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Schlagwort: Mast

A Mast is a must

Es regnet… Endlich Zeit den Beitrag fertig zu schreiben. Ansonsten geht die Arbeit vor. Denn gestern wurde uns fröhlich von der Werft mitgeteilt, das aus Personalmangel den ganzen August nicht gekrant wird. Damit ist unser Puffer dahin und wir müssen Ende Juli fertig sein. Mal sehen.

Mitte Mai hat’s schon mal zwei Wochen am Stück geregnet. Ich hab dann aber brav mein Sonnengebet gemacht und immer den Teller leer gegessen. Und da bin ich jetzt schon stolz, es hat geholfen. Die Sonne scheint seit dem fast immer. Der Regen wurde genutzt um mit der mit der Elektrik anzufangen. In der Steuerbordkabine kann man schon ein Probelicht kurzschließen (schön oder?). Einige Kabel sind in Schutzrohren und neu gebauten Kabelkanälen gezogen, Befestigungen für Solarpanele und andere Geräte vorbereitet. Ansonsten muss auch erst mal viel nachgedacht werden. Wo sollen die Kabel laufen? Wo bohrt man Löcher und wo lieber nicht?

Als ich auf der Suche nach guten Kabelwegen unter unserm Bett gelegen bin, ist mir aufgefallen: Das hängt ganz schwer (2cm) in der Mitte durch. Ohne das zu Wissen war Schlafen kein Problem. Jetzt wo ich das gesehen habe, roll ich immer in die Mitte. Komisch. Vielleicht ist es ein Quanteneffekt. So lange ich nicht hingesehen habe war das Bett krumm und gerade gleichzeitig. Als ich hingeschaut habe hat es sich leider für krumm entschieden. Die Träger müssen jetzt alle verstärkt werden.

Ein gutes hatte der Dauerguss auch. Es war ein Härtetest für die beiden Fenster die man öffnen kann. Einstimmiges Urteil: Nicht bestanden. Bei näherer Betrachtung wird klar, dass Undichtigkeit bei diesen Fenstern ein eingebautes Feature ist. Die können konstruktionsbedingt gar nicht dicht sein. Ohne jetzt hier ins Detail zu gehen… Spitzentechnologie vom Feinsten ist das nicht. Die Lösung: Beide Fenster bekommen ein Dacherl. Jetzt sind sie so gut geschützt, das man sie sogar bei Regen offen lassen kann. Und das Design schaut doch auch hammer aus, oder?

Coppercoat ist fertig und zwar nicht 100% perfekt!! Juhuu…Ich habe zwei mini Durchschleifstellen gelassen und da klopf ich mir natürlich auf die Schulter. Das war eine echte Riesenbaustelle. Alleine das Anschleifen mit 180er hat eine Woche am Stück mindestens gedauert. Pfuh. Es kamen leider immer wieder schlecht verglaste Stellen zum Vorschein, die ich wohl bei meiner ersten Rumpfüberholung übersehen habe. Da half alles nix. Wir mussten sowieso noch mal die Fehlstellen mit 80er aufmachen und neu streichen. Vier Tage Vorbereiten und ein Tag streichen für uns beide. Frisches Coppercoat darf übrigens nicht naß werden. Logo das Abends Gewitter kamen wo Morgens keine angesagt waren. Also haben wir alles abgeklebt und gezittert und sind tatsächlich ohne Schaden davongekommen. Wer denkt, das Boostbau ein stressfreies Hobby ist… Dann alles noch mit 400er polieren und schon fertig. Nach der ganzen Arbeit muss das jetzt aber so was von super funktionieren! Ich hoffe die Muscheln zittern schon vor uns.

Ja und natürlich das Highlight. Wie der Titel schon spoilert – die Masten stehen wieder. Wie schön das aussieht! Vorher wurden die Püttinge wieder angeschraubt, Kabel gezogen, Lamperl und Antenne montiert, Wanten befestigt und gesichert, alle starren Blöcke am Masttopp gegen drehbare ersetzt, Fallen eingezogen etc. Hier mal ganz viele Bilder, weil es ist einfach ein Genuss.

Und jetzt das schönste Bild ganz am Schluss. Ein vollständiges Schiff. Gestern haben Andrea und ich die Ruder aufgehängt. Ordentlich fest gespannte Seilscharniere. Einer hat gepullt, der andere mit Holzkeilen gesichert. Immer schön eine Schnürung auf links und eine auf rechts und alle Löcher mit Pantera verklebt, damit die Ruder nicht seitlich wandern können.

Wunderschön

Es gibt da auch immer wieder die Kategorie der Dinge, mit denen man einfach nicht glücklich ist und ständig nachdenken muss wie man das verbessern kann. Die momentane Lösung ist entweder hässlich oder unpraktisch oder beides. Man grübelt in der Nacht, oder unterhält sich mit anderen (immer empfehlenswert!) Und plötzlich ist sie da, die elegante Lösung. Jedes mal ein befreiender Moment. Die Top 4:

  • Der Stauplatz für unser Beikajak (also Beiboot, das bei uns ein Kajak ist). Auf ein Gummiboot mit noch einem Aussenborder haben wir verzichtet (haben wir noch nie benutzt bei all unseren Segeltörns). Stattdessen haben wir ein SitOnTop Doppelkajak. Auch nicht super leicht. Aber robust und groß. Erst sollte sein Platz quer hinter dem Cockpit sein. Leider laufen da auch alle möglichen Steuerseile. Nicht ideal. Auch das Gewicht sollte nicht da hinten sein. Peter von der Rishu Maru hat dann lapidar gesagt wir sollen es an die Seite hängen. Genial. Da ist es gewichtsmäßig in der Mitte, geht Null im Weg rum. Zum fieren haben wir sogar zwei Fallen am Hauptmast, die nur Ersatz sind.
  • Die Führung des Hauptfalls. Das läuft normalerweise ins Cockpit rein. Blöderweise muss dann eine Öffnung in die regendichte Verkleidung gemacht werden (nicht mehr regendicht). Auch sonst gibt es für Fallenstopper und Umlenkblöcke keinen richtigen Platz. Jetzt wird das Fall am Dach geführt. Ich glaub auch da war eine Diskussion mit Peter im Spiel. Ein richtiger Schlaumeier.
  • Die Position der Vorsegelwinschen. Waren erst vorne am Cockpit geplant. Das gibt aber echte Stolperfallen und Leinenkreuzungen mit den Vorsegelschoten und … es muss ein Loch in die Verkleidung. Also sind die Winschen auf die Kabinendächer gewandert. Alles gelöst.
  • Der Montageort für das Radar. Geht nur am Dach, oder auf eine ganz hohen Stange (die ich nicht will) oder evtl. ganz oben am Mast (da bin ich mir aber nicht so sicher mit unseren Spezialsegeln) . Es ist auch noch riesig und voll hässlich auf dem Dach und eigentlich gar nicht Wharrammäßig. Die Lösung: War eine Schnapsidee, wir lassen es weg. Kann einer ein Radar brauchen?
  • und das Dacherl für die Fenster gehört hier eigentlich auch rein…

Was gibt’s sonst zu berichten? Andrea und ich machen jeden Tag einen Paddelausflug mit dem neuen Kajak, Den Fluß ein Stückchen rauf, unter Trauerweiden durch, bis zu einem Kaffee am Wasser. Wie Urlaub 🙂

Sobald es dunkel wird haben wir hier ein Wildgehege. Füchse, Hasen und Fasane laufen am Schiff vorbei (selten gemeinsam). Süß sind die Igel, wenn sie mit ihren kleinen Tippelschritten über die Betonplatte rennen. Wir wussten aber schon länger das es da auch irgendwas mächtigeres geben muss. Etwas das ein zerfieseltes halbes Händl (das Andrea für die armen abgemagerten Füchse am Zaun abgelegt hat) komplett mit Knochen ratzeputz schnupft. Marcel hat es jetzt gestellt. Bzw. es hat Marcel gestellt. Beim nächtlichen Wasserlassen stand neben ihm auf einmal ein ausgewachsenes Wildschwein. Leider gibt es kein Foto. Marcel war zu sehr beschäftigt in Sekundenschnelle Fluchtruten im Kopf durchzugehen – Zur Leiter rennen? Zu weit! Auf den Elektrokasten springen? Nicht hoch genug! Niederringen? Quatsch! Der Sau war das eh wurscht. Sie war ja auf Hendlsuche und hat Marcel daher rechts liegen lassen (sie stand links von ihm).

Und wir sind auch schon wieder einer weniger. Die beiden Toms haben die Toru ins Wasser geschmissen und uns verlassen. Mir scheint alles strebt auseinander… Also nicht nachlassen. Weiterhackln.

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Le grand fromage

Leute die man länger nicht sieht fragen nicht mehr “Na wie geht’s?”, sondern “Na wann ist euer Boot fertig?”. Sagen wir mal so – es würde schneller gehen wenn ich nicht zum Beispiel zwischendrin ganz viele Löcher in beide Buge bohren müsste. Warum macht er das? Das war mal wieder so eine Geschichte die nach dem Motto beginnt “Ich schleif nur schnell den kleinen Riss da oben ab…”. Tja der Riss war an der Verkleidung der U-Bolzen an denen der Hahnepot befestigt wird. Eigentlich nur ein Schönheitsfehler. Da schleifst Du so a bissi und dann “Scheiße, da ist faules Holz drunter”. Hätte ich auch ahnen können, faules Holz ist unter den meisten Rissen. Also schleift man weiter. Toll das ich Kevlar auf den Bug lamiert habe… absolut unschleifbar. Die erste Erleichterung. Es ist nicht alles faul, aber nass bis zur Wasserlinie. Ich mach also die U-Bolzen raus und sehe “Scheiße die Löcher sind nicht mit Epoxy verkleidet”. Das mit der vielen Scheiße tut mir leid, aber nur so ist es authentisch. Es ist also Wasser durch die nicht ordentlich verklebte Verkleidung in die Löcher gelaufen und hat sich von da wunderbar in den ganzen Bug verteilt. Mir ist jetzt schon ein bisschen zum heulen. Nach längerem sinnieren komme ich zu dem Ergebnis, das hier nur eine Radikalkur hilft. Das Wasser muss raus. Dafür muss die heiße Luft (immer so 35 Grad… zum Glück!) rein. Damit die Luft rein kann muss ich den Bohrer nehmen und Löcher -arghhhh- in den Bug bohren. Ich fang also an und “Scheiße, Scheiße, Scheiße.. “, beim zweiten Loch kommt mir -ohne Übertreibung- ein Wasserfall entgegen. Mir stehen jetzt beim Gedanken noch Tränen in den Augen. So was kann selbst ein ganz harter Bootsbauer nicht mehr alleine durchstehen. Da hat man Glück, wenn einen die anderen auffangen. Nach dem Geschrei von mir standen natürlich gleich alle vor meinem Wasserfall und haben mich seelisch aufgefangen. “Holz schaut doch gut aus….Wird schon…Mal 4 Wochen trocknen und passt…”. Und ich bin dann auch zu der Überzeugung gelangt…die haben recht. Der Wasserfall kam aus einem Hohlraum der perfekt mit Epoxy verkleidet war. Dafür das hier wahrscheinlich seit Jahren das Wasser stand ,war das Holz wirklich noch in Ordnung. Anscheinend super qualitatives Holz. Ein Pluspunkt. Ich bohre, bohre, messe Feuchtigkeit, schleife, bohre, messe und das Ergebnis ist ein Käsebug. Daher auch der Titel. In Cartagena gab es ein Schiff das hieß “Le grand fromage”. Die Gleda hätte den Titel momentan voll verdient.

Ok, das war ein Schritt zurück, aber es ging auch mindestens zwei Schritte vorwärts. Der letzte Beam ist verglast und eingebaut. Die Stahlpins zur seitlichen Sicherung laufen jetzt durch ein Stahlrohr im Beam und ein Stahlrechteckprofil in den Kästen. Für den Einbau musste der Beam mehrmals mit einem Wagenheber und einem Pfosten rein und raus gehoben werden. Jetzt ist dafür alles wasserdicht und superfest. Die Lashings wurden mit 6mm Dyneemaschnürung und zwei 6-fach Taljen so zugeknallt, dass es keinen Spalt mehr zwischen den Auflagern gibt.

Der hintere Beam war also ein ganz großer Schritt vorwärts. Wo der Kran für den Beam eh grad da war haben wir dann auch den Mastkasten vorne eingesetzt. Gleda wird schön langsam wieder ein Schiff.

Dann haben wir natürlich auch ganz viele kleine Schritte gemacht. Ein undichtes Fenster entfernt (brauchen wir nicht). Kanten abgeschliffen an denen Risse im Glas sind, verspachteln, neu verglasen…das übliche.

Die Masten haben nimmer schön ausgeschaut. An einer Stelle musste ich auch mit einer EpoxyAlupaste die tiefen Rillen ausbessern die eine Schraube in der Gaffel bösartig hineingerissen hat. Andrea hat die Masten dann völlig nackig gemacht und neu eingekleidet. Mit einer interresanten Farbe “Original Branto Korrux 2k flexi Lack”. Der Lack soll Schläge einfach abfedern. Was praktisch wäre, da die Gaffel ständig gegen den Mast schlägt. Ein Farbrest in der Wanne war auch tatsächlich wie ein Gummiball. Lustig.

Und ein neues Netz hat Andrea auch noch passgenau in das Heck geflochten. Ziemlich knifflig mit Kurven und so. Ist aber perfekt geworden und macht uns am Arsch echt schlanker und leichter.

Große Freude, als Ben uns für ein paar Tage besucht hat. Das Kind war arbeitswillig, also haben wir gleich was Großes in Angriff genommen. Der Steuerstand ist ja über den Winter in 4 Teilen in der Garage entstanden. Jetzt muss man in “nur” noch so rechtwinklig zusammenkleben, das er zwischen die Beams passt. Ist uns auch gelungen -glaub ich-, obwohl ich da schon gezittert hab ob das Puzzle so auch verklebbar ist. Innen hab ich nicht ganz aufgepasst und eine Sitzbank hat sich leicht abgesenkt. Ist aber OK, hat nur eine einzige schlaflose Nacht verursacht. Jetzt steht er wunderschön vor der Gleda und wartet das die Marina aus dem Sommerurlaub aufwacht, die Marineros mit dem Kran kommen und wir sehen können ob er wirklich gut an seinen Platz schwebt. Das Dach fehlt noch. Da ist mir noch nicht klar wie wir das passgenau auf den Pod picken. Man wird sehen.

zum Schluß noch ein paar Impressionen vom Werftleben. Die Fußpflege musste ich festhalten. Alles sehr reduziert, alles wunderbar…

Werftfußpflege
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