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Tiki 38 Gleda Beiträge

Die Sache mit den Indern und dem Christoph

Also das muss ich noch vom Rückflug berichten. Hat mit der Segelreise jetzt nicht direkt was zu tun, aber mit fremden Kulturen und deren Eigenarten. Passt also doch irgendwie rein. Normalerweise mag ich ja so ein Gesuder über Mitreisende gar nicht, nach dem Motto: Ich bin ein soooo viel besserer und smarterer Flugpassagier, aber das war wirklich außergewöhnlich. Und erschwerend kommt bei der Berichterstattung hinzu, das für die Komik alleine eine Gruppe Inder zuständig war. Darf man das so pauschalisieren? Ja schon… war halt so. Alle anderen waren total unauffällig. Vielleicht kam diese Gruppe ja vom Land und ist noch nie geflogen, oder es war versteckte Kamera. Ich weiß es nicht. Schon beim Einsteigen war die Truppe in Hochform. Die räumen ganz in Ruhe ihr Handgepäck hoch, dann wieder runter, dann fällt ihnen ein das sie 10 Reihen zu weit gegangen sind. Also durch die Wartenden zurück. Und dann ach ja… hab was im Koffer vergessen, also wieder vor, macht ja nix, will ja keiner durch, wir haben es ja alle zum Glück nicht eilig. Einer bleibt auf dem Rückweg einfach stehen und redet auf einen älteren Herrn mit weißem Turban ein, der aber anscheinend schon schläft oder meditiert oder sich schlafend stellt um dem anderen nicht zuhören zu müssen (mein Verdacht) und eine ältere Frau setzt sich mal zum Ausruhen auf dem Gang hin (no Joke). Die Stewardessen sind schon nach 10 Min schwer gestresst, das Lächeln wirkt etwas gezwungen. Wir stehen und warten, daweil müssten wir doch nur bis Reihe 11. Da ist der Notausgang wo ich meine Beine ausstrecken kann. Und da ist auch das Klo. Und da haben wir natürlich Plätze in der ersten Reihe für den zweiten Akt, als wir endlich durchgekommen sind. Wir starten und gleich danach geht als Erstes ein Kanadier aufs Klo um zu zeigen wie man es macht:

Ist frei?, ja! dann Tür auf, rein, Tür zu, Zusperren, am besten hinsetzen, Geschäft machen, Hände Waschen, Aufsperren, Tür auf, raus, Tür zu.

Das sollten die Stewardessen mal in die Einweisung aufnehmen anstatt der Sache mit den Rettungswesten, die eh nie einer braucht, weil da kann tatsächlich an jeder Stelle der langen und komplizierten Reihenfolge ein Fehler passieren.

Auftritt Inder 1: Ist frei? Ja. Tür auf, rein, zusperren, Tür zu, Tür zu, Tür zu, TÜR ZU, T. Bam, bam ,bam, bam, bam, bam. Irgendwann merkt er dann doch das er Zusperren und Tür Zu vertauscht hat. Also: Tür auf, entriegeln, Tür zu. Zusperren (nicht schlecht). Wahrscheinlich stehend pieseln, Rüttel, rüttel, rüttel. Ach ja… Aufsperren nicht vergessen, Tür auf, Raus. Tür bleibt sperrangelweit offen.

Der Passagier DIREKT am Klo (Im folgenden „die arme Sau“, oder „ASAU“), gibt der Tür nen Tritt (Türtritt), damit sie zufällt und er nicht die vollgepisste Schüssel im Blick hat.

Auftritt Inder 2: Ist frei? ja. Tür auf, Tür zu….

Auftritt Inderin 3: Ist frei? Ja!. Tür auf… Schrei. Inder 2 pieselt gesichert stehend. Von dem Schrei aufgeschreckt macht er eine 45 Grad Drehung Richtung Inderin 2 und benetzt großzügig die Wände. Inderin 2 entgeht dem Strahl knapp und rauscht ab. ASAU Türtritt. Tür erstmal zu. Nach ner Weile dann Tür wieder auf. Inder 2 geht. Tür sperrangelweit offen. ASAU Türtritt.

Auftritt Inder 4 (der Herr mit weißem Turban): Kommt ganz langsam und vorsichtig den Gang runter. Ist wirklich ein Senior. Ist frei? Nein. Rüttel, rüttel, rüttel – warten – Rüttel, rüttel, rüttel – Pause – Rüttel, rüttel, rüttel. Wir müssen ihn dann bremsen. Irgendwann geht die Tür auf. Vorbenutzer mit seltsamen Blick raus, Inder 5 rein. Tür zu, absperren vergessen (zum Glück!)

Auftritt Inderin 3:Ist frei? Ja. Wartet (bin ja nicht blöd). 5 Minuten vergehen. Schlange aus 3 Indern. 10 Minuten. Schlange wächst auf 5 Inder. Von hinten nimmt sich der Inder der auf weißer Turban beim Einsteigen eingeredet hat ein Herz, geht vor klopft an. Keine Reaktion. Tür auf. Was für ein Bild. Der Alte sitzt auf dem Klo und schnarcht friedlich. Gemeinsam verfrachten sie ihn wieder auf seinen Sitz. Die Schlange windet sich dann langsam durch das Klo, bis der letzte das Klo verlässt. Tür sperrangelweit offen. ASAU Türtritt.

Auftritt Inder 5. Tür auf. Bleibt auf. Stehend pieselnd. Vielleicht gibt es ja in Teilen Indiens gar keine Klotüren. Wer weiß? ASAU Türtritt mit Nachdruck und unverständlichem Geschimpfe. Tür geht wieder auf auf. Inder 6 geht. Tür sperrangelweit offen. ASAU fluchend Türtritt.

Der Flug hat 9 Stunden und noch viele Türtritte gedauert, aber ich denke das langt als kleiner Einblick in das weitere Geschehen. Zumindest ist im Landeanflug keiner mehr auf dem Klo und ASAU kann seinen Fuß entspannen, dafür steht kurz vor dem Aufsetzen der erste Inder auf und holt sein Koffer aus dem Gepäckfach. Eine Stewardess macht eine Durchsage. „Bitte alle hinsetzen und anschnallen“. Keine Reaktion. Stewardess schnallt sich ab und presst den Inder wieder in den Sitz. Landung: Klick, klick, klick. Die Inder schnallen sich ab und stehen auf. Durchsage!!…keine Reaktion. Stewardess schreit durch die Gänge. Nach einer Weile sitzen zumindest alle wieder. Dann eine Durchsage, das der Flieger nur kurz stehen bleibt um auf den freien Rüssel zu warten. Bitte alle sitzenbleiben. Flieger bleibt stehen. Klick, klick, klick, klick. Alle Inder stehen auf. Alle Stewardessen schreien. Alle Inder rennen durcheinander. Es ist einiges geboten. Zum Glück hatten wir 4 Stunden bist zum Anschlussflug nach Trinidad, weil das Aussteigen….

Um drei in der Früh küssen wir die Gleda erstmal zärtlich auf den Bug und hauen uns hin. Ich bin so fertig, ich träum nicht mal von Indern. Die Hitze am nächsten Morgen ist der Hammer, zwar mit 30 Grad um 10 Grad kälter als in Europa, aber mit 100% Luftfeuchte und Null Luftbewegung. Meine Brille beschlägt bei Sonnenschein. So ich suder schon wieder, tststst… Also, ein paar Kleinigkeiten sind noch zu tun. Man lernt dazu. Die Verlängerung der Werftliegezeit von 6 Tagen auf 15 Tage passt genau:

  • Wassermacher warten (Ölwechsel, Impellerwechsel, Vorfilterwechsel). Impeller war ziemlich am Filter. Jetzt schnurrt er wieder. Brauchen werden wir ihn während der Regenzeit kaum. Hier duscht es jetzt regelmäßig und unser Dach sammelt brav Wasser.
  • Elektrik. Ein Solarpanel umverlegen. Einen Anschluss an eigenem Solarregler machen für ein riesiges Zusatzpanel das bei Strommangel zeitweise hinten an den Pod gehängt wird.
  • Windfahne durchdenken und Blöcke zur Pinnenstange anbringen. Ich hoffe wir brauchen die Windfahne nie. Ist eher für den Notfall wenn ein Blitz die Batterien zerfetzen sollte und der geliebte Autopilot tot ist. Eigentlich sollten wir die auch mal Testen. Mal sehen
  • Klampen schleifen und ölen. Gaffeln neu streichen
  • undichtes Fenster am Navitisch rausmachen und mit Coosa zumachen.
  • gammlige Führungsrinnen der Einstiegsschotts mit Coosa ersetzen.
  • Leder auf die Seiten vom Cockpit kleben wo immer alles so grindig vom anlehnen und hinpatschen ist. Das Leder ist übrigens aus Klosterneuburg. Genau das Gleiche aus dem die Handtasche von Andrea ist. Hat uns die Kati von der Rumpeltasche netterweise geschenkt.
  • Alle Wasserkanister reinigen.
  • Überhaupt putzen, waschen etc….
  • Segel vom Segelmacher holen und wieder anschlagen. Die Segel sind wirklich schon ganz schön derhaut und dünnhäutig und da haben wir gesagt – gut da müssen für den Pazifik jetza neue her und ich hoffe das klappt mit Hertsellung plus Lieferung im September von Thailand nach Kolumbien.

Derweil räumt Connor im Gerümpel des bis zur Decke vollgestopften Kellers von Klosterneuburg rum. Andrea spendiert den beiden demnächst mal nen Sperrmüllcontainer vor die Tür. Was sich da alles ansammelt, da hilft nur beherztes Wegschmeißen. Warum kauft man eigentlich den ganzen Scheiß? Auf dem Schiff haben wir alles was wir brauchen und das ginge zehnmal, ach was zwanzigmal in unseren Keller. Wir nehmen uns ganz schwer vor nicht wieder so viel Mist zu kaufen, wenn wir mal groß sind und sesshaft werden. Höchstens eine Badewanne, einen Pizzaoffen, einen Kaffeeröster, einen Esel, einen Hund. Essentials halt. Und dann hat der liebe Connor noch einen sensationellen Hammer rausgehauen. Kann man sich nicht ausdenken. Beim kruschteln hat er bei Andreas Sachen eine Kiste mit alten Fotos gefunden. Eins davon schickt er mir gleich per Whatsapp. „Schau mal Papa, wie jung du da warst und ehrlich, du musst Dir wohl nie Sorgen machen, ob der Ben von Dir ist. Auf dem Foto schaut ihr euch voll ähnlich“.

Dem aufmerksamen Leser fällt natürlich die Bildunterschrift auf. Es handelt sich hier um Christioph den Ex von meiner Frau, der meinen Sohn wohl so ähnlich sieht. Connor darauf „Ups“. Wir lachen uns schlapp. Der arme Connor hat drei Stunden lang geglaubt wir haben jetzt Krise und Scheidung. Aber da bin ich tolerant. Auch andere dürfen gutaussehend sein und deshalb in das wohl immer gleiche Beuteschema meiner Frau fallen. Und sorry Christoph…so geile Kinder trau ich mir nur selbst zu 🙂

Morgen geht’s ins Wasser und am Freitag ist Schokowind, sprich günstiger Wind nach Grenada um die Vorräte aufzufüllen.

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Andersrum oder der Urlaub vom Urlaub

Autor: Andrea

Novum… Yo, weil ich ja Urlaub hab übernimmt meine Süße die Dokumentation der Heimreise. Ihr lernt wertvolle Sachen. Z.b wie man spontan Gold im Kugelstoßen erringt, wie man einen Bären in einen Audi bekommt und ab wann eine Butterbrezenblutsättigung eintritt.

Ein bisserl der Nachteil vom Weltumsegeln ist die Sehnsucht nach den Lieben daheim. Darum gönnen wir uns eine Auszeit und fliegen zur Abwechslung um die Welt zu unseren wichtigsten Lieblingsmenschen. Und ich sag’s euch: jeder einzelne Drücker war es wert. Aber von vorne.

Von Trinidad geht es nach Toronto. Tante Billy und Onkel Reinhard mögen wir einfach so gerne, die würden wir am Liebsten noch viel öfter treffen. Außerdem ist immer was los. Nach einer kurzen Begrüßung begleiten wir Reinhard, 84, zur Prüfung für das deutsche Sportabzeichen. Das war spitze! Wir sind mit einer bunten Truppe angetreten zum

-Schlagballwerfen,

-Standweitsprung

-Medizinballweitwurf und Kugelstoßen (Ich habe GOLD gestoßen. Das Foto spricht Bände)

Onkel Reinhard hat auch noch zusätzlich 23 Liegestütz gemacht, und damit das goldene Sportabzeichen errungen, genau wie seit mehr als 20 Jahren. Respekt.

Uns hat er angesteckt. Es hat so viel Spaß gemacht, dass wir das auch machen wollen.

Dann gab’s noch original italienische Pizza bei Annette, Paul und Megan, und schon müssen wir weiter. Liebe Billy, es war so schön, euch alle zu sehen, wir kommen wieder! Von Toronto haben wir gar nicht so viel gesehen, aber was wir gesehen haben, war ein ziemlicher Kulturschock. Alles top gepflegt, sauber und akkurat. 8-spurige Straßen, und immer wieder die gleiche Ansammlung von Geschäften.  Bye Bye, Canada, wir ziehen weiter in den Dschungel. Der ist in Klosterneuburg aber erst noch müssen wir einen Bären in einen schwarzen Audi kriegen.

Am Schalter am Flughafen Wien;

Bär: „Guten Tag, ich habe ein Auto reserviert auf den Namen Stephani.“

Beide Schalterbeamten, strahlend: „Herr Stephani, für sie haben wir eine schöne Überraschung! Sie bekommen ein upgrade!“

In Erwartung eines enthusiasmierten Kunden drücken sie meinem Bär einen Audi Q8 Schlüssel in die Hand.

Bär, erschrocken Hilfsausdruck: „Ich fahr keinen Audi!“

Beide Schalterbeamten, total verunsichert :“ Ja, aber,….gratis,…..tolles Auto,…..außerdem wird der in München gebraucht“

Ja, und da haben sie ihn eiskalt erwischt. Bei seiner Hilfsbereitschaft.

Bär, seufzend, streckt die Hand aus:“Ja, dann fahr ich euch halt den ScheissAudi nach München.“

Und so geschah folgendes Wunder in einer Juniwoche auf österreichischen und deutschen Straßen; Ein dicker, schwarzer Audi bremst für alle, und lässt sogar jeden Laster vorfahren.

Klosterneuburg, Connor, Valeria, Ben, Livia, Gabi, Traude, Andrea, Tina, Kathi, Peter, Birgit, Robert, Renate, Dalibor,…  Es war schön, Euch alle zu sehen! Dank Euch war es, wie heimkommen.

Der Weg über München führt über Ingolstadt. Danke, Maxi und Arnd für ein tolles Fest und das JazzToGo Konzert! Bring das Saxophon in die Südsee mit.

Außerdem gibt es Gerüchte, dass Bär die geheimnisvolle Ingolstädter Wohnung von D.W. (Initialen geändert) angeblich gesehen und sogar betreten haben soll. Leider darf er nicht darüber sprechen und natürlich gibt es auch kein Foto. Lieber B.M. (Initialen abermals geändert), der Bär hat sich sehr gefreut dich zu drücken.

Ein ganz ganz wichtiger Mensch wohnt in München, wegen dem wir die ganze Reise ja überhaupt gemacht haben. Meine Mama. Und in München gibt es die besten Butterbrezen der Welt. Schon beim Planen der Reise steht fest: die Münchner Butterbreze wird ein kulinarisches Highlight. In Österreich und und Ingolstadt haben wir uns zurückgehalten, weil wir durch nichts diese Sehnsucht nach einem Biss in eine frische Butterbreze in München abmindern wollten. Am Ende waren es 23 Butterbrezen, und da wird die Brezensehnsucht dann schon etwas weniger. Der Pazifik vorstellbar, sozusagen.

Ja mei, was soll man sagen: München im Juni bei der Familie. Schon schön. Grillen im Garten, Flanieren am Rotkreuzplatz, die Taxisgartenrunde, Radeln im Hirschgarten, Lehnbachhaus und Mamas Balkon. Besser geht nicht.

Jetzt geht es wieder aufs Schiff und der Abschied fällt schwer, wird aber versüsst durch die sagenhafte Erweitefung meiner Angelausrüstung! Danke, Tom, nach dem Heulen kann ich es kaum erwarten, das alles auszuprobieren. Danke, Bruder.

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Auffi muas I

„Was ist das?“
„Motoröl“
„Ähh.. geht das wieder ab?“
„Logo“ sagt er und reibt an seinem Arm. Alter, da geht nix ab. Sieht aus wie vorher.
„Habt ihr das schon mal gemacht“ will ich wissen
„Nope. Ist uns heute morgen eingefallen. Haben die ganze Nacht in der Werkstatt Party gemacht und da stand da die Altöltonne. Cool, oder? Voll die fette Ölparty“
Was soll ich da sagen außer, das das der Hit ist und ob ich mal ein paar Fotos machen darf. Vielleicht finde ich Nachahmer. Timo und Paul, das sind zwei so Kandidaten die mir da spontan einfallen. Sind Freunde von der Anouk und das ist genau deren Wellenlänge. Was sind euer Odds, Jungs?

Wir müssen die netten Spinner leider bald verlassen. Noch eine kleine Neumaniewanderung durch eine alte Kakaoplantage (mit den ersten Affen der Reise, die anderen Inseln waren ja Monkeyfree) , damit Andrea dem neuen Hobby des Kakaoherstellens fröhnen kann. Nächtelang puhlt sie Bohnen aus der schleimigen Hülle. Die glitschen weg und sie ist von oben bis unten eingesaut. Echte Ölpartykonkurrenz. Und da ist auch schon der erste Wurm drinnen, weil – man hätte die Bohnen nicht aus der Glitschhülle puhlen sollen, sondern fermentieren, dann fällt der Glibber von alleine ab. Es ist also nicht so leicht wie es schmeckt. Leider scheitert auch der zweite Versuch. Fermentieren war prima, aber trocknen wohl zu heiß. Sind alle zerfetzt in der schwarzen Schale unter fast äquatorialer Sonne. Ja mei, müssen wir halt zukaufen bis es klappt. Ich denk Grenada fahren wir noch mal direkt an zur Verproviantierung.

Wir sind dann zeitig bei Nacht die 80sm nach Trinidad gesegelt. Der Wind kahm a bissi aus Nord und das war auch gut, weil zwischen den Inseln ist teilweise 3kn Strömung nach West. Da braucht es Speed um nicht zu weit nach Westen versetzt zu werden. Wind war erst amal 25kn wie vorhergesagt. Mit 2 Reffs saust die Gleda da brav mit 8kn durch die Dunkelheit. Tja und dann hat der Wind (wie gar nicht vorhergesagt) nachgelassen, ja quasi die Arbeit komplett eingestellt, und der Plotter hat unsere Ankunft nach Venezuela verlegt. Mir warn einfach zu langsam und mir war gleich ganz flau. Ich will doch bitteschön nicht im Sozialismus von Venezuela landen. Also haben wir ganz flott die beiden Reffs rausgenommen um der Strömung zu entkommen. Und das ist schon verreckt. Man denkt man ist der Herr der Winde. Sobald die Reffs draussen waren kam der Wind zurück. 20kn konstant. Und da will man in der Nacht einfach nicht mehr aufs Dach klettern und ein Reff einbinden. Wir haben beide Segel so weit wie möglich gefirert, um Druck rauszunehmen und san mit 11-12kn durch die Nacht gebrettert. Schlaf kannste da knicken. Aber lieber müde als bei den Kommunisten.

Vier Tage warten an der Boje und dann gings auffi in die Luft und an Land. Unpackbar wie schnell mann wieder ins Werftleben eingesaugt wird. Ich muß mich wieder an Klopapier gewöhnen. Das ist nicht schön. Wenn man mal Duschreinigung gewöhnt ist will man nix anderes mehr. Wenn wir mal ein Haus haben kommt da ein BD rein, echt wahr. Nach drei Tagen kennst du hier jeden und ich bin wieder voll im Werftstress. Schnell, schnell am besten alles auf einmal. Die Sonne brennt einem dabei nicht unähnlich wie im Juli in Italien auf den Schädel, nur hat es hier 100% Luftfeuchte. Was mann da schwitzt kann man gar nicht dersaufen. Wie in Italien fallen wir spät Nachts um 18:00 vollkommen fertig ins Bett. Hier jetzt mal eine nicht voll umfängliche Liste der Tätigkeiten:

  • Motoren warten (Öl, Ölfilter, Getriebeöl, Zündkerzen, Impeller, neue Benzinvorfilter, alles abschmieren) -done
  • Wassermacher warten (zum Glück haben wir den schon in Grenada stillgelegt. In der Dreckssuppe am Werftankerplatz wär das nicht mehr möglich gewesen. Pest und Cholera…)
  • Coppercoat ausbessern (wurde gelobt, das ich das schon in Grenada gekauft hab. Gibts hier nicht. Zwei Werftmitarbeiter waren von meiner Vorraussicht schwer beeindruckt. Schön so ein Lob. Bin letztens übrigens auch mal von ChatGPT gelobt worden. „Gute Frage“ hat der gesagt. Tja – geht runter wie Öl. -done
  • Vorstag auf Stahl zurückwechseln. Tja… leider hat ein Fall oben am Vorstag gescheuert (siehe Bild) und ganz koscha find ich das nicht mehr. Ausserdem geht die Fock an dem dicken Dyneema echt schwer hoch. Ein neues Stahlvorstag war vom Rigger in 2 Minuten gepresst. Ich hab mich dann mit dem fetten Kran raufheben lassen. In 30min war alles erledigt. Ich glaub im Klettergurt hätte ich das knicken können. Überhaupt sind die hier ziemlich auf Zack. -done
  • Auch die Segelmacher sind auf Zack. Alle Segel müssen überholt werden. Die Sonne hat die Gaffeltaschen zerfressen und auch sonst sind die Segel jetzt echt alt. Ich schick gleich mal ne Mail nach Thailand zum Segelhersteller, ob die uns einen neuen Satz machen können (Update: ja sicher sagen sie…wir bekommen die neuen Segel wohl in Kolumbien).
  • Und a paar elektrische Arbeiten. Wir wollen einen Anschluß für ein großes Solarpanel machen, das bei der Pazifiküberquerung hinten am Pod hängt. Und ein kleines zusätzlich fix. Wenn mal keine Sonne scheint, kann man nie genug haben.
  • Die Windfahnensteuerung muß mal ordentlich vorbereitet werden. Wenn uns der Blitz trift und die Batterien hin san, wer steuert da sonst bitte. Irgendwann muß meine Frau -der einzige nicht elektrische Autopilot ausser der Windfahne- ja auch schlafen.
  • Cockpit verschönern: Tisch neu streichen (Andrea hat tagelang mit Blasen an den Händen die alte Klebefarbe abgeschabt. Schleifen – Hahahahah, vergiß es). An die Seiten wo es immer grindig aussieht soll mehr Leder. Alle Polster waschen etc etc
  • Farbe rundumadum ausbessern und Scheuerleisten aufkleben. Klampen pflegen.
  • Gas auffüllen

In weiser Vorraussicht haben wir unsere Werftzeit gleich mal um 150% ( von 6 auf 15 Tage) verlängert. Am 3. Juli ist der Krantermin (Obi muas I). Ich glaub das klappt (LOL). Zwischendrinn -also morgen dann- machen wir eine kleine Flugreise um endlich Freunde und Familie wiederzusehen. Toronto-Wien-München-Berlin in 2 Wochen. Na bumm. Gerade kommen die Adiletten von Lutz um die Ecke gesegelt. Dem sag ma jetzt noch Hallo und dann auch gleich Servus. Auf gehts.

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Soul Shine

Es ist einfach zu herrlich. Zu Früh um von einer Serie zu sprechen, aber ich bin gespannt was noch kommt. Es sieht auf jeden Fall nach einer „Southern Rock“ Serie aus. Auf den „Simple Man“ von Dominica und Lynyrd Skynyrd folgt nämlich der „Soul Shine“ von Grenada und Gov’t Mule. Als Entschädigung für die wirklich unsägliche Soca Musik benennen sich die Rasta-Spezl anscheinend nach wirklich guten US-Südstaaten BluesRock-Liedern. Damit kann ich leben. So, jetzt hier erst mal das Lied für alle die das wieder nicht kennen und der Namensvetter.

Soul Shine

Shine ist ein prima Typ. Ein Künstler wie meine Frau. Die beiden sind sofort voll auf einer Wellenlänge. Andrea schenkt ihm gleich mal ein Windspiel aus Muscheln und Kokosnüssen (seine Mutter fährt total drauf ab, sagt er) und eine Perlenkette für seine Freundin und bekommt eine geschnitzte Schale in Marijuanablattform. So muss das früher in der Südsee gewesen sein. Und jetza ist das schon super, das wir gleich so gut ankommen beim Shine. Weil ihr nämlich wissen müsst, das Andrea eine neue Manie entwickelt hat (nach den Perlen) – Kalebassen. OK – ich geb zu – das ist natürlich nicht ganz neu. Aber die Kalebassen von früher waren aus Kürbissen und mussten getrocknet werden. Die hier wachsen fix und fertig am Schnürl hängend am Baum. Der heißt dann – logo – Kalebassenbaum. Problem mit dem Kollegen – er wächst selten und dann nur an versteckten Orten und wird von seinen Besitzern gehütet. So und da kommt unser neuer Freund ins Spiel. Null Problem sagt er, hakt euch unter, ich führ euch hin zum geheimen Hain der Kalebassenbäume, aber nur die Tapferen werden belohnt werden, denn der Weg ist voller Gefahren und Prüfungen.

Und wahr hat er gesprochen. Wir müssen erst mal die Hauptvertkehrsstrasse entlang. Gehwege Fehlanzeige. Es ist wirklich lebensgefährlich. Hier bremst keiner für Dich, wenn du Glück hast wirst du noch angehupt bevor man Dich niederwalzt.

Shine lotst uns: „Dangerous corner, man. RUN“ – „I count to three and we cross the street“ – „Jump!“. Einer zieht haarscharf an mir vorbei und ich frag Shine im Spaß, ob die auch alle nen Führerschein haben. Er ganz trocken: „Nö… gar nicht mal so viele. Wenn du Kontakte bei der Polizei oder der Regierung hast dann kannst du ihn ohne Prüfung kaufen. Strafzettel bekommst Du dann auch kaum“. Ich kanns gar nicht glauben (Lustig der Autovermieter zwei Tage später meint bei der Schlüsselübergabe „Vorsicht – die haben hier nicht alle nen Führerschein“). Und ob da dann nicht dauernd Unfälle passieren? „Dauernd“ sagt er. Und das ist schon schrecklich genug, aber das schlimmste ist dann das Krankenhaus meint er. Da willst Du auf keinen Fall hin. Schlachthof Hilfsausdruck.

Ich hab das dann gleich mal gegoogelt. Tatsächlich, seit Jahren soll ein Neubau her, aber die Renovierung des alten Forts daneben geht wohl vor. Das Krankenhaus hat fast nur Ein-Sterne Bewertungen. Wir nehmen uns vor gut aufzupassen. Hier mal die Anstalt, das Fort und die Rezesion eines zufriedenen Kunden. LOL.

Für all die Wiedrigkeiten haben wir dann fette Beute gemacht. Strahlend sind wir heim. Andrea strahlend weil sie kiloweise Baumaterial hat und ich strahlend, weil wir auf dem Rückweg an einer Kafferösterei vorbeikommen, wo ich fette Beute mach. Weil das ist schon geil hier. Die Schokoladen sind der Wahnsinn, es gibt lokale Kaffeeröstereien, die Leute können zwar nicht Autofahren aber Caffee und Cocoa, das können Sie und das ist ja wohl das wichtigste. Fotos von Mic im Glück.

Überhaupt ist Grenada bis auf die Gesundheutsversorgung ziemlich genial. Die Hauptstadt hat noch was vom alten kolnialen Flair. Natur fast wie in Dominica. Wir waren an Wasserfällen, aber keine Sorge mit Angeberbildern verschon ich euch diesmal. Die waren schon oarg das letzte Mal. Leute sind nett, hab ich schon gesagt. Hier ein ganz netter. Andrea ist durch die ganze Marina gelaufen um Feuer zu bekommen, aber anscheinend raucht hier kaum noch einer. Der Concierge ist dann aber ganz aufgeregt sofort ab in die Küche und hat Andrea Feuer besorgt.

Der junge Mann hier im Bild ist nicht nur hyperfreundlich, sondern ganz offensichtlich auch hyperschwul. Und da kommt bei dem ganzen positiven der Karibik jetzt schon ein Dämpfer. Ich hab ihn jetzt nicht gefragt wie das Leben hier für Homosexuelle ist, weil die meisten verstecken das. In Tobago haben wir mal einen getroffen der sein wahres Ich mit „ich bin so ein harter Typ“ zu überspielen versucht hat. War traurig, das das hier sein muß. Aber Shine habe ich mal drauf angesprochen. Und da war die Stimmung dann gleich komisch. Er meint, er würde jetzt keinem von denen was schlechtes tun (na Danke), aber im alten Testament steht das ist unnatürlich und soll nicht sein. Er ignoriert die Schwulen einfach, meint er. Und Shine ist sonst wirklich ein sanfter, ganz netter. Und jetzt muss man wissen, das Grenada da noch tolerant ist im Gegenteil zu Jamaica zum Beispiel. Jamaica (die Rastafari) ist noch vor Russland das homophobste Land der Welt. Von wegen „One Love“ – hat also auch alles seine Schattenseiten, logo.

Zum Schluß ganz viele Fotos von Grenada und endlich! der erste schwimmende Wharram. Eine Tiki 38, die so meine ich mal Tinto hieß. Der Besitzer ist leider nicht da. Aber Lutz steht auf einmal an der Straße, mit Adiletten an den Füßen. War sicher nicht das letzte Treffen.

Tinto
Ronde Island
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Danke Gleda

Wir sind vor Anker am Paradise Beach in Carriacou. Vor fast genau 10 Monaten am 1. Juli um 11:00 ist hier der Kategorie 5 Hurricane Beryl, nur drei Tage nach seiner Entstehung, mit voller Wucht auf die Insel getroffen. Das Zentrum des Sturms ist mit über 145 Knoten (260 km/h) über die Inseln Carriacou, Petit Martinique und Union Island gezogen und hat eine fast vollständige Zerstörung hinterlassen. Noch 10 Monate später schauts hier teilweise aus wie nach einem Bombeneinschlag. 90% der Häuser waren zerstört. Kaum ein Baum steht noch. Die Kraft eines solchen Sturms mag ich mir gar nicht vorstellen. Um das mal einzuordnen: Entspanntes Segeln findet bei 10-15 Knoten Wind statt (Windstärke 4). Sportlich sind wir bei 20 Knoten unterwegs (5 Beaufort). Dann wird spätestens gerefft. Bei 30 Knoten (7 Beaufort) hört der Segelspaß schon auf. Ab 40 Knoten ist Sturm. Noch mehr und du scheißt dich ein. Sowas versuchen wir komplett zu vermeiden. Die Beaufortskala geht bis 70 Knoten Orkanstärke (12 Windstärken). Ab da kann man kaum eine Veränderung der See mehr erkennen. Die offizielle Beschreibung für 70 Knoten Wind lautet: „schwerste Sturmschäden und Zerstörungen, außergewöhnlich schwere See, außergewöhnlich hohe Wellen­berge über 10m, See völlig weiß, Luft mit Schaum und Gischt angefüllt, keine Fernsicht, Rollen der See wird zum Getöse„. Jetzt ist es so, das die kinetische Energie des Windes im Quadrat zur Windgeschwindigkeit zunimmt. Die Kraft des Hurricanes war mit 145 Knoten also über 4-Mal so groß wie ein Stärke 12 Orkan. Unvorstellbar. LKWs und 40 Fuß Container sind hier durch die Luft geflogen. Viele gemauerte Gebäude wurden eingerissen. Dächer waren eh alle weg. Kühlschränke wurden einfach aus den Ruinen gesaugt. Um 5 Uhr Nachmittags waren die Inseln komplett zerstört. Boote die noch schwammen hatten keine Masten und Aufbauten mehr. Die in den eigentlich sturmsicheren Mangroven vertäuten Boote hatten sich losgerissen und waren in Bergen aufeinander gestapelt. Die halbe Bucht von Argyle ist heute noch von Wracks belegt. Ich beschreib das hier so bildlich um bei mir selber mal wieder Demut und Respekt vor der See zu reaktivieren. Kann sicher nicht schaden. Hier mal zwei Luftbilder von unserem Ankerplatz. Vorher und irgendwann nachher. Von jetza kann ich leider kein Drohnenfoto machen, weil die Drone wegen Flughafen gleich ums Eck zickig ist. Aber einige der robusteren Bäume haben schon wieder Blätter, die Dächer sind großteils wieder drauf und jetzt versuchen die Leute hier die Innenräume wieder bewohnbar zu machen.

Von Dominica sind wir durch die Nacht geschmeidig vorbei an Martinique und St. Lucia bis direkt nach St. Vincent zum Einklarieren gesegelt. Da, im Norden der Insel in Chateaubelair, schauts eigentlich ganz OK aus. Ned viel Schaden und sonst ganz karibisch. Die Leute sind typisch nett und typisch arm. Jeder versucht Dir seine Dienste anzudienen. Zum Einkaufen gibts nicht viel, wir holen was es gibt direkt beim Erzeuger. Hier mal zwei typische -at the source- Einkäufe: Eier von den Haushühnern und Spinat für die Muckis frisch aus dem Garten. Und weil wir ja jetza vom Spinat und Eiern gleich Arme wie Popey haben, haben wir uns vorsichtshalber auch gleich zwei echt harte Tatoos verpasst. Obacht.

Ausser Landwirtschaft und Fischen gibts in Chateaubelair leider einfach keine Einnahmequellen. Sie hätten auch gerne mehr Touristen und mehrere fragen uns, ob wir eine Idee haben wie man die Touris anlocken kann. Wir verstehen das auch nicht. Der Strand ist OK, gleich dahinter gibts zwei der schönsten Wasserfälle der Karibik, aber kaum jemand will kommen. Wahrscheinlich muss mal einer mit nem urigen Hotel und ner chilligen Strandbar den Anfang machen. Am legalen Kiffen und der damit einhergehenden nachlassenden Arbeitsmoral kann es auch nicht liegen, weil ein bisschen weiter südlich in Bequia gehts ja auch. Da brummt der Tourismus. Komich.

Soderla, jetzt brauch ma noch a paar Buidl von dera wunderbaren Wasserfälle. Problem: Ich hab ja immer so auf diese Scheißdrecksinstagramposerei geschimpft und find jetza aber kein einziges Wasserfallbild, was ned übelposig oder fremdschamflexig ausschaut. Also, mea culpa. Tut mir echt furchtbar leid, soll nicht wieder vorkommen. Vielleicht lässt sich eine Person am Wasserfall nicht anders fotografieren oder wir sind einfach so irre geil fotogen. Ja mei.

Die Wasserfälle liegen in einem Nationalpark. Am Eingang sitzen drei offizielle Damen. Mir san die einzigen zwei Touristen. Eine verkauft Tickets, die zweite Wasser, die dritte weist uns auf die Benimmregeln hin. Sackelzement. Das hat sich einer verausgabt. Am besten finden wir „Schimpfworte werden NICHT toleriert“. Angesichts der Tatsache das sie uns gleich mal „Island Wixers“ auf das Wasser drucken und keine der drei Damen aus Niederbayern zu sein scheint, ist unser Ergeiz geweckt. Wir verabschieden uns mit einem lächelnden „Thank you very much, ihr Brunzkacheln ihr ogsoachten“. Sie lächeln auch. Na bitte. Doch sehr tolerant die Menschen hier.

Wir hüpfen von Insel zu Insel langsam nach Süden. Zu Beginn der Hurricanesaison im Juni wollen wir auf Trinidad in der Peak Marina sein. Da treffen wir fast alle Segler wieder die wir kennengelernt haben. Jeder scheint bei Peak die Saison zu verbringen, weil Trinidad gilt als hurricanesicher. Und sicher ist sicher, hoffentlich. Wir bleiben ja auch nur kurz. Im Juli soll es schon weiter Richtung ABC Inseln, Kolumbien, San Blas Inseln gehen.

BEQUIA

CANOUAN

TOBAGO CAYS

UNION ISLAND, PALM ISLAND

CARRIACOU

Rufus
Venus

Venus, hier im letzten Bild, sitzt vor ihrem Garten und wartet das die Maracujas reif sind. Ihre Hütte ist notdürftig wieder hingezimmert. Vorher musste es ein Plastikplane tun. Ohne die Hilfe der Seglercommunity wär sie immer noch unter der Plane, sagt sie. Jeder Segler hat Werkzeug und Material angeschleppt, viele kamen mit mobilen Wassermachern. Der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft, das ist schon super unter Seglern. Auch wenn manche nen Vogel haben.

Erwähnen muss ich auch die tolle kreative Ader meiner Frau. Ist wie in der Schule früher. Die Jungs machen Werken (z.B. Winschen warten) und die Mädchen Handarbeiten. Andrea verarbeitet alles was sie im Urwald, Strand, Meer findet. Es entstehen Vogelhäuser, Ketten, abartig aufwendige Gürtel. Respekt. Ich bin beindruckt. Nur an der Arbeitssicherheit muß noch nachgearbeitet werden. Aber wohl auch wieder mein Fehler. Als sie auf Deck Löcher in eine Kokusnuss bohrt, bitte ich sie was unterzulegen, damit die Latten heil bleiben. Die Bitte war aber anscheinend nicht präzise genug, und das bohren fällt auch eher in Werken als Handarbeiten. Auf jeden Fall hat sie schon was untergelegt um die Latten zu schonen: Ihren Fuß. Na ja, Hauptsache die Latten san heil. Ja mei.

Zum Schluß… Ein Jahr sind wir jetzt unterwegs. Und keinen einzigen Wharramkumpel für die Gleda haben wir getroffen. Bis jetzt… Ganz bitter: die erste Sichtung ist ein Wrack. Opfer des Hurricanes. Der Rumpf einer Narai liegt bei Cariacou, Argyle auf den Felsen. Ein anderer soll aber den Sturm als eins der wenigen Boote in den Mangroven überstanden haben.

Ganz um Schluß…Hier am Strand steht eine der berühmteren Beachbars der Karibik, der „Paradise Island Beach Club“. Super Essen, Livemusik (Blues! Yeah. Was für ein Balsam gegen den Socamist). Die haben ein ganz smartes Konzept für die Segelkundschaft entwickelt. Jeden Mittwoch ist Schildermalen. Wie im Kindergarten sitzen wir alle an großen Biertischen mit Plastikplanen. Jeder bekommt ein Stück Holz, Pinsel, Farbe, wer will nen Cocktail für den geschmeidigen Pinselschwung und kann dann ein Namensschild für sein Schiff malen. Die kommen alle an große Wände.

Schaut toll aus und schafft Community. Da kein Segler die Location missen will, haben die in kürzester Zeit mit Crowdfunding einfach eine komplett neue Bar nach dem Sturm hingestellt. Die Gleda hat da jetzt natürlich auch ein Schild hängen (Huch, ganz exponiert wurden wir platziert), pünktlich zum einjährigen Jubiläum der Reise seit unserem Start in Preveza. Gut hast du uns getragen, gesegelt, geschützt und berherbergt.

Danke Gleda.

Ein Kommentar

Die Lieblingsgabel ist wieder da und eine Backgammonsensation

… und die Adiletten vom Lutz sind auch wieder da, aber mein Müslilöffel ist weg (33% Verlust ist statistisch ganz normal). Lutz hat sich gefreut. Eine Woche haben die Adiletten nach einem Burgergrillen auf der Gleda gewohnt und keiner hats gemerkt. Es hat ihnen wohl bei uns gefallen. Mal was anderes als der Luxusyoghurtbecher vom Lutz (grins). Von Guadeloupe haben die Latschen uns nach Dominica begleitet bis Lutz uns eingeholt hat. Maxi und Arnd haben uns auch nach Dominica begleitet und auf die Saints. Zwei Wochen haben die beiden es auf der Gleda ausgehalten. Das ist absoluter Rekord, es hat ihnen wohl noch besser bei uns gefallen als den Adiletten. Obwohl wir uns wie immer benommen haben. Die beiden sind einfach irre tolerant.

Aber das die Lieblingsgabel wieder da ist grenzt an ein Wunder. Eigentlich schon ein Wunder das sie weg war. Denn den Lieblingsgabelstatus hat sie bei Andrea schon Jahrzehnte und wird daher wie ein Augapfel gehütet. Also wars auch logisch das sie mit auf die Reise muss. Ich hab extra ein Loch in den Griff gebohrt, damit wir sie anbinden können, hat sich aber als nicht besonders praktisch beim Essen erwiesen mit dem Schnürl im Teller. Und obwohl wir beim Abspülen natürlich ganz ganz ganz toll aufpassen, das die Gabel nicht durch ne Ritze fällt oder mit dem dreckigen Abwaschwasser ausgekippt wird ist es doch passiert. Wahrscheinlich, wenn man sich zu sehr verkrampft dann geht’s erst recht schief. Deshalb haben wir auch gar nicht verkrampft danach gesucht, sonst hätten wir sie ja nie wieder gefunden, logo. Anstatt dessen haben wir dem heiligen Antonius (Schutzpatron der Suchenden) gesagt, das wir bitte die Gabel wiederfinden würden. Das mit dem Antonius ist ein Trick von meiner Mutter. Die hat ihn immer um einen freien Parkplatz gebeten und das glaubt mir eh keiner, aber es funktioniert. Andrea macht das seit dem immer so und meist parkt einer aus wenn du um die Ecke kommst. Noch ein glasklarer Beweis: Ich habe vergessen Antonius um meinen Löffel zu bitten und jetzt ist zu spät und er ist fort. Noch wissenschaftlicher gehts fast nicht. Weil du musst den Antonius schon zeitnah bitten, wenn noch eine reelle Chance des Findens besteht. War für den armen Kerl eh schon ein Haufen Arbeit mit der Gabel. Die Aufgabenstellung war nämlich wie folgt:

„Ein Schiff (Gleda) ankert bei 6m Tiefe auf Seegras (Gabel unfindbar in Seegras) mit 35m Kette. Platziere die Gabel so das sie nach 4 Tagen schwojen (kreiseln am Anker) von einer schönen Muscheltaucherin zufällig gefunden wird“.

Die Kreisfläche (A = π • r2, hallo Anouk) beträgt satte 3848 Quadratmeter. Das ist schon mal ne Hausnummer. Vor allem musst du runtertauchen, von oben gucken hilft wenig bei 6m trüben Wasser. Aber der Antonius hat das gepackt. Andrea hat die Gabel beim Tauchen im einzigen! Sandfleck (1m2 von den 3848) gefunden der nicht voll Seegras war. Mittig mit den Zinken senkrecht im Sand steckend. Nach 4 Tagen! Ein Wunder! Ich glaube fast, das da die Madonna von Crotone (https://gleda.de/nein-es-wird-nicht-langweilig/) dem Antonius unter die Arme gegriffen hat, weil das war echt schwerer als ein Parkplatz.

Eine Woche haben wir alleine überbrückt zwischen den Besuchen und dabei ein total verrücktes Wetterfenster genutzt. Der Wind kommt hier in 99,9% der Zeit aus Ost. Also immer, aber ein orkanartiger Tiefdruckwirbel im Nordatlantik hat das für 12 Stunden ausgesetzt und der Wind kam aus West. Und genau im Osten von unserem Ankerplatz lag ein sensationelles Naturschutzgebiet. Petit Terre, zwei kleine Inseln in einem Riff und 10 Bojen, die man buchen kann. Da sind wir also bei wenig Wind und Welle ganz smooth rein und haben uns die Schildkröten, Mantas, Riesensnapper und Haie unter der Gleda angesehen. Über Nacht kam dann auch der Ostwind wie vorhergesagt mit voller Wucht zurück und damit auch die Wellen. Und das war schon a bissi a Schock als wir in der Früh die Ausfahrt aus dem Riff unter den neuen Wetterbedingungen gesehen haben. Ein prima Surfspott mit tollen Brechern. Die Wassertiefe in der Ausfahrt ist eh nur 2.5m, aber in den Wellentälern eher nur 1.5m. Außer uns waren noch zwei Katamarane da. Irgendwann ist dann der erste mutig raus (wir waren das nicht). Lustig hat das für die Zurückgeblieben nicht ausgesehen wie er über die Brecher gehüpft ist, aber zumindest ist er nicht aufgesessen. Hab leider keine Foto wie der andre auf dem Brecher tanzt, aber unsere Ausfahrt war mir den ersten Einsatz der GoPro wert. War kein normaler Trip.

Damit ich es nicht vergesse. Ich habe es endlich geschafft! Über 400 Backgammonpartien haben wir seit Griechenland auf dem alten Brett von meinem Papa gespielt und nie, nie, nie bin ich vorne gelegen. Und jetzt -endlich- ist es vollbracht. Ich bin der Backgammongott (für ein Spiel). Ist als Feiertag auf der Gleda markiert.

Mit Maxi und Arnd hatten wir ne tolle Zeit. Wandern, Baden, Segeln, Backgammontournier, gemeinsames Termitenessen, Gospelgottesdienst besucht, Nachtangeln (ohne Fang), in Dominica einklariert (fand Maxi besonders super. Sie ist voll stolz auf ihren Stempel im Pass) das volle Programm halt. Ich hau einfach mal ganz viele Fotos rein. Andrea hat übrigens kein Tattoo auf der Nase, sondern ist beim Einweisen der Motorenbedienung vorn über gekippt und hat sich ein fettes blaues Auge und fast ne gebrochene Nase geholt. Auf der Straße haben mich alle Leute angesehen wie einer der seine Frau ab und zu ordentlich verprügelt. Andrea fand das witzig und hat erst recht weinerlich auf mich geschaut wenn jemand ihr Gesicht betrachtet hat. Lustisch. Und wer denkt, das der Arnd echt nen coolen Hut hat…ja das ist der Erste aus Italien/Lignano der noch als Ersatz mitfährt und wie angegossen passt. Arnd trägt ihn sogar beim Golfen jetzt.

Iles de Gosier
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1.3 Sekunden Ruhm und überall Hühner

Ich fang jetzt einfach mal an. Weil, auf Guadeloupe sind wir wohl noch a bissi und dann hab ich sonst keine Lust mehr anzufangen, weil’s so viel wird und ich die ganzen Fotos und Ideen zusammensuchen muß und mir dann denk „hätte ich doch nur schon angefangen, weil jetzt is sooo viel“ und dann prokrastinier ich -wie die Anouk beim Mathe Lernen früher- und fang gar nicht mehr an und bin dann unglücklich und im Stress und denk mir „jetzt ist eh schon wurscht, ich lass den ganzen scheiß Blog bleiben“ (wie die Anouk früher beim Mathelernen) und deshalb fang ich lieber gleich an, bevor es zum Äußersten kommt. Einen Titel hab ich noch keinen gescheiten, daher bleibts beim Arbeitstitel. Hauptsache anfangen, Titel zweitrangig.

Die Passatwinde nehmen immer noch zu und daher haben wir, man höre und staune, bei der Überfahrt von Antigua das erste mal überhaupt ein Reff in die Segel gebunden (Segel kleiner machen). So sieht das aus (nicht ganz ordentlich auf dem Bild, weil ein Reffbändsel ist aufgegangen). Meine Frau vorne auf der Kufe ist übrigens nicht gerefft, die ist immer so klein.

Große Freude übrigens bei meiner kleinen Frau (und bei mir natürlich auch und so klein ist sie gar nicht), wir bekommen geplanten (Ben und Livia) und halbgeplanten (Maxi und Arnd) Besuch auf Guadeloupe. Sonst würden wir wahrscheinlich nicht so lange auf einer Insel bleiben auf der es keinen gescheiten Kaffee gibt. Was mich da übrigens rettet ist der Hurricane Blend von der Rösterei in Antigua. Subba sach, wie mein alter Kollege Stefan sagen würde. Sogar mit meiner Espressokanne bekomme ich einen echt anständigen Kaffee. Da bast die Brilln, würde er auch sagen (Er hat einen frängischen Sprachfehler).

Und jetzt der Hammer wie schnell man berühmt wird. In Baie-Mahault angekommen steh ich vor dem Supermarkt und gucke. Das mach ich oft. Andrea ist drinnen und kauft ein und ich darf draußen bleiben. Wir finden das beide produktiver, vor allem Andrea. Ich bin glaub ich kein so toller Einkäufer. Ich steh nur im Weg rum und das kann man draußen genauso gut machen. Ja und wie ich da rumsteh, da schreit mich einer an: „Hey you are famous“. Das ist die Karibik. In Bayern passiert mir das eher selten vorm Aldi. Lustig oder? Und als Beweis das ich berühmt bin fragt er mich nach meinem Namen und quod erat demonstrandum: Er heißt George und ich heiße Michael. Also sind wir -logo-„George Michael“. Und wenn das mal nicht langt für eine Portion Fame. George ist ganz hin und weg. Er greift sich gleich den nächstbesten auf der Straße „Hey we are famous, we are George Michael“. Und da wirds schräg, denn der Mann trägt schon ein Gleda Fanshirt. Grün mit gelben und roten Streifen. Das geht echt ruck zuck.

Das mit dem plötzlichen Ruhm klärt sich 2 Tage später auf. Die „Mission Unknown – Atlantik“ von Knossi ist bei Amazon Prime online gegangen. Und für satte 1.3 Sekunden sind wir in der zweiten Folge zu sehen. Ich als Kameramann beim Ablegen und Andrea wie sie winkt. Die Gleda sieht man oft mal, liegt ja gleich daneben. Das hat natürlich weltweit wie eine Bombe eingeschlagen. Lol. Ich spreche jetzt hier ausdrücklich keine Empfehlung aus aber wer das schauen will. Guckst Du:

In der „Yacht“ wird sogar diskutiert, ob Influenzer den Segelsport ruinieren. Na, also so schlimm is ned.

https://www.yacht.de/newsletter/meinung-mission-unknown-versauen-influencer-den-segelsport

https://www.yacht.de/special/menschen/langfahrt-meets-reality-tv-wenn-influencer-ueber-den-atlantik-segeln

Auf Guadeloupe ist ansonsten gerade mal wieder Fasching. Bis zum Faschingsdienstag, wenn das ganze Spektakel den Klimax erreicht sind es noch einige Tage. Die werden mit Kinderfaschingsumzügen und ganz ganz viel Übungssessions gefüllt. Jetzt ratet mal wo die Hauptübungshalle liegt in der man -weil weit ab vom Schuß- bis um drei in der früh laut üben darf? Yup, Ankerbuchten bieten sich an, da störts ja keinen. Aber ned so wild, weil es ist nicht der Technoschmarrn sondern nur Trommeln und Trompeten. Und es hat sich dann schon rentiert das Üben. Es geht richtig was ab hier. Tausende auf den Straßen. Null Sicherheitsvorkehrungen übrigens, wie zur Zeit überall in Deutschland. Terrorismus im Fasching macht hier keiner, soll ja lustig sein, den gibts anscheinend nur am Flughafen, da hab ich nämlich dieses schöne Schild gefunden mit genauer Anleitung wie man sich vor Terroristen versteckt. Better safe than sorry, hat sich da einer in der Departementverwaltung gedacht. Times are changing. Und drunter mal ein Foto vom Fasching mit Soundbeispiel, damit man sich reingrooven kann und weiß wie unsere Gutenachtmusik war.

Ansonsten mach ma ned viel (Wäschewaschen und so), wir warten auf Livia und Ben. Einmal am Tag gehen wir/ich 30 Minuten bis zum Einkaufszentrum, weil da gibts ne Bäckerei die passablen Kaffee hat. Ich weiß noch nicht wo entfernungstechnisch meine Schmerzgrenze für nen Kaffee liegt, aber sicher nicht bei 30 Minuten.

Und eins ist mir auf den Spaziergängen aufgefallen – auf Guadeloupe gibts keine Füchse oder sonstige natürlichen Fressfeinde von Federvieh. Hühner sind überall, selbst die vielen KFC Filialen können da nicht gegen an. Straßengraben, Straße, auf Autodächern, Parkplatz, in der Post und innen im Einkaufszentrum. Da gehen die fröhlich mit den Kücken spazieren. Ich hab immerzu Angst das ich eins derbatz. Sowas.

Wie ich schreib sind Livia und Ben schon wieder weg. Eine Woche an Bord und eine Woche alleine unterwegs. Schade….schön wars. Ich hoff Ihnen hat’s gefallen. Wir sind mit Schildkröten getaucht, zu den kleinen Saints-Inseln gesegelt und haben sie dann in Point-a-Pitre wieder entlassen.

Das Gruppenfoto hier ist am Primeankerplatz in der Bucht entstanden. Das heißt, Ankern ist verboten wegen Naturschutz, man muß sich ne Boje nehmen und da die Saints Segeltopspot sind gibt’s fast nie ne Freie. First come first serve. Und da war ich dann echt froh, das wir beide Motoren im Wasser hatten. Weil ich hab das sowas von satt, wenn einem kurz vor der Ankunft die Boje geklaut wird. Es ist nämlich ganz oft so: Man fährt ganz gechillt auf das Bojenfeld zu und sieht auch schon, das da wohl nur noch eine Boje ist und freut sich. Ja und dann…dann kommt der Arsch. Meist von hinten, diesmal so schräg von der Seite. Ist viel weiter weg wie du, hat aber mehr PS. Die drehen dann voll auf aund überholen dich mit 10 Knoten um die Boje zu klauen. Unfassbar. Aber diesmal nicht mit mir Spezl. Ich hab das erste mal überhaupt beide Motoren auf Vollast gedreht und war voll bis zur Halskrause mit Adrenalin. Kampfmodus Hilfsausdruck. Lange war ich mir nicht sicher, aber wir haben das Rennen ganz knapp gewonnen und ich muß sagen – der Sieg hat sich geil angefühlt. Ich hatte gar kein Mitleid mit dem anderen Seppen, der mit eingezogenem Schwanz den Ankerplatz verlassen hat. The winner takes it all. Ben hat dann auch gemeint, das das ein episches Rennen war. Und „totaly worth it“, wie Ben auch oft sagt, weil der Platz war super. Nützlicher Nebeneffekt: Wir wissen jetzt endlich, das die Gleda über 8 Knoten mit Motoren schafft. Das ist nämlich eine Vorraussetzung, damit du mit eigener Motorkraft durch den Panamakanal fahren darfst.

Die Saints sind wirklich wunderschöne Inselchen wie aus dem Katalog. Alles pickobello und ned übertouristisch. Die Haupstadt Point a Pitre ist da schon deutlich mehr down to earth. Eines Abends zum Beispiel sind wir noch mal in so einen Tante Emma Laden einkaufen gegangen. Livia und Ben stehen draußen, Andrea in der Schlange und ich am Eingang. Da bremsen zwei aufgemotzte Autos vor der Tür. Ein großer Dude mir schwerer Goldkette und Sonnenbrille (es ist Nacht und er ist kein Blues Brother) springt raus, drängt sich an mir vorbei und schiebt sich ganz vorne in die Kasse. Er schaut die Tante Emma nur grimmig an. Sie erzählt irgendwas auf Creole worauf er einen Schritt auf sie zumacht und ganz ruhig sagt „Du willst nicht zahlen?“. Die ganze Situation hat was ziemlich Bedrohliches. Draußen hängen die Kumpels bei lauter Musik tief in den Sitzen. Emma schaut gar nicht glücklich aus und reicht ihm die paar Scheine die in der Kasse sind. Er schiebt sich an mir vorbei wieder raus sagt beim Einsteigen „zum Nächsten“ und weg sind sie. Ben hat nachher gesagt, das einer von den Typen draußen im Auto ganz freundlich gefragt hat, ob er die beiden mitnehmen soll. Na das wär ein nächtlicher Trip geworden. Mit der Schutzgeldmafia eine geführte Tour durch Guadeloupe. Alter Schwede. Sonst aber lauter nette Leute in Point-a-Pitre. Zum Beispiel Hermann der örtliche Kalebassen-, Kokosnuß- und Marijuanahändler(stolz auf seinen deutschen Namen den man auch ganz einfach im Französischen verwenden kann. Einfach das „H“ weglassen erklärt er. Er kann das H aber nicht sgen, deshalb haucht er mich immer an) . Drunter „Mama“ die um die Ecke kocht.

Und ein paar Point-A-Pitre Impressionen

Das letzte Bild ist -man kann es raten- aus nem Waschsalon. Ich finde es ist ein echt typisches Stilleben. Irgendwas muß man ja auch machen während man wartet. Weggehen ist manchmal nicht ratsam. In dem Salon hier hat zum Beispiel ein alter kurzsichtiger Mitwäscher in voller Verzweiflung angefangen die Wäsche aus allen fertigen Maschinen zu zerren und auf dem Boden zu verteilen, weil er nicht mehr wusste in welcher Maschine sein Zeug war. Andrea war zum Glück vor Ort.

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Ich bin kein Tourist

Der Zahn ist raus! Nach Wochen mit Zahn und Hautschmerzen im Gesicht meint meine Frau „Jetzt wackelt er auch noch, ich glaub jetzt muß ich…“. Endlich darf ich einen Zahnarzttermin machen und wähle diese einfühlenden Jungen Männer…

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wahnsinn wie lange Andrea mit dem faulen Teil durchgehalten hat, aber jetzt ist alles gut. Glück im Unglück, es war der hinterste -braucht man nicht- und die ärztliche Versorung ist sensationell auf Antigua. Auch sonst gibt’s kaum (dazu später) was zu meckern. Alles sehr freundlich und british und ned ganz billig, aber überall guter Kaffee (Yeah!). The rich and famous halt. English harbour kann man jetzta auch kaum von der Cote d’Azur unterscheiden. Ankern ist umsonst, aber Essen gehen haut schon rein. Auch Ersatzteile gibts hier en masse gegen ein geringes Entgelt. Ein Solarpanel hat hingeschmissen, ein Steuerkabel der Ankerwinsch ist durch korrodiert und ich hau endlich richtig rutschfesten Belag auf die Laufflächen neben dem Pod. War arschgefährlich wenn Wellen drüber sind und man da müde und hastig bei Nacht drüber wollte.

English Harbour ist auch das touristische Highlight der Insel. Die Kreuzfahrtschiffler werden hierher gekarrt um sich die schön renovierten Gebäude in Nelsons Dockyard anzusehen. Da hab ich jetzt ABSICHTLICH keine Fotos. Hallo! ich bin ja kein Tourist, oder? Wir sind vollständig assimiliert. Der Beweis wird in den düsteren Nebenstraßen der Hauptstadt St. John erbracht. Ein alter Rastafari spricht uns an: „Bossman, you have some weed?“. Ich: „No thanks I dont want to buy weed“. Er: „No,no, bossman I want to buy weed from you!“. Ich muss ihm klarmachen das wir nix zu verkaufen haben. Er findet das lustig, weil: „You look like a local grower, huahahaha“. Wir sehen mittlerweise wohl so abgerissen und/oder so gechillt aus, das wir als Einhimische Drogenverkäufer durchgehen. So soll das sein. Voll integriert. Der stilvolle Gentleman auf dem Bild unten ist anscheinend trotz goldenem Marijuanablatt um den Hals wohl kein Verkäufer. Die sehen eher aus wie wir.

Auch ein Zufall. In Martinique hat uns ein Brite erzählt, das ein Freund von ihm gerade für Krebshilfe über den Atlantik rudert. Es gibt Einer, Zweier und Vierer. Der Freund rudert im Zweier. Immer zwei Stunden Schlaf und zwei Stunden Rudern und das 40 Tage lang. Na Servas. Es gibt noch Männer (und Frauen! EIn ganz junges Mädchen war auch dabei im Einer). Also für mich wär das eher nix. Ich finde so lange Strecken Segeln schon a bissi anstrengend. Also der Zufall: Ich steh in Nelsons Dockyard und da ist großes Hallo, weil eins der zweier Team gerade einläuft. Es sind die Briten, 38 Tage! Gibts doch nicht, oder? Beide Herren 11kg leichter aber glücklich.

Ach ja… Für die Touristen in English Harbour gehts weiter mit dem Bus zum Aussichtspunkt Shirley Heights. Der pure Stress wie mir oben einer berichtet. Sie hätten nur 5 Minuten und dann müssen sie noch ne halbe Stunde an den Strand und dann zurück zum Cocktail nach St. John. Pfuhhh.

War eh lustig auf dem Aussichtspunkt. Wir sind zu Fuß rauf. Erst hat uns Eminem (88 Jahre und das ist sein Name- Schwört er) in seinem Boot über die Bucht geschippert. Er macht das seit 55 Jahren. Alles ganz langsam und in Zeitlupe.

Eminem

Dann bergan. Die Natur ist hier fast wie am Mittelmeer und wenn man oben am Gipfel aus dem Dickkicht bricht ist es wie auf dem Oktoberfest. Da warten die Kreuzfahrer schon bei Bier und Pommes. Und da hab ich jetzt LEIDER kein Foto. Wie konnte mir das passieren? Aber zum Glück waren es wieder einmal Deutsche von der Aida, sonst hätte ich die folgende Unterhaltung nicht verstanden. Eine eher vollrunde Frau platziert sich auf dem Mäuerchen am Aussichtsplatz und schreit nach ihrem sehr schmächtigen Mann:

„Los, mach mal ein Foto“. Er zieht das Handy raus und dann folgender Monolog: „Mit Hintergrund, das hast du das letzte mal falsch gemacht…Neee! nicht Hochkant, sondern quer“. Sie dreht die Augen gen Himmel. „Und weiter weg, sonst ist ja wieder kein Hintergrund drauf, wie beim letzten mal“. Er macht das Foto. „Zeig mal…Oh Mann du hast zu hoch gehalten. Das gibts doch nicht. Mach noch mal“. Er wieder in Position. Klick. „Zeig!…Jetzt schau mal wie dick ich da ausseh! Du bist echt zu nix zu gebrauchen. Lass sein du kannst das nicht, ich frag mal den Tourguide. Bestell mir mal ne Pommes, aber kein Bier mehr für dich“.

Die Hölle auf Erden. Ich hoffe der arme Mann bekommt einen Ausgleich als Mönch, Eremit, oder Scheich mit Harem in einem andern Leben (gibt es hat Alex weiter unten mir versichert). Er hat es verdient. Da wär jetzt ein Foto zu schön…blöd. Ich war so fassungslos von dem Monolog und damit beschäftigt Abstand zu halten von den Virenschleudern. Eine Erkältung langt…

So mal ein paar Bilder von den Wanderungen fürs Archiv:

Als kleine Auflockerung so eine Art Rorschachtest. An was denkt ihr bei dem letzten Bild…?

Genau! Iced Caffee Latte mit Strohhalm, was sonst. Nur meine Frau wieder. Will gar nicht wiedergeben an was die denkt. Total pubertär, vor allem in ihrem Alter. Zum Beweis, die Ähnlichkeit is frappierend. Aber sie kennt mich ja. Immer nur Caffee im Kopf.

Das mittlere Bild ist vom Hermitage Beach. Super Ankerbucht mit Schildkröten, im Hintergrund verschwommen die Gleda. Da steht das Hermitage Resort. Fünf Sterne All Inclusive. Ich hab das mal auf Booking.com angesehen und tatsächlich für 25.000 Euro die Woche wäre für zwei Personen in drei Monaten noch was frei. Sonst ausgebucht. Ich denk drüber nach…Die spinnen die Römer. Der F&B Mann mag uns und wir dürfen an der Bar für 8 Euro nen Caffe trinken. Der erste geht aufs Haus, weil sie können Leute von ausserhalb ned gescheit abrechnen. All inclusive. Das hat natürlich zur Folge das die Gäste hier fressen und saufen als ob es kein Morgen gibt. Um 9:00 in der Früh sitzen die beim ersten Cocktail mit Filetsteak. Ob das gesund ist? Als libertärer Kapitalist muß sogar ich sagen, das zu viel Geld manchmal zu seltsamen Leuten führt. Die ganze Gesellschaft hier ist ein bischen wie in der Serie „The white Lotus“.

Um die Ecke am öffentlichen Teil des Strandes sitzt Alex. Er ist in der Band vom Hotel und macht Pause. Total zugekifft. Wie der noch spielt weiß ich nicht, aber das ist ja hier nötig zur Religionsausübung. Als er mich sieht fängt er fast das heulen an. Er kennt mich! Aus einem früheren Leben! Yessas! Ich muß mich dazusetzen und ihn beruhigen. Er ist sich nämlich nicht sicher, ob er im früheren Leben was schlechtes gemacht hat. Ich sage ihm, das er eine gute Seele ist. Ob ich mir sicher bin? Ja logisch, ich war ja dabei! Da lächelt er wieder. Ufff. Als Glücksbringer schenkt er uns zwei Anhänger. Johnny und Gwen, die baumeln jetzt im Cockpit und passen auf.

A propos Religionsausübung. Wir wollen unbedingt die Eselsrettungsstation besuchen. Esel sind was tolles. Nur Google maps kannste hier wie an so manchen entfernten Orten vergessen. Wir kommen erstmal auf einem Feldweg irgendwo im Nirgendwo raus. Und da steht diese Rastakirche,tempel? Wir wollen natürlich mal reinluren wenn wir schon da sind, haben aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Gar nicht mal so gechillt werden wir von einem Rasta(priester??) aufgefordert das Gelände sofort zu verlassen. Wir sind irgendwie unrein und vor allem!!… „We have a strict dresscode here“. Ja wie? Bunte Mütze und Rastas? Ich bin ein bischen geschockt über so viel Intoleranz. Sonst waren die Kameraden immer der Inbegriff von Freundlichkeit. Aber wir sind natürlich ohne murren weiter.

Die Esel sind auch echt schwer zu erreichen. Straße kann man das nicht nennen. Einmal sitzen wir voll auf und ich knie mich runter um zu sehen ob ich den Mietwagen put gemacht hab. Zum Glück nein, aber ich knie im fiesesten Ameisenhaufen ever. ca. 40 Minuten Schmerzen vom Feinsten. Die Ameisen hier haben auf jeden Fall eine andere Qualität als in Deutschland. Noch Tage später werfen meine Beine eitrige Blasen an den Bißstellen. Hab mich von den Eseln trösten lassen. Andrea hat auch gleich einen adoptiert. Irgendwann brauchen wir auch so Tiere…

Jetzt samma in Guadeloupe und warten auf Ben und Livia. Juhuu. Ach ja! Mensch, fast vergessen. Ein Erlebnis der anderen Art war das Ausklarieren in Jolly Harbour. Mir san ja immer super freundlich und ich hab immer alle Papiere pickobello beisammen, aber an der Dame von der Immigration hab ich mir nen Zahn ausgebissen. Die größte Zwiederwurzen zwischen Florida und Venezuela. Wir kommen um die Ecke und sie starrt mich mit tötlichem Blick an. Ich lächle „We would like to check out“. Sie starrt einfach weiter. Ich propiers noch mal „Can we check out with you, we want to leave Antigua“. Sie: „Where is your boat“. „At Hermitage beach“. Sie „NO“. Ich „Why not“. Sie „Read the law“. Oh Gott, das wird lustig. Ich bekomme nicht raus wo das Problem ist. Langsam werde ich auch ein bisschen sauer. Ich sag ihr das sie ihren Job machen soll, oder mich zum Vorgesetzten lassen soll. Nix zu machen. Nach 5 Minuten lässt sie sich herab, das man in Jolly Harbour und nicht 200m weiter in Hermitage Beach Ankern muß zum ausklarieren. What the fuck? Wir ziehen ab. Es hat keinen Sinn. Eine Nacht sinier ich ob wir einfach illegal abfahren, aber das kann irgendwann ein Problem sein. Also ankern wir um und ich trau mich am Sonntag noch mal in der Früh hin. Ich schaue ganz vorsichtig um die Ecke…und JA! Schichtwechsel. Alles kein Problem, keiner will wissen wo wir Ankern. Stempel in den Pass, danke, gute Fahrt. Die Dame muß sich in ihrem nächsten Leben auf jeden Fall Sorgen machen ob sie in einem früheren Leben schlechtes Karma gesammelt hat. Aber ich tröste sie dann nicht.

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Simple Man

Wir sind in Dominica und logo – alle san gleich wieder super drauf. Bis auf mich. Bin fetzen erkältet und wie bekannt, bei sowas die größte Lusche. Andrea hat es dann eine Woche später auch erwischt, aber sie steckt das viel, viel tapferer weg. Ich weiss auch wer mir das angehängt hat. Mein Akzent ist nämlich so komisch nasal geworden. Daher bin ich sicher, das den Mistvirus die Sachsen auf dem Kreuzfahrtschiff eingeschleppt haben. Zefix. Daher hab ich auch fünf Tage total verpennt und es gibt nicht ganz so viel zu berichten.

Also…Um ein Auto zu mieten hab ich mir erst mal schnell für 30 EC Dollar einen dominikanischen Führerschein kaufen müssen. Das war nun wirklich einfach. Ich versteh gar nicht, warum sich meine Kinder monatelang so angestellt haben ihre einkassierten Führerscheine wiederzubekommen. Wenn ich noch ca. 100.000 USD draufgelegt hätte, dann wäre auch gleich noch ein Paß und die dominikanische Staatsbürgerschaft dabei gewesen. Toll. Das ist ein florierendes Geschäftsmodell in Dominika. 50% des BIP, über eine Milliarde USD kommen aus Passverkäufen. Hab ich auf einer Demo gelernt, in die ich mitten vor dem Gericht in Rousseau geraten bin. Eine echte Räuberpistole. Drinnen im Gericht sitzen zwei Amis, die zwei Kanadier in ihrem Auto erschossen und dann angezündet haben sollen. Opfer wie Täter Multimillionäre, die sich wohl um eine Zufahrtsstrasse gestritten haben. Die Kanadier waren saubeliebt auf der Insel, haben Schulen und Krankenhäuser gebaut. Die Amis eher Mafia, aber gut vernetzt mit der Regierung, weil sie eben Pässe an zwielichtige Gestalten für die Dominikaner verkloppt hatten. Wegen der ganzen Spezlwirtschaft war die aufgebrachte Menge dann auch etwas unsicher, ob da der Gerechtigkeit genüge getan wird. Das Ende der Demo… meherer Polizisten verlassen das Gebäude und brausen ab. Das wars, weil die haben einfach die Gauner in Polizeiuniformen gesteckt, wie ich am nächsten Tag in der Lokalzeitung lesen kann. Bananenrepublik, live.

Dem Touristen werden allerhand Genüsse angeboten, aber irgendwie ist für mich nix dabei. Die typische Unterhaltung geht so:

„Yo, bossman!… Hey you Captain!!!… You want smoke?“ – „No“ – „Ok, you want drink?“ – „No“- „You want girl?“ – „No“ – „Ahhh! You want boy!“ – „No,no,no, thank you“ – „Bossman, what do you want??“ – „A proper Cappuccino!“ – „Maaan, whats wrong with you?“. Die Unterhaltung hat in der Location auf dem Bild unten stattgefunden. Lustig, die Frau die sich die Tasche vor den Kopf hält. Ist mir erst später aufgefallen. Bevor ich ein Portrait mache, frag ich natürlich. Aber nicht bei so weit weg. Den Männern ist es meist egal, aber fast alle Frauen weigern sich. Wollen wohl keinen weltweiten Fame durch meinen Blog. Lol.

Guten Kaffee gibt’s also auf der Insel nicht, aber mit lokalen Zutaten machen wir Experimente mit meiner kleinen Espressokanne und dem Rest der guten Fugobohnen . Z.b kalter Espresso mit frischer Maracuja und Kokoswasser. Sehr geil…Wer hat so was schon?

So… also abschliessend die Geschichte mit dem Simple Man. Da wo wir immer unser Kajak angelandet haben lebt ein Rastafari in einer Bretterbude direkt am Strand. Kocht seine Eintöpfe aus was auch immer sein Gemüsebeet gerade hergibt (Kürbisse wachsen hier z.B. wild am Strand) über dem offenen Feuer, fischt und chillt. Sein richtiges Haus zwei Strassen weiter landeinwärts hat der Hurricane 2018 mitgenommen und in den Holzresten haust er jetzt ganz glücklich. Nach drei Tagen finde ich die Anrede „Yo man“ zu unpersönlich und frag ihn wie er denn heißt. „Simple“. Da frag ich lieber noch mal nach. „You have a simple name?“ – „No, my name is ‚Simple'“. „You know my mother told me when I was a kid that I should lead a simple live, because thats a happy life. And everyone called me Simple Man“. Da hab ich gleich eine Ganzkörpergänsehaut. Simple ist 70 Jahre alt, also konnte seine Mutter das Lynard Skynard Lied von 1973 gar nicht kennen als er klein war. Aber sie hat ihm genau diesen Ratschlag mitgegeben und er hat genau so gelebt. Und er ist wirklich glücklich. Also wer das Lied nicht kennt muß sich das unbedingt erst mal anhören.

Und hier das Beweisfoto. Wenn der Mann nicht glücklich ist….

Simple Man

Und jetzt noch ein paar Fotos vom Rest der Mischpoke in Portsmouth. Einen kleinen Karnival gabs auch, aber die Teilnehmer waren alle irgendwie eher traurig. Wahrscheinlich wegen der Technoraggamusik. Das ist nichts für schwache Nerven. Ach ja und ein Haufen Rahsegler sind in die Bucht eingelaufen. Das Foto ist von der Alexander von Humboldt II (Becksschiff) vor dem alten Fort. Wir hatten wohl den selben Blick auf die Bucht und Festungsanlagen wie ein Beobachter von 1780.

2 Kommentare

Votre sortie est A12…

20 minutes avant le départ s.v.p. Damit geht Andrea in Martinique einkaufen. Als sie noch am Flughafen am CheckIn gearbeitet hat musste sie ein paar Brocken Französisch lernen. Und das muss halt jetzt erst mal langen. Wenn man eigentlich ein Baguette kaufen will und sagt „Mettez votre baggage sur la balance s.v.p“, dann funktioniert das auch manchmal, wenn man auf das richtige zeigt und nur sein bestes Bodenpersonallächeln aufsetzt und auf einen toleranten Franzosen trifft. Wir üben. Also von vorne…

Die Überfahrt von St.Lucia nach Martinique war quick and dirty… Ziemlich starke Christmas Trade Winds haben eingesetzt mit 25 bis 30 Knoten aus NO. Wir mussten ganz, ganz, gaaaanz hart am Wind segeln, pfuhhh. Ein Geschepper und Gewackel ist das, ned schee. Zu hart für mich (müde, verspannt, grimmig) und auch für eins der übrigen Fenster (alt, wacklig, unmotiviert) das gleich mal das Handtuch geschmissen hat und da stand natürlich mein neuer Laptop drunter. Ruhe er in Frieden. Als Genußsegler ist es mir überhaupt ein Rätsel wie manche Leute freiwillig längere Strecken gegen den Wind segeln. Zum Beispiel von Osten kommend um Kap Horn. Ich merke langsam ich bin aus einem ganz anderen Holz geschnitzt – Balsa. Lieber gechillt mit Rückenwind.

A propos gechillt. Also wir sind wirklich kompletto ohne Vorurteile und Vorkenntnisse nach Martinique gefahren. Klar ich wusste, das gehört zu Frankreich, aber sonst ein leeres Blatt Papier. Jetzt errät der geneigte Leser schon, das mir die Franzosen da nicht nur Liebesgedichte draufgeschrieben haben. Also… Angekommen sind wir in St. Anne, so ein kleines Nest in einer riesigen Bucht. Tausende Schiffe vor Anker ist keine krasse Übertreibung. Hier mal das erste Suchbild des Blogs „Finde die Gleda“, hab später noch eins das leichter ist.

Der erste Eindruck ist ja super wichtig heißt es. Und ich muss sagen, liebes Martinique das war erst mal nix (keine Angst wir kommen am Schluss noch richtig gut zusammen). Jetzt haben die Franzosen natürlich schon a bissi Pech gehabt, das ich so eine gewisse Erwartungshaltung hatte was Kaffee anbelangt. Hallo? Frankreich? Caffe au lait? Die Vorfreude war groß. Umso ernüchternder dann die Realität. St. Anne und die anliegenden Strände sind echtes Touristenhochgebiet und im Umkreis von 10 km bin ich alles abgelatscht. Unfassbar, in keinem Restaurant und keiner Strandkneipe gab’s einen gescheiten Kaffee. Ja bitte was saufen die Franzosen denn da im Urlaub? Weil…es sind hier fast nur Franzosen die Urlaub machen. Also in jeder Pommesbude gibt es hier das gleiche. Wein (Bier auch), Schampus, Entrecote, Hummer, Pommes…no joke! In der Pommesbude! Die Preise sind gesalzen, nix unter 30 Euro. So viel zu Stereotypen. Aber warum bitte keinen Kaffee? Hier mal ein Bild… Franzosen ordern Schampus und Langusten in der Pommesbude.

Aber da! Ein Strandrestaurant wirbt mit „Capuccino“. Die Hoffnung ist der Regenbogen über dem herabstürzenden Bach des Lebens (Nietzsche hat wohl auch mal Kaffee gesucht). Ich nix wie rein: „Un Capuccino s.v.p“. Die Bedienung sieht mich an, als ob ich sie gefragt hätte ob ich ihr die Brüste massieren darf (mein Französisch ist so lala). Der Zeigefinger geht hoch, die Mundwinkel runter: „Non messieur!“. Ja, aber… steht doch auf der Karte sage ich. Sie darauf: Ja schon, aber sie macht das nicht. Weil -und jetza kommt der Hammer- die Italiener haben keine Ahnung von Kaffee und die Schlagsahne ist eh aus. Das ist so krass, da fällt einem gar nix mehr ein. Aber sie bietet mir gnädiger Weise an, obwohl ich keine Ahnung habe, das sie mir einen Caffe au lait macht. Etwas verunsichert sage ich zu und sie zieht mit an einem vernichtenden Blick ab. Meine Erwartung nach der Ansage mit der Schlagsahne war nicht groß, aber was dann da auf meinem Tisch in einem Plastikbecher landet entzieht sich jeder Beschreibung. Spülwasser Hilfsausdruck. Ich kipp die Säure in den Sand und hau ab so schnell ich kann, bevor sie mich fragt wie ich den Kaffee finde. Die Diskussion wär nicht gut für die deutsch-französische Freundschaft.

Auch sonst fehlt hier einfach etwas das karibische Flair. Ist ein bisschen wie Wannsee mit Palmen und anstatt Berliner hat es Pariser die jeden Tag um 8:00 ihr Strandtuch an die selbe Stelle platzieren. Nur der Sonnenuntergang …. top

Das mit der Laune hängt wohl schon etwas mit den pauschalurlaubenden Parisern zusammen. Ich hab das mal recherchiert und tatsächlich…Paris wird fast als unfreundlichste Stadt der Welt (nach Moskau) geführt. Na servas und ich bin ja die Wiener Warmherzigkeit gegenüber Fremden gewöhnt, lol. Aber das erklärt noch nicht, warum auch unter den Einheimischen ein Haufen Zwiederwurzen sind. Zweimal sind wir ganz übelst beschimpft worden, wo wir nur neben der Straße spazierengegangen sind bzw. im Berufsverkehr keine ausreichende Lücke für die durchrasenden Motorräder gelassen haben.

Mir mussten eh Einkaufen und wollten ein gescheites Sylvesterfeurwerk sehen, also san mir von den Grantlern weg nach Fort de France, der Hauptstadt. Und jetza… obwohl Hauptstadt (Großstadt wär übertrieben), auf einmal passt der Schuh. Alle sind ganz freundlich und! es gibt super Kaffee. Du glaubst es kaum. La vie en rose. Bernard heißt mein neuer bester Freund. Er röstet die Bohnen selber! Ich bin total versöhnt und darf sogar mitarbeiten. Zweimal werde ich zum Milchholen in den Supermarkt geschickt, weil – wie wohl weltweit- kein Personal zu bekommen ist im Gastrobereich. Bernard macht einen total überarbeiteten Eindruck, aber versorgt uns alle tapfer mit bester Ware. Also latsch ich auch liebend gerne los und fürs Laufen bekomme ich meinen Caffee sogar gratis.

Mann kommt ins Ratschen bei der engen Zusammenarbeit. Mein Chef will wissen wie mir denn Martinique gefällt? Überhaupt und im Vergleich mit Tobago und St. Lucia. Und da muss ich schon bei der Wahrheit bleiben und erzähl im von dem deutlich niedrigeren Stresslevel auf den andern Inseln. Und er meint, das ist tatsächlich der französische Festlandsgrimm. Nicht nur die Urlauber sondern eben auch ein paar Einheimische. Ja, aber warum sind dann in Fort de France alle netter? Er grinst. Fort de France… 80% Schwarz, 20% Weiß. In St. Anne ist das Verhältnis andersrum (siehe Pommesbude). Tobago 97% Schwarz, St. Lucia auch ganz färbig. Ob mir was auffällt? Na bumm. Ich merke an, das das leicht unkorrekt ist gegenüber meiner zarten Hautfarbe. Er grinst. Ist halt so. Sind kulturelle Unterschiede. Aber um ehrlich zu sein meint er, die schlechte Laune von manchen Weißen „färbt“ auch auf manche schwarze Grantler ab – Huahahahaha. Rätsel gelöst. Jetzt hier passend zum Thema gleich das nächste Suchbild: „Finde den Schwarzfahrer“.

Wer hat es erraten? Es ist der als Schwarzfahrer gut getarnte Herr im Vordergrund. Ich war einfach zu blöd das mit dem Ticket zu checken. Die Automaten waren hin und die anderen hatten irgendwie ne App… bin aber nicht erwischt worden. Grins.

Am 31. Abends check ich mal das Internet, um wieviel Uhr das Feuerwerk stattfinden soll (Morgens sind wir angereist). Ich muß mir die Augen reiben. Das Neujahrsfeuerwerk ist am 30.12. Ja spinnen die denn? Verpasst… Und wirklich wir grillen Neujahrsburger in absoluter Stille. Nicht eine Rakete.

Vier Tage später dann bekommen wir Info von einem einheimischen Segler neben uns. Die Küstenwache war da. Alle Schiffe müssen weiter nach Norden in die Bucht, weil…es gibt über uns auf der Festung ein fettes Feuerwerk. Wir fragen was da gefeiert wird? Nationalfeiertag, oder so? Ne, ne sagt er „C’est compliquee“. Das ist das Neujahrsfeuerwerk von vor einem Jahr das ausgefallen ist und das wird jetzt wiederholt. Ich: „Das von vor 5 Tagen?“. Er: „Nein das von 2023. Das von vor 5 Tagen ist auch ausgefallen und wird nächstes Jahr wiederholt“. Das habe ich mir nicht ausgedacht, Klabauterehrenwort. Vielleicht haben die ein paar Berater aus der Berliner Lokalpolitik. Aber wir haben uns natürlich gefreut. Die Bucht war dann auch rammelvoll mit Motorbooten von der ganzen Insel. Zwei haben aus Platzmangel an der Gleda links und rechts festgemacht und jeder hat seine eigene Mucke auf volle Pulle gedreht um das Konzert am Strand zu übertönen. Nichts für schwache Nerven.

Der Morgen danach… vielleicht haben wir es zu gut gemeint und die Gleda etwas zu weit nach Norden versetzt wo das Kreuzfahrtterminal ist. In der Nacht haben wir nämlich einen neuen Nachbarn bekommen. Schluck.

Man sieht gleich: „Britannia rules the sea“. Waren auch nur nette Briten an Bord. Überhaupt sind die Schiffe lustig sortenrein gepackt. Einen Tag später war die Aida da und hatte eine Ladung Sachsen dabei. Die Briten hatten den Carefour schon leergekauft und wir konnten folgenden Satz vernehmen: „Nu do gibt’s ja na nischt. wie bei ins früher“. Schön.

So was noch? Knossi ist gut angekommen. Es gibt ein abgemergeltes Bild von ihm in der Bild. Sanson von Tobago schreibt uns immer noch jeden Morgen und jeden Abend. Ich denke da fahren wir noch mal vorbei. Und jetzt noch ein paar Bilder mit netten Menschen von unseren Spaziergängen in Fort de France und ganz am Ende die Bucht von Couleuvre, ganz im Norden. Martinique verabschiedet sich mit einem echten Paukenschlag. Unfassbar! schön… Unbeschreiblich.

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