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Monat: Juli 2023

Juhuuu, oder alles läuft absolut exakt wie geplant.

Yes, Yes, Yes!!!! Arme in die Luft werf. Wir sind im Wasser. Unfassbar. Endlich. Es ist fast surreal nach so langer Zeit in der Werft. Monatelang war –zumindest ich- nirgends anders als am Bauplatz. Es kommt mir ein wenig so vor wie die Flucht aus Alcatraz. Es ist dann natürlich alles gut gegangen. Der Tiefenmesser ist dicht, was erstaunlich ist. Dicht machen ist nicht meine Spezialdisziplin. Wer den Siphon im Bad von uns mit dem 3kg Dichtmasseknödel kennt, der weiß was ich meine. Jetzt liegen wir in der Stella und können unser Glück nicht fassen. Danke Alex für das Video, danke Connor für die tollen Fotos 🙂 Ich selber war so nervös, hab nix dokumentiert. Aber es war toll, alle waren da. Connor, Valeriya, Marcel, Alf, Peter und Peter, Alex und sogar Luca unser ehemaliger Kraner und Werftspezl hat sich Urlaub genommen und eine Flasche Schampus gebracht. Danke dass ihr dabei wart.

Also, soweit alles genau nach Plan. Den weiteren Ablauf hatte ich so geplant:

Wir fahren die Stella runter ohne aufzusitzen (Habe ich bei der Hinfahrt erledigt). Check

Ich verlasse heimlich die abgesteckte Fahrrinne in der Lagune um die Aufmerksamkeit der Crew zu testen. Test bestanden. Bei nur noch 1.5m Wassertiefe fällt Andrea auf, das die roten Markierungen auf einmal links statt rechts von uns sind. Wir schaffen es noch locker zurück. Check

Sobald wir das offene Meer erreicht haben wollte ich eine Boje mit einer der Motorgondeln rammen um zu testen, ob der neue Arretierhebel für die Boxen massiv genug ist. War nicht leicht eine zu finden, hat dann aber doch geklappt. Es hat wunderbar einen ordentlichen Schlag gegeben und der Hebel hat gehalten. Super. Check.

Dann kamen die Seatrials. Um das Boot unter widrigen Umständen beurteilen zu können, wollte ich mindestens ein Gewitter und eine starke Bora bei Nacht erwischen. Das gelingt nur durch exzellente meteorologische Planung. Das Gewitter kommt dann mit perfektem Kurs nach Umag genau über uns drüber. Ohne Segel machen wir fast 8 Knoten Geschwindigkeit. Wir sind zufrieden und die Gleda ist sauber.

Dann liegen wir drei Tage an der Mooring in Umag um auf die Bora zu warten (leichte Planungsschwäche). Aber jetzt lustig: Wir gehen in Umag Einkaufen und da sitzen doch glatt Bekannte aus Kloburg beim Kaffee. Und noch lustiger. Die machen hier nicht etwa Urlaub, sondern sie haben sich ein Schiff gekauft um damit die Welt zu bereisen. Macht anscheinend jeder. Ein 14m Pott, ganz anders als die Gleda. Mit Waschmaschine und Tauchkompressor. Auch cool.

Nach drei Tagen dann der Härtetest. Wir legen morgens ab damit wir um ca. drei Uhr Nachts die Bora in der Düse der Kvarner Bucht erwischen . Der Wind kommt erst aus West, schläft ein und dreht dann blitzartig auf Ost. Gleda beschleunigt von 1 auf 14.5 Knoten in 20 Sekunden. Na bumm. Ich finde das kann sich sehen lassen und langt erst mal. Wir reißen Haupt und Vorsegel runter und fahren nur mit der Fock und 8-9 Knoten Speed Richtung Ilovic. Alles kracht hämmert und scheppert. Die Wellen sind -glaub ich- sehr hoch. Kann ja nix sehen, ist stockfinster. Aber ab und zu stecken wir in eine Kreuzsee. Das ist wie gegen die Wand fahren. Und jetzt mal ein Riesenlob an die Crew. Andrea ist sowas von tiefenentspannt und das obwohl sie auch noch gerade das Rauchen aufhört. Also fetter Respekt, weil eine Kaffeefahrt war das nicht.

Ja ok… Ironie aus. Hat ja eh jeder gemerkt, dass ich hier ein wenig geschwindelt hab (oder wie meine liebe Schwiegermutter sagt: „Da hab ich einfach eiskalt gelogen“). Aber ich weiß auch nicht wie ich weitere Skippervergehen schönreden soll. In Ilovic mussten erst mal dringend die Wanten und halt auch das Vorstag durchgesetzt werden. Die Masten haben bei dem Trip wie verrückt gearbeitet und unter dem starken Wind und Wellengang haben sich die neuen Wanten stark nachgedehnt und gelockert. Also nachspannen…So, was soll ich sagen. Ich hab fast den Vormast umgeschmissen. Beim Versuch ein neues Spannseil einzusetzten (Details erspar ich) hab ich das alte das die Fock hält äääätwas gelockert. Hab ich auf der Werft ja auch mal gemacht. Ich wusste ja der Mastfuß wird durch eine fette Schraube gehalten die in einer einepoxierten Langmutter im Mastfuß befestigt ist. Und genau. Es macht einen Schlag. Die Mutter bricht aus und der Mastfuss springt nach vorne. Er sitzt so gerade noch auf seinem Podest. Wenn er runter wär… Jessas. Mast und Schotbruch, hat mir glaub ich irgendein Sauhund gewünscht. Der wär auf jeden Fall zur Verantwortung gezogen worden. Oh Gott. Aber Glück im Unglück. Wir haben sofort mit Taljen das Vorstag wieder durchgesetzt. Ein Loch in den Mastfuß gebohrt und ihn mit Winsch und Talje und einem Dyneemaseil wieder zurückgeholt. Mehr Glück als Verstand. Und natürlich war das schon doppeltes Glück. Die Schwachstelle mit der Mutter hätte ich nicht mitten auf dem Ozean finden wollen. Jetzt wird der vordere Mastfuss durch ein fettes Dyneemaseil gesichert (später kommt da eine Gewindestange durch) und der hintere hat jetzt ein Brett vorm Kopp und kann auch nicht weg. Big Uff. Bilder von dem Bora und Mastdrama hab ich keine. War einfach zu viel Action und auch zu dunkel.

Ansonsten war es schön in Ilovic. Wir sind jetzt auch echte Profiangler. Na ja, fast. Ein uralter Fischer hat uns in der Früh zwei Wolfsbarsche verkauft und Andrea hat sie mutig ausgenommen (das erste Mal). Und ich hab mutig zugeschaut. Andrea hat die beiden dann in unseren Offen gepackt. Sensationell. Wirklich. Danke dem Koch. Und danke auch, das Andrea die Last von meinen Schultern nimmt als Einziger Fehler zu machen. Beim Ablegen steht sie am Bug und reißt and der Mooringleine, die auf Slip an der Boje ist. Klemmt irgendwie. Nach dem Motto: Mit Gewalt geht alles und einem beherzten Ruck kommt die Leine auch super frei. Andrea bewegt sich waagrecht in der Luft nach hinten, bleibt kurz verblüfft schauend in der Luft über dem Wasser stehen (wie der Coyote beim Roadrunner) und taucht dann stilvoll ein.

Jetzt sitz ich wieder bei Nacht unter Segeln auf der Gleda und tippe. Andrea schläft. An Backbord zieht ganz langsam Dugi Otok vorbei. Der Wind kommt genau von hinten und wir dümpeln ganz gemütlich unter Schmetterlingssegeln und 3 Knoten dahin. So soll das sein. Und solange wir dazulernen wird alles gut. Das Bild ist natürlich wo es noch hell war.

2 Kommentare

a bissi aufregend…

Es ist jetzt klar. Als Segler bin ich noch grün hinter den Ohren. Und da muß ich mich schon für schämen. Vor zwei Wochen habe ich das letzte Mal Coppercoat geschliffen – vor zwei Wochen! Ich reinige mich ja wirklich jeden Tag, aber wohl nicht voll umfassend. Andrea ist dann eines Tages aufgefallen, das mein Ohr innen grün schimmert. Was soll ich sagen.. ich hatte immer noch eine wunderschöne Kupferoxidschmalz Patina in den Ohren. Na ja: Schwamm drüber, hahaha.

An dieser Stelle möchte ich auch auf ein zugerufenes Feedback von Alf das mich auf dem Weg zur Toilette erreicht hat (ein Leserruf?) eingehen. Das war ungefähr so: „He Alter! Hast Du mein Schiff Syphillis genannt?“ Er hat dabei aber noch freundlich gelacht, sonst hätte ich etwas Angst gehabt. Und ich glaub das hab ich wohl auch in einem alten Eintrag gemacht. Also zur Richtigstellung: Das habe ich nur geschrieben um Pepp in den Beitrag zu bekommen. Von Syphilis oder Physalis war nie wirklich die Rede und ich möchte mich in aller Form und vollumfänglich Entschuldigen. Das Schiff heißt jetzt -sehr schön- EOS.

Ansonsten geht es rasend schnell dem Ende entgegen. Dem Werftzeitende. Irgendwie möchte ich auch gar nicht mehr über Arbeitsfortschritte schreiben. Der Blick ist nach vorne gerichtet, auf neue Horizonte. Also ganz kurz… die Elektrik, die Motoren, die Steuerung, laufendes Gut, Gas, etc sind eingebaut und tausend andere Dinge. Da müssen ein paar mickrige Bilder herhalten. Wir arbeiten nur noch am Feinschliff.

Es ist so ein bisschen wie beim Abi. Man arbeitet lange drauf hin, und dann hat man es auf einmal und man fragt sich …was jetzt. Tja…jetzt müssten wir dann erst mal ins Wasser. Da die Werft aber innerhalb von zwei Monaten drei Kraner „verschlissen“ hat gibt es derzeit keinen ausgebildeten Kranfahrer. Es spielen sich abenteuerliche Szenen beim Kranen ab, Schiffsschaukel Hilfsausdruck. Irgendwie wird es gut gehen, aber a bissi nervös sind wir jetza doch. Am 21.7 (nächste Woche!) haben wir einen Termin, also Daumen drücken.

Ach ja… eine lustige Anekdote noch zum Schluss. Wir sitzen mit anderen Leuten von der Werft in der Kneipe und die haben auch einen Freund dabei. Im Gespräch fragt der uns was für ein Schiff wir haben. Wir: ne Tiki 38. Er: Kenn ich hat mein Bruder auch mal gebaut. Jetzt muss man erwähnen, das wir manchmal zurückdenken an einen Automechaniker in Sixthaselbach, der uns vor 30 Jahren mal was repariert hat. Der hat uns damals ganz Stolz gezeigt, das er sich ein Katamaran baut. Wir fanden das lustig, aber leider hat der Funke nicht übergeschlagen. Aber wir denken uns immer…das muss ein Wharram gewesen sein, was sonst. Konnten den Typ aber nicht mehr finden. Also darauf Andrea: Hahaha, aber der kommt nicht aus Sixthaselbach, oder? Er: Doch!. Wie cool ist das. Wir haben den Bruder dann gleich angerufen. Er hat sie fertig gebaut, drei Jahre gesegelt und sich dann mit einer Olivenbaumplantage in Kalabrien niedergelassen. Ist eh klar: Da fahren wir noch dieses Jahr hin.

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