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Monat: Juni 2024

Immer wieder, immer wieder, immer wieder Österreich

Der Titel entspringt drei Kaffee und meiner akuten Euphorie. Wie ich mich niedersetz und mit dem Blog anfang hat Österreich gerade in der EM Polen mit 3:1 betoniert und Baumgartner jubelt Rangnick die Brille weg (Zitat Kronezeitung). Mir warn Public Viewing in einer Bar an der Ostküste von Sardinien, vor uns ein polnisches Pärchen. Die ham schön blöd geschaut, obwohl wir ihnen schon vorher gesagt haben das des a Watschn gibt. Ja mei. Mit Fußball hab ich ja sonst nix am Hut, aber nach 17 Jahren Österreich verändert sich vielleicht leicht das Erbgut und ich find die rot-weiß-roten Buam einfach geil. Ich bin mir gerade sicher: Mir (also wir Österreicher :)) werden Europameister.

So, wo waren wir sonst stehen geblieben… Stromboli. Und von da weiter nach Salina und dann runter nach Sizilien auf das wir bei Capo d’Orlando aufschlagen. Hier noch mal ein Routenausschnitt zur besseren Vorstellung:

In Capo d’Orlando treffen wir nen saunetten Friseur und noch netteren Schuster. Wir sitzen mal wieder vor dem Waschsalon, ein zentraler Anlaufpunkt in jedem Dorf, weil wir waschen so oft es geht. Salz ist immer und überall und macht alles klamm und so ein frisches Bett ist dann ein Hochgenuss. Vor dem Waschsalon wachsen Orangen. Ich pflück eine für Andrea. sie beißt genüsslich rein und ums Eck schallt aus dem Friseursalon „Amaro!!“. Ich seh an ihrem Gesicht – „süß“ heißt das nicht. Bitter sind die Bitterorangen, aber der Friseur ist ganz süß ,rennt gleich und bringt ihr eine dolce Orange zum Nachspülen.

Auf der Suche nach einem Lederfett für Andreas Rumpeltasche landen wir bei einem kleinen Schusterladen. Andrea ist ganz Happy und greift sich gleich eine Packung Fett und will zahlen, hat aber die Rechnung ohne das Schusterehepaar gemacht. „Für die Tasche?, Nein die verkauft ich euch nicht. Basta“. Ganz, ganz falsch wär die (Augenroll). Wir bekommen einen langen Fachvortrag auf italienisch und dann rennt er los und holt das richtige Produkt. „Aus Deutschland!“ Das beste Fett!. Er macht gleich eine neue Tube auf und gibt eine Einweisung auf einem Probeabschnitt der Tasche mit den genauen Bewegungsmustern für professionelles Fetten. Aber auch die dürfen wir nicht kaufen, weil – ist ja schon offen, also rennt er wieder, holt eine neue und wickelt sie zärtlich in Zeitungspapier ein. Eine halbe Stunde später und mit dem kleinen Einfettdiplom in der Tasche verlassen wir glücklich den Schuster (ich glaube er ist auch glücklich).

Langsam arbeiten wir uns dann an der Nordküste entlang nach Palermo. Palermo ist ein guter Absprung nach Sardinien. Mindestens 5 Tage soll es dauern bis sich ein günstiges Windwetterfenster öffnet. Also bleiben wir und was uns beiden echt Spaß macht ist Rollerfahren. Wenn wir ein paar Tage wo sind besorgen wir uns eine Vespa. In Palermo musste ich meinen bei 50.000 km erworbenen Fahrstil aus Wien erst mal anpassen, um nicht unangenehm als Tourist aufzufallen. Also übe ich: Der Blinker wird nicht angefasst, mindestens alle 30 sec kurz hupen. Entgegen der Fahrtrichtung durch Einbahnstraßen oder einfach gleich über den Bürgersteig. Auch wichtig, der Ellbogen muss immer gut durch einen Helm geschützt werden (auf der Busfahrt zum Vespaverleih sind wir auch sizilianisch schwarz gefahren, aber eher weil wir für das Ticketsystem zu doof sind).

Jetzt gleich das Fazit: Palermo ist ein echtes Drecksloch mit Charme. Ein bisschen wie eine Kulisse für einen Endzeit oder Zombiefilm. Überall Dreck auf der Straße und stinkende überquellende Mülltonnen, die Häuser schwer renovierungsbedürftig aber mit geilen Graffity und an jedem Balkon hängt die frische Wäsche über den Tomatenpflanzen am Balkon. Es sieht tatsächlich aus, als ob ein Filmkulissenbauer das mit ganz viel Liebe erschaffen hätte. Viele ganz bunte Märkte bei denen der frische Fisch vor deinen Augen für dich gegrillt wird. Wenn man da mit der Vespa durchfährt wechseln sich die Gerüche ganz schnell ab. „Hmmm-Uähhh-Hmmm-Uähhh-Hmmm etc“. Die Bilder unten werden den Eindrücken natürlich einfach nicht gerecht. Man beachte aber mal das erste Bild! Es muss so was wie einen bayrisch-sizilianischen Bund geben. „Gelbwurst“ hat da einer gesprüht. Das hat echt Klasse.

In Palermo haben wir jetzt auch endlich mal Andrea durch eine MRT Röhre geschoben. Die Rückenschmerzen vom Sturz im Niedergang wollen einfach nicht besser werden. Das Ergebnis wurde gleich an unsere Spezialisten weitergeleitet. Thomas, der Arzt unseres Vertrauens, gibt 30min später Entwarnung (solche Arzttermine gibt’s daheim nicht!). Nix Schlimmes, der Rücken ist halt einfach dem Alter (>20 Jahre) entsprechend ähhh -alt- und das wird einfach dauern. Die beste Schwiegermutter schickt einen Physioplan, alles passt. Danke euch beiden! Außerdem hat meine Chefanglerin in Palermo die ersten Fische seit langem aus dem Wasser gezogen. Stilecht mit Parmesan als Köder. 🙂

Nach 5 Tagen war der Wind da, die Überfahrt nach Sardinien hat geklappt. Wir haben uns an endlosen leeren Stränden mit Pulversand bis kurz vor Olbia hochgearbeitet, weil heute kommen Ben und Livia zu Besuche und wir freuen uns riesig. Deshalb mach ich jetzt hier auch Schluss. Viel gibt es nicht zu berichten, außer vielleicht das eines Nachts ein paar Möwen eine Kackparty auf der Gleda gemacht haben. Ca. 20 Stück, haben sich überall hingesetzt, alles vollgeschissen und als ich aus der Kabine raus bin haben sie mich ausgelacht und sind weg. Saubande! Ach ja und vorhin haben wir am Strand in einer Bar Wham-russisch Roulette gespielt. Das geht so: die Bar spielt eine Wham best of CD und du weist aber nicht wann „Last Christmas“ kommt und man besser ausgetrunken hat und am besten schon weg ist. Espresso mit Nervenkitzel. Gebastelt hab ich wie immer a bissi. Die Bullaugen sind neu verklebt:

Der Flieger ist gelandet, daher zackig Schluss jetzt mit einem Sonnenuntergang in Sardinien.

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Sixthaselbach und Le grand bleu

Hab ich die Geschichte eigentlich schon erzählt? Ich glaub ja, aber wurscht, weil sie gehört jetzt hierher… sie geht so: Vor ca. 30 Jahren (jeckerl) waren wir mal bei einem entfernten Bekannten von Natalie in Sixthaselbach (ein Nest weit, weit weg auf dem Land im Münchner Norden bei Moosburg an der Isar) um den alten Golf 1 von Andrea reparieren zu lassen. Der Mensch der das gemacht hat hieß Reinmar und war deutlich hipper als wir, weil! er hat in seiner Scheune ein Schiff (Katamaran) gebaut, das er uns im Rohbau stolz wie Bolle präsentiert hat. Wir durften auch reinkraxeln und waren schon begeistert, aber halt zu der Zeit noch nicht enthusiasmiert – so jung und gar nicht wild war ich damals. Das war dann auch leider der erste und einzige Kontakt den wir hatten. 30 Jahre später mit Atemmaske auf dem Schädel und Schleifstaub in jeder Pore, da ist uns der Reinmar, der Typ mit dem Holzkatamaran, wieder eingefallen. Jetzt klar, folgern wir messerscharf – das muß ein Wharram gewesen sein! Leider fruchtet kein Versuch ihn ausfindig zu machen. Wir sind natürlich scharf drauf zu wissen, ob er fertig gebaut hat und auch losgefahren ist und ob das Schiff irgendwo liegt. Natalie hat leider auch keine Idee und so vergessen wir ihn wieder bis, ja bis wir eines lauschigen Abends mit Bekannten von der Werft bei Mauro in der Dorfkneipe sitzen und die noch einen Bekannten mitbringen. Der ist gerade mit seiner 40 Jahre alten BMW über die Alpen gekommen um die beiden zu besuchen. Irgendwann fragt er was wir da so bauen. Wir: eine Tiki 38, nen Wharram. Er: So einen hat mein Bruder vor 30 Jahren auch mal gebaut. Wir: Aber ned in Sixthaselbach, oder? Er: Logisch, der Reinmar hat die Amata in Sixthaselbach gebaut. Die Welt ist halt doch ein Dorf. Mir ham ihn natürlich gleich angerufen. Und das ist auch lustig… Reinmar und Christina haben sich in Rocella Ionica, unserem nächsten Stopp nach Crotone niedergelassen da war die Gleda vor 4 Jahren schon mal und da haben wir die beiden jetzt besucht. Fotos damals und heute.

Amata ist leider seit drei Jahren verkauft, die beiden leben aber traumhaft am Berg über dem Meer und haben uns wie alte Spezl aufgenommen. Wir kennen uns ja sonst gar nicht. Sie haben uns zum Supermarkt chauffiert, dann ein fettes Essen kredenzt und wir ham uns sauwohl gefühlt und den Geschichten ihrer Reise gelauscht. Das mit dem Segeln war damals schon was für ganze Männer (und Frauen). Nix GPS, nix Wetter per Satellit, da kommst du schon mal in fette Stürme. Also so richtig fett. 11 Bft in der Adria und 10m hohe Wellen bei der Rückfahrt aus der Karibik über den Nordatlantik. Alter, da muss man Eier haben und einen Wharram.

Noch ein schönes Foto beim Abstieg vom Berg der beiden zum Meer gemacht. Typisch für die Gegend:

In Bova Marina ist uns dann auch noch was komisches aufgefallen. Beim Blick nach oben musste ich feststellen, das der vordere Mast aber so gar nicht nach vorne zeigt. Er guckt eher so 45 Grad nach Backbord. Ich denk noch: Guck mich nich so schräg an, hab ich dich schief eingebaut? Die Antwort ist nein. Ich hoffe das hat niemand ernsthaft in Erwägung gezogen. Also muss es ihn bei der stürmischen Überfahrt aus Griechenland verdreht haben. Tatsächlich stellt sich raus das der Stift im Mastfuß der das verdrehen verhindern soll abgeschert ist. Mit reinem Testosteron drehst Du den jetzt nicht zurück (ich hab’s echt versucht), also haben wir zwei 6-fachTaljen angeschlagen bei denen ein Seil um ein Gummi um den Mast gewickelt ist und haben ihm mit brachialer Gewalt schön langsam den Kopf wieder gerade gerückt. Dann noch zwei A4 Bolzen durch den Mast in den Mastfuß und jetzt ist hoffentlich a Ruh. Wir haben auch mal wieder Wasser gemacht. Ein kleines Video, das man mal sieh wie easy das geht.

Sturm gibt’s bei uns derweil keinen. Mir schieben uns in Zeitlupe an der kalabrischen Küste nach Westen. In Bova Marina gibt’s noch a Mal an Stopp vor dem Sprung nach Sizilien. Auch wieder so ein typisch kalabrischer Ort. Tourismus Fehlanzeige. Sozusagen ein Tourismus Cold Spot. Arm, marode aber belebt mit unglaublich freundlichen Leuten. Was jetzt schon auffällt, weil hier wechseln sich Tourismus Hot Spots (Taormina unser nächster Halt) und Cold Spots schön regelmäßig ab, ist folgendes: Je ärmer der Ort, desto netter die Ureinwohner. Je reicher desto gestresster die Leute. Hört sich jetzt komisch an von so einem radikalliberalen Kapitalismusverfechter wie mir, ist aber so. In Bova Marina haben mich auch im Caffè am Dorfplatz ein paar junge Leute (Oh Gott, so einen Ausdruck verwende ich mit 55 zum ersten Mal) fürsorglich in ihre Mitte genommen und mir dann den Tipp gegeben in Sizilien Taormina anzusteuern, was sich als Hit rausgestellt hat. Hier noch zwei Impressionen aus Bova Marina. Die Tankstelle ist doch Klasse – seit 50 Jahren unverändert, und die kalabrische Mafia hat Liquidationssonderangebote (wenn mich mein ausgezeichnetes Italienisch nicht täuscht). War aber geschlossen, sonst hätte ich hier Preise nennen können, wenn jemand Bedarf hat.

Taormina hat mir jetzt erstmal nix gesagt, aber Andrea schon. Die hat gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd. Hier wurde einer ihrer (Jugend)Lieblingsfilme gedreht. The Big Blue – Im Rausch der Tiefe. Wir haben also gleich das ganze Programm abgespult. Den Film noch mal ansehen, mal kurz Luft anhalten und auf 120m Tiefe abtauchen (lol) und ein Foto im Restaurant machen wo Jaques, Enzo und die seltsame Frau Spaghetti essen (ist jetzt ein super super Luxusrestaurant. Man hat uns 3 Minuten für das Foto gegeben, dann aber husch husch wieder ab ins Körbchen).

Das Sahnehäubchen war aber die Überfahrt nach Taormina. Im Film kommen ja viele Delfine vor und wie bestellt begleiten uns die ersten Delfine auf der ganzen Reise. Ein Traum.

In Taormina haben wir eine Woche auf Wind nach Nord gewartet und sind dann durch die Straße von Messina. Da geht’s zu wie am Stachus. Ständig Fähren aus allen Richtungen, der totale Stress, also haben wir uns gedacht das wär doch eine Spitzengelegenheit das mit dem Spinnaker noch mal zu üben. Sozusagen Training unter Beschuß. War dann auch spannend. Er hat sich erst ein paar mal um das Vorstag gezwirbelt, aber wir haben es souverän gelöst und haben uns von dem blauen Lappen nach Stromboli ziehen lassen.

In Stromboli war jetzt nix aufregendes. Sprich der Vulkan wollte nicht ordentlich ausbrechen für unsere Unterhaltung, aber in der Nacht kann man ihn glühen sehen. Ich checks nicht wer sich hier die wunderschönen und liebevoll gepflegten Häuser und Gärten anlegt (z.B. die Dudes Dolce und Gabana) wo es dir doch das ganze Haus jederzeit unterm Arsch wegblasen kann. Noch ein paar Impressionen vom Stromboli und Max dem Barkeeper (heiß wie ein Vulkan) und das wars für diesmal. Mir san schon weiter Richtung Palermo.

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