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Tiki 38 Gleda Beiträge

Eine Bombe um ein Ölgemälde zu werfen und Hitchcocks die Fische

Catchy meine Titel, oder 🙂

Hafen von Las Palmas. Pechschwarze Nacht…

„Fuck…Wo ist denn bitte verdammt noch mal Nord?“
„Oben am Plotter halt!! (du Hirni)“

Da hat sie natürlich recht. Also geb ich Volldampf mit beiden Motoren und lenk nach Steuerbord. Kurzer Blick noch mal auf den Plotter. Ja uff, das war das richtige Nord, das kleine Dreieck bewegt sich nach oben. Mein ausgezeichneter Orientierungssinn war schon immer eine meiner Stärken, derweil tu ich mir mit Nord und Süd noch leichter als mit Ost und West. Um die Welt geht es immer nach Westen glaub ich, mal sehen wo wir landen. Wir machen jetzt 8 Knoten Fahrt durch den Hafen (nach oben) und hinter uns rauscht aus dem Nichts arschknapp mit 20 Knoten ein Riesen Tanker durch. Wieso darf den der hier so rasen, mitten im Hafen?? Auf dem Lotsenboot das uns ganz hektisch per Funk nach Norden verscheucht hat („Captain, Captain! Change course to north immediatly. Big big ship approaching“) werden Köpfe geschüttelt. Ich bin mir ned ganz sicher was wir falsch gemacht haben. Aber wahrscheinlich einfach alles. Also lieber raus aus dem Hexenkessel bevor wir noch was putt machen…. Teneriffa lassen wir in der Morgendämmerung links liegen, wir können uns ja nicht alles ansehen und La Palma soll ja so schön sein.

Und es ist wirklich wahr, die Berglandschaft ist der Hammer. Über die noch warme Lavazunge vom Vulkanausbruch von vor drei Jahren gibt es eine neue Straße mit hitzebeständigem Spezialasphalt (Spitzentechnologie von Feinsten lol 🙂 wär was für dich, Cubair (sorry das war ein Insiderwitz)). Kleine Bauingenieurexkursion, sozusagen. Von da geht’s rauf in den Nationalpark. Seit Lake Tahoe hab ich so was Schönes nicht mehr gesehen. Lichte Kiefernwälder, steile Berge. Alles riecht nach Pinien. Ein Traum zum Wandern. Santa Cruz ist auch hinreißend… hier mal die Fotos und dann wieder ein paar Geschichten.

In La Palma flieg ich kurz mal zwei Tage nach Kloburg. Bestellte Ersatzteile abholen, Kinder knutschen und unter die Arme greifen und der Jugend Allgemeinwissen vermitteln. Mit Genehmigung meiner Tochter, sie findet es auch Lustisch: Bei der Prozession der Madonna von Crotone (Blog vom Juni oder so..) handelt es sich nicht! um ein Musikfestival mit der Sängerin Madonna (die auch nicht aus Crotone kommt, sag ich mal), sondern um eine kirchliches Fest zu Ehren des heiligen Madonnenbildes von Crotone. Madonna ist also sowas wie Mutter Gottes und nicht die Großmutter der Popmusik. Wozu hab ich sie auf eine katholische Privatschule geschickt??

Apropo Ersatzteile: die Gleda hat jetzt ein Blaulicht! Wir haben, damit wir besser gesehen werden, wenn wir am Anker sind in der Nacht, hinten drauf so ein kleines Lichtlein. Lädt sich tagsüber solarmäßig auf und geht automatisch an, wenn es dunkel wird. Dann sieht man am Ankerplatz, wo die Gleda aufhört. Es ist nämlich bei Ankerplätzen mit ner Stadt im Hintergrund kaum zu erkennen was Mastlichter und was Stadtlichter sind. Falls es kaputt geht, haben wir jetzt noch ein Profiblinklicht und eins aus dem Baumarkt und das haben wir aufs Dach vom Pod geschraubt (Dreifach hält besser). Große Freude in der ersten Nacht! Es ist blau! Wie die Pozilei. Keine Ahnung, ob das erlaubt ist, aber solange sich niemand beschwert… wir lieben es einfach und da klettert uns auch kein böser Bube mehr an Bord, wenn er böse und auch a bissi blöde ist und uns die amtliche Beleuchtung abkauft.

Nach vier Tagen ist man offensichtlich in La Palma angekommen. Morgens geh ich wie jeden Tag in mein Caffè (Das Atlantico). Der Barmann ruft „Hola, Amigo“ und macht sich klappernd an die Arbeit an der Kaffeemaschine. Er weiß ja was ich will. Cappuccino… andere bekommen schweigend ihr Bier, oder Schnaps. Chacun à son goût. Auf Deutsch „Jeder nach seinem Geschmack“. Ich muss hier etwas mit meinem Französisch „protzen“ („flexen“ – für die Jugend). Auf spanisch kann ich das nämlich noch nicht, was schooo Oarsch is (auf Deutsch: blöd ist). Jetzt hab ich auch noch mit meinen Österreichischkenntnissen angegeben. Pffff..

Ja, also.. wenn man der Landessprache nicht mächtig ist kommt man natürlich nicht so gut ran an die Menschen und es kann auch zu seltsamen Missverständnissen führen. Wie gestern geschehen. Freundlich grinsend steht ein junger Mann neben der Gleda und ruft mich an. Die Sprache kann ich ja nicht, aber ich merke er will was von mir. Segler helfen einander. Ich stell mich also neben ihn und er redet fleißig los. Das kommt mir spanisch vor. Ich versteh kein Wort. Andrea gesellt sich dazu. Auch sie kann nur erraten… er braucht was von uns. Da wir nix verstehen (Englisch kann er nicht) redet er einfach mehr und lauter. Das ist eine lustige südländische Strategie. Mein italienischer Helfer Nino in der Werft hat die auch angewendet und nach fünf Tagen dauerquasseln mit Händen und Füßen lernt man auch ein paar Brocken. Soviel Zeit hatten wir aber nicht, also hab ich das Handy geholt. Ich mach Google Translator auf und halt’s ihm vor dem Mund. Da hört er mit großen Augen schlagartig auf zu reden. Zefix. Aber dann kommt doch ein Satz raus und das Ergebnis kann sich sehen lassen.

What the fuck? Gelächter bei Andrea und mir. Er lacht freundlich mit und weiß nicht warum. Hab ja gesagt das kommt mir spanisch vor. Also wird weiter gestikuliert. Irgendwann zeigt er hinter sich auf sein Schiff und beim Anblick der brasilianischen Flagge deucht mir das genuschelte Spanisch auf einmal Portugiesisch und siehe da:

Jetza hab ich dann schon die Transferleistung gebracht, das er aus seinem Motor und nicht aus der Erde fördern will…. So was haben wir, eh klar. Glücklich zieht er von dannen. Als naheliegendes Dankeschön will er uns 20 kg Porzellangeschirr schenken. Ich muss leider ablehnen, unsere Wasserlinie ist eh schon nicht mehr das was sie mal war. Also merken: Sprachkenntnisse sind wichtig, noch wichtiger ist aber zu wissen welche….

Nun fahren wir also unter Blaulicht (Aus der Bahn Kartoffelschmarrn!) unsere bisher längste Strecke auf die Kap Verden. 800sm, ca 6 Tage. Das ist irgendwie schon ein Teil der Atlantiküberquerung. Dann sind es „nur“ noch gute zwei Wochen und schwupps sind wir in der Karibik. Und das glaubst Du jetzt nicht: Den ersten Tag kein Fisch, dann zwei so kleine…pfff… also hängt Andrea den großen Köder hin. Nach dem Motto: Wenn schon kein Fisch, dann wenigstens ein Großer. Und na also geht doch! Pfunds MahiMahi (Filets mit Butter/Zitronenreis. Köstlich) Zwei noch fettere waren auch dran (Vielleicht ein Schwertfisch?), aber die haben sich freigemacht nach langem Kampf.

Wo wir gerade bei Fischen sind. Je weiter südlich wir kommen (13 Breitengrade haben wir geschnupft seit den Kanaren. Sind jetzt auf dem 15ten also schon Karibikbreite) desto mehr fliegende Fische verirren sich beim Nachtflug ohne Instrumente auf die Gleda. Wir retten so viele von den Flugamateuren wie wir können. Sollen zwar eine Delikatesse sein, aber Andrea findet es sind zauberhafte Wesen die das Ergebnis einer großen Romanze zwischen einem Fischlein und einer Libelle sind. Also kein Schlachtfest.

Mein Verhältnis mit den Viechern is ned ganz so romantisch. Erstens stinkt die Gleda wie ein 1A Klopapier Fischkutter und zweitens wurde ich hinterrücks attackiert.  Hitchcock die Fische, Hilfsausdruck. Die folgende Geschichte ist wahr. Pumuckel würde sagen: Ich schwörs bei der Klabauterehre. So um zwei in der Nacht sitz ich etwas rammdösig im Pod, neben mir ist von der Verkleidung nur ein fizzi Spalt offen und genau da fliegt so ein Zauberwesen mir direkt auf den Schoß und versucht sich rotierend  in meine Hose zu arbeiten. Scheiße, ich hätte fast einen Herzkaschper gekriegt. Ich ring ihn nieder und schmeiß ihn raus und dann geht’s richtig ab. Es regnet Fische vom Himmel. Überall schlagen sie ein. Andrea liebt sie, also versuche ich zu retten was zu retten ist. Brav mit Schwimmweste und angegurtet stolpere ich in stockfinsterer Nacht mit Stirnlampe und Kehrschaufel bewaffnet übers Deck und versuch mehr Fische zurückzuschippen als runterkommen. Gedankt wird es mir durch einen Direkteinschlag mitten ins Gesicht. Jetzt stellt sich langsam leichte Hysterie ein. Mit irrem Blick kämpfe ich weiter und 30 Min später ist es getan. Mindestens 30 Viecher sind zurück im Wasser. Vielleicht ist auch eine Motte mit reingekreuzt und die Fischi werden von Blaulicht angezogen? 7 Verluste sind allerdings zu beklagen. Die Fischleichen finden wir erst am nächsten Tag in allen Ritzen. 7 zu 30 ist aber ein gutes Ergebnis find ich.

Sechs Tage und mehrere Fischeinschläge später kommen wir an. Hier noch kurz dazugesagt… das 6 Tage Zeitfenster haben wir super Dusel gehabt. Ich würde fast sagen super geplant. Einen Tag später weg und wir wären in einer 3 Tage Flaute gehangen. Einen Tag später da und wir hätten voll 35 Knoten Wind von einem Tiefdruck wirbel von vorne gehabt. Siehe das Bild vom Ankerplatz. Gerade gemessen 30 knots Wind. Zwei Schiffen schleppen ihren Anker durch den Sand und ankern neu. Unser Monsteranker hält ganz brav.

Und jetzt kommt auch das erste Mal die gelbe „Q“ Flagge zum Einsatz (Q wie Quarantäne: Sprich… wir kamen nicht von Madagaskar und hatten auch nicht die Pest an Bord). Muss rauf wenn du noch illegal bist im Land. Wir haben dann brav in der kleinen Pozileistation im Fischhafen von Palmeira auf Sal  (Blaulichtkumpels von uns) unsere Pässe stempeln lassen und jetza darf die Q Flagge wieder runter. Fühlt sich immer mehr nach großer Reise an. Das Pässe stempeln hat uns einen Vorgeschmack darauf gegeben wie die hier ticken. 20 m2 Büro mit 3 Beamten von Polizei und Immigration. Lautes Gelächter, Reggea Musik. Die Formulare fürs Boot können sie gleich machen, aber fürs Pässe stempeln müssen wir um drei wiederkommen, weil der eine Beamte hat den Stempel aus versehen mit nach Hause genommen. Pünktlich um drei sind wir wieder da. Was einmal deutsch genetisch versaut ist lässt sich auch durch Prügel nicht korrigieren. Der Stempel macht natürlich noch Siesta. Wir gehen beim Chinesen einkaufen. Um zwanzig nach drei: „Captain, Il arrive jaques minute.:..“. Captain…grins. Wir machen es uns bequem. Um vier dann fährt ein Polizeiauto vor (laute karibische Rapmusik). Und Juhuu er hat den Stempel nicht vergessen. Aber irgendwas stimmt nicht mit dem Stempel. Lautes Palaver. Wieso ist da Dreck in den Ritzen? Ich versteh nicht alles, aber ich glaub er hat ihn seinem Sohn zum Spielen gegeben (Umgang mit Kindern siehe unten). Die einzige Polizistin zückt die Nagelfeile und puhlt die Ritzen sauber. Jetzt zack noch in den Pass (halb daneben aber mit Liebe und Schmackes) und fertig. Herrlich.

Palmeira gefällt uns ganz ganz gut. Wirklich. Kaum Touristen (Wir zählen ja nicht). Ein echtes Fischerdorf. Die Leute sind sackfreundlich zu uns, unglaublich liebevoll zu den Kindern und logo die Kinder sind dann auch alle herzig. Kein Geschrei, kein Gestreite, keine Handys in der Hand. Jeder hockt sich gemütlich zum ratschen her (mein Französisch hilft a bissi. Mein Portugiesisch und Kreol ned so). Das letzte Foto ist Madrugada ein alter Hochseefischer. Andrea und er waren im kleinen Caffè in tiefe Fachgespräche vertieft….

geballtes Angelfachwissen

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Wimps and posers leave the hall

Eigentlich ist der Blog ja nur für uns gewesen. So als Bordtagebuch und Erinnerung. Dass man halt als alter Mann ned alles vergisst. Jetza lesen aber glaub ich schon fünf Leute regelmäßig was hier niedergeschrieben wird. Eine richtige Leserschaft. Da wächst der Druck auf den Autor, auch unterhaltsam zu bleiben. Ganz fad find ich beispielsweise so Blogs mit dem Inhalt: „Wir waren hier, so war das Wetter, irgendwas belehrendes zur Seemannschaft, in der Taverne haben wir mit denen gesoffen, Stuhlgang war gut“. Obwohl… das mit dem Stuhlgang hätte schon was besonderes. Ich komme darauf zurück, weil wer sich noch nicht durch unsere Klappe, oder schwimmend, ins offene Meer erleichtert hat, weiß nicht was Freiheit ist. Ähh ja, also… weils halt Erinnerungen sind muss ich trotzdem ein paar Bilder von unseren Wanderungen und so reinmachen. Die mach ich dann aber vielleicht ganz am Schluss, oder wenn’s rein passt. Zum Beispiel jetzt nur kurz der Schwenk vom Stuhlgang zum Essen und den Wanderungen, weil Andrea steht gerade in der Kombüse (so sagt der Seemann und so langsam werden wir welche) und macht folgenden Salat: Teriyaki Huhn mit Avocado auf Blattsalat an Mango, Granatapfelsauce. So geil, ich kann die Küche in dem Etablissement hier nicht hoch genug loben. Ja, und Avocado, Mango, Granatapfel haben wir halt gerade auf einer Wanderung auf La Palma am Straßenrand gepflückt. Hammer oder? Das findet ein deutsches Stadtkind schon toll. An Bananen, Papaya und so sind wir nicht rangekommen, weil Stacheldraht, gibt’s aber auch. Auch das Huhn mussten wir kaufen. Die rennen einfach zu schnell und Andrea hatte ihr Fischmesser nicht dabei.

So was schreib ich denn jetzt? Also vorweg: die Versorgungslage ist gut. Sprich: Cappuccino, Schokolade und Pizza in bester Qualität. Da hab ich noch so gemeckert. Aber nach dem Caffè Lab in Cartagena gibt es einen zweiten Würdenträger in Spanien, das „Cool Beans“ in der Altstadt von Las Palmas. Vor der Bestellung wird dir das genaue Anbaugebiet der Bohnen erklärt und wie sie selber in der Stadt von Jungfrauen geröstet werden… Sensationell. Wenn es das Café schon vor 500 Jahren gegeben hätte, wäre Amerika von jemand anders entdeckt worden. Weil der Columbus würde immer noch da sitzen und Cappuccino saufen.

Mit Schokolade bin ich auch nicht so einfach (Achtung Euphemismus). Ist ja Zucker drinnen. Erinnere mich jetzt nicht, aber falls noch nicht erwähnt, ich hab mal als Ghostwriter eine quasi Dissertation über die Folgen von Zuckerkonsum geschrieben. Ein halbes Jahr Recherche hat Narben hinterlassen. Ich kann fast keinen Zucker mehr essen. Leichte hysterische Anzeichen sind vorhanden. Die die dabei waren und unter meinen Vorträgen gelitten haben wissen wovon ich spreche. Bevor ich irgendwas im Supermarkt kaufe muss ich es umdrehen, die Brille auf die Strirn schieben und den Gehalt der Mono- und Disaccharide entziffern (Schriftgröße 1.5mm) . Mehr als 5%? Ahhrggg…. Kaum zu Essen. Ich will nicht sterben. Bei Schoki halt ganz ganz schwer. Weniger als 15g Zucker auf 100g sind schon sensationell. Klar es gibt auch 99% Schokolade… aber da hat der Spaß ein Loch. Um es kurz zu machen. In Spanien gibt es eine 82%ige Schokolade mit Mandeln und nur 12% Zuckergehalt und die schmeckt pfundig. Der Haken: Gibt’s fast in keinem Supermarkt. Wir waren in 10 Märkten bis wir sie gefunden haben und jetzt gibt’s da auch keine mehr…. siehe Bild. Nach mir die Sintflut, Lol. Bis in die Karibik bin ich safe.

Und auch das muss ich mir merken: Die beste Pizza Spaniens gibt es in der Marina La Palma (die Insel, nicht die Stadt). Italienischer Pizzabäcker, logo. Hat Michelle Qualität (Die Pizzeria bei der Werft in Palazollo de Stella) und das soll was heißen.

So jetzt frag ich mich schon… interessiert das irgendjemand außer uns wenn wir das später mal lesen? Wurscht, ich finds wichtig.

Der Gleda gehts gut. Mir ham nix fixen müssen. Mal Wanten nachspannen, nen Klecks Farbe und so, aber sonst alles supi. Jetzt, eine Sache gab’s doch. Es knackt. Andrea ist da ganz gechillt. Ich eher gar nicht. Und zwar knackt es, wenn man im Bett liegt und dann auch noch wie eine Standuhr, also ganz regelmäßig. Wenn es wenigstens zu den Wellenbewegungen synchron wär. Das knacken hört man nur wenn man innendrinnen liegt. Geräusche wie schlagende Tampen etc. werden innen im Klangkörper um den Faktor 100 lauter. Das macht die Ursachenforschung extrem schwierig. Die meisten Kameraden kenne ich schon (Die Plexiglasscheibe in ihrer Halterung, die Ruder wenn sie nicht festgestellt sind). Der Deckel zum Stauraum unter der Matratze war ein Virtuose im Knacken. Jetzt ist er stumm. Ich hab alles mit Neoprentape gefedert. Trotzdem gabs da noch dieses eine Knacken, zum narrisch werden. Zum Glück san mir enorm ausgerüstet. Mit Spezialwerkzeug hab ich es gefunden (siehe Foto). Es war übrigens die Seitenabdeckung.

Viele nette Menschen haben wir auch kennengelernt. Tadeo (aus Brasilien) und Fabiana (aus Paraguay). Die beiden haben sich nur über das Telefon gekannt und sie hat beschlossen zu Ihm auf die Kanaren zu fliegen um mit ihm auf seinem kleinen Kat zurück nach Brasilien zu Segeln. Das ist schon mutig… Evtl. stinkt der andere ja. Aber sie waren ganz happy. Ein Bootsbauer und seine Freundin aus der Ukraine hatten wir auch an Bord. Die beiden sind seit elf Jahren auf einem Sperrholzeigenbau unterwegs. Aus der Schiffsbesichtigung wurde aber nix. Als Denis die Gitarre gesehen hat war Schluss und wir haben eine Stunde lang besten Blues am Schiff gehabt. Der Herr mit der Schwimmbrille ist aus Südafrika und ist vom Strand her einfach geschwommen und hat sich selber zur Session eingeladen. Blues geht immer wie Helge Schneider sagt.

In Playa Blanco auf Lanzerote wo die Session war, da haben wir auch noch mal Nachhilfe bekommen das der Tidenhub hier 2.5m ist. Also das wussten wir schon so im Hinterkopf, aber bei Ankertiefen von 5m achte ich da nicht so drauf. Und das war dann echt witzig als wir unser Kajak an einer Schwimmleiter an einem Kai festgemacht haben. Als wir zurückkamen war der Kai nämlich futsch, die Leiter auch und unser Kajak hing so halb unter Wasser. Genius! Da musst ich mich nakisch machen und runtertauchen. Hab leider kein Foto mit Kajak…

Drei Fotos noch von Lanzerote… Marslandschaft und ich denke mal Verkehrsplanung mit EU Fördergeldern (Ich checks einfach nicht) und Kunst irgendwo im nirgendwo.

Vor Fuerteventura gibts noch eine kleine Insel, Isla de Lobos. Naturschutzgebiet. Touristenmagnet. Jetzt kommt der Titel: Die Insel ist schön, man könnte sie sich anschauen und wandern gehen, aber nein! Es gibt da einen Steg und der Teufel weiss warum, genau da müssen alle Whimps and Poser ein Foto in Fremdschampose für ihre Instastory von sich machen bis das Touristenboot sie wieder zurückfährt. Was geht in den Gehirnen da vor? Ich bin wissenschaftlich fasziniert und fahre zwei Tage hintereinander hin um das zu dokumentieren. Das ganze ist extrem cringe (sagt man das noch?). Selbst Andrea die mehr als ich abgehärtet ist was Sozialporno anbelangt kann da nicht zuschauen, aber ich halte mit der Kamera eisern drauf. Ich glaub ich hab ein neues Hobby. Besonders erschreckend: Für den Schmarrn wird angestanden. Alle drängeln, mosern, murren bis sie dran sind. Dann hat man ja Zeit. Jetzt kann man sich gaaanz in Ruhe die Haare richten, den Oberkörper einölen (KEIN Witz) und ein paar Posen üben, man hat ja schließlich lange genug gewartet. Ich denke das würde heute ein eigenes Kapitel in Gustave Le Bons Meisterwerk „Psycholgie der Massen“ bekommen.

Foto 1: Der Wissenschaftler bei der Arbeit

Und hier die Forschungsobjekte…

Und noch eins von den Dünen Gran Canarias. The Evil is always and Everywhere

So und um runterzukommen hier noch ein paar Fotos zum entspannen. Wir waren eine Woche mit der Vespa auf Gran Canaria unterwegs und sind gewandert. Scheee.

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Wenn man nicht weiß wo man anfangen soll

…dann fängt man am besten ganz am Anfang an denn, was soll ich sagen, es ist wirklich (wirklich) viel passiert. Orcas, Seenotrettung und und… Erst mal ein Überblick wie weit wir gekommen sind. Sneakpreview sozusagen. Post ich jetzt immer rein.

Eine Sache die ich prokrastiniert hab, war das Klettern in den Mast um mal zu checken ob alles Ok ist. Jetzt vor der ersten Atlantiketappe bin ich nimmer ausgekommen. Und ja klar, war ned OK. Früher wär besser gewesen, logo. Ich schreib mir nen Minuspunkt auf. Aber noch alles im grünen Bereich. Weil mir immer so schön chillig Schmetterling segeln hat die Gaffel sauber an die Wanten hingescheuert. Der Scheuerschutz hat sich brav geopfert und ist hin. Auch ein Knoten von den Schlaufen, welche die Wanten am Mast halten ist komischerweise angescheuert. Hab das ganze jetzt mal mit zusätzlichen Schlaufen gesichert und nen fetten Gummischutz um die Wanten. Mal sehen. Vor der Atlantiküberquerung von den Kapverden check ich’s wieder. Versprochen.

Andreas Ohr is a bissi besser mit den ganzen Antibiotika und sie meint sie will los. Der Atlantik ruft und da sollen ja ganz viele Fische auf sie warten und andere machen sich ja auch schon bereit (Foto). Das Foto muss ich jetzt einfach posten. Unser Nachbar aus Polen, mit Kapitänsmütze, Seemannsbart, verspiegelter Brille und Stringtanga. So eine coole Sau.

Wann man sich in Gibraltar auf den Weg macht hängt von vier Variablen ab (denke ich). Eins: Die spinnerten Orcas, man will ja seine Ruder behalten… So Anfang September sind die weg nach Norden und terrorisieren da die Portugiesen. Jetzt haben wir es Ende August. Man wird sehen, hier hab ich etwas geschludert. Zwei: Der Wind: Es soll ganz leichter Levante (Ostwind) vorhergesagt sein, weil in der Düse bei Tarifa hat es gleich 3 Bft mehr. Drei: Die Strömung… Der Wasserspiegel auf der Atlantikseite ist ca. 2m über dem Wasserspiegel auf der Mittelmeerseite. Du fährst quasi Bergauf. Im Mittelmeer verdunstet das Wasser wie nix und der einzige Zufluss ist der Atlantik bei Gibraltar. Pro Sekunde strömen eine Million Kubikmeter Wasser vom Atlantik rein. Jetzt kommen noch Ebbe und Flut dazu, das musst du jetzt schon planen, sonst hast du auf einmal 4 Knoten Strömung gegen dich. Da geht nimmer viel. Es gibt da auch ganz ganz viele Tabellen und Berechnungen, aber ich war denkfaul und hab mir einfach bei PredictWind die Strömungen dazugebucht. Vier: Bei Tag fahren… ca. 300 Schiffe (riiiesige Schiffe, die irrrrre schnell da sind, wenn sie mal am Horizont auftauchen) fahren jeden Tag durch die Meerenge, alle 5 Minuten eins. Irgendwo müssen wir das Verkehrstrennungsgebiet (Wasserautobahn) senkrecht kreuzen und das ist bei Tag irgendwie besser.

Also…Abfahrt: 24.8.2024 um 10:30

Alles passt super Wind, super Strömung für uns (Springtide). Teilweise haben wir 3 Knoten Strömung in unsere Richtung.

Bei Tarifa, der engsten Stelle nutzen wir eine Lücke und stechen die 10 sm nach Marokko durch. Und jetzt versagt meine Planung (vermutlich). Andrea schaut kurz mal nicht zu ihren Angeln nach hinten: „Guck mal was großes da vorne“. Ein Blick durchs Fernglas und ich hab Herzrasen. Drei riesige schwarze Fische kommen auf die Gleda zu. Die sollen doch gar nicht hier sein, zefix (Ich hab das doch so schön geplant. Ja wofür plan ich den überhaupt, wenn sich keiner dran hält). In leichter Panik schalte ich alles ab was Geräusche macht (Tiefenmesser, Autopilot etc) und wir holen die Kracher vom Thomas raus, weil sorry im Ernstfall ist mir ein Orcahörsturz lieber als ein Loch im Boot. Bin mir sicher das da jetzt einige den Kopf schütteln, aber vom Sofa aus kann man leichter tierlieb sein als mitten auf dem Meer in einem Boot mit 9mm Sperrholzwand. Derweil sind die Viecher auch schon da. Ein Meter an Steuerbord. Länge so 6-7m (wir haben 12m). Schwarz mit Finne. Die gucken ganz kurz und auf einmal sind sie auch schon wieder Weg. Big Uff. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Das waren Orcas, die sich nicht für einen Wharram interessieren. Unterwasser schauen wir ja auch wunderschön aus wie ein Wal. Oder es waren Pilotwale, die sehen von oben ganz ähnlich aus. Ist aber wurscht, weil mir san durch. Gleda ist ganz und die Kracher waren nicht im Einsatz. Foto gibt es keins. Ging zu schnell und wir waren echt aufgeregt.

Nach der Meerenge hilfts nix. Wir müssen für 10 Stunden die Motoren benutzen. Ich finde das schrecklich, aber genau hinter Marokko liegt ein Flautenloch das sich die nächsten Tage ums Arschlecken nicht wegbewegt. Dahinter ist wunderbarer Nordwind zu den Kanaren mit 4-6 Bft. Wie geil ist es dann wenn der Lärm aus und die Segel oben sind. Wir machen sofort ein paar Stunden lang einen Schnitt von 9 Knoten. Eigentlich zu schnell zum Angeln, aber meine Frau schreckt das nicht. Und dann ging es los. Wenn jemand schon im Mittelmeer ständig Fische rauszieht… Der erste war ein Thunfisch, ein paar Stunden später zwei Mahi Mahis gleichzeitig (Andrea fährt ein Doppelangelsystem). Jetzt hab ich in meiner ganzen Voraussicht in Malaga noch eine zweite Kühlbox gekauft. Aber es hilft nix, wenn auch die zweite Kühlbox voll ist und einem der Fisch zu den Ohren rauskommt, dann muss man als Kapitän ein Angelverbot verhängen. Das ist nicht leicht und man muss stark sein um das durchzuziehen, weil Höchststrafe für meine Frau. Fast zwei Tage hält sie durch, dann ist die Angel wieder drinnen (heimlich während ich schlafe). Und als ich aufwache ist ein weiterer Mahi Mahi in der Kühlbox. Wir müssen hier jetzt schon langsam von einem stark suchtgeprägten, nicht mehr therapierbarem Verhalten sprechen.

Um das zu verdeutlichen gleich noch eine Anekdote aus Lanzarote. Vorneweg: In den Häfen darf man nicht Angeln. Als ich Abends ins Bett gehe sag ich noch: „Bitte nicht Angeln, hier gibt es ein Steakhaus. Ich will mal ein Steak“. Andrea: „OK“. Das Versprechen eines Abhängigen.

Morgens dann…
Ich: „Ich mach mal Kaffe“
Sie: „Ähhh. Nicht erschrecken wenn Du in die Kühlbox schaust“.
Ich: „Oh nein… wie viele Fische sind da drinnen?“
Sie: „Hmmmm“
Ich: „Wieviele???“
Sie: „Nur drei Doraden“
Ich: „Wer soll das denn alles Essen, um Gottes Willen?“
Sie: „Ich kann gar nix dafür… Den ersten wollte ich ja gar nicht fangen und die anderen beiden hab ich aus Versehen hinterhergefischt“
Ich: „……….. seufz“. „Du weißt schon, das das hier verboten ist?“
Sie: „Hmmm. Ich hab nen schwarzen Pulli und ein schwarzes Kopftuch angezogen und hab mich ganz klein gemacht, als ein Marinero mit dem Auto kam, damit ich wie ein Müllsack aussehe der da zufällig rumsteht.“… „Nur der Fisch hat so Krach gemacht beim Zappeln und wollte mich verraten“.

OK… Ist das jetzt schon Beschaffungskriminalität, oder was? Ich denke ja. Aber Sie ist glücklich wie man sieht. Die Abfälle bekommen die Möwen, die uns brav begleiten über den Atlantik. Weil, wer hinter der Gleda fliegt muss nie, nie, nie Hunger leiden und natürlich auch nicht mehr selber fischen.

Ein SuperFischErlebnis darf nicht unerwähnt bleiben. Am Tag zwei taucht auf einmal ein richtiger Wal hinter uns auf. Mit richtig mein ich jetzt echt groß. Also größer als die Gleda mit 12m. Und schade das er gleich wieder weg war. Da waren wir voll angeschissen. Denn das wäre ein Foto geworden, als er hinter der Gleda abgetaucht ist und alles vollgekackt hat. Das ganze Meer war braun. Wir hatten echt Angst, das er uns mit der Schwanzflosse eine Dusche verpasst.

Land in Sicht: 28.8. um ca 1400. La Graciosa und Lanzarote erscheinen am Horizont. Wir haben für die gesamte Überfahrt 4 Tage und 5 Stunden für 620sm gebraucht. Das ist ganz ordentlich. Unter Segeln (die 10 std Motorzeit lass ich weg) hatten wir einen Schnitt von 6.5 Knoten. Da sind wir zufrieden, man muss ja auch bedenken das wir bremsend immer zwei Deepdiverköder mitgeschleppt haben (Witz… ich glaub das macht ned viel).

Erster Stopp auf den Kanaren ist die Ankerbucht Playa Francesa auf La Graciosa. Und es haut mich echt um wie schön das ist. Die Wüste, die Vulkane, ganz wenig Tourismus in dem kleinen Ort und ein guter Capuccino!!!. Vielleicht ein Auto die Stunde fährt hier rum. Eine ältere Deutsche die hier seit 30 Jahren lebt, jammert aber rum, das hier nix mehr ist wie früher und der Verkehr der Horror ist. Tja. Ich glaube das Vergleichen mit Früher muss man mal schön bleiben lassen. Ist halt jetzt so wie es ist und wir finden’s super.

Wir müssen nach drei Tagen weiter nach Lanzarote. Mit Dusel haben wir einen Marinaplatz für vier Tage reserviert. Ist hier nicht leicht, weil langsam füllt sich alles mit den ARC (Atlantic Ralley for Cruisers) Booten die im Rudel vollorganisiert zusammen in die Karibik fahren. Genau mein Fall (not). Ja, also warum müssen wir in die Marina? Yo… vier Fenster haben Wasser reingelassen. Eins wird zugepäppt und für drei ist die Schonfrist abgelaufen, die kommen raus. Das geht halt am einfachsten wenn man gut von außen hinkann und nicht alles wackelt. Fenstercountdown minus drei. Ich denke das wird uns beschäftigen bis das letzte beerdigt ist.

Ich sag jetzt mal vorneweg. Die Marinas gehören alle zu einer Gruppe und haben eine Webseite und so und das kann echt jedem passieren. Wir haben uns schon total nett mit zwei Deutschen Seglern in ner Livemusickneipe in der Calero Marina/Areciffe verabredet, aber als wir da anlegen schaun die uns an und sagen… nenene… falsch hier, ihr habt in der Calero Marina/Puerto Calero reserviert. Mir san voll, bitte weiterfahren. Ich bekomme den Blick! Andrea: „Alter, man sollte schon wissen wo man hinfährt“. Und jetzt kommts! Sollte man nicht! Weil ich hab das super gemacht mit der Verwechslung. Doofheit kann Leben retten. Mindestens zwei Leute weilen noch unter uns, weil ich so geschlampt habe. Wie ich zurücksetzte am Kai fährt hinter uns ein kleines Motorboot (4m?) mit 4 Leuten an Bord vorbei. Ich pass schön auf, das ich sie vorbei lass und ned noch einen Mist baue. Dann geht’s langsam raus. Draußen hackts mit 20 Knoten Wind. Mit Fock und Vorsegel machen wir 7 Knoten. Nach so 1.5 Stunden zeigt Andrea aufs offene Meer raus: „Da ist ein Wal oder so…Guck mal, was ist das…“. Fernglas… und das ist kein Wal. Das ist das kleine Motorboot. Kieloben. Drei Mann klammern sich irgendwie fest, eine Frau treibt 10m entfernt und hat gerade noch den Kopf oben. Das Wasser hat hier 22 Grad, also gar nicht mal so warm. Wir wissen heute noch nicht wie das genau passiert ist. Zu schnell bei der Welle vielleicht. Mir ham das Ruder gleich rum und sind hingesegelt. Und jetzt muss ich mich fast rechtfertigen für das Foto weiter unten. Das kommt so Autobahnunfallsensationsgeil rüber. Aber um die vier bei 20 Knoten Wind aus dem Wasser zu fischen müssen erst die Motoren rein und die Segel runter. Ich halt die Gleda mit den Motoren im Wind und Andrea birgt die Segel und da mach ich halt mit meiner elektronischen Segellogbuchapp ganz korrekt einen Positionseintrag mit Foto. So war das mit dem Foto. Das ganze hat 2 Minuten gedauert und die Frau fängt an hektisch zu werden. Mit Baderampe runter sind wir erst mal rückwärts zu der Frau. Die war so fertig, als sie unsere Lashingleiste zu greifen bekommt hat sie sich nicht mehr bewegen wollen. Seit ungefähr 40 Minuten sind die da im Wasser gelegen. Mit Ach und Krach haben wir sie rumgewuchtet. Die anderen sind derweil auf uns zu geschwommen. Auch keine so gute Idee. Weil, die konnten alle nicht mehr und ich hab echt Schiss gehabt das mir beim Rückwärts manövrieren einer in die Schrauben kommt. Man liest das ja immer nur und auf den Messen verkaufen Sie so extra Tools um Schiffsbrüchige an Bord zu hieven, aber es ist wahr. Wenn einer mal keinen Saft mehr hat ist der wie ein nasser 100kg Sack. Zum Glück haben wir die Baderampe die ganz ins Wasser geht. Gerade so haben wir die alle raufgebracht und da lagen die dann und wir waren alle schwer erleichtert. Andrea hat sie mit Decken und Wasser und Zucker versorgt und dann sind wir ganz schnell nur mit der Fock und unter Motor in den Hafen. Die Positionsmeldung hat nicht geschadet. Die Küstenwache hat das Boot doch noch gefunden. Wir konnten von unserer Rettung dann in der Zeitung lesen…. Also echt, das war knapp. Ufff.

So… spannender wird’s nicht mehr. Also noch kurz. Wir haben 2 Tage Fenster entfernt. Bei der Arbeit brennt die Sonne runter und ich sauf Wasser wie nix, aber ich fühl mich trotzdem immer blöder (Siehe Bild, Hahaha). Wir haben Steak (Yeah) gegessen und sind dann weiter in den Süden von Lanzarote. Auch hier: Hammerlandschaft.

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Den Stürmen voraus, nächster Halt Atlantik

Ein paar Tage liegen die Gleda und ich in Formentera am Strand vor Anker. Ohne Andrea. Die ist in Dubai bei Anouk für 4 Tage, weil die beiden so Sehnsucht nacheinander hatten. Ein lustiger Plan, weil in Formentera hat es 35 Grad und in Dubai auch, aber in der Nacht. Tagsüber 46 Grad. Aber mei, wenn’s schee macht. Die Rückkehr ist dann dafür wie Skiurlaub.

Unser Ankerplatz ist übrigens aber haargenau an der Stelle an der eine Woche später ein fetter Sturm zig Yachten losgerissen und an Land gewürfelt hat. Ein trauriger Anblick. Da ham ma an saubern Dusel gehabt. Andererseits…Ich bin mir auch sicher, unser fetter 25kg Mantus M1 hätte im Sand prima gehalten. Trotzdem: Merken, merken merken… Bei der geringsten Chance auf auflandigen Sturm: Umankern… und zwar ganz, ganz, ganz weit weg von den anderen Schiffen mit Spielzeugankern und 10m Kette (siehe Sardinien, der Angriff) die nicht halten, auf dich zutreiben und dich freudig mitnehmen.

An einem anderen ehemaligen Ankerplatz von uns (Palermo) ist gestern die 55m SegelSuperLuxusYacht „Bayesian“ innerhalb von 60 Sekunden in einem Sturm mit Windhose gesunken. Zig Tote, darunter wie es aussieht auch der britische Tech Milliardär Mike Lynch. Wahnsinns Drama. Wieso kann so ein Schiff einfach sinken? Zum Glück haben wir keinen Kiel und sind unsinkbar. Einfach ein Subbaschiff die Gleda.

Es sieht also so aus, als fahren wir den Unwettern voraus, was ich eine super Planung vom Skipper finde. Pffff… Ich hab gedacht die Hurricane Saison in der Karibik ist gefährlich, aber im Mittelmeer passiert so was immer öfter. Das Wasser ist aber auch sauwarm. Hier in Spanien fast 29 Grad im Schnitt. Rekord.

Von Formentera segle ich die Gleda nach Ibiza direkt zum Flughafen. Andrea hat einen ziemlichen Horrortrip aus Dubai hinter sich. Flug hat 8 Stunden Verspätung. Anschluss nach Ibiza natürlich Futsch. Ankunft einen Tag später um Mitternacht. Da soll meine Süße nicht auch noch eine Fähre nehmen müssen.

Die Plaja des Codular ist auf Navily (Ankerplatzapp) schlecht bewertet. Steinstrand, Flugzeuge starten über dich weg, kein SchickiMicki. Klar: Hier gefällts uns super. Eine sauchillige Kneipe/Supermarkt an der Straße, nur Locals, keine Touristen. Wir lernen wieder einen ehemaligen Kämpfer kennen (Seti), diesmal Karate. Er musste den Sport beenden wegen einem Motoradunfall mit 300 Sachen. Narbe vom Sack bis zum Adamsapfel.

Am Ankerplatz nur ein paar wenige Schiffe. Unter anderem Daniel aus Argentinien den ich aus Formentera kenn. Alle Crews der Bucht(2 Argentinier, 2 Venezolaner, ein Italiener und der Piefke) treffen sich bei ihm zum Abendessen und ich werde um 23:00 mit einem 1A venezolanisches Abendessen versorgt (Maiskuchen mit Käse, Schinken und Guacamole) bis Andrea ankommt. Segler sind einfach nett.

Mir schaun jetzt das ma weiterkommen. Ende August sollte alles passen um das Mittelmeer zu verlassen. Also keine Orcas, Wind Richtung Kanarische Inseln. Aber Cartagena is a must. Da hat ja alles begonnen. Hier ist die Gleda ewig als Hausboot gelegen und hat auf uns gewartet. Als Beweis folgendes Foto von der Hafenmauer. Gleda war so lange da, das sie für immer verewigt wurde. Wir sind die beiden schrägen Masten. LOL.

Das coole ist, das sich alle sofort an uns erinnern. Begrüßung vom Marinero: „Schiff neue Farbe?“, „Neuer Hut?“, „Hast Du abgenommen, schaust a bissi dürr aus. Geht’s dir auch gut?“. Yo, abgenommen hab ich tatsächlich. Hab schon wieder ein neues Loch in den Gürtel gebohrt (4er Bohrer). Die gute Seeluft. Und Hüte verschleiß ich auch. Das Exemplar vom Foto ist schon wieder beerdigt. Und eh klar: Mitten in der Nacht. Andrea geht biesln und sieht einen Schatten unter der Klappe. „Huch ein Fischi. Mögt ihr Käse?“ und zack 15min später fünf, ein Kilo schwere, Prachtdoraden an Bord. So geht das eigentlich in jedem Hafen mit meiner besessenen Frau. Vielleicht sind Häfen geschützte Rückzugsorte für Fische. Angeln streng verboten? Hmmm, wir fragen nicht nach. Und sorry, das ich auf der Capuccino Sache rumreite, aber Cartagena bleibt das Highlight in Spanien. Einen der besten Caffe der Welt gibt es im Caffe Lab. Ansonsten ist Spanien Caffetechnisch ein Saustall. I am not amused. Also Spanien muss sich echt mehr Mühe geben. Es bleibt hinter Italien und Griechenland weit zurück. Mecker, mecker. Fällt jetzt natürlich unter rein subjektiven „Meinungsartikel“. Aber I mog des Essen ned so, den Caffe mog I ned, I mogs ned das die Spanier beim Reden schreien und zwar alle gleichzeitig. Man merkt schon: da wern ma ned alt. Warum? Frei nach Fredl Fesl: Weil I ned mog. Und es liegt nicht daran, das ich mir keine Mühe geb. Ich kann sogar Ballermann.


Kurzer Stopp noch in Almeria und Aquadulce. Auch hier keine Touristen. Der Strand gehört den Einheimischen. Ab 18:00 trifft sich da alles zum Grillen, Kartenspielen, Volleyball. Wie im Englischen Garten.

Dann die zweitägige Fahrt nach Gibraltar. Hammer. Wir haben noch nie so viele Delfine gesehen. Jetzt klar: So viele Delfine haben wir noch nicht gesehen in unserem Leben, aber wir wurden fast ständig begleitet. In der Nacht hörst Du die Ausblasgeräusche und wenn man dann zum Bug geht sieht man die Delfine fluoriszierende Streifen im Mondlicht ziehen. Wie animiert. Hammer.

Wir laufen nicht direkt Gibraltar an (Ist ja britisch und wir müssten Einklarieren), sondern die Marina in La Linea an der Grenze. Kost fast nix und wir können die Vorräte für die nächsten langen Schläge vollmachen. Ausserdem kann sich Andrea auskurieren. Eine fiese Gehörgangentzündung setzt sie komplett ausser Gefecht. Das Krankenhaus in Gibraltar hat uns am Wochenende leider nicht geholfen (falsches Antibiotikum). Ich hab sie dann ins Mietauto gepackt und nach Malaga zu einer deutschen HNO-Ärztin gefahren. Die war super und jetzt wirds schon lamgsam besser (Lifehack: NIE mit Wattestäbchen ins Ohr! NIE!). Samstag soll es weitergehen wenn Wind und Strömung zusammenarbeiten. Vielleicht machen wir ja noch einen Touristenausflug zu den Affen oben. Aber berichten tu ich das nicht. Ist langweilig. An vielen Orten schaut es eh aus wie in einer typischen Ruhrgebietsstadt, nur wärmer und nicht wie in den Prospekten. Als Beweis hier ein paar Fotos von Gibraltar -wie man es nicht kennt- auf dem Weg zum Krankenhaus und drunter ein paar Fotos von La Linea. Fast wie im richtigen Leben. Ich glaub ich zeig eh gerne die nicht so poshen Gegenden. Den Rest kennt eh jeder…

Gibraltar

La Linea

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Scheiss drauf! Malle ist nur einmal im Jahr…

…. oder wenigstens einmal im Leben. Also, scheiss drauf: wenn wir schon auf den Balearen sind, dann muss man sich halt am Riemen reißen und einmal zum Ballermann. Ist für mich ein schwieriger Gang. Bin da so was wie eine Spaßbremse. Trinke nicht, rauche nicht, nehm auch sonst keine Drogen und bei der Musikauswahl bin ich auch eher intolerant was Hüttengaudi anbelangt. Andrea ist da deutlich flexibler (Beweisvideo weiter unten). Aber was soll ich sagen, die große Überraschung: der Ballermann war das absolute Highlight der Balearen. Das mal vorweg.

Als endlich der Wind da war (man kennt das ja schon… kein Wind, oder zu viel aus der falschen Richtung) haben wir uns Pizza und Cappuccino-technisch von Italien nach Spanien downgegraded. Gerade was den Caffè anbelangt war es wohl doof Italien an den Anfang der Reise zu stellen. Die Latte (hahaha Wortwitz) liegt jetzt für alle anderen Länder zu hoch. Man kann schon Glück haben, aber oft ist das nicht. Und die erste Pizza in Spanien hat mich auch sofort auf Tappas umschwenken lassen. Bin ja total weltoffen.

Man sieht schön an der Karte, wie wir unsere Route bei der Überführung nach Italien vor vier (oder fünf) Jahren kreuzen. Bald sind wir in Cartagena, wo alles angefangen hat und dann befahren wir neue Gewässer. Kurs immer so das die Sonne hinter uns auf- und vor uns untergeht.

Also, was kann man über Menorca sagen? Ruhig, sehr viele Franzosen (das ändert sich aber sowas von schlagartig auf Mallorca). An der Südküste geile Buchten. Die Cala Coves ist der Hammer. Vor 2000 Jahren hats den Leuten da anscheinend auch schon gefallen und sie haben Wohnhöhlen in die Felsen gedroschen, teils mit verzierten Türstöcken. Die meisten sind zugänglich. Andrea findet vor einem alten Haus das an die Höhlen gebaut ist einen armen alten Stuhl, den keiner mehr lieb hat. Da hat er jetzt Glück gehabt, denn er wird von ihr sensationell renoviert. Sehr aufwendig mit Dyneemanetz und einer wirklich stylischen Schnürung. Er soll auf der Gleda bleiben, für Stuhlyoga oder so was. Ich bin ganz tapfer und sag erst mal nix dazu. Nach ein paar blauen Flecken an den Beinen meiner Frau („überall steht dieser Stuhl im Weg“) darf er dann aber doch in seiner Heimat bleiben. Irgendwer wird Augen machen…

Wir bleiben dann auch fünf Tage, woanders könnte es ja eventuell schlechter sein. Jeden Tag gehen wir eine Stunde über den Eselsweg (Fernwanderweg rund um die Insel, wunderschön) in den nächsten Ort, Cala en Porter zum Einkaufen und zum Gebeine bewegen. Cala en Porter ist gespenstisch. Lauter Ferienhäuser hinter riesigen Mauern. Auf den rechtwinklig angeordneten Straßen fast kein Mensch, alle liegen am Strand und braten. Und dann, ohne scheiß, haben wir drei Tage lang die exakt selben (und einzigen) Begegnungen auf der Straße. Immer an der gleichen Stelle. Wie bei täglich grüßt das Murmeltier. Ein Lieferwagen der uns grüßt, dann zwei Ecken weiter kommt von links der rot-metallic Mazda um die Ecke und dann…. der Hammer steht immer am selben Parkplatz ein Stuttgarter BMW mit einer Frau drinnen die laut telefoniert. Drei Tage lang, Kein Witz.

Sonst ist auf Menorca nicht so viel passiert. In Porto Colom sind die Einheimischen entspannt bei der Siesta und in Ciutadella wird alles sehr fröhlich sauber gehalten. Guckst Du:

Dann gibt Mallorca einen spitzen Einstand. Als sich unser Anker das erste Mal im Norden der Insel in den mallorquinischen Sand gräbt, werden gleich alle Register gezogen. Nur noch Deutsche wie aus RTLII. Am Strand stehen zwei Holzhütten und ich denk mir: Supi da gibts wenigstens nen Capuccino. Falsch. Einen Jägermeister gibts da. Beide Hütten haben ein Geweih auf dem Dach. Das ich das nicht gesehen hab, beziehungsweise gehört. Weil: schon von weitem ist deutsche After-Ski Musik zu hören („Mamaaa Lauda“, das kenn ich sogar weil ich es mal mit der Anouk im Auto hören musste. Vater des Jahres). Wie die Musik da so wumpert und alle gut drauf sind, werde ich fast hineingesogen und bestell nen Meter Jägermeister zum Lunch. Haha Scherz….Also probier ich es im Restaurant. Beim Betreten schwant mir nichts gutes. Da sitzen an einer Bierbank vier Väter gegenüber von vier Töchtern. Alle Väter haben eine Maß Bier vor sich und alle Töchter einen Berg Pommes und alle starren apathisch in ihr Handy. Der Barman fragt mich auch gleich „Cerveza?“. Nee, Capuccino oder Caffe con leche oder so was will ich, por favor. Sagt er: Kaffe hat er nicht, trinkt hier keiner. Also mach ich mich desillusioniert auf den Weg zurück. Wie ich an den Strand komme stehen auf einmal alle auf und kommen mir entgegen. Hunderte rotgebrannte gleichzeitig. Eine indianische Karawane. Warum machen die das plötzlich? Die Uhr zeigt 17:45. Vielleicht eröffnet um 18:00 das AllYouCanEat Buffet in den Hotelbunkern hinter mir. Ich weiß es nicht.

Also wenn das hier so ist, denken wir, dann können wir auch gleich nach Palma fahren. Da gibt’s zumindest alles was man braucht. Supermärkte direkt am Strand, Tappas Bars, Motorradverleih, Sportsbars um olympischen Basketball zu gucken und auch das beste deutsche Gesundheitssystem. Andreas Rücken wird einfach ned besser und ich mach ihr jetzt doch noch mal nen Live Termin beim Arzt aus. Da sie nicht so gerne geht, locke ich sie mit einem BBL Teamarzt (BBL=Basketballbundesliga). Da haben die beiden was zu tratschen während er ihr eine Spritze zehn Zentimeter in den Rücken treibt, sie chiropraktisch verbiegt und ihr mehrere Übungen zeigt. Heute angerufen, morgen Termin (1.5 STunden) und seitdem deutlich weniger Schmerzen. Ich bin dankbar.

Ach ja, unser Ankerplatz ist s’Arenal Balneario Nr 1. Zum Ballermann (Nr. 6) ist es nicht weit und auf dem Weg kann man sich gleich so einkleiden, das man nicht als Tourist auffällt. Ich finde die T-Shirts passen alle zu mir. So langsam groove ich mich ein.

Und es ist wirklich wahr. Ist schon nice hier (für ein paar Tage). Die Stimmung ist super, alle sind entspannt und s’Arenal ist multikulti. Wir essen zufällig super afrikanisch. Intelektuell darf man halt nicht zu viel erwarten auf der Schinkenstraße, aber das hat Flair. Wir sind jetzt zwar nicht wirklich mittendrin sondern nur dabei, aber ich glaub man sieht wir geben uns Mühe und das alles ohne Alkoholdoping. Aber als der Mond an der Partymeile aufgeht sind wir schon wieder brav im Bett.

Ich versuch mal etwas das Geschehen hier plastisch zu machen… mit einem Beispiel. EIne Gruppe Österreicher (ca 10 Mann, alle schwarze T-Shirts mit weisser Schrift: „Ich bin bumsbar“) sind auf dem Weg zum Strand. Österreicher Eins gibt Kommando: „Jetz werd gebadet“. Einer ist wohl wasserscheu und winselt auf wienerisch: „Naaaa, heast I wui weida saufn“. Eine etwa gleich große Gruppe sächischer Grazien (alle rosa T-Shirts bedruckt mit dem Lebensmotto „Nimm mich: Jetzt oder nie“) kreuzt zeitgleich in 90 Grad. Das Wort „saufn“ ist anscheinend dialektübergreifend und wird sofort von einer Dame aufgenommen „Saufn, saufn, saufn“. Das bringt ihr von einer Kollegin einen Rüffel: „Bisch de bescheuert? Die sin doch voll hässlich.“ Darauf die Erste: „Fier meine Ansprüche reicht’s.“

Da sieht man mal wie einfach das Leben sein kann, wenn man sich nicht immer so nen Kopp macht.

Noch ein Highlight auf Mallorca war das Treffen mit Yvonne und Armin von der Moana. Vor zwei Jahren haben wir ihnen die Leinen in der Marina Stella für ihre Weltumsegelung zugeworfen. Dann kamen leider familiäre und gesundheitliche Probleme und die beiden sind gerade beim umplanen. Aber sonst hätten wir uns auch nicht wiedergesehen. Schön wars.

Ausserdem besuchen uns Tina und Anna aus Kloburg, die gerade in Mallorca Urlaub machen. Also ab und zu geht dann doch was zusammen. Andrea und Anna fischen beide leidenschaftlich und ziehen so einiges durch die Klappe. Ich glaub eh das die Klappe ein Fischmagnet ist. Armin hat auch gar nicht fassen können was Andrea vor Anker so fängt.

Damit hab ich mir selber das Stichwort für den Fang der Saison gegeben. Tätarätä-Fanfare. Endlich, endlich, endlich hat auf dem Weg von Mallorca nach Menorca ein Fisch sich der Schleppangel derbarmt. Und was für einer. Ein wunderbarer Thunfisch. Andrea ist zurecht stolz wie Oskar. Wir ernähren uns von nix anderem. Roh, gebraten und was weiß ich. Sensationell.

Zum Schluß noch ein paar Bilder von unserem Zuhause (gerade auf Formentera). Die meiste Zeit halten wir uns im Steuerstand auf, der Umbau hat sich wirklich gelohnt und das Mesh-Sonnensegel ist ein Geschenk des Himmels. Vor Anker geht immer etwas WInd und im Schatten kann man auch 35 Grad mit 80% Luftfeuchte aushalten. Und der Ausblick passt auch.

Ach ja und ganz zum Schluß: Es ist unfaßbar. Was ist los mit der Jugend. An jedem Strand die selben Szenen. Es werden ununterbrochen Fotos für Social Media in irgendwelchen vollkommen albernen, hirnverbrannten Posen gemacht. Wer will den Scheiß sehen? Anouk hat mir zum Beweis das das mindestens 163 Leute sehen wollen (oder liken, aber ob liken auch gefallen bedeutet weiß man nicht) genau so ein Foto von einem ihrer Instagramtypen geschickt Wahrscheinich werde ich einfach alt.

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Unser erster Besuch und der Angriff

Wir freuen uns riesig. Ben und Livia besuchen uns für 5 Tage. Andere wollten uns auch schon besuchen, aber das ist viel schwieriger als wir gedacht haben. Der Wind macht halt was er will und manchmal müssen wir dann einfach weiter wenn er gerade endlich günstig ist, oder kommen nicht da hin wo es örtlich günstig wär. Mit den beiden hat es dann geklappt. Es gab Flüge nach Olbia und auch Wind in die Richtung, da passt der Schuh. In La Caletta im Hafen haben wir sie aufgegabelt.

Zufälligerweise hat am Strand von La Caletta auch ein Sandkastenfreund von Tom (Andreas Bruder) eine Surfschule. Ein paar Tage versuchen wir ihn zu treffen, aber irgendwie klappts nicht. Andrea glaubt, daß er vielleicht Angst hat. Sie meint sie hat ihn vielleicht mal mit 6 Jahren verprügelt wie Toms Freunde sie genervt haben und jetzt traut er sich nicht mehr her. Hat er aber dann doch. Ganz mutig. Lustig nach 50 Jahren.

Mit den beiden sind war dann ganz smooth die Costa Smeralda rauf nach Norden. Costa Smeralda, wer das nicht kennt: Das ist schickimicki vom feinsten. Da machen die Bohlens, Geissens und auch die Leute mit richtig Geld Urlaub. In einer Ankerbucht liegen da locker eine Milliarde an Bootswerten rum. Yachten über 100 Meter wohin man schaut. Also genau mein Fall. Spaß. Schön ist die Küste schon, aber auch nicht sooo besonders. Und das merkt man jetzt schon… hier is wenig authentisch. Großteils ziemlich steril, unfreundlich, unlebendig. Ausnahmen gibt es (das Caffè Porto in Cannigione z.B,), aber sonst ist das bettelarme, kaputte Kalabrien mit seinen netten Menschen mir am Arsch lieber als die Costa Smeralda. Ich wollte auch mal einen Capuccino Index machen. Also Kalabrien liegt im Schnitt bei 1,50 und Costa Smeralda bei 4 Euro.

Selbst in der popligsten Strandbar weiß man hier Staat zu machen…

Bardamen Costa Smeralda

Eigentlich will ich nicht so meckern, aber einmal da hab ich zu wenig gemeckert, weil ich entspannt sein wollte und das ist nach hinten losgegangen. Und jetzt muß ich üben und bin eh grad in Fahrt. Also die einmal zu wenig gemeckert Geschichte: In Cannigione gibt’s eine riesen Ankerbucht. Mega viel Platz. Trotzdem meinen manche sie müssen ganz nah bei der Gleda ankern, was meistens auch OK ist wenn man weiß was man tut. Mir san halt beautifull, gell? Wenn man nicht weiß was man tut und einfach nicht einparken kann, dann schepperts irgendwann und man hats halt schon gesehen: 20m Abstand und 10!m Kette, wenn der Wind dreht wirds eng… aber ich: ned gemeckert. Die Rechnung kam um drei Uhr nachts. Der Wind nimmt zu und das ist witzig… ich wach immer auf, wenn der Wind sich ändert. Ich guck raus, auch Andrea steckt gerade den Kopf aus der Luke und seh das Unheil kommen, nur noch 3m trennen uns und die Geisterfahrer*innen. Das ich das jetzt gendern muss (oje, mach ich nie wieder. Ehrenwort) dafür kann ich jetzt einfach nix und ihr könnt mich ja canceln, aber das eben das einzige Boot weit und breit das nicht einparken kann auch die einzige reine Frauencrew ist… das ist ja nicht meine Schuld. Also ist nicht wertend, ist ein Tatsachenbericht. Und vielleicht waren es ja auch gar keine Frauen, sondern irgendwas modernes. Weiß man ja heute nicht mehr.

Die pennen ganz selig, also pfeif ich sie aus dem Schlaf. Kurz vor knapp kommen Sie raus und ich bitte sie höflich mehr Kette rauszulassen um die Kollision zu verhindern. Dann wird’s vogelwild. Die dünne Grazie schreit mich total aggro an wir sollen verschwinden, weil wir wären schließlich auf sie zugetrieben und die Dicke mit unvorteilhaftem Sidecut/Kurzhaarschnitt im karierten Hemd (ich kenn die Namen nicht) gibt der Gleda nen Tritt. Dann wird’s langsam eng und ich werd langsam lauter. Kette rauslassen sollt ihr! Die Kette geht nämlich schon knapp unter unserem Bug durch. Ich hab Angst das wir drüberscheuern. Also was machen die Spezialistinnen? Sie holen mal flink Kette rein und klar wir scheuern drüber. Das werte ich als Angriff und sehe rot. Es geht jetzt drunter und drüber. Ich brülle wüsste Beschimpfungen a la Captain Haddock zum Feind, Ben ist auf einmal auf das andere Schiff geentert und dann auf einmal wieder da, Andrea bleibt cool, verteilt Fender und hat nen Motor reingelassen. Das ist die Rettung. Wir fahren langsam weg von den Irren, ich schreie aber weiter nicht druckreife Dinge hinterher. Das ist mir später so peinlich, die Livia hat bestimmt nen tollen Eindruck von mir bekommen, aber die wollten unser Schiff putt machen. Da rast ich. Mach ich sonst ganz ganz selten, Ehrenwort. Während wir uns ein paar Meter entfernen, holen die beiden ihren Anker komplett ein und verschwinden. Auch am nächsten Tag sind sie in der ganzen Bucht nicht zu sehen. Ich hab ihnen wohl Angst gemacht. Gut!

Mit Livia und Ben war es herrlich. Die beiden sind einfach total gechillt (auch als ich so ausgeflippt bin). Wir haben jeden Abend was gespielt. Das war eh klar. Wenn Ben kommt, dann wird gespielt und heute Abend probieren Andrea und ich mal Gin Rummy. Tip vom Ben.

Jetzt hier noch ein paar Impressionen aus Cannigione wo wir 6 Tage warten mussten bis der Mistral sich ausgeblasen hat und wir weiter nach Menorca können. War heftig. 10-11 Bft in der Straße von Bonifacio und 8 Bft (40 Knoten) teils in der Ankerbucht .10m Kette!! Jeckerl, die beiden Damen sind wahrscheinlich schon nach Neapel abgetrieben. Man sieht Andrea glücklich beim Spielzeugautomaten (ein aufblasbarer Hammer… juhuu) und Kinder am Kai.

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Immer wieder, immer wieder, immer wieder Österreich

Der Titel entspringt drei Kaffee und meiner akuten Euphorie. Wie ich mich niedersetz und mit dem Blog anfang hat Österreich gerade in der EM Polen mit 3:1 betoniert und Baumgartner jubelt Rangnick die Brille weg (Zitat Kronezeitung). Mir warn Public Viewing in einer Bar an der Ostküste von Sardinien, vor uns ein polnisches Pärchen. Die ham schön blöd geschaut, obwohl wir ihnen schon vorher gesagt haben das des a Watschn gibt. Ja mei. Mit Fußball hab ich ja sonst nix am Hut, aber nach 17 Jahren Österreich verändert sich vielleicht leicht das Erbgut und ich find die rot-weiß-roten Buam einfach geil. Ich bin mir gerade sicher: Mir (also wir Österreicher :)) werden Europameister.

So, wo waren wir sonst stehen geblieben… Stromboli. Und von da weiter nach Salina und dann runter nach Sizilien auf das wir bei Capo d’Orlando aufschlagen. Hier noch mal ein Routenausschnitt zur besseren Vorstellung:

In Capo d’Orlando treffen wir nen saunetten Friseur und noch netteren Schuster. Wir sitzen mal wieder vor dem Waschsalon, ein zentraler Anlaufpunkt in jedem Dorf, weil wir waschen so oft es geht. Salz ist immer und überall und macht alles klamm und so ein frisches Bett ist dann ein Hochgenuss. Vor dem Waschsalon wachsen Orangen. Ich pflück eine für Andrea. sie beißt genüsslich rein und ums Eck schallt aus dem Friseursalon „Amaro!!“. Ich seh an ihrem Gesicht – „süß“ heißt das nicht. Bitter sind die Bitterorangen, aber der Friseur ist ganz süß ,rennt gleich und bringt ihr eine dolce Orange zum Nachspülen.

Auf der Suche nach einem Lederfett für Andreas Rumpeltasche landen wir bei einem kleinen Schusterladen. Andrea ist ganz Happy und greift sich gleich eine Packung Fett und will zahlen, hat aber die Rechnung ohne das Schusterehepaar gemacht. „Für die Tasche?, Nein die verkauft ich euch nicht. Basta“. Ganz, ganz falsch wär die (Augenroll). Wir bekommen einen langen Fachvortrag auf italienisch und dann rennt er los und holt das richtige Produkt. „Aus Deutschland!“ Das beste Fett!. Er macht gleich eine neue Tube auf und gibt eine Einweisung auf einem Probeabschnitt der Tasche mit den genauen Bewegungsmustern für professionelles Fetten. Aber auch die dürfen wir nicht kaufen, weil – ist ja schon offen, also rennt er wieder, holt eine neue und wickelt sie zärtlich in Zeitungspapier ein. Eine halbe Stunde später und mit dem kleinen Einfettdiplom in der Tasche verlassen wir glücklich den Schuster (ich glaube er ist auch glücklich).

Langsam arbeiten wir uns dann an der Nordküste entlang nach Palermo. Palermo ist ein guter Absprung nach Sardinien. Mindestens 5 Tage soll es dauern bis sich ein günstiges Windwetterfenster öffnet. Also bleiben wir und was uns beiden echt Spaß macht ist Rollerfahren. Wenn wir ein paar Tage wo sind besorgen wir uns eine Vespa. In Palermo musste ich meinen bei 50.000 km erworbenen Fahrstil aus Wien erst mal anpassen, um nicht unangenehm als Tourist aufzufallen. Also übe ich: Der Blinker wird nicht angefasst, mindestens alle 30 sec kurz hupen. Entgegen der Fahrtrichtung durch Einbahnstraßen oder einfach gleich über den Bürgersteig. Auch wichtig, der Ellbogen muss immer gut durch einen Helm geschützt werden (auf der Busfahrt zum Vespaverleih sind wir auch sizilianisch schwarz gefahren, aber eher weil wir für das Ticketsystem zu doof sind).

Jetzt gleich das Fazit: Palermo ist ein echtes Drecksloch mit Charme. Ein bisschen wie eine Kulisse für einen Endzeit oder Zombiefilm. Überall Dreck auf der Straße und stinkende überquellende Mülltonnen, die Häuser schwer renovierungsbedürftig aber mit geilen Graffity und an jedem Balkon hängt die frische Wäsche über den Tomatenpflanzen am Balkon. Es sieht tatsächlich aus, als ob ein Filmkulissenbauer das mit ganz viel Liebe erschaffen hätte. Viele ganz bunte Märkte bei denen der frische Fisch vor deinen Augen für dich gegrillt wird. Wenn man da mit der Vespa durchfährt wechseln sich die Gerüche ganz schnell ab. „Hmmm-Uähhh-Hmmm-Uähhh-Hmmm etc“. Die Bilder unten werden den Eindrücken natürlich einfach nicht gerecht. Man beachte aber mal das erste Bild! Es muss so was wie einen bayrisch-sizilianischen Bund geben. „Gelbwurst“ hat da einer gesprüht. Das hat echt Klasse.

In Palermo haben wir jetzt auch endlich mal Andrea durch eine MRT Röhre geschoben. Die Rückenschmerzen vom Sturz im Niedergang wollen einfach nicht besser werden. Das Ergebnis wurde gleich an unsere Spezialisten weitergeleitet. Thomas, der Arzt unseres Vertrauens, gibt 30min später Entwarnung (solche Arzttermine gibt’s daheim nicht!). Nix Schlimmes, der Rücken ist halt einfach dem Alter (>20 Jahre) entsprechend ähhh -alt- und das wird einfach dauern. Die beste Schwiegermutter schickt einen Physioplan, alles passt. Danke euch beiden! Außerdem hat meine Chefanglerin in Palermo die ersten Fische seit langem aus dem Wasser gezogen. Stilecht mit Parmesan als Köder. 🙂

Nach 5 Tagen war der Wind da, die Überfahrt nach Sardinien hat geklappt. Wir haben uns an endlosen leeren Stränden mit Pulversand bis kurz vor Olbia hochgearbeitet, weil heute kommen Ben und Livia zu Besuche und wir freuen uns riesig. Deshalb mach ich jetzt hier auch Schluss. Viel gibt es nicht zu berichten, außer vielleicht das eines Nachts ein paar Möwen eine Kackparty auf der Gleda gemacht haben. Ca. 20 Stück, haben sich überall hingesetzt, alles vollgeschissen und als ich aus der Kabine raus bin haben sie mich ausgelacht und sind weg. Saubande! Ach ja und vorhin haben wir am Strand in einer Bar Wham-russisch Roulette gespielt. Das geht so: die Bar spielt eine Wham best of CD und du weist aber nicht wann „Last Christmas“ kommt und man besser ausgetrunken hat und am besten schon weg ist. Espresso mit Nervenkitzel. Gebastelt hab ich wie immer a bissi. Die Bullaugen sind neu verklebt:

Der Flieger ist gelandet, daher zackig Schluss jetzt mit einem Sonnenuntergang in Sardinien.

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Sixthaselbach und Le grand bleu

Hab ich die Geschichte eigentlich schon erzählt? Ich glaub ja, aber wurscht, weil sie gehört jetzt hierher… sie geht so: Vor ca. 30 Jahren (jeckerl) waren wir mal bei einem entfernten Bekannten von Natalie in Sixthaselbach (ein Nest weit, weit weg auf dem Land im Münchner Norden bei Moosburg an der Isar) um den alten Golf 1 von Andrea reparieren zu lassen. Der Mensch der das gemacht hat hieß Reinmar und war deutlich hipper als wir, weil! er hat in seiner Scheune ein Schiff (Katamaran) gebaut, das er uns im Rohbau stolz wie Bolle präsentiert hat. Wir durften auch reinkraxeln und waren schon begeistert, aber halt zu der Zeit noch nicht enthusiasmiert – so jung und gar nicht wild war ich damals. Das war dann auch leider der erste und einzige Kontakt den wir hatten. 30 Jahre später mit Atemmaske auf dem Schädel und Schleifstaub in jeder Pore, da ist uns der Reinmar, der Typ mit dem Holzkatamaran, wieder eingefallen. Jetzt klar, folgern wir messerscharf – das muß ein Wharram gewesen sein! Leider fruchtet kein Versuch ihn ausfindig zu machen. Wir sind natürlich scharf drauf zu wissen, ob er fertig gebaut hat und auch losgefahren ist und ob das Schiff irgendwo liegt. Natalie hat leider auch keine Idee und so vergessen wir ihn wieder bis, ja bis wir eines lauschigen Abends mit Bekannten von der Werft bei Mauro in der Dorfkneipe sitzen und die noch einen Bekannten mitbringen. Der ist gerade mit seiner 40 Jahre alten BMW über die Alpen gekommen um die beiden zu besuchen. Irgendwann fragt er was wir da so bauen. Wir: eine Tiki 38, nen Wharram. Er: So einen hat mein Bruder vor 30 Jahren auch mal gebaut. Wir: Aber ned in Sixthaselbach, oder? Er: Logisch, der Reinmar hat die Amata in Sixthaselbach gebaut. Die Welt ist halt doch ein Dorf. Mir ham ihn natürlich gleich angerufen. Und das ist auch lustig… Reinmar und Christina haben sich in Rocella Ionica, unserem nächsten Stopp nach Crotone niedergelassen da war die Gleda vor 4 Jahren schon mal und da haben wir die beiden jetzt besucht. Fotos damals und heute.

Amata ist leider seit drei Jahren verkauft, die beiden leben aber traumhaft am Berg über dem Meer und haben uns wie alte Spezl aufgenommen. Wir kennen uns ja sonst gar nicht. Sie haben uns zum Supermarkt chauffiert, dann ein fettes Essen kredenzt und wir ham uns sauwohl gefühlt und den Geschichten ihrer Reise gelauscht. Das mit dem Segeln war damals schon was für ganze Männer (und Frauen). Nix GPS, nix Wetter per Satellit, da kommst du schon mal in fette Stürme. Also so richtig fett. 11 Bft in der Adria und 10m hohe Wellen bei der Rückfahrt aus der Karibik über den Nordatlantik. Alter, da muss man Eier haben und einen Wharram.

Noch ein schönes Foto beim Abstieg vom Berg der beiden zum Meer gemacht. Typisch für die Gegend:

In Bova Marina ist uns dann auch noch was komisches aufgefallen. Beim Blick nach oben musste ich feststellen, das der vordere Mast aber so gar nicht nach vorne zeigt. Er guckt eher so 45 Grad nach Backbord. Ich denk noch: Guck mich nich so schräg an, hab ich dich schief eingebaut? Die Antwort ist nein. Ich hoffe das hat niemand ernsthaft in Erwägung gezogen. Also muss es ihn bei der stürmischen Überfahrt aus Griechenland verdreht haben. Tatsächlich stellt sich raus das der Stift im Mastfuß der das verdrehen verhindern soll abgeschert ist. Mit reinem Testosteron drehst Du den jetzt nicht zurück (ich hab’s echt versucht), also haben wir zwei 6-fachTaljen angeschlagen bei denen ein Seil um ein Gummi um den Mast gewickelt ist und haben ihm mit brachialer Gewalt schön langsam den Kopf wieder gerade gerückt. Dann noch zwei A4 Bolzen durch den Mast in den Mastfuß und jetzt ist hoffentlich a Ruh. Wir haben auch mal wieder Wasser gemacht. Ein kleines Video, das man mal sieh wie easy das geht.

Sturm gibt’s bei uns derweil keinen. Mir schieben uns in Zeitlupe an der kalabrischen Küste nach Westen. In Bova Marina gibt’s noch a Mal an Stopp vor dem Sprung nach Sizilien. Auch wieder so ein typisch kalabrischer Ort. Tourismus Fehlanzeige. Sozusagen ein Tourismus Cold Spot. Arm, marode aber belebt mit unglaublich freundlichen Leuten. Was jetzt schon auffällt, weil hier wechseln sich Tourismus Hot Spots (Taormina unser nächster Halt) und Cold Spots schön regelmäßig ab, ist folgendes: Je ärmer der Ort, desto netter die Ureinwohner. Je reicher desto gestresster die Leute. Hört sich jetzt komisch an von so einem radikalliberalen Kapitalismusverfechter wie mir, ist aber so. In Bova Marina haben mich auch im Caffè am Dorfplatz ein paar junge Leute (Oh Gott, so einen Ausdruck verwende ich mit 55 zum ersten Mal) fürsorglich in ihre Mitte genommen und mir dann den Tipp gegeben in Sizilien Taormina anzusteuern, was sich als Hit rausgestellt hat. Hier noch zwei Impressionen aus Bova Marina. Die Tankstelle ist doch Klasse – seit 50 Jahren unverändert, und die kalabrische Mafia hat Liquidationssonderangebote (wenn mich mein ausgezeichnetes Italienisch nicht täuscht). War aber geschlossen, sonst hätte ich hier Preise nennen können, wenn jemand Bedarf hat.

Taormina hat mir jetzt erstmal nix gesagt, aber Andrea schon. Die hat gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd. Hier wurde einer ihrer (Jugend)Lieblingsfilme gedreht. The Big Blue – Im Rausch der Tiefe. Wir haben also gleich das ganze Programm abgespult. Den Film noch mal ansehen, mal kurz Luft anhalten und auf 120m Tiefe abtauchen (lol) und ein Foto im Restaurant machen wo Jaques, Enzo und die seltsame Frau Spaghetti essen (ist jetzt ein super super Luxusrestaurant. Man hat uns 3 Minuten für das Foto gegeben, dann aber husch husch wieder ab ins Körbchen).

Das Sahnehäubchen war aber die Überfahrt nach Taormina. Im Film kommen ja viele Delfine vor und wie bestellt begleiten uns die ersten Delfine auf der ganzen Reise. Ein Traum.

In Taormina haben wir eine Woche auf Wind nach Nord gewartet und sind dann durch die Straße von Messina. Da geht’s zu wie am Stachus. Ständig Fähren aus allen Richtungen, der totale Stress, also haben wir uns gedacht das wär doch eine Spitzengelegenheit das mit dem Spinnaker noch mal zu üben. Sozusagen Training unter Beschuß. War dann auch spannend. Er hat sich erst ein paar mal um das Vorstag gezwirbelt, aber wir haben es souverän gelöst und haben uns von dem blauen Lappen nach Stromboli ziehen lassen.

In Stromboli war jetzt nix aufregendes. Sprich der Vulkan wollte nicht ordentlich ausbrechen für unsere Unterhaltung, aber in der Nacht kann man ihn glühen sehen. Ich checks nicht wer sich hier die wunderschönen und liebevoll gepflegten Häuser und Gärten anlegt (z.B. die Dudes Dolce und Gabana) wo es dir doch das ganze Haus jederzeit unterm Arsch wegblasen kann. Noch ein paar Impressionen vom Stromboli und Max dem Barkeeper (heiß wie ein Vulkan) und das wars für diesmal. Mir san schon weiter Richtung Palermo.

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Nein, es wird nicht langweilig

Es fragt oft mal einer ob uns des ned langweilig wird immer auf dem Schiff. Keine Chance. Es gibt so viel zu tun, das ich kaum zum Blog schreiben komm, oder mal Gitarre spielen. Heute z.B. ist der 19.Mai, wir liegen in Crotone in Italien im Hafen. Die Stadt schläft noch, da keiner vor vier Uhr in der Früh ins Bett ist. Hab mir grad nen Caffè in der Hafenbar geholt und da hängen immer noch Überbleibsel des gestrigen Wahnsinns rum . Gestern war hier der Event des Jahres, das Festa Madonna de Capocolonna. Zusammengefasst kann man sagen die Madonna hat die Türken ganz allein nausgehaut. Der ganze Ort flippt einen Monat lang total aus. Gestern ist die Madonna mit Volksfestambiente ab ein Uhr nachts durch die ganze Stadt getragen worden und kam heute Nacht mit dem Schiff und großem Feuerwerk zurück in den Hafen. Ich hasse ja Menschenmengen, aber die sind hier alle locker einen Kopf kleiner als ich und so haben wir uns mit der Madonna durch die Nacht schieben lassen. Das Foto hab ich auf Augenhöhe gemacht (Scherz, ganz so klein sind sie dann doch nicht, aber schon eher winzig)

Jetzt lass durchblicken (auch wenn geflunkert, weil eher Zufall), das der Zweck des Besuchs überhaupt nur die Madonnenprozession ist, dann hast Du hier Freunde fürs Leben. In der Marina z.B wollten Sie für unsern Katamaran für 5 Tage 460 Euro. Das ist hart, aber Wetter und keine Ankerbuchten hätten uns gezwungen. Als ich erwähnt habe, das wir nur da sind um unbedingt die Prozession zu sehen, standen fünf Italiener rum und haben den Preis laut gestikulierend als Gotteslästerung bezeichnet. Wir waren sofort Clubmitglied und mussten keine Mehrwertsteuer zahlen und unser 12m Katamaran wurde zu einem 10 Meter Einrümpfer eingedampft (das Wunder der Madonna). Gesegneter Endpreis 200 Euro.

Crotone selbst hat irgendwie einen ganz eigenen Charme. Man merkt jetza scho, das das der arme Süden ist. Der DDR Flair hat aber auch was. Touristen gibt es um die Zeit Null Komma Null und die wirklich schöne Strandpromenade wird von runtergekommenen 50er-Jahrebauten anstatt von Boutiquen und Hotels gesäumt. Die Fotos sind original an der gleichen Stelle aufgenommen. Jeweils Blick nach links und Blick nach rechts.

Aber die Leute sind zufrieden. Unser Gemüsehändler z.B. (hat wilden kalabrischen Rucola. Andrea hat das geilste Pesto ever gemacht) ist auch komplett happy, daß wir die ganze Nacht die Madonna begleitet haben und daß wir die Freiheit („ahhh la liberta!!“) auf dem Meer leben. Er ist gleich raus aus dem Laden gerannt und hat es jedem wild mit den Armen wie in einem Kampf rudernd erzählt. Vollkommen verrückt. Der Mann ist übrigens 4-maliger italienischer Box-Champion seiner Klasse (Foto oben im Bild). Rocky Balboa von Crotone, super Typ.

Das ist überhaupt das fantastische wenn man mal eine Woche an einem Ort bleibt. Du lernst die Leute kennen. Und die waren bis jetzt auch überall unglaublich herzig und freundlich. Jetzt geben wir uns auch Mühe. Andrea hat gestern zum Beispiel in der Hafenbar eine Runde für die Küstenwache geschmissen, kann nie Schaden, so wie ein Schluck Schnaps für Neptun. Das haben die sich auch verdient im Einsatz letzte Nacht. Wir hatten schon eine echt raue Überfahrt aus Kefalonia, Griechenland (mit Folgeschäden, dazu später mehr) aber in der Nacht drauf hat der Scirocco auf 10 Bft hochgedreht und es gab die ganze Nacht Einsätze. Bei uns waren es noch 6 Bft, aber gegen die Strömung. Das hat zu ziemlich hoher und steiler Welle von der Seite geführt. Die Gleda hat gekracht, gescheppert und ist gesprungen. An Schlaf war nicht zu denken, es hat einen von den Sitzen gehoben. Für die 180 Seemeilen haben wir dafür auch nur 20 Stunden gebraucht, also 9 Knoten Schnitt. Das ist ordentlich.

Kefalonia ist nice, klar. Fiskardo ein super pittoreskes Städtchen mit urigen Wanderwegen und einem stilvollen Gefängnis.

Aber am besten war Meganisi. Die Leute sowas von nett. Da grüßt dich jeder Autofahrer, am zweiten Tag geht der Café aufs Haus. Hier mal ein paar Bilder aus Katomeri, ein Örtchen am Berg in dem man es aushalten könnte. Andrea macht eh eine Liste wo wir alt werden können wenn wir mal groß sind. Eckpunkte sind a) nette Menschen b) nicht zu weit zu evtl vorhandenen Enkeln c) Platz für mindestens zwei Esel (Esel wollen nicht alleine sein) d) Katzen und Hunde die man füttern kann.

Und gleich noch mehr Luftfotos. Ich hab ja jetzt ne Drohne und muss natürlich damit rumspielen. Wo was aufgenommen ist schreib ich als Bildunterschrift.

Die letzten beiden Bilder sind in Nydri, einer super geschützten Bucht auf Lefkada gemacht. Gleda liegt wieder neben der Vajana vom Marcel, harmonisch Seite an Seite wie die vier Jahre in der Werft in Piancada. Stand heute steht die Vajana zum Verkauf. Marcel will andere Wege gehen, aber mal abwarten. 🙂

Noch ein Nachtrag zu Meganisi. In einer Bucht haben wir einen Engländer (84 Jahre alt) getroffen, der mich glaub ich zwei Tage mit klasse englischem Humor voll verarscht hat, oder auch nicht. Ich kann’s echt nicht sagen. Der saß da auf seinem 20m langen Cornisch Kutter. Die Geschichte geht so: „Ich hab das Boot vor 18 Jahren für eine Millionen Pfund bauen lassen bin dann ein paar Jahre in die Karibik und zurück und wollte es für 600.000 verkaufen. Kein Käufer“…. Er hat den Preis die Jahre drauf auf 100.000 gesenkt. Kein Käufer. Jetzt will er das Ding nur noch loshaben und will 500 Euro. Lustig, oder? Ich hab ihm gesagt, das ich mal schnell zum Bankomaten geh, aber er hat gemeint, das die Woche zwei Leute kommen. Ein Engländer der damit um die Welt will und ein Grieche der Daycharter machen will und die muss er abwarten. Das Boot ist TipTop in Schuss. Rumpf aus GRP, der Rest altes Teak. Jede Winsch kostet 4000 Euro. Er hat gesagt selbst der Diesel an Bord kostet 7000 Euro. Ich checks nicht, war wahrscheinlich ein Prank für nen doofen Kraut. Hier ein paar Bilder:

Jetzt noch die Reperatur/Schadensmeldungen. Ich sag mal so… Fenstercountdown steht bei 10 und tickt runter. F…king Fenster. Von den 20 Fenstern und Luken hab ich ja schon 10 eliminiert, aber des hat halt ned gelangt. Da wo die Dichtungen nachgeben läuft das Wasser brav in die Kabinen. Jakes Cabin haben wir (Andrea) komplett entsalzen müssen und in der Küche war es noch ärger (oarger auf Wienerisch??). Da ist das Wasser nämlich ned direkt nach innen durchgelaufen, sonder schön in die nicht epoxierten Schnittkannten des Sperrholzes rein. Das hat brav alles aufgesaugt, bis man dann mit dem Finger durchpuhlen kann. Gestern war Durchpuhltag. Ich hab schön größzügig gepuhlt, weggesäbelt und alles mit Coosa, Epoxy und Glasfaser zugepäppt. Jetzt gewinnt das keinen Schönheitspreis (meine Werftarbeitsansprüche sinken bei ambulanten Behandlungen), aber es ist dicht. Die anderen Fenster muss ich mir peu a peu vornehmen. Ansonsten hats uns mal in einer Nacht das Seil vom Heckanker durchgescheuert, aber meine Frau hat gleich ein neues eingespleißt.

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Das fühlt sich seltsam irreal an. Jetza sind so viele Jahre Planung und Bau vergangen und auf einmal sind wir weg. Die Abfahrt kam unerwartet plötzlich. Es gab da so viel anderes was wichtiger war. Connor und Valeria haben geheiratet, das war natürlich der Mainevent. Anouk war zu Besuch aus Thailand. Einiges los also. Aber wir hatten uns ein Abfahrtdatum gesetzt und das auch knallhart durchgezogen. Sprich wir haben das Haus einfach auf die Minute pünktlich verlassen wie es war. Meine Klamotten hängen im Schrank (macht damit was ihr wollt) , das Bett ist ungemacht, das Frühstücksgeschirr steht auf dem Tisch. Nicht mehr unser Problem, Connor und Valeria wohnen jetzt da. Räumt mal schön hinter den alten Säcken her, lol 🙂

Zwei Tage mit vollgepacktem Dacia die Balkanroute runter. Hammer was ich da alles mitgenommen habe. Starlink, Erstazteile, Drone, noch mehr Ersatzteile und Werkzeug, E-Gitarre. Lauter Männerspielzeug. Andrea hatte nur ein Täschchen (und eine aufblasbare Badewanne! Das sei erwähnt). Es hat dann auch 10 Tage gebraucht das alles so zu verstauen, das man es wiederfindet (ich hab eine Liste auf meinem Handy da schreib ich jedes Teil und seine Position auf, sonst ist es für immer verschwunden). Zum Glück sind wir weg. Gleda ist voll, aber es kommen immer noch Sachen in Klosterneuburg an, die verspätet verschickt wurden. Braucht sicher kein Mensch.

In Prevezza haben wir alles eingeladen, unser neues Heim kranfertig gemacht und sind dann erstmal an die Hafenmauer. Es ist so toll wieder zu schwimmen. Das Wetter ist nicht ganz wie im Marketingmaterial. Ein namentlich nicht genannter Passagier hat sich bereits beschwert. „Kommen Sie auf die SV GLEDA, hat es geheißen! Sie werden nie wieder frieren hat es geheißen! Nur schönes Wetter auf der Barfußroute, hat es geheißen!“. Ist aber auch wahr. Regen und Sturm bei 17 Grad. Jetzt sind wir nach Lefkas umgezogen um dem Wind und Schwell zu entgehen und warten auf Natalie, die ja unser Auto übernimmt. Wir liegen prima gratis und sicher direkt an der Einfallstraße.

Da haben wir schön Zeit den Seppi (den Lieben) mit Karotten zu füttern und beim Lidl einzukaufen. War übrigens schon mal jemand in Lefkas beim Lidl? Ganz lustig. Auf dem Parkplatz gibt es lauter Einweiser mit gelben Westen, die das Parken ganz ganz schwierig gestalten. Ein Lotse auf 5 Parkplätze, das muss ein EU-Förderprogramm oder so sein. Irre. Und natürlich kann ich am Boot basteln. Es gibt eine superlange ToDo Liste. Gestern hab ich seit langem mal wieder Epoxy angerührt. Schön. Die Steuerbordkabine ist nun voll Einbruchssicher (so super in den Hafenstädten. Überall kannst Du A4 Stahl, oder Anker oder was man sonst nicht braucht kaufen!). Auf den Bildern sieht man schön die Sauerei vom Saharastaub. Tonnenweise ist der zur Zeit im Regen.

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