Eigentlich ist der Blog ja nur für uns gewesen. So als Bordtagebuch und Erinnerung. Dass man halt als alter Mann ned alles vergisst. Jetza lesen aber glaub ich schon fünf Leute regelmäßig was hier niedergeschrieben wird. Eine richtige Leserschaft. Da wächst der Druck auf den Autor, auch unterhaltsam zu bleiben. Ganz fad find ich beispielsweise so Blogs mit dem Inhalt: “Wir waren hier, so war das Wetter, irgendwas belehrendes zur Seemannschaft, in der Taverne haben wir mit denen gesoffen, Stuhlgang war gut”. Obwohl… das mit dem Stuhlgang hätte schon was besonderes. Ich komme darauf zurück, weil wer sich noch nicht durch unsere Klappe, oder schwimmend, ins offene Meer erleichtert hat, weiß nicht was Freiheit ist. Ähh ja, also… weils halt Erinnerungen sind muss ich trotzdem ein paar Bilder von unseren Wanderungen und so reinmachen. Die mach ich dann aber vielleicht ganz am Schluss, oder wenn’s rein passt. Zum Beispiel jetzt nur kurz der Schwenk vom Stuhlgang zum Essen und den Wanderungen, weil Andrea steht gerade in der Kombüse (so sagt der Seemann und so langsam werden wir welche) und macht folgenden Salat: Teriyaki Huhn mit Avocado auf Blattsalat an Mango, Granatapfelsauce. So geil, ich kann die Küche in dem Etablissement hier nicht hoch genug loben. Ja, und Avocado, Mango, Granatapfel haben wir halt gerade auf einer Wanderung auf La Palma am Straßenrand gepflückt. Hammer oder? Das findet ein deutsches Stadtkind schon toll. An Bananen, Papaya und so sind wir nicht rangekommen, weil Stacheldraht, gibt’s aber auch. Auch das Huhn mussten wir kaufen. Die rennen einfach zu schnell und Andrea hatte ihr Fischmesser nicht dabei.
So was schreib ich denn jetzt? Also vorweg: die Versorgungslage ist gut. Sprich: Cappuccino, Schokolade und Pizza in bester Qualität. Da hab ich noch so gemeckert. Aber nach dem Caffè Lab in Cartagena gibt es einen zweiten Würdenträger in Spanien, das “Cool Beans” in der Altstadt von Las Palmas. Vor der Bestellung wird dir das genaue Anbaugebiet der Bohnen erklärt und wie sie selber in der Stadt von Jungfrauen geröstet werden… Sensationell. Wenn es das Café schon vor 500 Jahren gegeben hätte, wäre Amerika von jemand anders entdeckt worden. Weil der Columbus würde immer noch da sitzen und Cappuccino saufen.
Mit Schokolade bin ich auch nicht so einfach (Achtung Euphemismus). Ist ja Zucker drinnen. Erinnere mich jetzt nicht, aber falls noch nicht erwähnt, ich hab mal als Ghostwriter eine quasi Dissertation über die Folgen von Zuckerkonsum geschrieben. Ein halbes Jahr Recherche hat Narben hinterlassen. Ich kann fast keinen Zucker mehr essen. Leichte hysterische Anzeichen sind vorhanden. Die die dabei waren und unter meinen Vorträgen gelitten haben wissen wovon ich spreche. Bevor ich irgendwas im Supermarkt kaufe muss ich es umdrehen, die Brille auf die Strirn schieben und den Gehalt der Mono- und Disaccharide entziffern (Schriftgröße 1.5mm) . Mehr als 5%? Ahhrggg…. Kaum zu Essen. Ich will nicht sterben. Bei Schoki halt ganz ganz schwer. Weniger als 15g Zucker auf 100g sind schon sensationell. Klar es gibt auch 99% Schokolade… aber da hat der Spaß ein Loch. Um es kurz zu machen. In Spanien gibt es eine 82%ige Schokolade mit Mandeln und nur 12% Zuckergehalt und die schmeckt pfundig. Der Haken: Gibt’s fast in keinem Supermarkt. Wir waren in 10 Märkten bis wir sie gefunden haben und jetzt gibt’s da auch keine mehr…. siehe Bild. Nach mir die Sintflut, Lol. Bis in die Karibik bin ich safe.
Und auch das muss ich mir merken: Die beste Pizza Spaniens gibt es in der Marina La Palma (die Insel, nicht die Stadt). Italienischer Pizzabäcker, logo. Hat Michelle Qualität (Die Pizzeria bei der Werft in Palazollo de Stella) und das soll was heißen.
So jetzt frag ich mich schon… interessiert das irgendjemand außer uns wenn wir das später mal lesen? Wurscht, ich finds wichtig.
Der Gleda gehts gut. Mir ham nix fixen müssen. Mal Wanten nachspannen, nen Klecks Farbe und so, aber sonst alles supi. Jetzt, eine Sache gab’s doch. Es knackt. Andrea ist da ganz gechillt. Ich eher gar nicht. Und zwar knackt es, wenn man im Bett liegt und dann auch noch wie eine Standuhr, also ganz regelmäßig. Wenn es wenigstens zu den Wellenbewegungen synchron wär. Das knacken hört man nur wenn man innendrinnen liegt. Geräusche wie schlagende Tampen etc. werden innen im Klangkörper um den Faktor 100 lauter. Das macht die Ursachenforschung extrem schwierig. Die meisten Kameraden kenne ich schon (Die Plexiglasscheibe in ihrer Halterung, die Ruder wenn sie nicht festgestellt sind). Der Deckel zum Stauraum unter der Matratze war ein Virtuose im Knacken. Jetzt ist er stumm. Ich hab alles mit Neoprentape gefedert. Trotzdem gabs da noch dieses eine Knacken, zum narrisch werden. Zum Glück san mir enorm ausgerüstet. Mit Spezialwerkzeug hab ich es gefunden (siehe Foto). Es war übrigens die Seitenabdeckung.
Viele nette Menschen haben wir auch kennengelernt. Tadeo (aus Brasilien) und Fabiana (aus Paraguay). Die beiden haben sich nur über das Telefon gekannt und sie hat beschlossen zu Ihm auf die Kanaren zu fliegen um mit ihm auf seinem kleinen Kat zurück nach Brasilien zu Segeln. Das ist schon mutig… Evtl. stinkt der andere ja. Aber sie waren ganz happy. Ein Bootsbauer und seine Freundin aus der Ukraine hatten wir auch an Bord. Die beiden sind seit elf Jahren auf einem Sperrholzeigenbau unterwegs. Aus der Schiffsbesichtigung wurde aber nix. Als Denis die Gitarre gesehen hat war Schluss und wir haben eine Stunde lang besten Blues am Schiff gehabt. Der Herr mit der Schwimmbrille ist aus Südafrika und ist vom Strand her einfach geschwommen und hat sich selber zur Session eingeladen. Blues geht immer wie Helge Schneider sagt.
In Playa Blanco auf Lanzerote wo die Session war, da haben wir auch noch mal Nachhilfe bekommen das der Tidenhub hier 2.5m ist. Also das wussten wir schon so im Hinterkopf, aber bei Ankertiefen von 5m achte ich da nicht so drauf. Und das war dann echt witzig als wir unser Kajak an einer Schwimmleiter an einem Kai festgemacht haben. Als wir zurückkamen war der Kai nämlich futsch, die Leiter auch und unser Kajak hing so halb unter Wasser. Genius! Da musst ich mich nakisch machen und runtertauchen. Hab leider kein Foto mit Kajak…
Drei Fotos noch von Lanzerote… Marslandschaft und ich denke mal Verkehrsplanung mit EU Fördergeldern (Ich checks einfach nicht) und Kunst irgendwo im nirgendwo.
Vor Fuerteventura gibts noch eine kleine Insel, Isla de Lobos. Naturschutzgebiet. Touristenmagnet. Jetzt kommt der Titel: Die Insel ist schön, man könnte sie sich anschauen und wandern gehen, aber nein! Es gibt da einen Steg und der Teufel weiss warum, genau da müssen alle Whimps and Poser ein Foto in Fremdschampose für ihre Instastory von sich machen bis das Touristenboot sie wieder zurückfährt. Was geht in den Gehirnen da vor? Ich bin wissenschaftlich fasziniert und fahre zwei Tage hintereinander hin um das zu dokumentieren. Das ganze ist extrem cringe (sagt man das noch?). Selbst Andrea die mehr als ich abgehärtet ist was Sozialporno anbelangt kann da nicht zuschauen, aber ich halte mit der Kamera eisern drauf. Ich glaub ich hab ein neues Hobby. Besonders erschreckend: Für den Schmarrn wird angestanden. Alle drängeln, mosern, murren bis sie dran sind. Dann hat man ja Zeit. Jetzt kann man sich gaaanz in Ruhe die Haare richten, den Oberkörper einölen (KEIN Witz) und ein paar Posen üben, man hat ja schließlich lange genug gewartet. Ich denke das würde heute ein eigenes Kapitel in Gustave Le Bons Meisterwerk “Psycholgie der Massen” bekommen.
Foto 1: Der Wissenschaftler bei der Arbeit
Und hier die Forschungsobjekte…
Und noch eins von den Dünen Gran Canarias. The Evil is always and Everywhere
So und um runterzukommen hier noch ein paar Fotos zum entspannen. Wir waren eine Woche mit der Vespa auf Gran Canaria unterwegs und sind gewandert. Scheee.