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Schlagwort: Balearen

Scheiss drauf! Malle ist nur einmal im Jahr…

…. oder wenigstens einmal im Leben. Also, scheiss drauf: wenn wir schon auf den Balearen sind, dann muss man sich halt am Riemen reißen und einmal zum Ballermann. Ist für mich ein schwieriger Gang. Bin da so was wie eine Spaßbremse. Trinke nicht, rauche nicht, nehm auch sonst keine Drogen und bei der Musikauswahl bin ich auch eher intolerant was Hüttengaudi anbelangt. Andrea ist da deutlich flexibler (Beweisvideo weiter unten). Aber was soll ich sagen, die große Überraschung: der Ballermann war das absolute Highlight der Balearen. Das mal vorweg.

Als endlich der Wind da war (man kennt das ja schon… kein Wind, oder zu viel aus der falschen Richtung) haben wir uns Pizza und Cappuccino-technisch von Italien nach Spanien downgegraded. Gerade was den Caffè anbelangt war es wohl doof Italien an den Anfang der Reise zu stellen. Die Latte (hahaha Wortwitz) liegt jetzt für alle anderen Länder zu hoch. Man kann schon Glück haben, aber oft ist das nicht. Und die erste Pizza in Spanien hat mich auch sofort auf Tappas umschwenken lassen. Bin ja total weltoffen.

Man sieht schön an der Karte, wie wir unsere Route bei der Überführung nach Italien vor vier (oder fünf) Jahren kreuzen. Bald sind wir in Cartagena, wo alles angefangen hat und dann befahren wir neue Gewässer. Kurs immer so das die Sonne hinter uns auf- und vor uns untergeht.

Also, was kann man über Menorca sagen? Ruhig, sehr viele Franzosen (das ändert sich aber sowas von schlagartig auf Mallorca). An der Südküste geile Buchten. Die Cala Coves ist der Hammer. Vor 2000 Jahren hats den Leuten da anscheinend auch schon gefallen und sie haben Wohnhöhlen in die Felsen gedroschen, teils mit verzierten Türstöcken. Die meisten sind zugänglich. Andrea findet vor einem alten Haus das an die Höhlen gebaut ist einen armen alten Stuhl, den keiner mehr lieb hat. Da hat er jetzt Glück gehabt, denn er wird von ihr sensationell renoviert. Sehr aufwendig mit Dyneemanetz und einer wirklich stylischen Schnürung. Er soll auf der Gleda bleiben, für Stuhlyoga oder so was. Ich bin ganz tapfer und sag erst mal nix dazu. Nach ein paar blauen Flecken an den Beinen meiner Frau („überall steht dieser Stuhl im Weg“) darf er dann aber doch in seiner Heimat bleiben. Irgendwer wird Augen machen…

Wir bleiben dann auch fünf Tage, woanders könnte es ja eventuell schlechter sein. Jeden Tag gehen wir eine Stunde über den Eselsweg (Fernwanderweg rund um die Insel, wunderschön) in den nächsten Ort, Cala en Porter zum Einkaufen und zum Gebeine bewegen. Cala en Porter ist gespenstisch. Lauter Ferienhäuser hinter riesigen Mauern. Auf den rechtwinklig angeordneten Straßen fast kein Mensch, alle liegen am Strand und braten. Und dann, ohne scheiß, haben wir drei Tage lang die exakt selben (und einzigen) Begegnungen auf der Straße. Immer an der gleichen Stelle. Wie bei täglich grüßt das Murmeltier. Ein Lieferwagen der uns grüßt, dann zwei Ecken weiter kommt von links der rot-metallic Mazda um die Ecke und dann…. der Hammer steht immer am selben Parkplatz ein Stuttgarter BMW mit einer Frau drinnen die laut telefoniert. Drei Tage lang, Kein Witz.

Sonst ist auf Menorca nicht so viel passiert. In Porto Colom sind die Einheimischen entspannt bei der Siesta und in Ciutadella wird alles sehr fröhlich sauber gehalten. Guckst Du:

Dann gibt Mallorca einen spitzen Einstand. Als sich unser Anker das erste Mal im Norden der Insel in den mallorquinischen Sand gräbt, werden gleich alle Register gezogen. Nur noch Deutsche wie aus RTLII. Am Strand stehen zwei Holzhütten und ich denk mir: Supi da gibts wenigstens nen Capuccino. Falsch. Einen Jägermeister gibts da. Beide Hütten haben ein Geweih auf dem Dach. Das ich das nicht gesehen hab, beziehungsweise gehört. Weil: schon von weitem ist deutsche After-Ski Musik zu hören („Mamaaa Lauda“, das kenn ich sogar weil ich es mal mit der Anouk im Auto hören musste. Vater des Jahres). Wie die Musik da so wumpert und alle gut drauf sind, werde ich fast hineingesogen und bestell nen Meter Jägermeister zum Lunch. Haha Scherz….Also probier ich es im Restaurant. Beim Betreten schwant mir nichts gutes. Da sitzen an einer Bierbank vier Väter gegenüber von vier Töchtern. Alle Väter haben eine Maß Bier vor sich und alle Töchter einen Berg Pommes und alle starren apathisch in ihr Handy. Der Barman fragt mich auch gleich „Cerveza?“. Nee, Capuccino oder Caffe con leche oder so was will ich, por favor. Sagt er: Kaffe hat er nicht, trinkt hier keiner. Also mach ich mich desillusioniert auf den Weg zurück. Wie ich an den Strand komme stehen auf einmal alle auf und kommen mir entgegen. Hunderte rotgebrannte gleichzeitig. Eine indianische Karawane. Warum machen die das plötzlich? Die Uhr zeigt 17:45. Vielleicht eröffnet um 18:00 das AllYouCanEat Buffet in den Hotelbunkern hinter mir. Ich weiß es nicht.

Also wenn das hier so ist, denken wir, dann können wir auch gleich nach Palma fahren. Da gibt’s zumindest alles was man braucht. Supermärkte direkt am Strand, Tappas Bars, Motorradverleih, Sportsbars um olympischen Basketball zu gucken und auch das beste deutsche Gesundheitssystem. Andreas Rücken wird einfach ned besser und ich mach ihr jetzt doch noch mal nen Live Termin beim Arzt aus. Da sie nicht so gerne geht, locke ich sie mit einem BBL Teamarzt (BBL=Basketballbundesliga). Da haben die beiden was zu tratschen während er ihr eine Spritze zehn Zentimeter in den Rücken treibt, sie chiropraktisch verbiegt und ihr mehrere Übungen zeigt. Heute angerufen, morgen Termin (1.5 STunden) und seitdem deutlich weniger Schmerzen. Ich bin dankbar.

Ach ja, unser Ankerplatz ist s’Arenal Balneario Nr 1. Zum Ballermann (Nr. 6) ist es nicht weit und auf dem Weg kann man sich gleich so einkleiden, das man nicht als Tourist auffällt. Ich finde die T-Shirts passen alle zu mir. So langsam groove ich mich ein.

Und es ist wirklich wahr. Ist schon nice hier (für ein paar Tage). Die Stimmung ist super, alle sind entspannt und s’Arenal ist multikulti. Wir essen zufällig super afrikanisch. Intelektuell darf man halt nicht zu viel erwarten auf der Schinkenstraße, aber das hat Flair. Wir sind jetzt zwar nicht wirklich mittendrin sondern nur dabei, aber ich glaub man sieht wir geben uns Mühe und das alles ohne Alkoholdoping. Aber als der Mond an der Partymeile aufgeht sind wir schon wieder brav im Bett.

Ich versuch mal etwas das Geschehen hier plastisch zu machen… mit einem Beispiel. EIne Gruppe Österreicher (ca 10 Mann, alle schwarze T-Shirts mit weisser Schrift: „Ich bin bumsbar“) sind auf dem Weg zum Strand. Österreicher Eins gibt Kommando: „Jetz werd gebadet“. Einer ist wohl wasserscheu und winselt auf wienerisch: „Naaaa, heast I wui weida saufn“. Eine etwa gleich große Gruppe sächischer Grazien (alle rosa T-Shirts bedruckt mit dem Lebensmotto „Nimm mich: Jetzt oder nie“) kreuzt zeitgleich in 90 Grad. Das Wort „saufn“ ist anscheinend dialektübergreifend und wird sofort von einer Dame aufgenommen „Saufn, saufn, saufn“. Das bringt ihr von einer Kollegin einen Rüffel: „Bisch de bescheuert? Die sin doch voll hässlich.“ Darauf die Erste: „Fier meine Ansprüche reicht’s.“

Da sieht man mal wie einfach das Leben sein kann, wenn man sich nicht immer so nen Kopp macht.

Noch ein Highlight auf Mallorca war das Treffen mit Yvonne und Armin von der Moana. Vor zwei Jahren haben wir ihnen die Leinen in der Marina Stella für ihre Weltumsegelung zugeworfen. Dann kamen leider familiäre und gesundheitliche Probleme und die beiden sind gerade beim umplanen. Aber sonst hätten wir uns auch nicht wiedergesehen. Schön wars.

Ausserdem besuchen uns Tina und Anna aus Kloburg, die gerade in Mallorca Urlaub machen. Also ab und zu geht dann doch was zusammen. Andrea und Anna fischen beide leidenschaftlich und ziehen so einiges durch die Klappe. Ich glaub eh das die Klappe ein Fischmagnet ist. Armin hat auch gar nicht fassen können was Andrea vor Anker so fängt.

Damit hab ich mir selber das Stichwort für den Fang der Saison gegeben. Tätarätä-Fanfare. Endlich, endlich, endlich hat auf dem Weg von Mallorca nach Menorca ein Fisch sich der Schleppangel derbarmt. Und was für einer. Ein wunderbarer Thunfisch. Andrea ist zurecht stolz wie Oskar. Wir ernähren uns von nix anderem. Roh, gebraten und was weiß ich. Sensationell.

Zum Schluß noch ein paar Bilder von unserem Zuhause (gerade auf Formentera). Die meiste Zeit halten wir uns im Steuerstand auf, der Umbau hat sich wirklich gelohnt und das Mesh-Sonnensegel ist ein Geschenk des Himmels. Vor Anker geht immer etwas WInd und im Schatten kann man auch 35 Grad mit 80% Luftfeuchte aushalten. Und der Ausblick passt auch.

Ach ja und ganz zum Schluß: Es ist unfaßbar. Was ist los mit der Jugend. An jedem Strand die selben Szenen. Es werden ununterbrochen Fotos für Social Media in irgendwelchen vollkommen albernen, hirnverbrannten Posen gemacht. Wer will den Scheiß sehen? Anouk hat mir zum Beweis das das mindestens 163 Leute sehen wollen (oder liken, aber ob liken auch gefallen bedeutet weiß man nicht) genau so ein Foto von einem ihrer Instagramtypen geschickt Wahrscheinich werde ich einfach alt.

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Los… Die große Überfahrt – Teil 1

Es gab verschieden Optionen um nach Lignano zu kommen. Variante 1 von Andrea: „Warum fahren wir nicht einfach nonstop und direkt?“ und Variante 2 vom alten Salzbuckel mit mehrtägiger Segelerfahrung – in kleinen Happen möglichst am Ufer lang. Ich bilde mir diesbezüglich auch ein bei unseren Gesprächen über den Törn irgendwann mal erwähnt zu haben, dass ich noch nie über Nacht gefahren bin. Kann mich aber täuschen.


Der Plan
Die Reise

Der erste Schlag sollte planmäßig entlang der Küste bis Höhe Ibiza und dann nach Osten rüber gehen. Den ganzen Juli hab ich also den Wind auf windy.com beobachtet. Hab sogar schon von den pulsierenden Windpfeilen geträumt. Und bin immer nervöser geworden. Die Vorhersage hat nämlich immer gleich ausgesehen: so…

Katamarane und Wharrams im besonderen haben es nicht so mit gegenanknüppeln. Da bleibt man lieber gleich in der Koje. Es musste eine Windänderung her. Kurz vor Andreas Ankunft dann endlich ein Hoffnungsschimmer. Zwei bis drei Tage mit leicht südlichen Winden. Danach wieder Sturm aus NordOst 14 Tage raus. Während wir vom Flughafen zur Marina fahren erklär ich Andrea die Situation: Entweder jetzt oder gar nicht.
Crew: „Kann ich noch einen Kaffe haben?“
Skipper: „Nein“
Crew: „Biesln gehen?“
Skipper: „Nein“
Als Kapitän muss man ein knallharter Knochen sein, hab ich aus den Hornblower Romanen gelernt.

Also Seesack an Bord geschmissen, Frau hinterher und abgelegt. Nach Ibiza sind es ca. 150 Seemeilen. Bei 5 Knoten Fahrt also ca 30 Stunden . Wir tuckern erst unter Motor (Juhu sie laufen) und dann unter Segel mit ganz leichten Winden nach Norden. Das Meer ist ruhig, die Sonne senkt sich langsam hinter den Horizont. Die ersten Sterne erscheinen wo der Himmel von rot zu blau übergeht. Andrea schaut rauf und dreht sich dann zu mir: „Schon unheimlich. Jetzt wird’s dunkel. Und man sieht überhaupt kein Land mehr. Ein bisschen mulmig so in die Nacht zu segeln. Gut das Du das schon gemacht hast, das beruhigt mich“. Ich muss Sie etwas verdutzt angesehen haben. „Hast Du doch oder?“ fragt sie nervös nach. Als Skipper muss man der Fels in der Brandung sein und Zuversicht geben. Ich nehm sie in den Arm: „Ganz ruhig. Hab mal was drüber gelesen“.

Nachtfahrten sind was magisches. Wir haben sie von Anfang an geliebt. Über einem die Sterne, vor einem die See mit den Reflektionen des Mondes. Manchmal ein fernes Wetterleuchten. Die Navigationslichter anderer Schiffe am Horizont.

Nachtfahrt und kein Land weit und breit.

Wenn es recht voll ist wie in der Adria mit Bohrinseln, Fischfarmen und Fischerbooten wäre ein Radar nicht schlecht. Vor der Abfahrt hab ich noch einen AIS Transponder/Receiver eingebaut. Der gibt zumindest einen Überblick über alle Schiffe die auch so ein Gerät haben (Berufsschiffahrt und viele Yachten) und wir sind für die schnellen Fähren gut sichtbar. Schnellfähren mir 20+ Knoten sind ab Sichtung am Horizont in unter 10 Minuten querab.

Wir sind also friedlich durch unsere erste Nacht geglitten, haben ab und zu ein paar Kreise gedreht als der einschlafende Wind gedreht hat oder sind unter Motor in Richtung des nächsten Windfeldes getuckert. Ich kann schlafen wie ein Toter wenn es leicht schaukelt, die Wellen am Rumpf gluckern und Andrea oben mit dem Füßen am Steuerrad Wache schiebt.

Ursprünglich wollten wir uns die Balearen schon ein wenig ansehen, aber jedes gemütliche Verweilen hätte die Chance weiter nach Menorca im Norden zu kommen um den Sprung mit dem Mistral nach Sardinien zu schaffen wochenlang in die Ferne geschoben. Das Wetterfenster war einfach zu eng und die Zeit zu knapp. Kurz vor Ibiza haben wir daher die Arschbacken zusammengekniffen und sind direkt weiter nach Mallorca. An dieser Stelle muss ich mal sagen das ich schwer begeistert war wie die Crew ihre erste Blauwasser und Nachtfahrt gemeistert hat. Sensationell, ein knallharter Haufen, keine Meuterei, nix. Nach insgesamt 3 Tagen und Nächten sind wir dann in Port d’Andratx eingelaufen, haben durchgeatmet, kurz Vorräte und Schlaf aufgefüllt und sind dann direkt nonstop weiter nach Menorca / Puerto de Fornells.

Für den 200sm Schlag nach Sardinien benötigt man am besten einen mäßigen Mistral. Sowohl Mistral, als auch der Transmontane können schnell mal mit Orkanstärke daherkommen. Das üben wir später. Jetzt erst mal gemäßigt bitte. Wir haben dafür den ersten Schluck eines alkoholfreien Bieres ins Meer gekippt und wurden trotzdem gehört. Wie bestellt kam der Mistral.

windy.com: Mistral. Grün ist gut, rot auch wenn man Adrenalinjunkie ist.

Und wir haben richtig Tempo gemacht. Selten unter 7 Knoten, oft über 12. Sonst gibt es auch nicht viel zu berichten. Die Sonne geht auf, sie geht unter, Schlafen, Essen, Segel anpassen. Ein schönes Leben. Man segelt, Land kommt in Sicht, man schmeißt den Anker. Herrlich.

Unser erster Ankerplatz ist die Bucht Porto Pino. Ein Traum, wie die gesamte Südküste von Sardinien. Wie aus vergangener Zeit. Keine fetten Hotels, bunte Sonnenschirme unordentlich verteilt. Statt Supermärkte gibt es Tante Emma Läden und alte Männer die im Schatten großer Platanen sitzen und diskutieren. Genauso toll die nächste Bucht, Porto Zafferano. Ein Nato-Übungsgebiet und damit tabu. Im Juli, August sind Yachten irgendwie geduldet. An den Strand soll man nicht wegen der ganzen Blindgänger (wir sind auch umgedreht, nachdem wir die Bilder mit den Totenköpfen gesehen haben).

Porto Zafferano

Der Absprung nach Sizilien ist die Bucht Campulongu bei Villasimius. Direkt hinter der Bucht gibt es eine Kolonie wilder Flamingos. Wir machen uns mittler Weise keinen großen Kopp mehr wegen ein paar hundert Seemeilen. Der Wind soll gut sein, also beschließen wir sofort bis zu den Liparischen Inseln im Osten von Sizilien zu segeln anstatt im Westen anzulanden.Unser längster Abschnitt, gute drei Tage auf See. Man merkt jetzt schon das das hier kein reiner Urlaubstörn ist, wir geben richtig Gas solange der Wind steht und es keine Corona Probleme gibt.

Leider werden uns mit dem richtigen Wind auch ein paar Gewitterzellen auf den Weg gegeben. Hier dazu der Hinweis das so ein schweres Gewitter auf See deutlich beindruckender und gewaltiger aussieht als auf der Wetterapp. Man sieht es bei Nacht schon von weitem. Ein riesiger aus Blitzen durchzuckter Turm – der auf einen zuhält. Wie es darunter aussieht wollen wir nicht wissen. Ich hab mir als Skipper sofort 10 Minuspunkte eingetragen. Merke: Bei Gewittergefahr nicht lossegeln. Wir ändern mehrfach den Kurs und mit mehr Glück als Verstand geht das Inferno vor uns durch. Ich schicke Andrea wieder in die Koje: „Ich hab’s ja gleich gewusst, wie geplant“.

Fast 4 Tage und 300 Seemeilen dauert das italienische Inselhopping. Ein Bussard(?) begleitet uns ein Stück des Wegs. Im Morgengrauen laufen wir Lipari an und sehen dicke Rauchschwaden am Horizont aus dem Ätna steigen. Später am 18. Februar 2021 wird es einen dramatischen Ausbruch geben, den haben wir leider verpasst. Wir bleiben mal wieder nur eine Nacht, da -man ahnt es- der Wind günstig steht für die Straße von Mesina.

Von Lipari schlängeln wir uns zwischen den vielen Fähren, die vom Festland nach Sizilien pendeln, durch die Straße von Messina und biegen scharf links an der Schuhsohle nach Kalabrien ab. Eine sehr schöne Küste. Einmal wollen wir auf einem Campingplatz „SchwarzWarmDuschen“, zwei tote Ratten in den Kabinen entsprechen aber nicht unseren Schnorrerstandards, also müffeln wir weiter vor uns hin. Neee, natürlich duschen wir kalt, wir haben ja ne ganz tolle Campingdusche. Wasser rein, pumpen und los gehts. Reiner Luxus.

Kalabrien

Wir stehen vor der Entscheidung wie es weitergehen soll. Die Windvorhersage für die Adria ist denkbar schlecht. Mindestens 10 Tage weht der Wind aus der Adria raus, verstärkt durch die Düse in der Straße von Otranto. Es ist klar: Wir schaffen es nicht einmal zur Ferse des Stiefels. Der einzige Kurs der irgendwie möglich ist, wäre Korfu auf der anderen Seite der Meerenge. Für Andrea ein blöde Situation, da sie irgendwann heim muss. Der Hund, der Laden, das Kind mit zwei gebrochenen Armen (ja Connor wir wissen du hast uns nicht gebraucht :)). Da wäre Korfu auch passend. Super Flugverbindung nach Wien.

Also Kurs Korfu. Immer hart am Wind damit wir nicht an der Südspitze vorbeigedrückt werden. Wir wollen nach Petriti und dann zum Flughafen nach Korfu Stadt. Da die Leserschaft diese Blogs sehr überschaubar bei 2 bis 10 Leuten liegt, kann ich hier bedenkenlos den Geheimtipp für das mit Abstand beste Restaurant der Reise abgeben. Das Limnopoula in der Bucht von Petriti. Ist sehr bekannt: „Kenn ich auch…erzähls nicht weiter“. Man bekommt nur einen Platz mit Reservierung am Vortag. Keine Touristen, nur Einheimische als wir da sind.

Die Bucht in Korfu Stadt ist genial für Fluganbindungen. Der Flughafentransfer sieht so aus: Frau und Koffer aufs SUP (Stand up paddle board), zum Uffer paddeln und 10 Minuten zu Fuss zum Terminal gehen. Der Abschied fällt mir nicht leicht. Andreas Glaube in meine Skipperfähigkeiten scheint aber ins unermessliche gestiegen zu sein („Du machst das schon alleine. Hör auf zu zittern“) Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass sie vor der Reise einen Profiskipper engagieren wollte („Wer soll sonst für die sichere Überfahrt sorgen? Du??“). Ab jetzt bin ich das -der Soloprofiskipper.

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