Gleda lag also in Cartagena. Wir waren ja ein paar mal da um zu sehen ob Gleda nicht ohne uns vor sich hingammelt (nur ein bisschen). Und ich muss sagen, Cartagena ist wirklich schön. Die Altstadt toll und unvergesslich die Semana Santa mit den ganzen Kapuzenprozessionen. Sehr mystisch. Aber Gleda musste da weg. Aus dem Wasser raus, damit ich alles zerlegen kann. Damit ich meinem Fäulniskontrollzwang nachgehen kann.
Unser Ziel war die Marina Stella bei Lignano. Von vielen (danke Werner) empfohlen, günstig und voll von Wharram Kumpeln die mehr, weniger oder gar nicht mehr geliebt werden. Vor allem, Schwups, in 5 Stunden von Wien aus erreichbar. Um dahinzukommen muss man halt fast das gesamte Mittelmeer durchqueren. Gleda war eigentlich so weit seetüchtig. Die Pinnenstange aus Esche hab ich durch ein Carbonrohr ersetzen müssen. Esche kann man beim gammeln, meist ausgehend von Bohrlöchern fast zusehen. Das restliche Eschenholz (Gaffeln, Pinnen) schien aber unter der Farbe OK zu sein.
Die Dramaqueens waren eindeutig die Motoren. Alter, solche Zicken. Wann sie ansprangen, oder besser einfach spontan ausgingen war nach Tagesform abhängig. Ich hab beide fast komplett zerlegt, gestreichelt, zugeredet. Die Vergaser ins Ultraschallbad eingeladen. Und dann liefen sie auch wieder. Dachte ich. Just in dem Moment wo es draufankommt, z.B beim Probetörn im Strömungskanal unter einer Hubbrücke -Aus. Selbst das sanfteste Gemüt möchte den Motor dann einfach ins nasse Grab schicken. Zum Glück hat uns der Wind sanft an eine Kaimauer direkt vor eine Bar gedrückt. Der Barman hat gleich ein Bierchen für die Nerven gezapft als er uns antreiben sah. Ich hab’s wieder und wieder versucht. Sogar einen Mechaniker bemüht. Nix zu machen. Das waren Tohatsu 9.8 Aussenborder, eigentlich gute Dinger, aber zu viele Jahre unbenutzt gewesen.
Um als Segelanfänger (wir haben vielleicht in der Summe 3 Monate gechartert) durchs Mittelmeer zu fahren wären zuverlässige Motoren aber ned so schlecht. Das Mittelmeer ist nicht ohne. Entweder zu viel oder gar kein Wind und wenn zu viel dann von vorne sagt man (so schlimm wars dann nicht). Hilft also nix. Neue Quirls müssen her.
Von den Leistungswerten geht nix über die Yamaha 9.9 Schubmotoren. Ausgestattet mit einem Riesen 12 Zollpropeller und der passenden Übersetzung. Genau das richtige für Boote wie die Gleda. Das Problem: Haben nen Vergaser. Von Vergaserträumen bin ich schweißgebadet aufgewacht. Einspritzer von Suzuki haben einen guten Ruf. Wenn die Einspritzeinheit hin ist, kann ich es zwar nicht selber richten, aber meine Vespa ist in 13 Jahren niemals nicht angesprungen. Sogar bei -18 Grad und mit dem ganzen Ethanolzeugs im Benzin und die ist auch noch ne Italienerin und kein Japaner.
Timing war dann alles. Die Überführung nach Italien sollte so 6 Wochen dauern. Der erste Nachlockdownflug nach Cartagena war am 1. Juli. Andrea wollte am 15.Juli zum Ablegen nachkommen. Zwischendrin musste alles am Schiff geprüft, nachgezogen und wo nötig ausgewechselt werden. Ja und natürlich neue Motoren verbauen. Fast unglaublich, das da alles gepasst hat. Spedition hat pünktlich geliefert und auch noch die richtigen Teile (Fernbedienung, Seilzüge, Schubpropeller etc.). Noch unglaublicher, das ich es geschafft habe alles zu verbauen ohne Einzelteile im Hafenbecken zu versenken. Als beide dann auf die erste Millisekunde nach dem Drehen des Schlüssels angesprungen sind, war das ein bisschen wie Sex.
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