Ein guter Monat seit dem letzten Bericht. Es ist jetzt nicht so, daß gar nix passiert ist, aber halt auch nix weltbewegendes. Wir streben so langsam dem Panamakanal entgegen. Das ist schon ein Knackpunkt auf der Route. Die Segelcommunity teilt sich hier ein wenig. Viele segeln zurück nach Europa, manche bleiben ein paar Jahre in der Karibik und einige zieht es wie uns weiter nach Westen. Die sehen wir dann auch irgendwann wieder. Dirk den wir in Santa Marta kennen gelernt haben ist z.B. schon durch und in Mexiko. Von da macht er dann rüber auf die Marquesas. Den erwähn ich hier mal, weil er in Cartagena vom Blitz getroffen wurde. Und das ist hier echt ein Thema. Er hat noch sauba Dussel gehabt. Nur ein paar Sicherungen zerschmolzen, aber da kannst du auch flott mal einen Elektrototalschaden haben. Und Panama im Dezember… na bumm. Nirgends auf der Welt gibt es eine höhere Gewitterdichte. Es kracht eigentlich jede Nacht und manchmal auch am Tag. Man kann wenig machen. Alle elektrischen Geräte in den Offen packen, Batterien trennen und abwarten. Wir schaun, daß immer ein paar Boote mit höheren Masten um uns rum liegen. Obs hilft? Auf der 4 Tage Überfahrt von Santa Marta nach Colon, Panama hab ich mal diesen Schnappschuss mit dem Handy gemacht. Das Bild ist nicht manipuliert, geil oder? Schön, aber wenn das auf dem Meer auf dich zu zieht auch beunruhigend, auch wenn ich mal gelesen hab das ein fahrendes Schiff eher ned so wahrscheinlich getroffen wird. Sonst wars eine ruhige Fahrt, begleitet von lebenden Vögeln und tote Fisch (der Spezl ist übrigens ein Barracuda).




Wir wollten halt auch die ganze Kanalplanung erst mal eintüten bevor wir die San Blas Inseln ansteuern, daher der lange Schlag nach Colon. Treffpunkt für Schiffe die durch den Kanal gehen ist die Shelter Bay Marina am Kanaleingang. Schwer in amerikanischer Hand, was historisch nachvollziehbar ist. Die Amis chillen im Pool mit nem Whiskey in der Hand und danach gibt’s geiles BBQ mit süß fettiger Soße. Ja für ein paar Tage kann man das machen, aber die körperlichen Konsequenzen bei Dauergenuß lassen sich beim Poolpublikum gut studieren.
Die ganze Bürokratie und Organisation für den Kanaltransit kann man schon auch selber machen. Dirk hat das wohl gemacht, weil er hat den Schiffstracker auf seinem Handy aus Versehen angelassen und man kann sehen wie er in Colon von einer Stelle zur nächsten geflitzt ist. Für ihn als ehemaligen Kapitän zu hoher See ist das sicher Ehrensache, aber seit Kolumbien hab ich erst mal null Bock auf den Schei… und Colon ist grausig, also lass ich nen Agenten ran. Unser Mann ist Spitze. Am 10. Dezember haben wir einen Termin für den Kanal. Er erklärt ca. eine Stunde wie alles abläuft. Davon entfallen ca 45 Minuten auf das Thema Kochen. „Who is the cook?“. Andrea hebt brav den Finger. „You are the most important Person on board!!“. Andrea denkt: Aha, endlich einer mit Durchblick. Aber je länger er redet, desto skeptischer schaut sie drein. Der Lotse und die Linehandler (junge Männer, die die Schleusenleinen bedienen) wollen bekocht werden. Egal ob Ein- oder Zweitagestransit: ein Frühstück und ein Mittag-bzw Abendessen. Das muss was hermachen. Minimum immer irgendein Fleich, Fisch, Reis, Kartoffeln, Gemüse. Teramisu zum Nachtisch (scherz), aber es ist wohl so, das es bei den Lotsen echte Diven gibt. Da hat sich Letzens einer, weil im das Menu nicht zugesagt hat, ein Essen mit dem Lotsenboot aus dem Restaurant bringen lasen. Kostenpunkt 800 USD. Das zahlt der Skipper. Seitdem hat Andrea keine Ruhe mehr. Aber ich hab da keine Sorge. Sie macht Gulasch und ich glaub so gut haben die Amigos noch nie gegessen. Ich mach mir eher Sorge wegen der Toilettensituation. Weil logo – ich kann der Lotsendiva ja nicht sagen: „Da guckst du, jetzt hast du gut gegessen, aber gekackt wird bei uns dafür durch die Klappe an Deck. Alle anderen schauen übrigens zu“. Daher müssen wir das allererste Mal unser Kompostklo in Betrieb nehmen. Das wird was werden, ich hab keine Ahnung wie das funzt. Ich glaub ich schütt gegen den Geruch in der winzigen Segelkammer einfach Chlorox dazu, das ist hier so was wie ein Allheilmittel. Chlorox gibt es überall, sogar im kleinsten Tante Emma Laden. Die Tante Emma hier auf dem Foto ist übrigens aus Linton Bay, das ist schon ein paar Seemeilen östlich von Colon auf dem Weg zu den San Blas (Chlorox oben links).

Jeden Tag treffen wir Minimum zwei Segler die richtig auf die Gleda abgehen. Meistens haben die dann auch selber recht einzigartige Schiffe. Hier in der Bucht z.B ein Dreimast Junkensegler. Aber das coolste Schiff seit langer Zeit -muss ich gestehen- liegt in Linton Bay. Die Ontong Java von Hans Klaar. Hans ist ein Freund von James Wharram und baut Schiffe nach polynesischen alten Rissen aus einfachsten Materialien in Afrika am Strand. Alle 15 Jahre ein Neues, weil dann ist das Alte vergammelt. Nix Epoxy, nix Autopilot sondern Vollholz kalfatert. Der Hammer. Ich bin ganz begeistert, dass ich das Schiff mal live sehen kann (Ontong Java googeln, wenn man es unter Segel sehen will). Die Gleda kommt mir auf einmal voll High Tech und überkandidelt vor.







Linton Bay hat fast (no coffee) alles was Du brauchst…gute Pizza, Marineladen, Holzhändler. Brüllaffen brüllen uns aus dem Schlaf. Papageien scheissen uns auf den Kopf (gleich Lotto gespielt). Und mir wollten schon lange ein Bankerl für die Wasserkanister bauen. Demnächst müssen wir auch noch mal dahin zurück für Reparaturen. Hab gerade gesehen, das die alten Pinnen (verdammte Esche!!) wieder zum gammeln anfangen. Ist ja doch eher ein sicherheitsrelevantes Teil. Ach ja..Apropos Kaffee. Ich hab Cold Brew für mich entdeckt. Die Hipster haben das wieder ausgegraben. Kaffee ganz grob mahlen und im kalten Wasser 12-24 Stunden ziehen lassen. Nach 3 Wochen bin ich so weit das meine Frau den ersten Schluck nimmer ausspuckt („Dei Spühlwasser kannst selba sauffa“). Aber es wird. Genial auch, dass da kaum Säure drin ist. Mein Magen dankt. Ich glaub das ist für die Bordzubereitung (chacun a son gout) das Beste. Nur so nebenbei..



So… jetza unpackbar! Jahrzehnte gingen ins Land und mit gut über 50 (eher nahe 60) hab ich endlich Schafkopfen gelernt. Nicht in Niederbayern, nein in Panama. Meine Frau kann ihr Glück nicht fassen („Oh wie schön ist Panama“). Jetzt wird der Eingeweihte sagen: „Moment!, da braucht es schon vier Spieler“. Ja und was soll ich sagen noch so ein Glück, zufällig sind nämlich unsere alten Nachbarn aus Gräfelfing zu Besuch. Dass gerade Regenzeit ist schreckt sie nicht, außerdem ist das subba wenn es regnet, weil da kann man prima Schafkopfen. Ich kenn mich gar nicht wieder. Herrlich mit alten Freunden zu zocken. Ich streng mein Hirn auch richtig an und siehe da, die anderen ham null Chance. Ich sag Ihnen „Ihr könnts glei heimgehen“ und spiel a Solo, an Wenz und an Ramsch und überhaubt am liebsten mit der Bums und gewinn alles. Jetza muss ich natürlich gestehen, dass das nur ganz leicht übertrieben ist aber mein Coach (Frau) hat mir gesagt das dick auftragen beim Schafkopfen gaaaanz wichtig ist. Also eh klar der neue Meister hat den Luschen die Hosen runter gelassen. Ich sag zu meiner Frau: „Aus is du machst sicher den ganzen Abend keinen Stich mehr“. Darauf lacht sie und meint „So ein Schmarrn, wenn des wahr wird mach ich mir die selbe Frisur wie Du“… Na bitte, wer nicht hören will..





Der Haarschnitt von Andrea hat übrigens bei den Einheimischen für Begeisterung gesorgt. Der Babu (König) von Chichime hat gleich gemeint, Andrea ist jetzt die Hoffriseuse und er will auch einen Kahlschlag, hat aber dann kurz vorher an Rückzieher gemacht. Andrea hat ihm dann halt ganz angemessen nen klassischen Königspudelschnitt verpasst.

So ich glaub des wars… San Blas Reiseberichte gibts genug im Internet. Schee da, wie auf ner Postkarte. Recht viele Influencer hier die sich nur für eine Stunde herfahren lassen. Selfie machen, Mola kaufen zack und weiter. Ich häng jetzt noch meine Lieblingsfotos rein und dann hät mas wieder. Muss jetzt Schafkopf üben…. Ach ja die Flagge: Hängt auch auf dem Schiff, logo. Dauert ungefähr eine Woche bis es einen beim Anblick nimmer reißt, aber es handelt sich hier um ein Symbol für einen Oktopus. Des lassen die sich hier von am depperten Irren nicht versauen.











































































































































