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Schlagwort: Krank

Simple Man

Wir sind in Dominica und logo – alle san gleich wieder super drauf. Bis auf mich. Bin fetzen erkältet und wie bekannt, bei sowas die größte Lusche. Andrea hat es dann eine Woche später auch erwischt, aber sie steckt das viel, viel tapferer weg. Ich weiss auch wer mir das angehängt hat. Mein Akzent ist nämlich so komisch nasal geworden. Daher bin ich sicher, das den Mistvirus die Sachsen auf dem Kreuzfahrtschiff eingeschleppt haben. Zefix. Daher hab ich auch fünf Tage total verpennt und es gibt nicht ganz so viel zu berichten.

Also…Um ein Auto zu mieten hab ich mir erst mal schnell für 30 EC Dollar einen dominikanischen Führerschein kaufen müssen. Das war nun wirklich einfach. Ich versteh gar nicht, warum sich meine Kinder monatelang so angestellt haben ihre einkassierten Führerscheine wiederzubekommen. Wenn ich noch ca. 100.000 USD draufgelegt hätte, dann wäre auch gleich noch ein Paß und die dominikanische Staatsbürgerschaft dabei gewesen. Toll. Das ist ein florierendes Geschäftsmodell in Dominika. 50% des BIP, über eine Milliarde USD kommen aus Passverkäufen. Hab ich auf einer Demo gelernt, in die ich mitten vor dem Gericht in Rousseau geraten bin. Eine echte Räuberpistole. Drinnen im Gericht sitzen zwei Amis, die zwei Kanadier in ihrem Auto erschossen und dann angezündet haben sollen. Opfer wie Täter Multimillionäre, die sich wohl um eine Zufahrtsstrasse gestritten haben. Die Kanadier waren saubeliebt auf der Insel, haben Schulen und Krankenhäuser gebaut. Die Amis eher Mafia, aber gut vernetzt mit der Regierung, weil sie eben Pässe an zwielichtige Gestalten für die Dominikaner verkloppt hatten. Wegen der ganzen Spezlwirtschaft war die aufgebrachte Menge dann auch etwas unsicher, ob da der Gerechtigkeit genüge getan wird. Das Ende der Demo… meherer Polizisten verlassen das Gebäude und brausen ab. Das wars, weil die haben einfach die Gauner in Polizeiuniformen gesteckt, wie ich am nächsten Tag in der Lokalzeitung lesen kann. Bananenrepublik, live.

Dem Touristen werden allerhand Genüsse angeboten, aber irgendwie ist für mich nix dabei. Die typische Unterhaltung geht so:

„Yo, bossman!… Hey you Captain!!!… You want smoke?“ – „No“ – „Ok, you want drink?“ – „No“- „You want girl?“ – „No“ – „Ahhh! You want boy!“ – „No,no,no, thank you“ – „Bossman, what do you want??“ – „A proper Cappuccino!“ – „Maaan, whats wrong with you?“. Die Unterhaltung hat in der Location auf dem Bild unten stattgefunden. Lustig, die Frau die sich die Tasche vor den Kopf hält. Ist mir erst später aufgefallen. Bevor ich ein Portrait mache, frag ich natürlich. Aber nicht bei so weit weg. Den Männern ist es meist egal, aber fast alle Frauen weigern sich. Wollen wohl keinen weltweiten Fame durch meinen Blog. Lol.

Guten Kaffee gibt’s also auf der Insel nicht, aber mit lokalen Zutaten machen wir Experimente mit meiner kleinen Espressokanne und dem Rest der guten Fugobohnen . Z.b kalter Espresso mit frischer Maracuja und Kokoswasser. Sehr geil…Wer hat so was schon?

So… also abschliessend die Geschichte mit dem Simple Man. Da wo wir immer unser Kajak angelandet haben lebt ein Rastafari in einer Bretterbude direkt am Strand. Kocht seine Eintöpfe aus was auch immer sein Gemüsebeet gerade hergibt (Kürbisse wachsen hier z.B. wild am Strand) über dem offenen Feuer, fischt und chillt. Sein richtiges Haus zwei Strassen weiter landeinwärts hat der Hurricane 2018 mitgenommen und in den Holzresten haust er jetzt ganz glücklich. Nach drei Tagen finde ich die Anrede „Yo man“ zu unpersönlich und frag ihn wie er denn heißt. „Simple“. Da frag ich lieber noch mal nach. „You have a simple name?“ – „No, my name is ‚Simple'“. „You know my mother told me when I was a kid that I should lead a simple live, because thats a happy life. And everyone called me Simple Man“. Da hab ich gleich eine Ganzkörpergänsehaut. Simple ist 70 Jahre alt, also konnte seine Mutter das Lynard Skynard Lied von 1973 gar nicht kennen als er klein war. Aber sie hat ihm genau diesen Ratschlag mitgegeben und er hat genau so gelebt. Und er ist wirklich glücklich. Also wer das Lied nicht kennt muß sich das unbedingt erst mal anhören.

Und hier das Beweisfoto. Wenn der Mann nicht glücklich ist….

Simple Man

Und jetzt noch ein paar Fotos vom Rest der Mischpoke in Portsmouth. Einen kleinen Karnival gabs auch, aber die Teilnehmer waren alle irgendwie eher traurig. Wahrscheinlich wegen der Technoraggamusik. Das ist nichts für schwache Nerven. Ach ja und ein Haufen Rahsegler sind in die Bucht eingelaufen. Das Foto ist von der Alexander von Humboldt II (Becksschiff) vor dem alten Fort. Wir hatten wohl den selben Blick auf die Bucht und Festungsanlagen wie ein Beobachter von 1780.

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