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Schlagwort: Kanten

Es wird… ein Schiff!

Schon witzig. 95% der Arbeit sieht keine Sau und würdigt auch keiner. Wenn man was restauriert dann sieht es halt aus wie vorher, nur wasserdicht und ohne Fäule drunter, aber es sieht aus wie vorher. Dagegen so ein paar wenige Stunden Lego bauen und alle sind begeistert “Boa.. ihr kommt aber schnell vorwärts!… sieht ja aus wie ein Schiff” 🙂 Ich muss zugeben, auch ich selber nehm mir dann manchmal einen Stuhl und setz mich einfach nur vor die Gleda um sie zu bewundern. Diesmal nachdem wir eben mal in 2 Tagen den fertigen Pod (Bauzeit… ewig), die neuen Motorkästen mit Gondeln (Bauzeit etwas kleiner ewig) und die Decklatten eingehängt haben. Das hat natürlich schon was 🙂

Unten werd ich das noch mal alles im Detail auflisten. Ist vielleicht nicht so spannend, daher auch am Schluss, aber ist auch eher für mich. So ein Dokumentation verwischt wie gesagt die Zweifel, ob wir hier überhaupt vorwärtskommen.

Sonst ist aber auch viel passiert, war ja eine lange Zeit in der Werft. Von Nachttemperaturen um die 30 Grad (nackt, ohne Decke, alle viere von sich gestreckt, Ventilator an) bis runter auf 3 Grad (2 Schlafsäcke und -tja- eine Ü50 Senioren Heizdecke) streckt sich der Arbeitsabschnitt. Wir hatten krachende Gewitter mit fliegenden Lukendeckeln, krachendes Feuerwerk und krachende Dummheit – Hier dazu ein Tip: man lege niemals eine Plane über einem Spalt aus, in den genau der Fuß hineinpasst, so das man beim betreten der Falle (logisch beide Hände voll mit Epoxy) den Fall erst durch passgenaue Quetschung des Oberschenkels abfängt. Zum Glück bin ich eh so ein beinharter Rambotyp (jaha! sagt Andrea immer: “Du bist ja so unglaublich tapfer und hart”. Dabei schaut sie so komisch nach oben) und hab nur ganz leise laut gebrüllt. Und Andrea meint auch das nicht unerwähnt bleiben soll, das die Werftchefin mir das Nacktbaden untersagt hat (die Gründe liegen im Dunkeln) und das man Käsespätzle auch bei 38 Grad im Schatten essen kann, obwohl die Wissenschaft das für nicht möglich gehalten hat.

krachendes Feuerwerk nur für Gleda…

Zwischendurch war auch mal Urlaub von der Werft. Ben wollte segeln gehen und ein bisschen Skippertraining machen. Weil Marcel, der doch jetzt auch schon ganz schön lange an seinem Boot baut,noch nie auf dem Meer segeln war, haben wir ihn vorsichtshalber mal mitgenommen (er hat auch ganz brav in einer Woche fast das gesamte Buch “Seemannschaft” gelesen). Und es war toll. Zwar wenig Sonne, aber viel Wind, viel Welle und viel Action mit Leine in der Schraube. Alles dabei. Super Essen (Marcel hat alle fotografiert) und nur einer war mal seekrank (ich…scheiß Einrümpfer). Hier ein paar Bilder.

Die Werftcommunity schwillt im Sommer an und dünnt sich dann im Herbst aus. Es wird zusammen gegessen, gefeiert und ausgeholfen. Nice. Dieses Jahr war ich der letzte Mohikaner der das Licht ausmacht. Irgendwann sind die Arbeitstage einfach sehr kurz und die Mückenschwärme werden durch frostige Nächte ersetzt. Aber es war ein schöner Sommer. Jetzt müssen wir mal sehen was wir mit dem nebligen Winter anfangen. Irgendwas fällt uns schon ein. Neue Polster und Matratzen, Segel prüfen, solche Sachen habe ich mir da aufgeschrieben. Nächstes Jahr im Juli soll es jedenfalls ins Wasser gehen. März bis Juni wollen wir noch die Elektrik machen, innen etwas streichen und wieder aufriggen, sowie das Coppercoat ausbessern und aktivieren. Im August wollen wir in Split sein um uns ein Verdeck für den Steuerstand machen zu lassen. In Italien kann das anscheinend keiner so wie sich das der deutsche Ingenieur vorstellt. Wenn alles klappt sticht dann auch eine ganze Flottille in See, wir zusammen mit der Wharram Narai INDIGO von Marcel, der Wharram Pahi LADY OF VIENNA von Gerhard und vielleicht Alfs Schiff ohne Namen (ich glaube Syphilis oder so soll sie heißen). Wenn alles klappt gibt es ein Wiedersehen in Griechenland.

Gearbeitet haben wir natürlich auch, oder eigentlich meistens. Mal ein Versuch das aufzulisten:

Michael von der (dem) Condor ist mit einem Feuchtemesser dahergekommen den man nur von außen auflegen muss. Und natürlich -ich Depp- kann nicht anders und leg da das Ding an mein Schiff an. Da kamen dann an den Kielen und vor allem den Heckflossen gar nicht mal so schöne Werte raus. Jetzt hilft da natürlich kein rummachen mehr. Ich hab das Coppercoat und Glasfaser runtergeschliffen und noch mal mit dem richtigen Holzfeuchtemesser nachgemessen. Und tatsächlich: Die eine Flosse hat 30%, die andere 60% Feuchtigkeit. Es ist zum narrisch werden. 30% geht ja. Die 60% sind wie immer das Ergebnis von schlechter Verglasung. Ich kann mich erinnern das an der einen Flosse eine Stelle durchgeschliffen war die ich dann ausgebessert hab. Damals (vor langer langer Zeit) hatte ich noch nicht die masochistische Marotte die Gleda überall mit einem Holzfeuchtemesser zu piecksen. Jetzt muss ich sagen das ich die Sache langsam pragmatisch angehe. Eine Woche Heizlüfter drauf und gut. Das da Feuchte drinbleibt (auch in den Kielen, die hoffentlich nach innen austrocknen) da kann man jetzt halt gar nix machen. Das hat ja jetzt auch schon 12 Jahre im Wasser gehalten. Das Sperrholz sieht gut aus. Ist halt zu feucht. Solange jetzt kein Sauerstoff hinkommt wirds hoffentlich auch nicht faulen. Da hab ich schon was gelernt. Wenn noch was kommt mach ich das halt in der Zukunft.

Die Löcher im Bug sind jetzt natürlich zu und das tolle ist, ich bekomme jetzt auch meine Seilbefestigung für den Hahnepot des Vorstags. Eine ganz elegante Lösung, ganz im Wharramstil. Seile statt Bolzen. Dafür mussten je Seite vier neue Löcher in die Rümpfe gesetzt werden. Diesmal wasserdicht indem dickwandige GFK Rohre einepoxiert werden. Die größte Sorge war die Löcher so zu bohren, das sie auf der Gegenseite symmetrisch rauskommen. Danke Marcel, ohne Dich wär das nix geworden. Marcel hat mit zwei Teakblöcken einen rechtwinkligen Anschlag gehalten und ich habe gebohrt. Dann haben haben wir ganz vorsichtig auf die andere Seite gelurt.. und wie durch ein Wunder alles ist wie mit dem Lineal gezogen.

Wie man sieht war Andrea ganz fleißig und hat gemalt, Netze genäht und immer alles mit einem bezaubernden Lächeln…

Der Pod ist wie gesagt oben. Ich hab’s glaub ich erwähnt das ich ganz schön Bammel hatte, ob er auch passt. In der Garage in Wien gebaut, dann am Boden zusammengezimmert… pfff. Und was soll ich sagen, wie nicht anders zu erwarten passt er perfekt. Genau 12mm vorne und hinten Luft. Besser gehts ned. Er hat überall EPDM Gummipuffer bekommen und dann hab ich ihn mit 4 Seilen festgelascht. Im Plan liegt er einfach nur auf dem Beam und ist mit Klötzen gegen wegfliegen gesichert. Das war mir zu luschig….

Das Poddach hat acht GFK Rohre (fest epoxiert) als Stützen bekommen damit es bombenfest und begehbar ist. Die Rohre sind leicht, stabil und nicht leitend (falls mal der Blitz einschlägt). Wir haben das Dach auf Hilfsstützen gelegt und solange geschoben, bis alles symmetrisch war, Neigung nach vorne hatte (Aerodynamik und Wassersammeln) und genug Lichte Höhe für mein lichtes Haupt übrig war.

In dem Schwung mit dem Pod meint Andrea: “Komm wir bauen auch gleich die Decks ein”. Da hat sie halt vergessen das dafür die Motorkästen erst mal reinmüssen und das hab ich mir irre kompliziert vorgestellt und sie sich halt wie immer ganz einfach. Alles auf die richtige Höhe nivellieren, dann passgenaue Löcher für die Aufhängungen bohren und dann sollen die Stangen da durch. Und was soll ich sagen: Die Ehefrau hat immer recht. Es war gar nicht so schwer. Hmm. Dann hat Andrea mit den Latten gepuzzelt und -zack- wir haben wieder ein Schiff.

Am Deck auf beiden Rümpfen sind jetzt alle Kanten fertig neu verglast. Fäule bei zwei Kanten und einer Luke gefunden und eliminiert. Decks teils neu verglast. Da gab es Stellen ohne Glas, Luftblasen an denen das Glas einfach abgefallen ist etc. Wasser ist wie immer an Schrauben ins Deck gelaufen. Daher hab ich mal so viele Schrauben entfernt wie möglich. Unter die Lüfter wurde eine Lage Coosa geklebt, damit keine Schraube mehr ins Holz geht etc. Der Teakhandlauf (schön war er ja) war auch nur von innen durchgeschraubt und ist jetzt durch eine Fußleiste aus Coosa mit Glas ersetzt.

Alle Luken sind jetzt neu aus Coosaboard und mit Seilscharnieren befestigt. Smooth!!. Bei den vorderen Luken wurden zusätzliche Wasserabweiser installiert. Ich hoffe es ist jetzt alles dicht. Backbord vorne wo immer Wasser bei starkem Seegang rein ist, muss ich vielleicht noch nacharbeiten und ein Lippe zum abweisen von Wellen an der Unterkante ankleben. Hier ist der Rahmen einfach nicht Plan gebaut worden und man muss den Deckel ganz schön zuknallen das die Dichtung überall sitzt. Zumindest sind jetzt die ganzen sich auflösenden und undichten Plastikluken weg. Von oben kommt jetzt auch keine Sonne mehr rein. Ich schätz mal das ist gut, wegen aufheizen und so. Auch die undichten Fenster achtern (Fehlkonstruktion) sind jetzt weg und durch Lufthutzen ersetzt die für ständigen Durchzug sorgen.

Das wars, zumindest das wichtigste. Jetzt ist a bissi Winterpause. Wir fahren erstmal eine Deutschlandtour und besuchen Freunde. Wenn’s mal schön ist fahren wir auch mal zur Gleda und machen sie innen etwas schick.

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