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Schlagwort: Pod

Ein neues Mäntelchen

Wir sind auf dem direkten Weg nach Split gesegelt und machen nur kurz in ein paar besonders schönen Buchten halt. Andrea bläst die Nebelhornmuschel von Luca und alle machen den Weg frei. In Split bekommt Gleda ein Mäntelchen für den Steuerstand und ein neues Sonnensegel. Der Bootssattler ist uns ja aus Deutschland empfohlen worden, weil kein Italiener sich erbarmt hat mit UV stabilem Garn zu arbeiten. Und man merkt auch sofort den Profi. Zur Vermessung des Schiffs bringt der gute Mann ein Gerät für 40.000 Euro mit. Dieses muss erst mal im Kajak an Bord gebracht werden, wird dann ganz wacklig an den Enden der Kufen aufgestellt und fängt dann an zu drehen, surren und blinzeln. Am Ende hat man ein millimetergenaues 3D Bild der Gleda. Nix mehr Maßband. So was wäre vor 30 Jahren bei der Hauptvermessungsübung in der Uni nett gewesen. Klick-Fertig.

Split ist… nett, wie halt alle kroatischen Küstenstädte. Alles sehr ähnlich. Wahnsinnig historisch, wahnsinnig viele Menschen. Je näher zum historischen Zentrum, desto mehr Disneyland und GOT. Da stehen dann auf einmal römische Soldaten mit links und rechts nem Touristen im Arm. Das selbe in Trogir. Eine kleine Stadt Stadt 20km nördlich. “It’s literally, like amazing” hört man immer wieder, aber für mich, ganz im Ernst, nur um fünf in der Früh. Zum Ausgleich fahren wir ab und zu in den Baumarkt (BAUHAUS). Wenig Leute, kühl und irgendwie heimelig. Was lässt sich noch über Split sagen? Der durchschnittliche Bürger ist Fan von Hajduk Split, hört gerne sehr laut kroatische Volksmusik (auch gerne Live bis um vier in der Früh) und ist sehr sportlich. Überall wird gerudert, gejoggt, geschwommen, gefußballert und Boule gespielt.

Ach ja…und ich ess echt gerne Croissants zum Caffè. In Kroatien ist das so: Es gibt keine Croissants im Caffè, oder es gibt welche – aber dann sind sie gerade ausverkauft. Man muss sie also selber mitbringen. Und was die Bäckereien da als Croissant anbieten, dafür braucht es schon sehr viel frühkindliche Prägung und Gewöhnung. Die einzige Rettung; LIDL. Ehrlich, Formidable… das so nebenbei. Danke LIDL.

Also, da die Podverkleidung mindestens 3 Wochen braucht (Betriebsurlaub, Stoffe kommen aus Italien), haben wir Zeit für einen Familienausflug. Der Vater von Nicole (die Frau von Andreas Bruder Tom) wohnt in Makaskar. Da fahren wir hin um Tom und unseren Neffen Leo an Bord zu nehmen. Goran (Nicoles Vater) ist bekannt in der Stadt und wir haben einen spitzen Liegeplatz direkt unter seiner Wohnung. Wir müssen nur eine Nacht zahlen und können liegen bleiben so lange wir wollen. Hört sich zu gut an um wahr zu sein? Dann ist es das auch. In der “Zeit” war gerade ein Artikel: “Wird Kroatien das neue Malle?”… und im Fall von Makaskar muss man sagen: Ja unbedingt. In der Nacht liegen die Partyboote zu fünft auf Päckchen und jeder spielt seine eigene Musik auf Volldampf. Um das zu übertönen kommt aus der Bar direkt am Liegeplatz kroatische Volksmusik Live mit doppelter Lautstärke. Und vor 4:30 ist hier nicht Schluss – Ehrensache. Wir feiern natürlich volle Kanne mit – Kleiner Scherz! Wir alten Leute packen Tom, Leo und eine Riesen Angelausrüstung ein und machen uns auf die Suche nach ganz ruhigen Buchten und den ganz ganz großen Fischen.

Gleda trägt uns durch die Adria mit von Leo bestellter Nachtfahrt von Hvar über Korcula, Lastovo, Vis zurück nach Hvar und Makarska. Tom, als ehemaliger Vorschoter zupft unsere Segel optimal und wir machen sogar gut Strecke gegen den Wind. Die ganz großen Fische haben wir nicht gefangen, aber viele kleine(re). Geschmack – Sensationell. Die Gleda hat auch ganz prima wie ein Fischerboot gerochen, da Leo unermüdlich war. Entweder mit der Angel in der Hand oder mit der Taucherbrille nach Muscheln suchend. Von fünf in der Früh, bis spät in die Nacht. Kinder sind so cool. Es war so schön endlich mal Zeit zusammen zu haben und ich vermisse jetzt die Abende an denen Leo uns am Ankerplatz unter den Sternen Harry Potter vorgelesen hat. Lieber Tom, lieber Leo, ihr wart die ersten Gäste und es war toll. Hoffentlich kommt ihr wieder.

Wir wären gerne noch in Makarska geblieben, aber selbst wo ein Wille ist…es geht halt echt nicht. Nach einer Nacht bist Du weichgekocht. Und daher – Obwohl der Wetterdienst Split starke Bora für die nächsten vier Tage mit Windspitzen um die 80kn (wie Capital Bra sagt: “Das ist kein frischer Wind, das ein Hurricane”) am Fuß des Biokovo (der Berg hinter Makarska) vorhersagt machen wir uns auf den Weg nach Brac. Goran meint die Uvala Rasotica im Osten ist Bora sicher und er hat natürlich recht. Zwei Boote können sich 1a in die tiefe Bucht mit den beiden Endarmen krallen. Wir haben zum Anker 6 Landleinen draußen aber es bleibt in der Bucht relativ harmlos, selbst als draußen die Bora tobt und Makarska kaum noch hinter fliegendem Wasser sichtbar ist.

Nach vier Tagen lockert der Sturm seinen Griff und wir dümpeln zurück nach Split. Das Mäntelchen und Sonnensegel wird angepasst, wir wandern jeden Tag 15 Kilometer durch den wunderschönen Marjan Park um die schwere mediterrane Kost abzuarbeiten. Also ich denke, zumindest es fällt unter mediterrane Kost, wenn man hier beim LIDL Weißwürste mit original Händelmaier Senf und spitzen Bretzen bekommt, oder? Also LIDL ist doch echt Hammer. Bayrische und französische Küche!

Hier die Bilder von der Verkleidung. Gleda ist jetzt wirklich fertig. 🙂

Ach ja… wo wir gerade sind kann man unter dem Link oben “Jawosamma” verfolgen.

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Es wird… ein Schiff!

Schon witzig. 95% der Arbeit sieht keine Sau und würdigt auch keiner. Wenn man was restauriert dann sieht es halt aus wie vorher, nur wasserdicht und ohne Fäule drunter, aber es sieht aus wie vorher. Dagegen so ein paar wenige Stunden Lego bauen und alle sind begeistert “Boa.. ihr kommt aber schnell vorwärts!… sieht ja aus wie ein Schiff” 🙂 Ich muss zugeben, auch ich selber nehm mir dann manchmal einen Stuhl und setz mich einfach nur vor die Gleda um sie zu bewundern. Diesmal nachdem wir eben mal in 2 Tagen den fertigen Pod (Bauzeit… ewig), die neuen Motorkästen mit Gondeln (Bauzeit etwas kleiner ewig) und die Decklatten eingehängt haben. Das hat natürlich schon was 🙂

Unten werd ich das noch mal alles im Detail auflisten. Ist vielleicht nicht so spannend, daher auch am Schluss, aber ist auch eher für mich. So ein Dokumentation verwischt wie gesagt die Zweifel, ob wir hier überhaupt vorwärtskommen.

Sonst ist aber auch viel passiert, war ja eine lange Zeit in der Werft. Von Nachttemperaturen um die 30 Grad (nackt, ohne Decke, alle viere von sich gestreckt, Ventilator an) bis runter auf 3 Grad (2 Schlafsäcke und -tja- eine Ü50 Senioren Heizdecke) streckt sich der Arbeitsabschnitt. Wir hatten krachende Gewitter mit fliegenden Lukendeckeln, krachendes Feuerwerk und krachende Dummheit – Hier dazu ein Tip: man lege niemals eine Plane über einem Spalt aus, in den genau der Fuß hineinpasst, so das man beim betreten der Falle (logisch beide Hände voll mit Epoxy) den Fall erst durch passgenaue Quetschung des Oberschenkels abfängt. Zum Glück bin ich eh so ein beinharter Rambotyp (jaha! sagt Andrea immer: “Du bist ja so unglaublich tapfer und hart”. Dabei schaut sie so komisch nach oben) und hab nur ganz leise laut gebrüllt. Und Andrea meint auch das nicht unerwähnt bleiben soll, das die Werftchefin mir das Nacktbaden untersagt hat (die Gründe liegen im Dunkeln) und das man Käsespätzle auch bei 38 Grad im Schatten essen kann, obwohl die Wissenschaft das für nicht möglich gehalten hat.

krachendes Feuerwerk nur für Gleda…

Zwischendurch war auch mal Urlaub von der Werft. Ben wollte segeln gehen und ein bisschen Skippertraining machen. Weil Marcel, der doch jetzt auch schon ganz schön lange an seinem Boot baut,noch nie auf dem Meer segeln war, haben wir ihn vorsichtshalber mal mitgenommen (er hat auch ganz brav in einer Woche fast das gesamte Buch “Seemannschaft” gelesen). Und es war toll. Zwar wenig Sonne, aber viel Wind, viel Welle und viel Action mit Leine in der Schraube. Alles dabei. Super Essen (Marcel hat alle fotografiert) und nur einer war mal seekrank (ich…scheiß Einrümpfer). Hier ein paar Bilder.

Die Werftcommunity schwillt im Sommer an und dünnt sich dann im Herbst aus. Es wird zusammen gegessen, gefeiert und ausgeholfen. Nice. Dieses Jahr war ich der letzte Mohikaner der das Licht ausmacht. Irgendwann sind die Arbeitstage einfach sehr kurz und die Mückenschwärme werden durch frostige Nächte ersetzt. Aber es war ein schöner Sommer. Jetzt müssen wir mal sehen was wir mit dem nebligen Winter anfangen. Irgendwas fällt uns schon ein. Neue Polster und Matratzen, Segel prüfen, solche Sachen habe ich mir da aufgeschrieben. Nächstes Jahr im Juli soll es jedenfalls ins Wasser gehen. März bis Juni wollen wir noch die Elektrik machen, innen etwas streichen und wieder aufriggen, sowie das Coppercoat ausbessern und aktivieren. Im August wollen wir in Split sein um uns ein Verdeck für den Steuerstand machen zu lassen. In Italien kann das anscheinend keiner so wie sich das der deutsche Ingenieur vorstellt. Wenn alles klappt sticht dann auch eine ganze Flottille in See, wir zusammen mit der Wharram Narai INDIGO von Marcel, der Wharram Pahi LADY OF VIENNA von Gerhard und vielleicht Alfs Schiff ohne Namen (ich glaube Syphilis oder so soll sie heißen). Wenn alles klappt gibt es ein Wiedersehen in Griechenland.

Gearbeitet haben wir natürlich auch, oder eigentlich meistens. Mal ein Versuch das aufzulisten:

Michael von der (dem) Condor ist mit einem Feuchtemesser dahergekommen den man nur von außen auflegen muss. Und natürlich -ich Depp- kann nicht anders und leg da das Ding an mein Schiff an. Da kamen dann an den Kielen und vor allem den Heckflossen gar nicht mal so schöne Werte raus. Jetzt hilft da natürlich kein rummachen mehr. Ich hab das Coppercoat und Glasfaser runtergeschliffen und noch mal mit dem richtigen Holzfeuchtemesser nachgemessen. Und tatsächlich: Die eine Flosse hat 30%, die andere 60% Feuchtigkeit. Es ist zum narrisch werden. 30% geht ja. Die 60% sind wie immer das Ergebnis von schlechter Verglasung. Ich kann mich erinnern das an der einen Flosse eine Stelle durchgeschliffen war die ich dann ausgebessert hab. Damals (vor langer langer Zeit) hatte ich noch nicht die masochistische Marotte die Gleda überall mit einem Holzfeuchtemesser zu piecksen. Jetzt muss ich sagen das ich die Sache langsam pragmatisch angehe. Eine Woche Heizlüfter drauf und gut. Das da Feuchte drinbleibt (auch in den Kielen, die hoffentlich nach innen austrocknen) da kann man jetzt halt gar nix machen. Das hat ja jetzt auch schon 12 Jahre im Wasser gehalten. Das Sperrholz sieht gut aus. Ist halt zu feucht. Solange jetzt kein Sauerstoff hinkommt wirds hoffentlich auch nicht faulen. Da hab ich schon was gelernt. Wenn noch was kommt mach ich das halt in der Zukunft.

Die Löcher im Bug sind jetzt natürlich zu und das tolle ist, ich bekomme jetzt auch meine Seilbefestigung für den Hahnepot des Vorstags. Eine ganz elegante Lösung, ganz im Wharramstil. Seile statt Bolzen. Dafür mussten je Seite vier neue Löcher in die Rümpfe gesetzt werden. Diesmal wasserdicht indem dickwandige GFK Rohre einepoxiert werden. Die größte Sorge war die Löcher so zu bohren, das sie auf der Gegenseite symmetrisch rauskommen. Danke Marcel, ohne Dich wär das nix geworden. Marcel hat mit zwei Teakblöcken einen rechtwinkligen Anschlag gehalten und ich habe gebohrt. Dann haben haben wir ganz vorsichtig auf die andere Seite gelurt.. und wie durch ein Wunder alles ist wie mit dem Lineal gezogen.

Wie man sieht war Andrea ganz fleißig und hat gemalt, Netze genäht und immer alles mit einem bezaubernden Lächeln…

Der Pod ist wie gesagt oben. Ich hab’s glaub ich erwähnt das ich ganz schön Bammel hatte, ob er auch passt. In der Garage in Wien gebaut, dann am Boden zusammengezimmert… pfff. Und was soll ich sagen, wie nicht anders zu erwarten passt er perfekt. Genau 12mm vorne und hinten Luft. Besser gehts ned. Er hat überall EPDM Gummipuffer bekommen und dann hab ich ihn mit 4 Seilen festgelascht. Im Plan liegt er einfach nur auf dem Beam und ist mit Klötzen gegen wegfliegen gesichert. Das war mir zu luschig….

Das Poddach hat acht GFK Rohre (fest epoxiert) als Stützen bekommen damit es bombenfest und begehbar ist. Die Rohre sind leicht, stabil und nicht leitend (falls mal der Blitz einschlägt). Wir haben das Dach auf Hilfsstützen gelegt und solange geschoben, bis alles symmetrisch war, Neigung nach vorne hatte (Aerodynamik und Wassersammeln) und genug Lichte Höhe für mein lichtes Haupt übrig war.

In dem Schwung mit dem Pod meint Andrea: “Komm wir bauen auch gleich die Decks ein”. Da hat sie halt vergessen das dafür die Motorkästen erst mal reinmüssen und das hab ich mir irre kompliziert vorgestellt und sie sich halt wie immer ganz einfach. Alles auf die richtige Höhe nivellieren, dann passgenaue Löcher für die Aufhängungen bohren und dann sollen die Stangen da durch. Und was soll ich sagen: Die Ehefrau hat immer recht. Es war gar nicht so schwer. Hmm. Dann hat Andrea mit den Latten gepuzzelt und -zack- wir haben wieder ein Schiff.

Am Deck auf beiden Rümpfen sind jetzt alle Kanten fertig neu verglast. Fäule bei zwei Kanten und einer Luke gefunden und eliminiert. Decks teils neu verglast. Da gab es Stellen ohne Glas, Luftblasen an denen das Glas einfach abgefallen ist etc. Wasser ist wie immer an Schrauben ins Deck gelaufen. Daher hab ich mal so viele Schrauben entfernt wie möglich. Unter die Lüfter wurde eine Lage Coosa geklebt, damit keine Schraube mehr ins Holz geht etc. Der Teakhandlauf (schön war er ja) war auch nur von innen durchgeschraubt und ist jetzt durch eine Fußleiste aus Coosa mit Glas ersetzt.

Alle Luken sind jetzt neu aus Coosaboard und mit Seilscharnieren befestigt. Smooth!!. Bei den vorderen Luken wurden zusätzliche Wasserabweiser installiert. Ich hoffe es ist jetzt alles dicht. Backbord vorne wo immer Wasser bei starkem Seegang rein ist, muss ich vielleicht noch nacharbeiten und ein Lippe zum abweisen von Wellen an der Unterkante ankleben. Hier ist der Rahmen einfach nicht Plan gebaut worden und man muss den Deckel ganz schön zuknallen das die Dichtung überall sitzt. Zumindest sind jetzt die ganzen sich auflösenden und undichten Plastikluken weg. Von oben kommt jetzt auch keine Sonne mehr rein. Ich schätz mal das ist gut, wegen aufheizen und so. Auch die undichten Fenster achtern (Fehlkonstruktion) sind jetzt weg und durch Lufthutzen ersetzt die für ständigen Durchzug sorgen.

Das wars, zumindest das wichtigste. Jetzt ist a bissi Winterpause. Wir fahren erstmal eine Deutschlandtour und besuchen Freunde. Wenn’s mal schön ist fahren wir auch mal zur Gleda und machen sie innen etwas schick.

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Le grand fromage

Leute die man länger nicht sieht fragen nicht mehr “Na wie geht’s?”, sondern “Na wann ist euer Boot fertig?”. Sagen wir mal so – es würde schneller gehen wenn ich nicht zum Beispiel zwischendrin ganz viele Löcher in beide Buge bohren müsste. Warum macht er das? Das war mal wieder so eine Geschichte die nach dem Motto beginnt “Ich schleif nur schnell den kleinen Riss da oben ab…”. Tja der Riss war an der Verkleidung der U-Bolzen an denen der Hahnepot befestigt wird. Eigentlich nur ein Schönheitsfehler. Da schleifst Du so a bissi und dann “Scheiße, da ist faules Holz drunter”. Hätte ich auch ahnen können, faules Holz ist unter den meisten Rissen. Also schleift man weiter. Toll das ich Kevlar auf den Bug lamiert habe… absolut unschleifbar. Die erste Erleichterung. Es ist nicht alles faul, aber nass bis zur Wasserlinie. Ich mach also die U-Bolzen raus und sehe “Scheiße die Löcher sind nicht mit Epoxy verkleidet”. Das mit der vielen Scheiße tut mir leid, aber nur so ist es authentisch. Es ist also Wasser durch die nicht ordentlich verklebte Verkleidung in die Löcher gelaufen und hat sich von da wunderbar in den ganzen Bug verteilt. Mir ist jetzt schon ein bisschen zum heulen. Nach längerem sinnieren komme ich zu dem Ergebnis, das hier nur eine Radikalkur hilft. Das Wasser muss raus. Dafür muss die heiße Luft (immer so 35 Grad… zum Glück!) rein. Damit die Luft rein kann muss ich den Bohrer nehmen und Löcher -arghhhh- in den Bug bohren. Ich fang also an und “Scheiße, Scheiße, Scheiße.. “, beim zweiten Loch kommt mir -ohne Übertreibung- ein Wasserfall entgegen. Mir stehen jetzt beim Gedanken noch Tränen in den Augen. So was kann selbst ein ganz harter Bootsbauer nicht mehr alleine durchstehen. Da hat man Glück, wenn einen die anderen auffangen. Nach dem Geschrei von mir standen natürlich gleich alle vor meinem Wasserfall und haben mich seelisch aufgefangen. “Holz schaut doch gut aus….Wird schon…Mal 4 Wochen trocknen und passt…”. Und ich bin dann auch zu der Überzeugung gelangt…die haben recht. Der Wasserfall kam aus einem Hohlraum der perfekt mit Epoxy verkleidet war. Dafür das hier wahrscheinlich seit Jahren das Wasser stand ,war das Holz wirklich noch in Ordnung. Anscheinend super qualitatives Holz. Ein Pluspunkt. Ich bohre, bohre, messe Feuchtigkeit, schleife, bohre, messe und das Ergebnis ist ein Käsebug. Daher auch der Titel. In Cartagena gab es ein Schiff das hieß “Le grand fromage”. Die Gleda hätte den Titel momentan voll verdient.

Ok, das war ein Schritt zurück, aber es ging auch mindestens zwei Schritte vorwärts. Der letzte Beam ist verglast und eingebaut. Die Stahlpins zur seitlichen Sicherung laufen jetzt durch ein Stahlrohr im Beam und ein Stahlrechteckprofil in den Kästen. Für den Einbau musste der Beam mehrmals mit einem Wagenheber und einem Pfosten rein und raus gehoben werden. Jetzt ist dafür alles wasserdicht und superfest. Die Lashings wurden mit 6mm Dyneemaschnürung und zwei 6-fach Taljen so zugeknallt, dass es keinen Spalt mehr zwischen den Auflagern gibt.

Der hintere Beam war also ein ganz großer Schritt vorwärts. Wo der Kran für den Beam eh grad da war haben wir dann auch den Mastkasten vorne eingesetzt. Gleda wird schön langsam wieder ein Schiff.

Dann haben wir natürlich auch ganz viele kleine Schritte gemacht. Ein undichtes Fenster entfernt (brauchen wir nicht). Kanten abgeschliffen an denen Risse im Glas sind, verspachteln, neu verglasen…das übliche.

Die Masten haben nimmer schön ausgeschaut. An einer Stelle musste ich auch mit einer EpoxyAlupaste die tiefen Rillen ausbessern die eine Schraube in der Gaffel bösartig hineingerissen hat. Andrea hat die Masten dann völlig nackig gemacht und neu eingekleidet. Mit einer interresanten Farbe “Original Branto Korrux 2k flexi Lack”. Der Lack soll Schläge einfach abfedern. Was praktisch wäre, da die Gaffel ständig gegen den Mast schlägt. Ein Farbrest in der Wanne war auch tatsächlich wie ein Gummiball. Lustig.

Und ein neues Netz hat Andrea auch noch passgenau in das Heck geflochten. Ziemlich knifflig mit Kurven und so. Ist aber perfekt geworden und macht uns am Arsch echt schlanker und leichter.

Große Freude, als Ben uns für ein paar Tage besucht hat. Das Kind war arbeitswillig, also haben wir gleich was Großes in Angriff genommen. Der Steuerstand ist ja über den Winter in 4 Teilen in der Garage entstanden. Jetzt muss man in “nur” noch so rechtwinklig zusammenkleben, das er zwischen die Beams passt. Ist uns auch gelungen -glaub ich-, obwohl ich da schon gezittert hab ob das Puzzle so auch verklebbar ist. Innen hab ich nicht ganz aufgepasst und eine Sitzbank hat sich leicht abgesenkt. Ist aber OK, hat nur eine einzige schlaflose Nacht verursacht. Jetzt steht er wunderschön vor der Gleda und wartet das die Marina aus dem Sommerurlaub aufwacht, die Marineros mit dem Kran kommen und wir sehen können ob er wirklich gut an seinen Platz schwebt. Das Dach fehlt noch. Da ist mir noch nicht klar wie wir das passgenau auf den Pod picken. Man wird sehen.

zum Schluß noch ein paar Impressionen vom Werftleben. Die Fußpflege musste ich festhalten. Alles sehr reduziert, alles wunderbar…

Werftfußpflege
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Langsam dem Sommer entgegen

Langsam, sehr langsam geht es derzeit vorwärts. Andere Dinge waren einfach viel wichtiger. Aber große Steine sind mit viel Mühe aus dem Weg gerollt und das macht jetzt die Bahn frei für die Gleda. Im Keller sind nur einige Kleinigkeiten entstanden, wie z.B. Rohlinge für die Bretter neben dem Pod, welche jetzt extra tiefe Kästen für die Gasflaschen bekommen. Da ich nicht am Schiff bin und keine Ahnung habe wie breit sie jetzt mit dem neuen Pod sein müssen hab ich nur schon mal vorgearbeitet. Auch ob die fetten Gasflaschenkästen zwischen Pod und Rumpf passen ist fraglich. Laut Plan – vielleicht. Man wird sehen.

Über das Dach vom Pod habe ich noch einmal sinniert und gemerkt, es muss weiter nach vorne. Daher brauchts noch einen Kragen für den Mast. Alle anderen Poddächer die man im Internet so findet haben ja auch einen und das hat wohl seine Gründe. Das Dach ist also auch fertig zum Transport. Wie es auf das Dach vom Bus passt wird wie gesagt noch eine Gaudi.

Mastkragen

Sonst hab ich immer mal ein paar Latten vom Deck abgeschliffen, ein bisschen Farbe auf den Pod geklatscht, Stahlteile für die Pinlager des hinteren Beams geflext und so Kleinigkeiten halt. Jetzt müss ma wieder in die Gänge kommen. ICH WILL SEGELN 🙂

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Ein Dach über dem Kopf

So langsam wird die Liste der Dinge die im Keller gebaut werden können kleiner. Die neuen Lukendeckel sind fast fertig und müssen nur noch am Schiff angepasst werden, also habe ich mir jetzt wieder den Pod vorgenommen. Das Maximale was im Keller gebaut werden kann. Passt gerade mal so rein. Der Pod selber ist schon ziemlich weit, aber das Dach fehlt noch. Laut Design gehört da auch kein Dach hin. Wharram selber macht das nix wenn die Sonne aufs Hirn brennt, aber ich bin da zarter besaitet. So ein Dach kann auch viel: Schatten spenden, Solarpanele tragen (über 600 Wh) und mit der Regenrinne Wasser sammeln. Aussenrum wird der Pod dann mit Stoff verkleidet und wir haben ein richtiges Wohnzimmer bei Regen.

Leicht und stabil sollte es werden. Stabil ist es, sebst ich kann drauf stehen ohne das sich was verbiegt, aber nicht so leicht wie gedacht. Ca 35kg. Das liegt an den Unmengen an Epoxy, die beim Handauflegen in den Schaumstoffkern und das 600er Biax Glas geflossen sind. Wahrscheinlich hätte man mit Vakuuminfusion 10 kg gespart, aber so was hab ich nicht daheim. So haben wir 2 Tage Epoxy angerührt und vergossen. Die Träger werden auch nicht aus Stahl sondern aus GFK Rohren. Die wiegen fast nichts (8kg weniger als Stahl!… ich muss jetzt echt aufpassen das ich nicht zwanghaft werde mit meinen Gewichtsersparnissen) und sind brutal stabil (getestet).

Bald kommt der Sommer und ich hoffe wir haben dann auch Zeit zur Gleda zu fahren. Wir vermissen sie schon 🙂

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Pod Layout

Es geht langsam mit dem Pod voran. Ist natürlich wie immer mehr Arbeit als gedacht. Tja. Der Stauraum unter den Bänken muss zum Beispiel wasserdicht sein, da ein Haufen Elektronik hier Ihren Platz findet. Dafür liegen die Bankdeckel auf Rahmen, die eine Regenrinne außen rum haben und in den Pod entwässern. Viel Arbeit. Backbord werden die Lithiumbatterien, das Batteriemanagementsystem, die MPPT Solarregler, und die Hauptverteiler eingebaut. Steuerbord ist Platz für einen Wassermacher und eine Kühlschublade vorgesehen. Für eine größere Kühlbox ist nicht genug Höhe und man muss immer den Deckel anheben um an die Box zu kommen, daher lieber eine Schublade.

Wasserablauf um den Rahmen
Pod Layout

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Das Herz von Gleda

Die ersten Wharram Katamarane waren komplette Open Bridgedeck Designs. Wie bei den polynesischen Vorfahren brennt einem da die Sonne ungebremst auf den Kopf. Für die Tiki 38 hat James Wharram dann auf drängen der Hirnverbrannten auch einen Pod entworfen, aber wieder nur mit niedrigem Dach über der Wachkoje, da sich das sonst anscheinend mit seinem ästhetischen Empfinden beißt. Als Folge hat fast jede Tiki 38 einen einzigartigen, an die eigenen Ansprüche angepassten, selbst entworfenen Steuerstand. Meistens nicht schöner als das Original, aber praktischer. Das ist wichtig, denn egal ob beim Segeln oder vor Anker, die meiste Zeit verbringen wir im Pod. Das Design von Neil habe ich eigentlich als sehr smart und auch schick empfunden. Hinten eine Bank zum sitzen. Vorne eine geschützte Hundekoje und ein Dach gegen Sonne und Regen.

Auf den mehrtägigen Nachtfahrten durchs Mittelmeer haben wir gemerkt, dass wir die Koje eigentlich nicht brauchen. Zu zweit geht einer runter in die Kufe zum knäcken und alleine habe ich mich eh lieber auf die Bank gelegt um sofort den Kopf oben zu haben. Das Dach mit geschlossener Verkleidung rundrum macht sowieso den ganzen Pod zur Kabine. Auch sonst hat es sich etwas beengt angefühlt. Wir wollten lange Bänke und einen großen Tisch.

Auf die Idee einen neuen Pod zu bauen wäre ich aber nie gekommen, wenn ich nicht den Sommer 2021 zum Segeln schon abgeschrieben hätte. Man muss ja was zu tun haben. Ich hatte auch erst ein paar Hemmungen den Pod umzubauen. Denn damit verliert Gleda ihr typisches Gesicht und ist nicht mehr ganz die Selbe. Verzeih mir Neil, wir werden wohl auch noch einen bunteren Farbmix auf die Rümpfe klatschen um das ganze abzurunden.

Wieder kommt Coosa statt Sperrholz zum Einsatz. Ich hoffe der Pod ist dann auch leichter. Es gibt immer die Gefahr, dass man beim Bau ohne Pläne zu massiv wird. Der Boden wird nur vorne zwischen den Bänken um 10cm abgesenkt, um möglichst wenig Brückendeckfreiheit zu verschenken. Dann kann auch ich an einer überdachten Stell des Bootes stehen. Links und rechts zwei lange Sitzbänke mit wasserdichtem Stauraum. Hier kommt die gesamte Bordelektrik, eine Kühlschublade und der Wassermacher rein. Hinten ein großer Tisch, der zum Bett abgesenkt werden kann. Vorne auf den Pod kommen zwei selbstholende Winschen für Vorsegel uns Spinnaker. Über den gesamten Pod kommt ein Dach mit Airex Kern, damit es auch leicht bleibt. Auf dem Dach sind Solarpanele und ein Rand zum Wasser sammeln.

Das ganze wird ein Bausatz aus 4 Teilen. Sonst bekomm ich den Pod weder aus der Garage raus noch in einen vernünftigen Transporter rein. Das ganze wird dann unten in Italien zusammengebaut und gehofft, das der Pod auch auf die Beams passt.

Tiki 38 Pod
der neue Pod – Als Bausatz
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