Espressokanne bekomme ich einen echt anständigen Kaffee. Da bast die Brilln, würde er auch sagen (Er hat einen frängischen Sprachfehler).

Und jetzt der Hammer wie schnell man berühmt wird. In Baie-Mahault angekommen steh ich vor dem Supermarkt und gucke. Das mach ich oft. Andrea ist drinnen und kauft ein und ich darf draußen bleiben. Wir finden das beide produktiver, vor allem Andrea. Ich bin glaub ich kein so toller Einkäufer. Ich steh nur im Weg rum und das kann man draußen genauso gut machen. Ja und wie ich da rumsteh, da schreit mich einer an: „Hey you are famous“. Das ist die Karibik. In Bayern passiert mir das eher selten vorm Aldi. Lustig oder? Und als Beweis das ich berühmt bin fragt er mich nach meinem Namen und quod erat demonstrandum: Er heißt George und ich heiße Michael. Also sind wir -logo-„George Michael“. Und wenn das mal nicht langt für eine Portion Fame. George ist ganz hin und weg. Er greift sich gleich den nächstbesten auf der Straße „Hey we are famous, we are George Michael“. Und da wirds schräg, denn der Mann trägt schon ein Gleda Fanshirt. Grün mit gelben und roten Streifen. Das geht echt ruck zuck.

Das mit dem plötzlichen Ruhm klärt sich 2 Tage später auf. Die „Mission Unknown – Atlantik“ von Knossi ist bei Amazon Prime online gegangen. Und für satte 1.3 Sekunden sind wir in der zweiten Folge zu sehen. Ich als Kameramann beim Ablegen und Andrea wie sie winkt. Die Gleda sieht man oft mal, liegt ja gleich daneben. Das hat natürlich weltweit wie eine Bombe eingeschlagen. Lol. Ich spreche jetzt hier ausdrücklich keine Empfehlung aus aber wer das schauen will. Guckst Du:

In der „Yacht“ wird sogar diskutiert, ob Influenzer den Segelsport ruinieren. Na, also so schlimm is ned.

https://www.yacht.de/newsletter/meinung-mission-unknown-versauen-influencer-den-segelsport

https://www.yacht.de/special/menschen/langfahrt-meets-reality-tv-wenn-influencer-ueber-den-atlantik-segeln

Auf Guadeloupe ist ansonsten gerade mal wieder Fasching. Bis zum Faschingsdienstag, wenn das ganze Spektakel den Klimax erreicht sind es noch einige Tage. Die werden mit Kinderfaschingsumzügen und ganz ganz viel Übungssessions gefüllt. Jetzt ratet mal wo die Hauptübungshalle liegt in der man -weil weit ab vom Schuß- bis um drei in der früh laut üben darf? Yup, Ankerbuchten bieten sich an, da störts ja keinen. Aber ned so wild, weil es ist nicht der Technoschmarrn sondern nur Trommeln und Trompeten. Und es hat sich dann schon rentiert das Üben. Es geht richtig was ab hier. Tausende auf den Straßen. Null Sicherheitsvorkehrungen übrigens, wie zur Zeit überall in Deutschland. Terrorismus im Fasching macht hier keiner, soll ja lustig sein, den gibts anscheinend nur am Flughafen, da hab ich nämlich dieses schöne Schild gefunden mit genauer Anleitung wie man sich vor Terroristen versteckt. Better safe than sorry, hat sich da einer in der Departementverwaltung gedacht. Times are changing. Und drunter mal ein Foto vom Fasching mit Soundbeispiel, damit man sich reingrooven kann und weiß wie unsere Gutenachtmusik war.

Ansonsten mach ma ned viel (Wäschewaschen und so), wir warten auf Livia und Ben. Einmal am Tag gehen wir/ich 30 Minuten bis zum Einkaufszentrum, weil da gibts ne Bäckerei die passablen Kaffee hat. Ich weiß noch nicht wo entfernungstechnisch meine Schmerzgrenze für nen Kaffee liegt, aber sicher nicht bei 30 Minuten.

Und eins ist mir auf den Spaziergängen aufgefallen – auf Guadeloupe gibts keine Füchse oder sonstige natürlichen Fressfeinde von Federvieh. Hühner sind überall, selbst die vielen KFC Filialen können da nicht gegen an. Straßengraben, Straße, auf Autodächern, Parkplatz, in der Post und innen im Einkaufszentrum. Da gehen die fröhlich mit den Kücken spazieren. Ich hab immerzu Angst das ich eins derbatz. Sowas.

Wie ich schreib sind Livia und Ben schon wieder weg. Eine Woche an Bord und eine Woche alleine unterwegs. Schade….schön wars. Ich hoff Ihnen hat’s gefallen. Wir sind mit Schildkröten getaucht, zu den kleinen Saints-Inseln gesegelt und haben sie dann in Point-a-Pitre wieder entlassen.

Das Gruppenfoto hier ist am Primeankerplatz in der Bucht entstanden. Das heißt, Ankern ist verboten wegen Naturschutz, man muß sich ne Boje nehmen und da die Saints Segeltopspot sind gibt’s fast nie ne Freie. First come first serve. Und da war ich dann echt froh, das wir beide Motoren im Wasser hatten. Weil ich hab das sowas von satt, wenn einem kurz vor der Ankunft die Boje geklaut wird. Es ist nämlich ganz oft so: Man fährt ganz gechillt auf das Bojenfeld zu und sieht auch schon, das da wohl nur noch eine Boje ist und freut sich. Ja und dann…dann kommt der Arsch. Meist von hinten, diesmal so schräg von der Seite. Ist viel weiter weg wie du, hat aber mehr PS. Die drehen dann voll auf aund überholen dich mit 10 Knoten um die Boje zu klauen. Unfassbar. Aber diesmal nicht mit mir Spezl. Ich hab das erste mal überhaupt beide Motoren auf Vollast gedreht und war voll bis zur Halskrause mit Adrenalin. Kampfmodus Hilfsausdruck. Lange war ich mir nicht sicher, aber wir haben das Rennen ganz knapp gewonnen und ich muß sagen – der Sieg hat sich geil angefühlt. Ich hatte gar kein Mitleid mit dem anderen Seppen, der mit eingezogenem Schwanz den Ankerplatz verlassen hat. The winner takes it all. Ben hat dann auch gemeint, das das ein episches Rennen war. Und „totaly worth it“, wie Ben auch oft sagt, weil der Platz war super. Nützlicher Nebeneffekt: Wir wissen jetzt endlich, das die Gleda über 8 Knoten mit Motoren schafft. Das ist nämlich eine Vorraussetzung, damit du mit eigener Motorkraft durch den Panamakanal fahren darfst.

Die Saints sind wirklich wunderschöne Inselchen wie aus dem Katalog. Alles pickobello und ned übertouristisch. Die Haupstadt Point a Pitre ist da schon deutlich mehr down to earth. Eines Abends zum Beispiel sind wir noch mal in so einen Tante Emma Laden einkaufen gegangen. Livia und Ben stehen draußen, Andrea in der Schlange und ich am Eingang. Da bremsen zwei aufgemotzte Autos vor der Tür. Ein großer Dude mir schwerer Goldkette und Sonnenbrille (es ist Nacht und er ist kein Blues Brother) springt raus, drängt sich an mir vorbei und schiebt sich ganz vorne in die Kasse. Er schaut die Tante Emma nur grimmig an. Sie erzählt irgendwas auf Creole worauf er einen Schritt auf sie zumacht und ganz ruhig sagt „Du willst nicht zahlen?“. Die ganze Situation hat was ziemlich Bedrohliches. Draußen hängen die Kumpels bei lauter Musik tief in den Sitzen. Emma schaut gar nicht glücklich aus und reicht ihm die paar Scheine die in der Kasse sind. Er schiebt sich an mir vorbei wieder raus sagt beim Einsteigen „zum Nächsten“ und weg sind sie. Ben hat nachher gesagt, das einer von den Typen draußen im Auto ganz freundlich gefragt hat, ob er die beiden mitnehmen soll. Na das wär ein nächtlicher Trip geworden. Mit der Schutzgeldmafia eine geführte Tour durch Guadeloupe. Alter Schwede. Sonst aber lauter nette Leute in Point-a-Pitre. Zum Beispiel Hermann der örtliche Kalebassen-, Kokosnuß- und Marijuanahändler(stolz auf seinen deutschen Namen den man auch ganz einfach im Französischen verwenden kann. Einfach das „H“ weglassen erklärt er. Er kann das H aber nicht sgen, deshalb haucht er mich immer an) . Drunter „Mama“ die um die Ecke kocht.

Und ein paar Point-A-Pitre Impressionen

Das letzte Bild ist -man kann es raten- aus nem Waschsalon. Ich finde es ist ein echt typisches Stilleben. Irgendwas muß man ja auch machen während man wartet. Weggehen ist manchmal nicht ratsam. In dem Salon hier hat zum Beispiel ein alter kurzsichtiger Mitwäscher in voller Verzweiflung angefangen die Wäsche aus allen fertigen Maschinen zu zerren und auf dem Boden zu verteilen, weil er nicht mehr wusste in welcher Maschine sein Zeug war. Andrea war zum Glück vor Ort.

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Unser erster Besuch und der Angriff

Wir freuen uns riesig. Ben und Livia besuchen uns für 5 Tage. Andere wollten uns auch schon besuchen, aber das ist viel schwieriger als wir gedacht haben. Der Wind macht halt was er will und manchmal müssen wir dann einfach weiter wenn er gerade endlich günstig ist, oder kommen nicht da hin wo es örtlich günstig wär. Mit den beiden hat es dann geklappt. Es gab Flüge nach Olbia und auch Wind in die Richtung, da passt der Schuh. In La Caletta im Hafen haben wir sie aufgegabelt.

Zufälligerweise hat am Strand von La Caletta auch ein Sandkastenfreund von Tom (Andreas Bruder) eine Surfschule. Ein paar Tage versuchen wir ihn zu treffen, aber irgendwie klappts nicht. Andrea glaubt, daß er vielleicht Angst hat. Sie meint sie hat ihn vielleicht mal mit 6 Jahren verprügelt wie Toms Freunde sie genervt haben und jetzt traut er sich nicht mehr her. Hat er aber dann doch. Ganz mutig. Lustig nach 50 Jahren.

Mit den beiden sind war dann ganz smooth die Costa Smeralda rauf nach Norden. Costa Smeralda, wer das nicht kennt: Das ist schickimicki vom feinsten. Da machen die Bohlens, Geissens und auch die Leute mit richtig Geld Urlaub. In einer Ankerbucht liegen da locker eine Milliarde an Bootswerten rum. Yachten über 100 Meter wohin man schaut. Also genau mein Fall. Spaß. Schön ist die Küste schon, aber auch nicht sooo besonders. Und das merkt man jetzt schon… hier is wenig authentisch. Großteils ziemlich steril, unfreundlich, unlebendig. Ausnahmen gibt es (das Caffè Porto in Cannigione z.B,), aber sonst ist das bettelarme, kaputte Kalabrien mit seinen netten Menschen mir am Arsch lieber als die Costa Smeralda. Ich wollte auch mal einen Capuccino Index machen. Also Kalabrien liegt im Schnitt bei 1,50 und Costa Smeralda bei 4 Euro.

Selbst in der popligsten Strandbar weiß man hier Staat zu machen…

Bardamen Costa Smeralda

Eigentlich will ich nicht so meckern, aber einmal da hab ich zu wenig gemeckert, weil ich entspannt sein wollte und das ist nach hinten losgegangen. Und jetzt muß ich üben und bin eh grad in Fahrt. Also die einmal zu wenig gemeckert Geschichte: In Cannigione gibt’s eine riesen Ankerbucht. Mega viel Platz. Trotzdem meinen manche sie müssen ganz nah bei der Gleda ankern, was meistens auch OK ist wenn man weiß was man tut. Mir san halt beautifull, gell? Wenn man nicht weiß was man tut und einfach nicht einparken kann, dann schepperts irgendwann und man hats halt schon gesehen: 20m Abstand und 10!m Kette, wenn der Wind dreht wirds eng… aber ich: ned gemeckert. Die Rechnung kam um drei Uhr nachts. Der Wind nimmt zu und das ist witzig… ich wach immer auf, wenn der Wind sich ändert. Ich guck raus, auch Andrea steckt gerade den Kopf aus der Luke und seh das Unheil kommen, nur noch 3m trennen uns und die Geisterfahrer*innen. Das ich das jetzt gendern muss (oje, mach ich nie wieder. Ehrenwort) dafür kann ich jetzt einfach nix und ihr könnt mich ja canceln, aber das eben das einzige Boot weit und breit das nicht einparken kann auch die einzige reine Frauencrew ist… das ist ja nicht meine Schuld. Also ist nicht wertend, ist ein Tatsachenbericht. Und vielleicht waren es ja auch gar keine Frauen, sondern irgendwas modernes. Weiß man ja heute nicht mehr.

Die pennen ganz selig, also pfeif ich sie aus dem Schlaf. Kurz vor knapp kommen Sie raus und ich bitte sie höflich mehr Kette rauszulassen um die Kollision zu verhindern. Dann wird’s vogelwild. Die dünne Grazie schreit mich total aggro an wir sollen verschwinden, weil wir wären schließlich auf sie zugetrieben und die Dicke mit unvorteilhaftem Sidecut/Kurzhaarschnitt im karierten Hemd (ich kenn die Namen nicht) gibt der Gleda nen Tritt. Dann wird’s langsam eng und ich werd langsam lauter. Kette rauslassen sollt ihr! Die Kette geht nämlich schon knapp unter unserem Bug durch. Ich hab Angst das wir drüberscheuern. Also was machen die Spezialistinnen? Sie holen mal flink Kette rein und klar wir scheuern drüber. Das werte ich als Angriff und sehe rot. Es geht jetzt drunter und drüber. Ich brülle wüsste Beschimpfungen a la Captain Haddock zum Feind, Ben ist auf einmal auf das andere Schiff geentert und dann auf einmal wieder da, Andrea bleibt cool, verteilt Fender und hat nen Motor reingelassen. Das ist die Rettung. Wir fahren langsam weg von den Irren, ich schreie aber weiter nicht druckreife Dinge hinterher. Das ist mir später so peinlich, die Livia hat bestimmt nen tollen Eindruck von mir bekommen, aber die wollten unser Schiff putt machen. Da rast ich. Mach ich sonst ganz ganz selten, Ehrenwort. Während wir uns ein paar Meter entfernen, holen die beiden ihren Anker komplett ein und verschwinden. Auch am nächsten Tag sind sie in der ganzen Bucht nicht zu sehen. Ich hab ihnen wohl Angst gemacht. Gut!

Mit Livia und Ben war es herrlich. Die beiden sind einfach total gechillt (auch als ich so ausgeflippt bin). Wir haben jeden Abend was gespielt. Das war eh klar. Wenn Ben kommt, dann wird gespielt und heute Abend probieren Andrea und ich mal Gin Rummy. Tip vom Ben.

Jetzt hier noch ein paar Impressionen aus Cannigione wo wir 6 Tage warten mussten bis der Mistral sich ausgeblasen hat und wir weiter nach Menorca können. War heftig. 10-11 Bft in der Straße von Bonifacio und 8 Bft (40 Knoten) teils in der Ankerbucht .10m Kette!! Jeckerl, die beiden Damen sind wahrscheinlich schon nach Neapel abgetrieben. Man sieht Andrea glücklich beim Spielzeugautomaten (ein aufblasbarer Hammer… juhuu) und Kinder am Kai.

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