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Ein neues Mäntelchen

Wir sind auf dem direkten Weg nach Split gesegelt und machen nur kurz in ein paar besonders schönen Buchten halt. Andrea bläst die Nebelhornmuschel von Luca und alle machen den Weg frei. In Split bekommt Gleda ein Mäntelchen für den Steuerstand und ein neues Sonnensegel. Der Bootssattler ist uns ja aus Deutschland empfohlen worden, weil kein Italiener sich erbarmt hat mit UV stabilem Garn zu arbeiten. Und man merkt auch sofort den Profi. Zur Vermessung des Schiffs bringt der gute Mann ein Gerät für 40.000 Euro mit. Dieses muss erst mal im Kajak an Bord gebracht werden, wird dann ganz wacklig an den Enden der Kufen aufgestellt und fängt dann an zu drehen, surren und blinzeln. Am Ende hat man ein millimetergenaues 3D Bild der Gleda. Nix mehr Maßband. So was wäre vor 30 Jahren bei der Hauptvermessungsübung in der Uni nett gewesen. Klick-Fertig.

Split ist… nett, wie halt alle kroatischen Küstenstädte. Alles sehr ähnlich. Wahnsinnig historisch, wahnsinnig viele Menschen. Je näher zum historischen Zentrum, desto mehr Disneyland und GOT. Da stehen dann auf einmal römische Soldaten mit links und rechts nem Touristen im Arm. Das selbe in Trogir. Eine kleine Stadt Stadt 20km nördlich. “It’s literally, like amazing” hört man immer wieder, aber für mich, ganz im Ernst, nur um fünf in der Früh. Zum Ausgleich fahren wir ab und zu in den Baumarkt (BAUHAUS). Wenig Leute, kühl und irgendwie heimelig. Was lässt sich noch über Split sagen? Der durchschnittliche Bürger ist Fan von Hajduk Split, hört gerne sehr laut kroatische Volksmusik (auch gerne Live bis um vier in der Früh) und ist sehr sportlich. Überall wird gerudert, gejoggt, geschwommen, gefußballert und Boule gespielt.

Ach ja…und ich ess echt gerne Croissants zum Caffè. In Kroatien ist das so: Es gibt keine Croissants im Caffè, oder es gibt welche – aber dann sind sie gerade ausverkauft. Man muss sie also selber mitbringen. Und was die Bäckereien da als Croissant anbieten, dafür braucht es schon sehr viel frühkindliche Prägung und Gewöhnung. Die einzige Rettung; LIDL. Ehrlich, Formidable… das so nebenbei. Danke LIDL.

Also, da die Podverkleidung mindestens 3 Wochen braucht (Betriebsurlaub, Stoffe kommen aus Italien), haben wir Zeit für einen Familienausflug. Der Vater von Nicole (die Frau von Andreas Bruder Tom) wohnt in Makaskar. Da fahren wir hin um Tom und unseren Neffen Leo an Bord zu nehmen. Goran (Nicoles Vater) ist bekannt in der Stadt und wir haben einen spitzen Liegeplatz direkt unter seiner Wohnung. Wir müssen nur eine Nacht zahlen und können liegen bleiben so lange wir wollen. Hört sich zu gut an um wahr zu sein? Dann ist es das auch. In der “Zeit” war gerade ein Artikel: “Wird Kroatien das neue Malle?”… und im Fall von Makaskar muss man sagen: Ja unbedingt. In der Nacht liegen die Partyboote zu fünft auf Päckchen und jeder spielt seine eigene Musik auf Volldampf. Um das zu übertönen kommt aus der Bar direkt am Liegeplatz kroatische Volksmusik Live mit doppelter Lautstärke. Und vor 4:30 ist hier nicht Schluss – Ehrensache. Wir feiern natürlich volle Kanne mit – Kleiner Scherz! Wir alten Leute packen Tom, Leo und eine Riesen Angelausrüstung ein und machen uns auf die Suche nach ganz ruhigen Buchten und den ganz ganz großen Fischen.

Gleda trägt uns durch die Adria mit von Leo bestellter Nachtfahrt von Hvar über Korcula, Lastovo, Vis zurück nach Hvar und Makarska. Tom, als ehemaliger Vorschoter zupft unsere Segel optimal und wir machen sogar gut Strecke gegen den Wind. Die ganz großen Fische haben wir nicht gefangen, aber viele kleine(re). Geschmack – Sensationell. Die Gleda hat auch ganz prima wie ein Fischerboot gerochen, da Leo unermüdlich war. Entweder mit der Angel in der Hand oder mit der Taucherbrille nach Muscheln suchend. Von fünf in der Früh, bis spät in die Nacht. Kinder sind so cool. Es war so schön endlich mal Zeit zusammen zu haben und ich vermisse jetzt die Abende an denen Leo uns am Ankerplatz unter den Sternen Harry Potter vorgelesen hat. Lieber Tom, lieber Leo, ihr wart die ersten Gäste und es war toll. Hoffentlich kommt ihr wieder.

Wir wären gerne noch in Makarska geblieben, aber selbst wo ein Wille ist…es geht halt echt nicht. Nach einer Nacht bist Du weichgekocht. Und daher – Obwohl der Wetterdienst Split starke Bora für die nächsten vier Tage mit Windspitzen um die 80kn (wie Capital Bra sagt: “Das ist kein frischer Wind, das ein Hurricane”) am Fuß des Biokovo (der Berg hinter Makarska) vorhersagt machen wir uns auf den Weg nach Brac. Goran meint die Uvala Rasotica im Osten ist Bora sicher und er hat natürlich recht. Zwei Boote können sich 1a in die tiefe Bucht mit den beiden Endarmen krallen. Wir haben zum Anker 6 Landleinen draußen aber es bleibt in der Bucht relativ harmlos, selbst als draußen die Bora tobt und Makarska kaum noch hinter fliegendem Wasser sichtbar ist.

Nach vier Tagen lockert der Sturm seinen Griff und wir dümpeln zurück nach Split. Das Mäntelchen und Sonnensegel wird angepasst, wir wandern jeden Tag 15 Kilometer durch den wunderschönen Marjan Park um die schwere mediterrane Kost abzuarbeiten. Also ich denke, zumindest es fällt unter mediterrane Kost, wenn man hier beim LIDL Weißwürste mit original Händelmaier Senf und spitzen Bretzen bekommt, oder? Also LIDL ist doch echt Hammer. Bayrische und französische Küche!

Hier die Bilder von der Verkleidung. Gleda ist jetzt wirklich fertig. 🙂

Ach ja… wo wir gerade sind kann man unter dem Link oben “Jawosamma” verfolgen.

2 Kommentare

  1. Sylvia Weiland Sylvia Weiland

    Huhu ihr Lieben, ich hab dafür keine Worte…wenn man das liest und die schöneren Bilder sieht, möchte man direkt dabei sein. Ihr lebt euren Traum und das ist sooo großartig.
    Macht weiter so und lasst uns daran teilhaben!
    👍

    • Mic Mic

      Du bekommst auch bald wieder eine Postkarte. Aus Corfu

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