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Tiki 38 Gleda Beiträge

Mit der Bums

Ein guter Monat seit dem letzten Bericht. Es ist jetzt nicht so, daß gar nix passiert ist, aber halt auch nix weltbewegendes. Wir streben so langsam dem Panamakanal entgegen. Das ist schon ein Knackpunkt auf der Route. Die Segelcommunity teilt sich hier ein wenig. Viele segeln zurück nach Europa, manche bleiben ein paar Jahre in der Karibik und einige zieht es wie uns weiter nach Westen. Die sehen wir dann auch irgendwann wieder. Dirk den wir in Santa Marta kennen gelernt haben ist z.B. schon durch und in Mexiko. Von da macht er dann rüber auf die Marquesas. Den erwähn ich hier mal, weil er in Cartagena vom Blitz getroffen wurde. Und das ist hier echt ein Thema. Er hat noch sauba Dussel gehabt. Nur ein paar Sicherungen zerschmolzen, aber da kannst du auch flott mal einen Elektrototalschaden haben. Und Panama im Dezember… na bumm. Nirgends auf der Welt gibt es eine höhere Gewitterdichte. Es kracht eigentlich jede Nacht und manchmal auch am Tag. Man kann wenig machen. Alle elektrischen Geräte in den Offen packen, Batterien trennen und abwarten. Wir schaun, daß immer ein paar Boote mit höheren Masten um uns rum liegen. Obs hilft? Auf der 4 Tage Überfahrt von Santa Marta nach Colon, Panama hab ich mal diesen Schnappschuss mit dem Handy gemacht. Das Bild ist nicht manipuliert, geil oder? Schön, aber wenn das auf dem Meer auf dich zu zieht auch beunruhigend, auch wenn ich mal gelesen hab das ein fahrendes Schiff eher ned so wahrscheinlich getroffen wird. Sonst wars eine ruhige Fahrt, begleitet von lebenden Vögeln und tote Fisch (der Spezl ist übrigens ein Barracuda).

Wir wollten halt auch die ganze Kanalplanung erst mal eintüten bevor wir die San Blas Inseln ansteuern, daher der lange Schlag nach Colon. Treffpunkt für Schiffe die durch den Kanal gehen ist die Shelter Bay Marina am Kanaleingang. Schwer in amerikanischer Hand, was historisch nachvollziehbar ist. Die Amis chillen im Pool mit nem Whiskey in der Hand und danach gibt’s geiles BBQ mit süß fettiger Soße. Ja für ein paar Tage kann man das machen, aber die körperlichen Konsequenzen bei Dauergenuß lassen sich beim Poolpublikum gut studieren.

Die ganze Bürokratie und Organisation für den Kanaltransit kann man schon auch selber machen. Dirk hat das wohl gemacht, weil er hat den Schiffstracker auf seinem Handy aus Versehen angelassen und man kann sehen wie er in Colon von einer Stelle zur nächsten geflitzt ist. Für ihn als ehemaligen Kapitän zu hoher See ist das sicher Ehrensache, aber seit Kolumbien hab ich erst mal null Bock auf den Schei… und Colon ist grausig, also lass ich nen Agenten ran. Unser Mann ist Spitze. Am 10. Dezember haben wir einen Termin für den Kanal. Er erklärt ca. eine Stunde wie alles abläuft. Davon entfallen ca 45 Minuten auf das Thema Kochen. „Who is the cook?“. Andrea hebt brav den Finger. „You are the most important Person on board!!“. Andrea denkt: Aha, endlich einer mit Durchblick. Aber je länger er redet, desto skeptischer schaut sie drein. Der Lotse und die Linehandler (junge Männer, die die Schleusenleinen bedienen) wollen bekocht werden. Egal ob Ein- oder Zweitagestransit: ein Frühstück und ein Mittag-bzw Abendessen. Das muss was hermachen. Minimum immer irgendein Fleich, Fisch, Reis, Kartoffeln, Gemüse. Teramisu zum Nachtisch (scherz), aber es ist wohl so, das es bei den Lotsen echte Diven gibt. Da hat sich Letzens einer, weil im das Menu nicht zugesagt hat, ein Essen mit dem Lotsenboot aus dem Restaurant bringen lasen. Kostenpunkt 800 USD. Das zahlt der Skipper. Seitdem hat Andrea keine Ruhe mehr. Aber ich hab da keine Sorge. Sie macht Gulasch und ich glaub so gut haben die Amigos noch nie gegessen. Ich mach mir eher Sorge wegen der Toilettensituation. Weil logo – ich kann der Lotsendiva ja nicht sagen: „Da guckst du, jetzt hast du gut gegessen, aber gekackt wird bei uns dafür durch die Klappe an Deck. Alle anderen schauen übrigens zu“. Daher müssen wir das allererste Mal unser Kompostklo in Betrieb nehmen. Das wird was werden, ich hab keine Ahnung wie das funzt. Ich glaub ich schütt gegen den Geruch in der winzigen Segelkammer einfach Chlorox dazu, das ist hier so was wie ein Allheilmittel. Chlorox gibt es überall, sogar im kleinsten Tante Emma Laden. Die Tante Emma hier auf dem Foto ist übrigens aus Linton Bay, das ist schon ein paar Seemeilen östlich von Colon auf dem Weg zu den San Blas (Chlorox oben links).

Jeden Tag treffen wir Minimum zwei Segler die richtig auf die Gleda abgehen. Meistens haben die dann auch selber recht einzigartige Schiffe. Hier in der Bucht z.B ein Dreimast Junkensegler. Aber das coolste Schiff seit langer Zeit -muss ich gestehen- liegt in Linton Bay. Die Ontong Java von Hans Klaar. Hans ist ein Freund von James Wharram und baut Schiffe nach polynesischen alten Rissen aus einfachsten Materialien in Afrika am Strand. Alle 15 Jahre ein Neues, weil dann ist das Alte vergammelt. Nix Epoxy, nix Autopilot sondern Vollholz kalfatert. Der Hammer. Ich bin ganz begeistert, dass ich das Schiff mal live sehen kann (Ontong Java googeln, wenn man es unter Segel sehen will). Die Gleda kommt mir auf einmal voll High Tech und überkandidelt vor.

Linton Bay hat fast (no coffee) alles was Du brauchst…gute Pizza, Marineladen, Holzhändler. Brüllaffen brüllen uns aus dem Schlaf. Papageien scheissen uns auf den Kopf (gleich Lotto gespielt). Und mir wollten schon lange ein Bankerl für die Wasserkanister bauen. Demnächst müssen wir auch noch mal dahin zurück für Reparaturen. Hab gerade gesehen, das die alten Pinnen (verdammte Esche!!) wieder zum gammeln anfangen. Ist ja doch eher ein sicherheitsrelevantes Teil. Ach ja..Apropos Kaffee. Ich hab Cold Brew für mich entdeckt. Die Hipster haben das wieder ausgegraben. Kaffee ganz grob mahlen und im kalten Wasser 12-24 Stunden ziehen lassen. Nach 3 Wochen bin ich so weit das meine Frau den ersten Schluck nimmer ausspuckt („Dei Spühlwasser kannst selba sauffa“). Aber es wird. Genial auch, dass da kaum Säure drin ist. Mein Magen dankt. Ich glaub das ist für die Bordzubereitung (chacun a son gout) das Beste. Nur so nebenbei..

So… jetza unpackbar! Jahrzehnte gingen ins Land und mit gut über 50 (eher nahe 60) hab ich endlich Schafkopfen gelernt. Nicht in Niederbayern, nein in Panama. Meine Frau kann ihr Glück nicht fassen („Oh wie schön ist Panama“). Jetzt wird der Eingeweihte sagen: „Moment!, da braucht es schon vier Spieler“. Ja und was soll ich sagen noch so ein Glück, zufällig sind nämlich unsere alten Nachbarn aus Gräfelfing zu Besuch. Dass gerade Regenzeit ist schreckt sie nicht, außerdem ist das subba wenn es regnet, weil da kann man prima Schafkopfen. Ich kenn mich gar nicht wieder. Herrlich mit alten Freunden zu zocken. Ich streng mein Hirn auch richtig an und siehe da, die anderen ham null Chance. Ich sag Ihnen „Ihr könnts glei heimgehen“ und spiel a Solo, an Wenz und an Ramsch und überhaubt am liebsten mit der Bums und gewinn alles. Jetza muss ich natürlich gestehen, dass das nur ganz leicht übertrieben ist aber mein Coach (Frau) hat mir gesagt das dick auftragen beim Schafkopfen gaaaanz wichtig ist. Also eh klar der neue Meister hat den Luschen die Hosen runter gelassen. Ich sag zu meiner Frau: „Aus is du machst sicher den ganzen Abend keinen Stich mehr“. Darauf lacht sie und meint „So ein Schmarrn, wenn des wahr wird mach ich mir die selbe Frisur wie Du“… Na bitte, wer nicht hören will..

Der Haarschnitt von Andrea hat übrigens bei den Einheimischen für Begeisterung gesorgt. Der Babu (König) von Chichime hat gleich gemeint, Andrea ist jetzt die Hoffriseuse und er will auch einen Kahlschlag, hat aber dann kurz vorher an Rückzieher gemacht. Andrea hat ihm dann halt ganz angemessen nen klassischen Königspudelschnitt verpasst.

So ich glaub des wars… San Blas Reiseberichte gibts genug im Internet. Schee da, wie auf ner Postkarte. Recht viele Influencer hier die sich nur für eine Stunde herfahren lassen. Selfie machen, Mola kaufen zack und weiter. Ich häng jetzt noch meine Lieblingsfotos rein und dann hät mas wieder. Muss jetzt Schafkopf üben…. Ach ja die Flagge: Hängt auch auf dem Schiff, logo. Dauert ungefähr eine Woche bis es einen beim Anblick nimmer reißt, aber es handelt sich hier um ein Symbol für einen Oktopus. Des lassen die sich hier von am depperten Irren nicht versauen.

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Lolly Lolly Gruppo Gleda

Jetzt berichte ich noch Erbauliches aus Kolumbien. Nichts werde ich berichten von Frauen die täglich! Wäsche waschen müssen und sich dabei in Kleinkriegs ähnlichen Psychospielchen beim Kampf um die einzige funktionierende Maschine verstricken. Obwohl meine Frau dieses neue Reality-TV Format „Laundry Wars“ aus dem gegenüberliegenden klimatisiertem Raum genau beobachten konnte… das lasse ich weg. Na ja, nur das eine -weil das war wirklich lustig – als Andrea der Platzkuh nach einer besonders aggressiven Vordrängelei einfach heimlich den Stecker aus dem Trockner gezogen hat. Die Fenster sind nämlich verspiegelt und Andrea konnte bestens von innen verfolgen wie die Saat aufgeht und es ist ja auch wirklich interessant was so ein kleiner moderierter Eingriff in das Spielgeschehen für sozial-gruppendynamische Folgen hat. Recht professionell von meiner Frau, weil bei den Realityshows von RTL II arbeiten sie mit den selben Mitteln um etwas Pfeffer reinzubringen. Man fühlt sich auch gleich wieder jung.

Nachreichen muß ich auch noch die Fotos aus Minca, einem Dorf im Nationalpark. Da waren wir mal vier Tage zum Wandern. Gespickt voll mit jungen Backpackern. Natur- sensationel, Condore, Brüllaffen, Tucane… Hie ein paar Buidl. Für die ersten zwei Bilder des lokalen Eiertransportunternehmens noch zur Info: Hier oben gibt es nur ausgewaschene Feldwege mit Schlaglöchern und Felsen… unfassbar.

Und weils gerade so schee war mit dem Wandern, hat Andrea beschlossen: Wir gehen zur Ciudad Perdida. Und da muss ich meiner Frau jetzt mal so richtig danken. Weil, als ich die Anforderungen gelesen habe: 63km in 3.5 Tagen, 19km am Tag, insgesamt 3000 Höhenmeter. Sacklzement hab ich mir da gedacht, bist du alter Sack da fit genug? Mein Perfektionist wollte sagen: Nein…trainier erst mal, aber mein Optimist (Andrea) hat gesagt: Basst scho, mir san jetza da, also auffe. Sie wollte halt unbedingt hin. Nur mit viertägigem Marsch durch den Urwald erreichbar. Nicht mit dem Zug wie Machu Picchu und außerdem 600 Jahre älter als die Stadt in Peru. Man muss es sich halt erarbeiten.

Andrea meldet uns an. Der Zugang ist beschränkt. Wandern ist nur mit Tourguide erlaubt, weil die Indigenen keinen Massentourismus wollen. Maximal 200 Besucher pro Tag (40 bei uns), Gruppen von 10 Leuten mit Führer, Übersetzter und Koch. Geschlafen wird in Camps. Zur Vorbereitung renn ich jeden Tag noch mal 7km durch Santa Marta, aber das ist natürlich quakes, weil alles flach hier. Unsere Gruppe besteht aus lauter 20 bis 30 jährigen die sich über ihre letzten Triatlonzeiten unterhalten…und uns. Jeckerl.

Die Gruppe is wirklich wahnsinnig nett. Wir ratschen natürlich auf der zweistündigen Jeepfahrt zum Ausgangspunkt und die jungen Leute sind ganz begeistert von unserer Reise. Als der Guide sagt, das wir uns einen Gruppennamen ausdenken sollen, damit er uns immer zum Apell antreten lassen kann (fünf Uhr Früh ist aufstehen, sechs Uhr ist Abmarsch – wie zur Grundausbildung) entscheidend die Jugend sofort: „Gruppo Gleda“. Hach!

Wie erwartet halten wir das Tempo ganz brav mit – für 500m. Danach teilt sich die Gruppe. Der Übersetzer rennt mit den Sportlern vorraus und unser Guide macht den Lumpensammler für uns. Zum Glück kommt immer so ab ein Uhr Regen, was das Aufsteigen erleichtert, wir kommen bei den 20km am zweiten Tag trotzdem so ein bisschen aus unsere Comfortzone. Unglaublich – die indigenen Tourguides können die 63km an einem Tag hin und zurück machen. Der Rekord liegt bei 6 Stunden für die 63km. Vielleicht ist das sogar wahr. Immer wider rennen indigene jugendliche Barfuß an uns vorbei. Teilweise haben 10 jährige Mädchen dabei noch ihre kleinen Geschwister auf den Rücken gebunden.

Omar, unser Guide redet nur spanisch, mit ein paar englischen Fetzen. Wenn er merkt das wir overpacen ruft er uns zu „Lolly Lolly, Mummy“. Hat etwas gedauert, er meint Slowly, Slowly. Und ja, anscheinend wegen unseres fortgeschrittenen Alters in der Gruppe nennt er uns „Mummy“ und „Uncle“. Daweil ist er 6 Monate älter als ich. Sowas.

Omar erzählt mit Tränen in den Augen seine Geschichte. 1973 wurde die Ciudad Perdida von Grabräubern entdeckt. Die haben sich dann auch gleich gegenseitig stilgerecht mit Macheten abgeschlachtet, als das erste Gold zum Vorschein kam. 1975 haben die Ausgrabungen begonnen. 1978 war Omar 10 Jahre alt und seine Eltern haben ihn und seinen Bruder aus Santa Marta in die Berge geschickt, weil zu dieser Zeit Rebellengruppen Kinder als Rekruten entführt haben. Omar hat sich 6 Jahre den Ausgrabungen angeschlossen. Er kennt jeden Stein. Danach war er mit der erste Tourguide der Touristen hochgebracht hat. Mit der Erschließung der Wege und alten Terrassen kamen nicht nur die Touristen, sondern auch die Kokabauern. Wirklich lustig, aber die ersten Touren haben nicht nur Führungen zur Ciudad Perdida sondern auch zu den Kokainküchen gemacht. Mit genauer Erklärung wie man das Pulver herstellt. Unrechtsbewusstsein gab es nicht, die Indigenen kauen ab ihren 18. Lebensjahr ununterbrochen auf einer Kokapaste rum (die wird dann zu einer Schüssel geformt die man mit rumschleppt und aus der der Schamane nachlesen kann was in einem vorgeht. Wie ein Tagebuch) . Das war für die Bauern hier einfach ein gutes Geschäft mit den Kartellen. Bis zwei DEA Agenten den Treck mitgemacht haben. Danach kamen die amerikanischen Hubschrauber und haben alle großen Kokafelder entlaubt. Finito. Schade, weil die ganze Infrastruktur für den Kokaintransport auch mit deutschen Steuergeldern finanziert wurde. Die Kartelle haben sich sicher totgelacht. Omar erzählt, das die KfW für den Bau einer Brücke die 30.000 Euro kostet, 100.000 abgedrückt hat. Der Rest ist in den Bau von Kokainküchen geflossen und der Transport war jetzt ganz smooth. Ich weiß nicht ob es die Geschichte ins Schwarzbuch der Steuerzahler geschafft hat.

Ich kann den Trip wirklich nur weiterempfehlen. Urwald, Flüsse, Wasserfälle. Abends bekommst du noch was Gutes gekocht. Dann liegen wir um sechs in unserem Stockbett unter einem Mückennetz. Der Regen prasselt auf das Wellblech über dir, die Jugend spielt noch was und lacht und zack sind wir eingeschlafen. Nach drei Tagen und finalen 1200 Stufen bergauf treffen wir den Mann auf dem 50.000 Peso Schein. Nicht Gabriel Garcia Marquez, der ist auf der anderen Seite, sondern den Häuptling der Ciudad Perdida. Auf seinem Kokaball kauend binded er jedem von uns ein Armband um.

Alles schmerzt, daher fahren wir zum Muskeln ausschütteln nach Cartagena und tanzen Salsa.

Kolumbien, me gusta. Machs gut und bleib sauber. Wir segeln weiter in Richtung der untergehenden Sonne. Nächster Halt Panama.

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Import / Export oder das Pendel lügt nie

Ich habe eine kolumbianische Steuernummer. Arghhh…Wie konnte es nur soweit kommen? Dieses und weitere interessante Einsichten in die kolumbianische Bürokratie behandelt dieser Blog. Dies ist der erste Blogteil zu Kolumbien. Sozusagen der amtliche Teil.

Für Kolumbien war mindestens 6 Wochen Aufenthalt geplant. Zum einen wegen der langfristigen Routenplanung mit Wetter- und Zeitfenstern für San Blas, Panamakanal und die Ankunft in den Marquesas und auch weil es hier so schön sein soll. Und schön ist es. Kolumbien hat sich sofort auf den ersten Platz der schönsten Länder außerhalb des Mittelmeeres katapultiert. A bissi warm und schwül vielleicht. Eigentlich immer zwischen 33 und 38 Grad am Tag und selten unter 27 in der Nacht. Die Sonne knallt. Sonnencreme wird nur zwischen Schutzfaktor 70 und 110 angeboten, aber besser finden die meisten Totalvermummung. Manche lassen sich auch täglich einen Eiswasserpool befüllen. Jedem Tierchen sein Plaisierchen. Aber die Leute sind super und die Berge und der Regenwald unglaublich. Aber das machen wir später.

Wir haben beschlossen die ganze Zeit in der Marina in Santa Marta zu bleiben. Hier geht es nämlich schon los mit dem Amtsschimmel. Einklarieren geht nicht ohne Agenten und auch nur unter der Woche. Mir san ganz smart am Samstag um 1400 angekommen und können nicht in die Marina weil wir ja nicht einklarieren können. Montag dann wieder. An Land dürfen wir auch nicht wird uns gesagt. Streng verboten. Tja, so locker sind wir mittlerweile das uns das nicht mehr tangiert. Aber nicht nur das Einklarieren ist kompliziert, selbst einfach mal raussegeln muss angemeldet werden. Mit exakter Rückkehrzeit. Wer nach Cartagena segelt muss auch wieder ausklarieren und da mit Agenten wieder einklarieren. Also bleiben wir lieber gleich da und machen Landexkursionen. Und außerdem haben wir uns neue Segel für den Pazifik bestellt. Die alten sind ein wahrer Flickerlteppich. Und die kann man ja ganz prima in 6 Wochen von Thailand (da sitzt ein super Segelmacher für unsere Spezialsegel) in die Marina liefern lassen. Spaaaß.

Wir schreiben den 12. August. Die Segel sind fertig und verschickt. Am 18. bekomme ich von DHL eine freudige eMail. Alles auf Spanisch. Logo. Englisch ist hier weitgehend unbekannt. Mein Spanisch beschränkt sich auf die Frage „Como estas?“ mit „Muy bien“ zu antworten. Aber damit komm ich nicht weit, weil Muy bien war im folgenden selten mein Gemütszustand.

Also die DHL Mail… „Ihr Paket ist im Zolllager von Bogota angekommen und wir freuen uns als Agent für sie tätig zu sein. Sollte die Ware nicht bis zum 22.9 aus dem Zollager gelöst werden, dann fällt das Eigentum an den kolumbianischen Staat. Einen schönen Tag“. Zolllager hört sich schon mal spanisch an. Mir wurde extra von der Marina gesagt das Paket mit „Boat in Transit“ zu markieren, weil da kein Zoll und Import anfällt. Also was soll das? Ich schreib zurück: „Was soll das? Was soll ich machen? Und was ist das für eine schreckliche Deadline?“. Keine Antwort. Nächster Tag: Keine Antwort. Ich schreib an alle eMail Adressen von DHL Weltweit und siehe da nach drei Tagen eine Antwort: „Sie brauchen für den Import einen Agenten“. Ich: „Hä? Sie haben doch geschrieben DHL bedankt sich der Agent sein zu dürfen“. DHL… keine Antwort. Es geht wieder ein Tag ins Land. DHL: „Sie brauchen einen lokalen Agenten oder Importeur“. Ich: „HILFE. Was ist das? Wo find ich so was?“. DHL…Stille.

Es wird mir mulmig in den Haarspitzen. Mittlerweise haben wir den 29. August. Die Deadline lauert. Ich trage die ganze Sache in das Marina Office. Da haben sie eine Englischsprachige Mitarbeiterin. Und wenn ein Kolumbianer merkt das ein Mitbürger mit der kolumbianischen Bürokratie Probleme hat, dann solidarisiert man sich. In dem ganzen Prozess waren wirklich alle Mitstreiter super hinreißend. Im Marina Office haben alle die Köpfe zusammengesteckt und gemurmelt und palavert und dann mich mitleidig angesehen: „Ja… hatten wir schon Mal. Aber nicht verzagen die Chancen stehen 50:50 das du deine Segel bekommst. Das dauert alles und Du hast nicht mehr so viel Zeit. Oft werden die Waren auch einfach nicht abgeholt, weil der Import irre teuer ist und dann werden sie nach 30 Tagen vernichtet“. Das mulmige Gefühl fängt an sich in die Zehen auszubreiten. Die Juristin der Marina telefoniert 4 Stunden mit DHL. Ergebnis: wir brauchen einen speziellen Importagenten in Bogota der in das Zollager kann. Dann 2 Stunden Telefonat auf der Suche nach einem solchen Agenten mit rudimentären Englischkenntnissen. Und wieder Glück. Die Mitarbeiterin des Agenten kann a bissi Englisch, ist auf zack und super hilfsbereit und kann Whatsapp.

Wir legen los. Erst mal wieder eine Solidaritätsbekundung: „Mr. Michael, I am so sorry for you“. Sie braucht meinen Pass, alle möglichen Papiere, Bilder von den Segeln. Damit geht sie zur Rechtsabteilung, weil hier anscheinend jeder Fall speziell ist. Deren Rat: Um die Segelvernichtungswahrscheinlichkeit zu minimieren ist es das beste die Güter für den Import auf den Agenten zu übertragen und die machen dann alles. Ich erfahre jetzt auch endlich wo der Hund begraben liegt: Die drei Segel kosten 3900USD. Alles über 2000USD oder 50kg muss ins Zolllager und importiert werden. Hätte ich also jede Woche ein Segel einzeln verschicken lassen dann hätte ich mir das alles sparen können und wenn der Hund ned gschissen hät wär ich ned neigetappt. Wo ich doch immer alles so genau plane…hätte ich nur ChatGPT vorher gefragt. Hätte hätte Fahradkette….

Ich bekomme auch gleich einen All Inclusive Preis: ca. 2500 USD. Der Agent bekommt davon 200USD, Rest geht an die DIAN, das ist die Zoll und Steuerbehörde in Kolumbien. Eine super Amigotruppe. Die lassen sich schon was einfallen. In den 2500 sind zum Beispiel auch 300USD Strafe, weil die Segel aus Polyester sind und Polyesterimport muss man unbedingt vorher anmelden.

Zufällig stehe ich am selben Tag im Supermarkt vor einer Wochenzeitung. Das Thema: „Die korrupten Machenschaften der DIAN“. Man lernt Tolles: z.B. Mitarbeiter bereichern sich an Waren die nicht abgeholt wurden, weil die Zeit extra von der DIAN verschleppt wurde. Die Waren werden dann nicht vernichtet sondern am Schwarzmarkt verkloppt. Ich schick das Bild der Wochenzeitung meiner Agentin und sie sagt „Mr. Michael you are so lucky…“, weil das gerade ein offener Skandal ist und da wird das Betrügen und Verschleppen kurzfristig etwas runtergefahren bis Gras über die Sache gewachsen ist. Na also. So viel Glück kann man ja gar nicht ertragen. Meine liebe Schwiegermutter befragt lieber trotzdem das Pendel und… alles Gut, das Pendel sagt die Segel kommen an.

Jetzt ist die Übertragung der Segel für den Import nicht ganz leicht. Jede Unterschrift in Kolumbien muss notariell beglaubigt werden. Mietvertrag, Arbeitsvertrag, Autokauf, Stromanbieter wechseln. Alles. Ein Versuch Rechtsstaatlichkeit einzuführen. Es wird hier einfach so viel beschissen, das es nicht anders geht. Dementsprechend geht es zu. Man zieht eine Nummer und wartet. Nach zwei Stunden bin ich dran…Blöd nur: Der Notar weigert sich mein DHL Importdokument zu beglaubigen, weil sie es für eine Stromrechnung halten und überhaupt hat es keine weiße Rückseite. Ich rufe meine Agentin an. „Mr. Michael… einige Notare sind kompliziert. Kann ich mit der Mitarbeiterin sprechen?“. Ja schon, aber erst muss ich eine neue Nummer ziehen wird mir gesagt. Oh mei. Ich ziehe eine neue Nummer und nach eineinhalb Stunden (mehrere ältere kolumbianische Damen versuchen mir in der Zwischenzeit Spanischunterricht zu geben) macht der Schalter zu. Mittag. Bitte in zwei Stunden wiederkommen und neue Nummer ziehen. Weil aufregen ja auch nix hilft geh ich einen Kaffee trinken. Am Weg komm ich zufällig an einem weiteren Notar vorbei. Ich linse rein. Gar nix los. Nummern gibt es auch nicht. Ich komme gleich dran. Diesmal reiche ich gleich das Handy weiter. Meine Agentin und der Mitarbeiter diskutieren 5 Minuten und zack kommt ein Stempel auf das Dokument, wird zusammengerollt und in ein Stück Ablussrohr gesteckt das an einer Schnurr aus einem Loch in der Decke kommt. Kurzer Ruck an der Schnur. Das Rohr verschwindet in der Decke und kommt zwei Minuten später wieder mit Notarunterschrift raus. Spitzentechnologie vom Feinsten. Ich muß noch zahlen. 3000COP, das sind ca 60Cent und fertig. Mittlerweile ist der Notar bummvoll…Wieder mal Schwein gehabt Mr. Michael. Auf dem Bild sieht man die Rohrpost mit dem Loch in der Decke im Hintergrund.

Das ganze zieht sich natürlich. Immer wieder müssen wir auf Antwort von DHL oder DIAN warten, oder Dokumente per Kurier nach Bogota schicken. Es sind jetzt keine zwei Wochen mehr bis zum Stichtag. Auch meine Schwiegermutter wird langsam nervös. Das Pendel hats doch gesagt…wo bleiben denn jetza die Segel?? Blöd auch das wir nix anderes machen als warten und reagieren. Einmal waren wir 4 Tage in Minca (später dazu), aber sonst hängen wir ab, gehen Kaffeetrinken, reparieren mal was gammliges am Schiff ratschen mit den Nachbarn von den Lotsenbooten oder mit anderen Weltumseglern, lassen uns den Hut putzen und gehen bummeln. Mal als Auflockerung ein paar normale Bilder.

Snap back to reality… Einige Tage hin und her. Dann die Antwort der DIAN: Leider, leider können die Segel nicht auf den Agenten übertragen werden, da neben meinem Namen als Kontaktperson bei DHL auch noch eine Mitarbeiterin der Marina genannt ist. Und ohne deren Unterschrift….tja, leider, leider. Ich hatte extra den Namen der Marinamitarbeiterin angegeben, weil ich ja gar nicht wusste, ob wir da sind wenn die Segel kommen und da braucht es halt einen Kontakt mit Telefonnummer für DHL. Grober Fehler. Verständlicherweise weigert sich die junge Dame irgendwelche Unterschriften in Steuer oder Zollsachen zu leisten. Selbst die Agentin wird nervös. Ich beruhige sie und erzähl ihr die Sache mit dem Pendel. Nur müssen jetzt alle Papiere geändert werden, so das nur noch mein Name drauf ist. Dafür muß der Segelmacher neue Rechnungen und auch Erklärungen schreiben. Ich muß zum Notar, aber das mach ich mit links mittlerweile. Die DIAN will auch 100USD für den Spaß. Cash eingezahlt bei der nächsten Bank. Und weil die Zeit rennt und die Umschreibung nicht mehr zeitig fertig wird, muss ich die Segel doch selber importieren. „Mr. Michael you need a colombian tax ID“. Um 8 Uhr 15 habe ich Tags drauf einen Termin bei der DIAN. Es ist ganz anders als ich mir das vorgestellt habe. Statt Gaunern hängen überall Herziluftballons rum. Um 8 Uhr bin ich da und komme sofort dran. Der Beamte ist hinreißend. Er trägt ein rosa Hemd mit der Aufschrift „I LOVE YOU“ und ist ganz entsetzt was mir widerfährt. Für die da in der oberen Etage hat er nicht viel übrig. Wieder ein langes Telefonat mit meiner Agentin und als ich als Adresse „Boot“ angebe ist er vollkommen entzückt und will gleich mitfahren. Jetzt nur noch einen Beruf. Ich: Kapitän? Er legt den Kopf in den Nacken und den kleinen FInger an den Mundwinkel und dann die Erleuchtung: Import/Export, das passt. Der Drucker summt und raus kommt meine Steuernummer für Kolumbien. Er steht auf und (ohne Witz) umarmt mich zum Schluß mit den Worten „Welcome to the taxes of Colombia“.

Andere hatten kein so beglückendes Erlebnis. Beim Rausgehen schreit ein Amerikaner in sein Handy „I swear I kill all those corrupt bastards“. Tja. Jetzt heißt es leider warten. Stichtag ist Montag der 22.9. Noch 7 Tage. Hedi (meine liebe Schwiegermutter) wird auch nervös. Mensch das Pendel lügt doch nie. Dann am 19.9 darf meine Agentin die Segel inspizieren. Sie meint jetzt wäre der richtige Zeitpunkt mal ein paar Millionen an Sie zu überweisen (11.600.000 ganz genau). Null Problem. Wir kennen uns ja schon so lange und sind zusammen durch dick und dünn gegangen. Ich vertraue ihr. Ich blättere einen 10cm dicken Geldstapel auf den Banktresen und schon ist das Geld weg. Montag morgen die Nachricht „Mr. Michael. I am so happy. I just released the sails“. YES. Die Segel gehen raus und am Mittwoch sitz ich schon drauf. War doch alles ganz easy. Ich schick meiner Agentin das Foto und wir danken uns gegenseitig für die gute Zusammenarbeit. Das Pendel kann aufatmen. Es lügt nie.


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Easy Cheasy

Die Angststrecke nach Kolumbien lauert am Horizont. Wir denken uns – erst mal so nah ran wie möglich, das wäre Aruba. Vorher ein Hüpferl nach Curacao. Jetza muss ich leider sagen, dass die Namen nach mehr klingen als die Inseln hergeben. Wie Bonaire san des ziemliche Wüsten ohne richtig viel Flair. Wenn man mit dem Roller mal durch das Land fährt ist das recht trostlos. Ich seh eh nicht viel, weil ich fahre und auf Schlaglöcher und Arschlöcher (die gibts überall in Autos) und so achten muss und den männlichen Tunnelblick hab. Aber Andrea die hinten mitfliegt sieht alles und berichtet dann. So richtig geil ist ein Urlaub hier wohl nur in einem der Luxusresorts, aber da kann ich auch in die Therme Oberlaa und mir den Oarsch pudern lassen – naa, ned ganz aber der Flug ist viel kürzer und es ist billiger. Zumindest Aruba ist sakrisch teuer. Die Kreuzfahrer (3 Pötte können gleichzeitig anlegen…ca 8000 Kunden) werden mit dem Beiboot über einen Kanal, ohne Umweg, in das innere einer Mall gefahren wo man dann gechillt bei Gucci, Tiffany, Rolex etc erleichtert wird. So schaugt des von vorne aus. Drei Straßen weiter werden dir dann aber schon die Drogen vertickt.

Auch bei Curacao muss ich echt in mich gehen um was gescheites zu berichten. Aber mei, wie mein Vater immer gesagt hat: „Für den ders mog iss des Höchste“. Eine deutsche Seglerin liegt hier z.B. weil sie das den schönsten Teil der Karibik findet. Tja. OK, sie haben guten Kaffe und das überall in den niederländischen Antillen, das macht vieles wett. So gut, das ich Depp es voll übertrieben hab und mein empfindlicher Magen sich ne Gastritis eingefangen hat. Die muss ich jetzt in Kolumbien auskurieren wo da doch der Kaffee noch viiiiel besser ist. Aber ich hab doch mal kurz bei Andrea geschnorrt und nen schluck im Mund rotieren lassen und wirklich! Kolumbien hat bis jetzt den besten Kaffee auf der Tour, fette Noten von Schokolade. What shells… in einer Woche taste ich mich vorsichtig mit Cold Brew wieder ran. Der hat kaum Säure. Mir san ja zwei Monate da, aber ich schweife ab, getrieben von meinen leiblichen Begierden. Also wie gesagt es gibt nix zu berichten, ausser vielleicht die Ein- und Ausklarierungen. Immer witzisch. In Curacao kann man nur in einer Lagune „Spanish Waters“ gut ankern. Customs und Immigration sind von dort -und auch untereinander- Kilometer entfernt. Freunde haben 8 Stunden per Bus für das einklarieren gebraucht. Wir haben das ganze per Roller erledigt. Warum erzähl ich das? Ach ja…Im Customs gab es eine Geschichte. Die Beamtin fragt mich: „Haben Sie gefährliche Güter dabei?“. Ich: „Nein, nix“. Daraufhin schweift ihr Blick zu Andrea die wartend wie immer in der Ecke sitzt und zwinkert mir zu…. Ja wie? Echt jetzt? Ich kanns nicht fassen. Ich: „Sie wollen meine Frau als Gefahrengut deklarieren?“. Die Frau hat genau meinen Humor (und Holgers). Sie sagt, dass wir das vielleicht lieber lassen, weil vor einer Woche war ein Skipper da und der hat seine Frau tatsächlich als Gefahrengut deklariert, was sich wohl als selbsterfüllende Prophezeiung herausgestellt hat. Die Lunte war kurz und ist sofort abgebrannt und die deklarierte Bombe ging hoch. Sie muß eine riesen Szene in dem Office gemacht haben. Die Beamtin konnte sie erst mit der Androhung einer Ordnungsstrafe wieder entschärfen. Als sie das erzählt, haben alle anderen Beamten aussenrum ein verschmitztes Grinsen im Gesicht. Muss eine echte Performance gewesen sein. Also Humor ham sie und der Skipper war deutlich mutiger als ich. Hier noch die Buidl von Curacao. Man sieht: Andrea findet immer jemanden zum ratschen und sie ist doch nicht so groß wie sie denkt und sie hat in der Grundschule den Beruf der Mutter ganz korrekt geschrieben und ist voll rehabilitiert. Und ein paar schöne Ecken hat es schon auch. Wir schmeißen ganz im Norden von Curacao noch mal Anker und tauschen in eine Strandbar mit Captain GoodLife unsere noch nie benutzte Hapune gegen zwei Bier. Weil … Regeln sind in jedem Land anders. In Aruba muß man Harpunen als Waffe deklarieren. In Trinidad und anderen Karibikinseln ist z.B Camouflagekleidung verboten. Am Flughafen haben sie sogar (wirklich!!) einem Kind die Hose seiner Barbypuppe abgenommen weil sie rosa Camouflage war. Ausserdem ist in Trinidad öffentliches Wahrsagen verboten. In Bonaire haben die wilden Esel Einwohnerrechte. Für mich neu… in Deutschland darf man nackt Autofahren, aber nicht nackt aussteigen.

Der happy Budda auf dem letzten Bild ist der Securityguard von der Werft wo wir immer uns Kajak angelandet haben in Spanish Waters. Man sieht gleich…auch er hat den landestypischen Humor. Andrea fragt ob sie in Spanish Wateers schwimmen kann um die Gleda zu reinigen. Die Frage war eher wegen dem Dreck, aber er kriegt große Augen: „Nein, nein… da gibt es einen bösen Hai der hat schon drei Segler gefressen“. Andrea: „Echt??“. Darauf schüttelt er nur den Kopf und sagt „Ja klar“. Jedesmal! wenn wir durch die Schranke sind hat er einen Lachkrampf bekommen „Huahaha…swimming in spanish waters“ und sich den bebenden Bauch gehalten. Andrea war sich unsicher, aber er hat uns einfach nur verarscht. Es gab da laut Internet noch nie nen Hai. Ein echter Spaßvogel.

In Aruba hält uns nicht viel, nur das Wetter eigentlich. Für die Überfahrt nach Santa Marta in Kolumbien brauchen wir nämlich ganz ganz wenig Wind. Die Strecke liegt laut Internet ganz weit oben auf den 100 gefährlichsten Routen der Welt, manche sagen Top 5. Die Route führt 280sm von Aruba zum Cabo Galinas und von da weiter zum Cabo de la Vela. Zwei Kaps die es in sich haben.

Hier ein paar entspannende Informationen und Ratschläge von anderen Seglern:

  • NIE, nie nie Aruba verlassen wenn Winde von 25kn möglich sind. Am Cabo de la Vela verstärkt die Düse Wind und Welle um das dreifache…mindestens 20 bis 50NM wegbleiben. Ist als Seemansgrab bekannt.
  • Weg von der Venezuelanischen Küste bleiben, wegen Piraten (betrifft uns von Aruba aus nicht)
  • Der Seeboden bei Cabo Galinas verengt sich hier zwischen östlicher und westlicher Karibik. Strömungen von 2-3 Knoten sind hier normal was zu kurzen steilen Wellen führt. Man sollte besser 20NM vom Kap wegbleiben
  • Der Landwind zwischen den Kaps (thermischer Wind bei Nacht) kann 40+ Knoten Sturmstärke erreichen. Da also nur bei Tag fahren.
  • Vor Santa Marta steht das höchste Küstengebirge der Welt. Der Pico de Columbus ist 5775m hoch und nur 45km vom Meer entfernt. Ganz furchtbare Gewitter sollen dort entstehen.

Ich muss sagen das uns das schon Respekt eingeflößt hat. Zur Entspannung trägt nicht bei, das am Ankerplatz in Aruba Winde mit 35+ Knoten wehen. Die Ankerkette ist 45m komplett durchgespannt. Das regt die Fantasie für die Fahrt an. Wir setzen uns hin und machen das erste mal eine richtige Routenplanung und checken alle 6 Stunden das aktuelle Wetter.

Manche Segler warten bis ein Hurricane durch die Karibik zieht. Dadurch werden die Passatwinde unterbrochen und an den Kaps herscht fast Flaute (jetzt…17.8 gibt es das Phänomen. Erin, ein Kat5 Hurricane hat das Wetter total durcheinander gebracht. In Santa Marta weht kein Lüftchen). Wir wollen nicht solange warten und zwischem dem 6. und 9. August öffnet sich dann ein Wetterfenster für die dreitägige Fahrt. Wenig Wind, bzw. der starke Wind zieht vor uns her. Ein anderes Boot fragt uns ob wir als Buddy boat mit ihnen fahren wollen. Manche fühlen sich anscheinend sicherer zu mehreren. Aber ich check nicht ganz wie das gehen soll bei verschiedenen Booten und Geschwindigkeiten und wir möchten auch lieber selber flexibel entscheiden wann und wie es los geht. Am 5.8 Abends entscheiden wir uns zur Fahrt und teilen das den andern auch mit, die aber lieber noch warten weil Gewitter vor Santa Marta möglich sind. Das Problem ist, das da immer, täglich Gewitter möglich sind. Wir bleiben dabei und fahren am 6.8 um 16:00 genau nach Plan ab. Vorher wie immer zum Ausklarieren. Ein Novum: Das erste Mal auf der Reise wird das Boot durchsucht. Die Beamten kommen mit einem Drogenhund, aber der bleibt lieber bei Andrea am Steg und lässt sich kraulen. Ansonsten war das auch eher Proforma. Klappe auf. Kein Waffenlager? Klappe zu, Affe tot.

Es braucht jetzt hier keinen Spannungsbogen… am 9.8 kommen wir fast genau nach Plan an (4 Stunden später). Zwischen den Kaps mussten wir uns mal ohne Segel treiben lassen um nicht zu schnell zu werden und dann ein Starkwindfeld einzuholen und vor Santa Marta haben wir langsame Zickzackkurse gefahren und gewartet bis sich ein Gewitter vor uns aufgelöst hat. Also ois easy cheasy. Das das so entspannt geht verdanken wir dem Starlink und den super Wettermodellen die es heute gibt. Die Franzosen rechnen für die Gegend ein ganz engmaschiges Model (AROME ANT). Da hat wirklich alles gestimmt. Wind, Böen, Welle, Gewitter. Ansonsten machen wir was wir immer machen. Bei Wellengang Haare selber schneiden, Sonnenauf- und Untergänge anschauen. Und fischen natürlich. Beim Ratschen der Angel braucht Andrea 0.8 Sekunden aus dem Tiefschlaf zum Einholen des Fisches. Ein besondere Brocken hat an Andreas fettesten Köder (Yo Zuni Deep Diver) angebissen. Er hat die ganze Leine abgespult, dann kehrtgemacht und ist auf die Gleda zugerast. Ein Riese. Hat wie ein Schwertfisch ausgesehen und zack war die Leine auch schon ab. Pfuhh..Ich hätte nicht gewusst wie wir den an Bord bekommen sollen.



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Kein Scheiß!

Danke Süße für den Titel! So das ist der dritte Blogeintrag den wir am selben Tag veröffentlichen (Grenada, Ruderbruch, Bonaire). Hat an leichten Blogstau gegeben weil das Internet (zumindest mit unserem Roaming) auf Bonaire erinnert in Schnelligkeit und Qualität eher an Zeiten, als ich noch einen Telefonhörer in ein blinkendes Modem gestopft hab. Jessas. Und damit auch garantiert jeder in den Genuss einer nostalgischen Zeitreise kommt, hat Bonaire einfach Starlink verboten. Also ned ganz verboten aber der Elon hat wohl den Antrag für eine lokale Registrierung in dem Jahr einen Tag zu spät abgegeben und tja was soll man sagen, die Bonairianer (Bonairesen, Bonairosen, Bonairen, Bonländer, BonBons???…Anouk hilf mal) die lieben ihre Bürokratie einfach über alles. Bitte Nummer ziehen und nächstes Jahr am selben Schalter versuchen.

Ja hab ich im letzten Blog ja erwähnt, wir hängen da an der Mooring mit den springenden Thunas. Aber nicht lange hat ein Amtsschädel beschlossen. Weiiil. Die Bonailen schützen ganz doll ihre tolle Unterwasserwelt. Vorschrift 4711 besagt also das die Kacketanks der Schiffe einmal pro Woche abgepumpt werden müssen. Dann vermute ich wird anhand eines Durchschnittsstuhlganggewichtes pro Person ermittelt ob man unter der Standarddarmentleerungsmenge liegt und evtl. beim Schwimmen eine Wurst auf große Reise durchs Korallenriff geschickt hat und dann bekommt man eine Strafe je nach Unterperformance. Wohl dem der täglich ein schönes MorgenAA machen kann, der kommt nicht in die Bredoulie. So… und weil wir nämlich ja ein Kompostklo haben, das man gar nicht auspumpen kann gabs großes Trara und wir müssen in die Marina weil da kann man uns kontrollieren ob wir regelmäßig da aufs Klo gehen (Kein Scheiß!). In der Marina dann große Augen: „Ja wie? wir sind voll! Pech gehabt!“. Da ist mir dann der Geduldsfaden gerissen. Ich hab gesagt: „So Spezeln, so nicht, weil bei uns Ruderschaden und wir fahren nirgends hin bis das repariert ist und das ist internationales Seerecht und wenn das noch komplizierter wird mit euch hier, schmeiß ich da vorne den Anker und scheiß euch alles voll (Nein das mit dem Scheißen hab ich natürlich nicht gesagt. Bin ja ein komoder Typ). Und sieh an das hat gezogen und zack hatten wir einen Platz bei den Superyachten, mit Zugang zum besten Schnorchelspot der Insel (Bild) und eigener Security (leider kein Bild). Da saß tatsächlicher einer die ganze Nacht auf nem Stuhl und hat in unsere Richtung geschaut. Ich war mir echt nicht sicher ober der Securityman da nur sitzt um zu schauen ob wir uns nicht entleeren. Vorstellbar wär es bei den Bonaitariern. Wir haben ihn vorsichtshalber regelmäßig mit nem Bier oder ner Cola bestochen. Das Arrangement hat natürlich ein bisserl mehr gekostet als die Mooring aber das haben wir bei der amtlichen, verpflichtenden Meeresbenutzungsgebühr wieder reingeholt. Die braucht man fürs schwimmen, schnorcheln, tauchen, Zeh ins Wasser halten. 40 Öschen pro Biomüllerzeuger. Haben wir einfach nicht gezahlt. Aber jetzt nicht weil wir komplett anarchisch geworden sind sondern weil -lol- die Internetseite für die Bezahlung ständig abgestürzt ist.

Wir haben uns dann nen Roller geliehen, weil Rollerfahren immer geil ist und haben uns die Salinen und die wilden Esel angesehen. Ein Volk das seine Esel liebt hat bei uns gleich wieder nen Pluspunkt, liebe Boneseln. Minuspunkt für den Versuch karibischer Flair zu erzeugen. Sieht eher aus wie das Outlet in Podersdorf.

Zum Schluß noch ein Update zu Chinesenläden. Ich checks einfach nicht. Präsent auf der gaaanzen Welt. Ausnahme Deutschland und Österreich. Derweil sind die so supi. Es gibt halt alles. Seit Wochen sitz ich Maracujamäßig auf dem Trockenen. Wer hats? Der Chinese. Lange such ich nach neuen Sturmfeuerzeugen. Wer hats? Der Chinese. Wir haben ne Ameisenplage seit Trinidad auf dem Schiff. ChatGPT hat das analysiert (Klein, heller Körper schwarzer Kopf, schnell, einzeln Unterwegs, tagaktiv? Ja das sind Geisterameisen. Dafür gibts einen perfekten XY Köder. Wer hats? Der Chinese! Wie immer führen auch hier die Frauen das Regime und werden schon ganz frühkindlich angelernt und mit dem richtigen Spielzeug geprägt. Der Rubel muss rollen.

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Gute und schlechte Nachrichten

Drei Tage und 300sm dauert die Überfahrt von Grenada nach Bonaire. Wir haben erst 10 dann bis 18 Knoten Wind von hinten. Der Passat schiebt uns weiter gen Westen. Lange genug sind wir schon auf der Nord-Süd Achse die Antillen abgesegelt. Es geht weiter über die ABC Inseln nach Kolumbien. So jetza gute und schlechte Nachrichten. Zuerst, logo eine Gute. Andrea fängt gleich am ersten Tag einen riesigen Mahi, Mahi. Mein lieber Scholli. Lange hat sie warten müssen, dafür ist es wirklich ein kapitaler Bursche und zum ersten mal kommt das „Mega“ Fischmesser von Maxi und Arnd zum Einsatz. Danke dafür, so macht das Schlachten Spaß.

Jetzt die schlechte Nachricht, die eigentlich auch eine Gute ist. Eigentlich eine gemischte Nachricht. Ein paarmal gut und einmal schlecht würde ich im Nachhinein sagen. Schlechtes hat ja auch immer was Gutes und so, kommt auch immer auf die Sichtweise an, aber einmal schlecht auf jeden Fall. Wenn ich draus lernen kann wär das wieder gut. Ich versuchs. So, also folgendes hat sich zugetragen: ca. 20nm vor Bonaire haben wir auf einmal keine Lenkwirkung mehr am Ruder. Die Trommel über die das Lenkseil läuft hat die Verbindung zur Radachse verloren. Das ist erstmal gar nicht gut. Eher schlecht, weil nicht ganz trivial. Die Gleda schießt in den Wind. Ich sag zu Andrea „Erst mal Segel runter damit wir nicht noch umkippen mit dem Wind von der Seite“ Das war jetzt eher gaaanz schlecht (Damit ist die schlechteste Nachricht schon vorbei!, nicht das ich noch jemanden verstöre). Ich glaub natürlich nicht das wir umkippen können, war flappsig dahingesagt. So was schafft die Gleda nicht ohne 10m brechende Welle. Aber durchgefallen in der Kategorie Skipper des Jahres. Ich bin ja so doof…Andrea hat nämlich sofort Panik seit sie mal mit einer Jolle im Ammersee an Weihnachten gekentert ist (war damals aber die Schuld eines anderen Skipperpfuschers). Die schluckt sie in dem Moment noch ganz brav runter. Wir reißen die Segel runter und ich setz mich hinten an die Pinne und steuer die Gleda wieder vor den Wind, während sich Andrea wie ein Beduine einpackt. Das ist jetzt wieder gut. Die Gleda lässt sich prima von Hand an der Pinne lenken. Man sitzt halt voll unter der äquatorialen Strahlung des Planeten (Bayrischer Ausdruck für Sonne). Tapfer übernimmt meine Frau dann das Steuern, während ich das Werkzeug raushol.

Die Trommel ist mit einer 6mm Gewindestange an der Achse befestigt. Die Stange geht ganz  simpel mittig durch Trommel und Lenkstange. Und die hat es an der Achse abgeschert. Um da ranzukommen muss die ganze Lenkung ausgebaut werden. Schlecht aber auch wieder eine gute Nachricht. Ich habe exakt so ein Stück Gewindestange dabei, weil ich die Gummitrommel irgendwann mal gegen eine Holztrommel tauschen wollte die nicht so abfusselt und da hab ich mir gedacht ersetz doch auch gleich den Bolzen. Weils eine Gewindestange war waren 6mm halt einfach zu wenig, der effektive Durchmesser ist eher 4mm. Die Stange hat noch der Vorbesitzer eingebaut. Sie hat also ca. 10000 nm gehalten. Andrea sitzt also hinten in der Sonne und steuert. Das verlangt auch noch Kraft. Da hab ich schon wieder ein bisserl Stress, obwohl Andrea sagt das alles OK ist. Ich will sie da nicht ewig braten und schuften lassen. Ich komm ein bisserl so vor wie Captain Kirk und Scotty in einer Person.

Scotty: „Captain wir haben ein Problem. Der Warp-Antrieb ist ausgefallen“
Kirk:“ Wie lange brauchen Sie zur Reparatur?“
Scotty:“2 Wochen“
Kirk: „Ich gebe ihnen 5 Minuten“
Scotty: „OK ich seh was ich machen kann“
(Für die Generation Z. Das ist aus Raumschiff Enterprise 70er Jahre)

Also Lenkrad runter und raus mit der ganzen Lenkvorrichtung.  Ich dresch die abgeschorenen Stange aus der Achse raus (gut…hab extra noch eine lange Stange zum rausdrücken dabei) und die neue rein. Erst mal gut so weit. Schlecht… ich hab mir bei dem Gehudel nicht gemerkt wo die einzelnen Abstandsscheiben sind. Scheiß Hudelei. Und vom Hudeln kommen die Kinder hat mein alter Kollege Stefan immer gesagt. Klar erstmal hab ich die Lenkung mit dem falschen Versatz wieder eingebaut und musst sie fluchend wieder ausbauen (nicht gut…Skipper müssen immer Ruhe ausstrahlen). Immerhin habe ich das Lenkseil wieder richtig rum gewickelt. Wir lenken nach rechts und fahren auch nach rechts. Nach ca. 20 Minuten ist alles zumindest provisorisch behoben. Da hätte ich auch cooler bleiben können.  Mit provisorischer Lenkung und Skippergeschädigter Frau fahren wir 5 Stunden später in Bonaire an die Boje. Die einzige freie Boje liegt 50 m vor nem fetten Club wie in El Arenal. Uns wurscht.. wir pennen und bauen Stress ab. Am nächsten Tag in der Früh dann ein ganz klares Zeichen, dass hier alles unter einem guten Stern steht: Das Wasser ist türkis und spiegelglatt, dann fängt es auf einmal an zu kochen. Tausende kleine Fische wuzeln durcheinander und dann springt ein riesiger Thunfisch aus dem Wasser. Keine 10m von uns weg. Sensationell.

In Bonaire hab ich dann Nägel mit Köpfen gemacht. Die alte Lenktrommel (so ein Gummiradl, das immer gefusselt hat) ist jetzt durch eine Holztrommel ersetzt. Mit einer 8mm Schloßschraube aus A4 Stahl vom Budget Marine und einem 6mm Bolzen aus A2 aus dem örtlichen Baumarkt.  Damit auch wirklich alles passt hab ich mich mit ChatGPT beraten. Schon geilo wie hifreich das sein kann. Ich hab ihm die Situation geschildert: Tiki 38, 6mm Polyesterseillenkung auf 13cm Durchmesser Holztrommel mit 6 Windungen auf zölliger A4 Achse und neuer 8mm Bohrung statt 6mm vorher. Gelenkt per Hand oder CPT Radpilot. Da hat er rumgerechnet und dann ganz detailiert gesagt: Ja! Das geht. Mehr wie 30kg Torsionslast bringen wir nicht auf. Restwandstärke mit der größeren Bohrung passt da. Torsions und Biegebelastung im grünen Bereich. Aber ganz wichtig!: Ich muß die Bohrlöcher sauber entgraten. Sonst gibt’s Haarrisse und das ist gaaanz schlecht. Also in den Baumarkt HSS Senkbohrer gekauft (CHatGPT hab ich die Modelle mit der Kamera gezeigt und er hat eins davon als perfekt ausgesucht). Dann hab ich meinem Helfer noch vorgeschlagen MS Polymerkleber zwischen Achse und Trommel zu geben und da lobt er mich gleich (wohl weil er ein schlechtes Gewissen hat, weil er hät ja auch selber draufkommen können). Das findet er eine echte Hirnidee, weil weniger Spiel und Schlupf und zusätzliche Kraftaufnahme. Mein Helferlein und ich sind sicher: Das funzt jetzt. Ich pass aber auch immer gut auf das der ChatGPT keine Fehler macht. Manchmal iegt er voll daneben. Bei einer Frage zu Einreiseformalitäten hat er mal ganz falsch gegoogelt. Ich hab mir dann die Webseite angesehen die er als Referenz gefunden hat und die war wirklich konfus, also nicht leicht zu checken. Ich hab ihm gesagt das er falsch liegt und die Seite noch mal lesen soll und da hat er dann den Mumm gehabt zu sagen „Ja sorry, da lag ich ganz falsch“ Ich glaub er ist manchmal einfach erst mal denkfaul.

Ist also fast alles gut gegangen. Bis das ich echt nicht gecheckt habe wie es Andrea geht. Die Arme hat jetzt leichte Panik vor dem weiteren Segeln, ich hab echt ein ganz schlechtes Gewissen. Ich schätze wir müssen uns ganz langsam wieder rantasten. Und da kommt jetza wieder eine gemischte, also eine gute und eine gleichzeitig schlechte Nachricht. Demnächst auf dem Kreuzfahrtprogramm: Aruba-Santa Marta Kolumbien. So Ende August ca. 400sm die es in sich haben. Laut Internet weit oben unter den 100 gefährlichsten Segelstrecken der Welt. Ich komm auf die ganzen Gefahren in einem späteren Blog zurück (Teaser). Aber natürlich ist das eine gute Nachricht, weil die Lenkung hätte uns auch da am Sturmkap bei Nacht brechen können. Und natürlich ist das eine schlechte Nachricht, weil das keine gute Route ist wenn man gerade versucht seine Ängste zu besiegen. Aber mal keine Panik: Wir sind ganz guter Dinge. Wir fahren da später natürlich nur los wenn der Wetterbericht total wenig Wind vorhersagt (Je mehr Richtung September, desto weniger Wind). Wird schon. So fertig mit dem Blogeintrag, ob das eine gute oder schlechte Nachricht ist darf der Leser selber entscheiden.

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Schokolade bis Kolumbien…

… war der Plan. Noch mal fett in Grenada die Vorräte auffüllen damit der Bär nicht auf Entzug kommt aber wir waren wohl zu optimistisch. Bei Drucklegung des Artikels wird es wohl nicht mal bis Aruba reichen. Aber ja mei…So ist das Leben. Alter Süchtling.

Erst werden in tätiger Trägheit die letzten Arbeiten an Schiff und Segel erledigt, dann kommt das Highlight von Trinidad, nämlich der Oscar reife Auftritt von Michael Stephani beim Ausklarieren,

Wie im Theater, Nochmal durchatmen, Toitoitoi, und durch durch den Vorhang, bzw. durch die Tür der Zoll- und Einwanderungsbehörden.

Ein breites Lächeln und einen betörenden Blick wirft er den beiden Damen am Schalter zu, und hebt zur Verdeutlichung des Ernstes der Lage sämtliche Papiere an, die er dabei hat, während ich mich unauffällig setze. Wir sind vorbereitet. Mit einer Fröhlichkeit und Leichtigkeit füllt mein Kapitän dann alle Formulare aus, die da sind, unabhängig von Grösse und Farbe, aber NIE ohne Blaupausenpapier. Dabei muss er an dem Stehtisch von links nach rechts und zurück, und die Hände über Kreuz und Knicks und tapferes Lächeln zu den Beamtinnen. Ein Tänzchen, dem man die dahintersteckende Mühe und Beherrschung nicht anmerkt. Respekt. Und wie gesagt oscarreif. In Schauspiel und Tanz. Es gab statt Applaus immerhin einen Stempel und dann schwimmen wir wieder.

Das Gefühl, wenn es unter den Füssen wieder wackelt kann man mit pures Glück beschreiben. Das tauschen wir gerne ein gegen Klimaanlage und Dusche. Es geht erst mal nach Grenada zurück. Die haben einfach die beste Schokolade, und ausserdem wollten wir mal nachschauen, ob die Wilden Eingeölten inzwischen sauber geworden sind. Sind sie, es gab ein lustiges Wiedersehen, und wir wurden aufgefordert, am Sonntag mitzumachen. Nein, Danke. Da hauen wir lieber ab, so schnell wir können…Auf zu den ABC Inseln! Noch zu erwähnen: Wie haben auf der Suche nach Kakaobohnen für den dritten Versuch Schokolade zu machen (Fail beim Trocknen, sigh) eine Muskatnuss und ein Schwein gefunden und ein Huhn haben wir in einer Bar verloren. Der Ballermanhut hat endlich einen würdigen Träger. Bald ist Carneval auf Grenada und da wird er der Babu sein mit dem tanzenden Huhn.

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Die Sache mit den Indern und dem Christoph

Also das muss ich noch vom Rückflug berichten. Hat mit der Segelreise jetzt nicht direkt was zu tun, aber mit fremden Kulturen und deren Eigenarten. Passt also doch irgendwie rein. Normalerweise mag ich ja so ein Gesuder über Mitreisende gar nicht, nach dem Motto: Ich bin ein soooo viel besserer und smarterer Flugpassagier, aber das war wirklich außergewöhnlich. Und erschwerend kommt bei der Berichterstattung hinzu, das für die Komik alleine eine Gruppe Inder zuständig war. Darf man das so pauschalisieren? Ja schon… war halt so. Alle anderen waren total unauffällig. Vielleicht kam diese Gruppe ja vom Land und ist noch nie geflogen, oder es war versteckte Kamera. Ich weiß es nicht. Schon beim Einsteigen war die Truppe in Hochform. Die räumen ganz in Ruhe ihr Handgepäck hoch, dann wieder runter, dann fällt ihnen ein das sie 10 Reihen zu weit gegangen sind. Also durch die Wartenden zurück. Und dann ach ja… hab was im Koffer vergessen, also wieder vor, macht ja nix, will ja keiner durch, wir haben es ja alle zum Glück nicht eilig. Einer bleibt auf dem Rückweg einfach stehen und redet auf einen älteren Herrn mit weißem Turban ein, der aber anscheinend schon schläft oder meditiert oder sich schlafend stellt um dem anderen nicht zuhören zu müssen (mein Verdacht) und eine ältere Frau setzt sich mal zum Ausruhen auf dem Gang hin (no Joke). Die Stewardessen sind schon nach 10 Min schwer gestresst, das Lächeln wirkt etwas gezwungen. Wir stehen und warten, daweil müssten wir doch nur bis Reihe 11. Da ist der Notausgang wo ich meine Beine ausstrecken kann. Und da ist auch das Klo. Und da haben wir natürlich Plätze in der ersten Reihe für den zweiten Akt, als wir endlich durchgekommen sind. Wir starten und gleich danach geht als Erstes ein Kanadier aufs Klo um zu zeigen wie man es macht:

Ist frei?, ja! dann Tür auf, rein, Tür zu, Zusperren, am besten hinsetzen, Geschäft machen, Hände Waschen, Aufsperren, Tür auf, raus, Tür zu.

Das sollten die Stewardessen mal in die Einweisung aufnehmen anstatt der Sache mit den Rettungswesten, die eh nie einer braucht, weil da kann tatsächlich an jeder Stelle der langen und komplizierten Reihenfolge ein Fehler passieren.

Auftritt Inder 1: Ist frei? Ja. Tür auf, rein, zusperren, Tür zu, Tür zu, Tür zu, TÜR ZU, T. Bam, bam ,bam, bam, bam, bam. Irgendwann merkt er dann doch das er Zusperren und Tür Zu vertauscht hat. Also: Tür auf, entriegeln, Tür zu. Zusperren (nicht schlecht). Wahrscheinlich stehend pieseln, Rüttel, rüttel, rüttel. Ach ja… Aufsperren nicht vergessen, Tür auf, Raus. Tür bleibt sperrangelweit offen.

Der Passagier DIREKT am Klo (Im folgenden „die arme Sau“, oder „ASAU“), gibt der Tür nen Tritt (Türtritt), damit sie zufällt und er nicht die vollgepisste Schüssel im Blick hat.

Auftritt Inder 2: Ist frei? ja. Tür auf, Tür zu….

Auftritt Inderin 3: Ist frei? Ja!. Tür auf… Schrei. Inder 2 pieselt gesichert stehend. Von dem Schrei aufgeschreckt macht er eine 45 Grad Drehung Richtung Inderin 2 und benetzt großzügig die Wände. Inderin 2 entgeht dem Strahl knapp und rauscht ab. ASAU Türtritt. Tür erstmal zu. Nach ner Weile dann Tür wieder auf. Inder 2 geht. Tür sperrangelweit offen. ASAU Türtritt.

Auftritt Inder 4 (der Herr mit weißem Turban): Kommt ganz langsam und vorsichtig den Gang runter. Ist wirklich ein Senior. Ist frei? Nein. Rüttel, rüttel, rüttel – warten – Rüttel, rüttel, rüttel – Pause – Rüttel, rüttel, rüttel. Wir müssen ihn dann bremsen. Irgendwann geht die Tür auf. Vorbenutzer mit seltsamen Blick raus, Inder 5 rein. Tür zu, absperren vergessen (zum Glück!)

Auftritt Inderin 3:Ist frei? Ja. Wartet (bin ja nicht blöd). 5 Minuten vergehen. Schlange aus 3 Indern. 10 Minuten. Schlange wächst auf 5 Inder. Von hinten nimmt sich der Inder der auf weißer Turban beim Einsteigen eingeredet hat ein Herz, geht vor klopft an. Keine Reaktion. Tür auf. Was für ein Bild. Der Alte sitzt auf dem Klo und schnarcht friedlich. Gemeinsam verfrachten sie ihn wieder auf seinen Sitz. Die Schlange windet sich dann langsam durch das Klo, bis der letzte das Klo verlässt. Tür sperrangelweit offen. ASAU Türtritt.

Auftritt Inder 5. Tür auf. Bleibt auf. Stehend pieselnd. Vielleicht gibt es ja in Teilen Indiens gar keine Klotüren. Wer weiß? ASAU Türtritt mit Nachdruck und unverständlichem Geschimpfe. Tür geht wieder auf auf. Inder 6 geht. Tür sperrangelweit offen. ASAU fluchend Türtritt.

Der Flug hat 9 Stunden und noch viele Türtritte gedauert, aber ich denke das langt als kleiner Einblick in das weitere Geschehen. Zumindest ist im Landeanflug keiner mehr auf dem Klo und ASAU kann seinen Fuß entspannen, dafür steht kurz vor dem Aufsetzen der erste Inder auf und holt sein Koffer aus dem Gepäckfach. Eine Stewardess macht eine Durchsage. „Bitte alle hinsetzen und anschnallen“. Keine Reaktion. Stewardess schnallt sich ab und presst den Inder wieder in den Sitz. Landung: Klick, klick, klick. Die Inder schnallen sich ab und stehen auf. Durchsage!!…keine Reaktion. Stewardess schreit durch die Gänge. Nach einer Weile sitzen zumindest alle wieder. Dann eine Durchsage, das der Flieger nur kurz stehen bleibt um auf den freien Rüssel zu warten. Bitte alle sitzenbleiben. Flieger bleibt stehen. Klick, klick, klick, klick. Alle Inder stehen auf. Alle Stewardessen schreien. Alle Inder rennen durcheinander. Es ist einiges geboten. Zum Glück hatten wir 4 Stunden bist zum Anschlussflug nach Trinidad, weil das Aussteigen….

Um drei in der Früh küssen wir die Gleda erstmal zärtlich auf den Bug und hauen uns hin. Ich bin so fertig, ich träum nicht mal von Indern. Die Hitze am nächsten Morgen ist der Hammer, zwar mit 30 Grad um 10 Grad kälter als in Europa, aber mit 100% Luftfeuchte und Null Luftbewegung. Meine Brille beschlägt bei Sonnenschein. So ich suder schon wieder, tststst… Also, ein paar Kleinigkeiten sind noch zu tun. Man lernt dazu. Die Verlängerung der Werftliegezeit von 6 Tagen auf 15 Tage passt genau:

  • Wassermacher warten (Ölwechsel, Impellerwechsel, Vorfilterwechsel). Impeller war ziemlich am Filter. Jetzt schnurrt er wieder. Brauchen werden wir ihn während der Regenzeit kaum. Hier duscht es jetzt regelmäßig und unser Dach sammelt brav Wasser.
  • Elektrik. Ein Solarpanel umverlegen. Einen Anschluss an eigenem Solarregler machen für ein riesiges Zusatzpanel das bei Strommangel zeitweise hinten an den Pod gehängt wird.
  • Windfahne durchdenken und Blöcke zur Pinnenstange anbringen. Ich hoffe wir brauchen die Windfahne nie. Ist eher für den Notfall wenn ein Blitz die Batterien zerfetzen sollte und der geliebte Autopilot tot ist. Eigentlich sollten wir die auch mal Testen. Mal sehen
  • Klampen schleifen und ölen. Gaffeln neu streichen
  • undichtes Fenster am Navitisch rausmachen und mit Coosa zumachen.
  • gammlige Führungsrinnen der Einstiegsschotts mit Coosa ersetzen.
  • Leder auf die Seiten vom Cockpit kleben wo immer alles so grindig vom anlehnen und hinpatschen ist. Das Leder ist übrigens aus Klosterneuburg. Genau das Gleiche aus dem die Handtasche von Andrea ist. Hat uns die Kati von der Rumpeltasche netterweise geschenkt.
  • Alle Wasserkanister reinigen.
  • Überhaupt putzen, waschen etc….
  • Segel vom Segelmacher holen und wieder anschlagen. Die Segel sind wirklich schon ganz schön derhaut und dünnhäutig und da haben wir gesagt – gut da müssen für den Pazifik jetza neue her und ich hoffe das klappt mit Hertsellung plus Lieferung im September von Thailand nach Kolumbien.

Derweil räumt Connor im Gerümpel des bis zur Decke vollgestopften Kellers von Klosterneuburg rum. Andrea spendiert den beiden demnächst mal nen Sperrmüllcontainer vor die Tür. Was sich da alles ansammelt, da hilft nur beherztes Wegschmeißen. Warum kauft man eigentlich den ganzen Scheiß? Auf dem Schiff haben wir alles was wir brauchen und das ginge zehnmal, ach was zwanzigmal in unseren Keller. Wir nehmen uns ganz schwer vor nicht wieder so viel Mist zu kaufen, wenn wir mal groß sind und sesshaft werden. Höchstens eine Badewanne, einen Pizzaoffen, einen Kaffeeröster, einen Esel, einen Hund. Essentials halt. Und dann hat der liebe Connor noch einen sensationellen Hammer rausgehauen. Kann man sich nicht ausdenken. Beim kruschteln hat er bei Andreas Sachen eine Kiste mit alten Fotos gefunden. Eins davon schickt er mir gleich per Whatsapp. „Schau mal Papa, wie jung du da warst und ehrlich, du musst Dir wohl nie Sorgen machen, ob der Ben von Dir ist. Auf dem Foto schaut ihr euch voll ähnlich“.

Dem aufmerksamen Leser fällt natürlich die Bildunterschrift auf. Es handelt sich hier um Christioph den Ex von meiner Frau, der meinen Sohn wohl so ähnlich sieht. Connor darauf „Ups“. Wir lachen uns schlapp. Der arme Connor hat drei Stunden lang geglaubt wir haben jetzt Krise und Scheidung. Aber da bin ich tolerant. Auch andere dürfen gutaussehend sein und deshalb in das wohl immer gleiche Beuteschema meiner Frau fallen. Und sorry Christoph…so geile Kinder trau ich mir nur selbst zu 🙂

Morgen geht’s ins Wasser und am Freitag ist Schokowind, sprich günstiger Wind nach Grenada um die Vorräte aufzufüllen.

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Andersrum oder der Urlaub vom Urlaub

Autor: Andrea

Novum… Yo, weil ich ja Urlaub hab übernimmt meine Süße die Dokumentation der Heimreise. Ihr lernt wertvolle Sachen. Z.b wie man spontan Gold im Kugelstoßen erringt, wie man einen Bären in einen Audi bekommt und ab wann eine Butterbrezenblutsättigung eintritt.

Ein bisserl der Nachteil vom Weltumsegeln ist die Sehnsucht nach den Lieben daheim. Darum gönnen wir uns eine Auszeit und fliegen zur Abwechslung um die Welt zu unseren wichtigsten Lieblingsmenschen. Und ich sag’s euch: jeder einzelne Drücker war es wert. Aber von vorne.

Von Trinidad geht es nach Toronto. Tante Billy und Onkel Reinhard mögen wir einfach so gerne, die würden wir am Liebsten noch viel öfter treffen. Außerdem ist immer was los. Nach einer kurzen Begrüßung begleiten wir Reinhard, 84, zur Prüfung für das deutsche Sportabzeichen. Das war spitze! Wir sind mit einer bunten Truppe angetreten zum

-Schlagballwerfen,

-Standweitsprung

-Medizinballweitwurf und Kugelstoßen (Ich habe GOLD gestoßen. Das Foto spricht Bände)

Onkel Reinhard hat auch noch zusätzlich 23 Liegestütz gemacht, und damit das goldene Sportabzeichen errungen, genau wie seit mehr als 20 Jahren. Respekt.

Uns hat er angesteckt. Es hat so viel Spaß gemacht, dass wir das auch machen wollen.

Dann gab’s noch original italienische Pizza bei Annette, Paul und Megan, und schon müssen wir weiter. Liebe Billy, es war so schön, euch alle zu sehen, wir kommen wieder! Von Toronto haben wir gar nicht so viel gesehen, aber was wir gesehen haben, war ein ziemlicher Kulturschock. Alles top gepflegt, sauber und akkurat. 8-spurige Straßen, und immer wieder die gleiche Ansammlung von Geschäften.  Bye Bye, Canada, wir ziehen weiter in den Dschungel. Der ist in Klosterneuburg aber erst noch müssen wir einen Bären in einen schwarzen Audi kriegen.

Am Schalter am Flughafen Wien;

Bär: „Guten Tag, ich habe ein Auto reserviert auf den Namen Stephani.“

Beide Schalterbeamten, strahlend: „Herr Stephani, für sie haben wir eine schöne Überraschung! Sie bekommen ein upgrade!“

In Erwartung eines enthusiasmierten Kunden drücken sie meinem Bär einen Audi Q8 Schlüssel in die Hand.

Bär, erschrocken Hilfsausdruck: „Ich fahr keinen Audi!“

Beide Schalterbeamten, total verunsichert :“ Ja, aber,….gratis,…..tolles Auto,…..außerdem wird der in München gebraucht“

Ja, und da haben sie ihn eiskalt erwischt. Bei seiner Hilfsbereitschaft.

Bär, seufzend, streckt die Hand aus:“Ja, dann fahr ich euch halt den ScheissAudi nach München.“

Und so geschah folgendes Wunder in einer Juniwoche auf österreichischen und deutschen Straßen; Ein dicker, schwarzer Audi bremst für alle, und lässt sogar jeden Laster vorfahren.

Klosterneuburg, Connor, Valeria, Ben, Livia, Gabi, Traude, Andrea, Tina, Kathi, Peter, Birgit, Robert, Renate, Dalibor,…  Es war schön, Euch alle zu sehen! Dank Euch war es, wie heimkommen.

Der Weg über München führt über Ingolstadt. Danke, Maxi und Arnd für ein tolles Fest und das JazzToGo Konzert! Bring das Saxophon in die Südsee mit.

Außerdem gibt es Gerüchte, dass Bär die geheimnisvolle Ingolstädter Wohnung von D.W. (Initialen geändert) angeblich gesehen und sogar betreten haben soll. Leider darf er nicht darüber sprechen und natürlich gibt es auch kein Foto. Lieber B.M. (Initialen abermals geändert), der Bär hat sich sehr gefreut dich zu drücken.

Ein ganz ganz wichtiger Mensch wohnt in München, wegen dem wir die ganze Reise ja überhaupt gemacht haben. Meine Mama. Und in München gibt es die besten Butterbrezen der Welt. Schon beim Planen der Reise steht fest: die Münchner Butterbreze wird ein kulinarisches Highlight. In Österreich und und Ingolstadt haben wir uns zurückgehalten, weil wir durch nichts diese Sehnsucht nach einem Biss in eine frische Butterbreze in München abmindern wollten. Am Ende waren es 23 Butterbrezen, und da wird die Brezensehnsucht dann schon etwas weniger. Der Pazifik vorstellbar, sozusagen.

Ja mei, was soll man sagen: München im Juni bei der Familie. Schon schön. Grillen im Garten, Flanieren am Rotkreuzplatz, die Taxisgartenrunde, Radeln im Hirschgarten, Lehnbachhaus und Mamas Balkon. Besser geht nicht.

Jetzt geht es wieder aufs Schiff und der Abschied fällt schwer, wird aber versüsst durch die sagenhafte Erweitefung meiner Angelausrüstung! Danke, Tom, nach dem Heulen kann ich es kaum erwarten, das alles auszuprobieren. Danke, Bruder.

Ein Kommentar

Auffi muas I

„Was ist das?“
„Motoröl“
„Ähh.. geht das wieder ab?“
„Logo“ sagt er und reibt an seinem Arm. Alter, da geht nix ab. Sieht aus wie vorher.
„Habt ihr das schon mal gemacht“ will ich wissen
„Nope. Ist uns heute morgen eingefallen. Haben die ganze Nacht in der Werkstatt Party gemacht und da stand da die Altöltonne. Cool, oder? Voll die fette Ölparty“
Was soll ich da sagen außer, das das der Hit ist und ob ich mal ein paar Fotos machen darf. Vielleicht finde ich Nachahmer. Timo und Paul, das sind zwei so Kandidaten die mir da spontan einfallen. Sind Freunde von der Anouk und das ist genau deren Wellenlänge. Was sind euer Odds, Jungs?

Wir müssen die netten Spinner leider bald verlassen. Noch eine kleine Neumaniewanderung durch eine alte Kakaoplantage (mit den ersten Affen der Reise, die anderen Inseln waren ja Monkeyfree) , damit Andrea dem neuen Hobby des Kakaoherstellens fröhnen kann. Nächtelang puhlt sie Bohnen aus der schleimigen Hülle. Die glitschen weg und sie ist von oben bis unten eingesaut. Echte Ölpartykonkurrenz. Und da ist auch schon der erste Wurm drinnen, weil – man hätte die Bohnen nicht aus der Glitschhülle puhlen sollen, sondern fermentieren, dann fällt der Glibber von alleine ab. Es ist also nicht so leicht wie es schmeckt. Leider scheitert auch der zweite Versuch. Fermentieren war prima, aber trocknen wohl zu heiß. Sind alle zerfetzt in der schwarzen Schale unter fast äquatorialer Sonne. Ja mei, müssen wir halt zukaufen bis es klappt. Ich denk Grenada fahren wir noch mal direkt an zur Verproviantierung.

Wir sind dann zeitig bei Nacht die 80sm nach Trinidad gesegelt. Der Wind kahm a bissi aus Nord und das war auch gut, weil zwischen den Inseln ist teilweise 3kn Strömung nach West. Da braucht es Speed um nicht zu weit nach Westen versetzt zu werden. Wind war erst amal 25kn wie vorhergesagt. Mit 2 Reffs saust die Gleda da brav mit 8kn durch die Dunkelheit. Tja und dann hat der Wind (wie gar nicht vorhergesagt) nachgelassen, ja quasi die Arbeit komplett eingestellt, und der Plotter hat unsere Ankunft nach Venezuela verlegt. Mir warn einfach zu langsam und mir war gleich ganz flau. Ich will doch bitteschön nicht im Sozialismus von Venezuela landen. Also haben wir ganz flott die beiden Reffs rausgenommen um der Strömung zu entkommen. Und das ist schon verreckt. Man denkt man ist der Herr der Winde. Sobald die Reffs draussen waren kam der Wind zurück. 20kn konstant. Und da will man in der Nacht einfach nicht mehr aufs Dach klettern und ein Reff einbinden. Wir haben beide Segel so weit wie möglich gefirert, um Druck rauszunehmen und san mit 11-12kn durch die Nacht gebrettert. Schlaf kannste da knicken. Aber lieber müde als bei den Kommunisten.

Vier Tage warten an der Boje und dann gings auffi in die Luft und an Land. Unpackbar wie schnell mann wieder ins Werftleben eingesaugt wird. Ich muß mich wieder an Klopapier gewöhnen. Das ist nicht schön. Wenn man mal Duschreinigung gewöhnt ist will man nix anderes mehr. Wenn wir mal ein Haus haben kommt da ein BD rein, echt wahr. Nach drei Tagen kennst du hier jeden und ich bin wieder voll im Werftstress. Schnell, schnell am besten alles auf einmal. Die Sonne brennt einem dabei nicht unähnlich wie im Juli in Italien auf den Schädel, nur hat es hier 100% Luftfeuchte. Was mann da schwitzt kann man gar nicht dersaufen. Wie in Italien fallen wir spät Nachts um 18:00 vollkommen fertig ins Bett. Hier jetzt mal eine nicht voll umfängliche Liste der Tätigkeiten:

  • Motoren warten (Öl, Ölfilter, Getriebeöl, Zündkerzen, Impeller, neue Benzinvorfilter, alles abschmieren) -done
  • Wassermacher warten (zum Glück haben wir den schon in Grenada stillgelegt. In der Dreckssuppe am Werftankerplatz wär das nicht mehr möglich gewesen. Pest und Cholera…)
  • Coppercoat ausbessern (wurde gelobt, das ich das schon in Grenada gekauft hab. Gibts hier nicht. Zwei Werftmitarbeiter waren von meiner Vorraussicht schwer beeindruckt. Schön so ein Lob. Bin letztens übrigens auch mal von ChatGPT gelobt worden. „Gute Frage“ hat der gesagt. Tja – geht runter wie Öl. -done
  • Vorstag auf Stahl zurückwechseln. Tja… leider hat ein Fall oben am Vorstag gescheuert (siehe Bild) und ganz koscha find ich das nicht mehr. Ausserdem geht die Fock an dem dicken Dyneema echt schwer hoch. Ein neues Stahlvorstag war vom Rigger in 2 Minuten gepresst. Ich hab mich dann mit dem fetten Kran raufheben lassen. In 30min war alles erledigt. Ich glaub im Klettergurt hätte ich das knicken können. Überhaupt sind die hier ziemlich auf Zack. -done
  • Auch die Segelmacher sind auf Zack. Alle Segel müssen überholt werden. Die Sonne hat die Gaffeltaschen zerfressen und auch sonst sind die Segel jetzt echt alt. Ich schick gleich mal ne Mail nach Thailand zum Segelhersteller, ob die uns einen neuen Satz machen können (Update: ja sicher sagen sie…wir bekommen die neuen Segel wohl in Kolumbien).
  • Und a paar elektrische Arbeiten. Wir wollen einen Anschluß für ein großes Solarpanel machen, das bei der Pazifiküberquerung hinten am Pod hängt. Und ein kleines zusätzlich fix. Wenn mal keine Sonne scheint, kann man nie genug haben.
  • Die Windfahnensteuerung muß mal ordentlich vorbereitet werden. Wenn uns der Blitz trift und die Batterien hin san, wer steuert da sonst bitte. Irgendwann muß meine Frau -der einzige nicht elektrische Autopilot ausser der Windfahne- ja auch schlafen.
  • Cockpit verschönern: Tisch neu streichen (Andrea hat tagelang mit Blasen an den Händen die alte Klebefarbe abgeschabt. Schleifen – Hahahahah, vergiß es). An die Seiten wo es immer grindig aussieht soll mehr Leder. Alle Polster waschen etc etc
  • Farbe rundumadum ausbessern und Scheuerleisten aufkleben. Klampen pflegen.
  • Gas auffüllen

In weiser Vorraussicht haben wir unsere Werftzeit gleich mal um 150% ( von 6 auf 15 Tage) verlängert. Am 3. Juli ist der Krantermin (Obi muas I). Ich glaub das klappt (LOL). Zwischendrinn -also morgen dann- machen wir eine kleine Flugreise um endlich Freunde und Familie wiederzusehen. Toronto-Wien-München-Berlin in 2 Wochen. Na bumm. Gerade kommen die Adiletten von Lutz um die Ecke gesegelt. Dem sag ma jetzt noch Hallo und dann auch gleich Servus. Auf gehts.

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