Leute die man länger nicht sieht fragen nicht mehr „Na wie geht’s?“, sondern „Na wann ist euer Boot fertig?“. Sagen wir mal so – es würde schneller gehen wenn ich nicht zum Beispiel zwischendrin ganz viele Löcher in beide Buge bohren müsste. Warum macht er das? Das war mal wieder so eine Geschichte die nach dem Motto beginnt „Ich schleif nur schnell den kleinen Riss da oben ab…“. Tja der Riss war an der Verkleidung der U-Bolzen an denen der Hahnepot befestigt wird. Eigentlich nur ein Schönheitsfehler. Da schleifst Du so a bissi und dann „Scheiße, da ist faules Holz drunter“. Hätte ich auch ahnen können, faules Holz ist unter den meisten Rissen. Also schleift man weiter. Toll das ich Kevlar auf den Bug lamiert habe… absolut unschleifbar. Die erste Erleichterung. Es ist nicht alles faul, aber nass bis zur Wasserlinie. Ich mach also die U-Bolzen raus und sehe „Scheiße die Löcher sind nicht mit Epoxy verkleidet“. Das mit der vielen Scheiße tut mir leid, aber nur so ist es authentisch. Es ist also Wasser durch die nicht ordentlich verklebte Verkleidung in die Löcher gelaufen und hat sich von da wunderbar in den ganzen Bug verteilt. Mir ist jetzt schon ein bisschen zum heulen. Nach längerem sinnieren komme ich zu dem Ergebnis, das hier nur eine Radikalkur hilft. Das Wasser muss raus. Dafür muss die heiße Luft (immer so 35 Grad… zum Glück!) rein. Damit die Luft rein kann muss ich den Bohrer nehmen und Löcher -arghhhh- in den Bug bohren. Ich fang also an und „Scheiße, Scheiße, Scheiße.. „, beim zweiten Loch kommt mir -ohne Übertreibung- ein Wasserfall entgegen. Mir stehen jetzt beim Gedanken noch Tränen in den Augen. So was kann selbst ein ganz harter Bootsbauer nicht mehr alleine durchstehen. Da hat man Glück, wenn einen die anderen auffangen. Nach dem Geschrei von mir standen natürlich gleich alle vor meinem Wasserfall und haben mich seelisch aufgefangen. „Holz schaut doch gut aus….Wird schon…Mal 4 Wochen trocknen und passt…“. Und ich bin dann auch zu der Überzeugung gelangt…die haben recht. Der Wasserfall kam aus einem Hohlraum der perfekt mit Epoxy verkleidet war. Dafür das hier wahrscheinlich seit Jahren das Wasser stand ,war das Holz wirklich noch in Ordnung. Anscheinend super qualitatives Holz. Ein Pluspunkt. Ich bohre, bohre, messe Feuchtigkeit, schleife, bohre, messe und das Ergebnis ist ein Käsebug. Daher auch der Titel. In Cartagena gab es ein Schiff das hieß „Le grand fromage“. Die Gleda hätte den Titel momentan voll verdient.
Ok, das war ein Schritt zurück, aber es ging auch mindestens zwei Schritte vorwärts. Der letzte Beam ist verglast und eingebaut. Die Stahlpins zur seitlichen Sicherung laufen jetzt durch ein Stahlrohr im Beam und ein Stahlrechteckprofil in den Kästen. Für den Einbau musste der Beam mehrmals mit einem Wagenheber und einem Pfosten rein und raus gehoben werden. Jetzt ist dafür alles wasserdicht und superfest. Die Lashings wurden mit 6mm Dyneemaschnürung und zwei 6-fach Taljen so zugeknallt, dass es keinen Spalt mehr zwischen den Auflagern gibt.
Der hintere Beam war also ein ganz großer Schritt vorwärts. Wo der Kran für den Beam eh grad da war haben wir dann auch den Mastkasten vorne eingesetzt. Gleda wird schön langsam wieder ein Schiff.
Dann haben wir natürlich auch ganz viele kleine Schritte gemacht. Ein undichtes Fenster entfernt (brauchen wir nicht). Kanten abgeschliffen an denen Risse im Glas sind, verspachteln, neu verglasen…das übliche.
Die Masten haben nimmer schön ausgeschaut. An einer Stelle musste ich auch mit einer EpoxyAlupaste die tiefen Rillen ausbessern die eine Schraube in der Gaffel bösartig hineingerissen hat. Andrea hat die Masten dann völlig nackig gemacht und neu eingekleidet. Mit einer interresanten Farbe „Original Branto Korrux 2k flexi Lack“. Der Lack soll Schläge einfach abfedern. Was praktisch wäre, da die Gaffel ständig gegen den Mast schlägt. Ein Farbrest in der Wanne war auch tatsächlich wie ein Gummiball. Lustig.
Und ein neues Netz hat Andrea auch noch passgenau in das Heck geflochten. Ziemlich knifflig mit Kurven und so. Ist aber perfekt geworden und macht uns am Arsch echt schlanker und leichter.
Große Freude, als Ben uns für ein paar Tage besucht hat. Das Kind war arbeitswillig, also haben wir gleich was Großes in Angriff genommen. Der Steuerstand ist ja über den Winter in 4 Teilen in der Garage entstanden. Jetzt muss man in „nur“ noch so rechtwinklig zusammenkleben, das er zwischen die Beams passt. Ist uns auch gelungen -glaub ich-, obwohl ich da schon gezittert hab ob das Puzzle so auch verklebbar ist. Innen hab ich nicht ganz aufgepasst und eine Sitzbank hat sich leicht abgesenkt. Ist aber OK, hat nur eine einzige schlaflose Nacht verursacht. Jetzt steht er wunderschön vor der Gleda und wartet das die Marina aus dem Sommerurlaub aufwacht, die Marineros mit dem Kran kommen und wir sehen können ob er wirklich gut an seinen Platz schwebt. Das Dach fehlt noch. Da ist mir noch nicht klar wie wir das passgenau auf den Pod picken. Man wird sehen.
zum Schluß noch ein paar Impressionen vom Werftleben. Die Fußpflege musste ich festhalten. Alles sehr reduziert, alles wunderbar…