Im November krallen sich in Wien hartnäckige Nebelbänke über den Donauauen fest. Es ist nass. Es ist kalt. Es ist dunkel. Es ist mir egal. Denn: Ich bin der Kellermann. So nennt mich Andrea wenn ich aus meinem Erdloch auftauche. Da unten ist es immer gleich. Aus dem Lautsprecher dröhnt, Reggea, Blues oder was der Stimmung gerade entspricht. Die Bauscheinwerfer beissen sich durch den allgegenwärtigen Schleifstaub. An der Decke ranken sich Spinnweben. Ordentlich ist es nicht wirklich, aber ich weiß wo die Sachen sind. Ab und zu habe ich einen Mitbewohner. Ein Schmetterling hat es mit Zuckerwasser bis in den Oktober geschafft. Und eine italienische Stinkwanze war ein halbes Jahr zu Gast. Lustig sind die. Ihre Flugbahn entbehrt jeder Logik und wenn sie unvermeidlich irgenwo dagegenkrachen und auf dem Rücken liegen muss man sie wieder umdrehen. Nur auf keinen Fall kaputt machen… die Stinkwanze.
Ansonsten… Es ist schon wieder passiert. Eigentlich sollte die Badeplattform lediglich repariert werden. Am Loch der Aufhängung ist Wasser rein und das Holz war verfault. Wie alle anderen Aufbauten (Motorkästen, Motorboxen etc.) ist auch die Rampe nicht verglast. Um das nachzuholen habe ich angefangen die Farbe abzuschleifen und die Werkstatt war sofort von fiesem Schimmelgeruch erfüllt. Verdammt. Es hat einfach keinen Sinn. Das Holz ist an mehreren Stellen vergammelt, wo die Löcher für das Netz gebohrt sind. Ich kapituliere und beschließe einfach eine neue Badeplattform aus Coosa zu bauen. Und Neue Motorkästen. Und neue Motorboxen. Und einen neuen Steg achtern. Und alles andere auch, das nicht verglast ist. Wie das helfen soll fertig zu werden weiß ich nicht, aber ordentlich oder gar nicht ist jetzt die Devise.
Glücklicherweise ist der Zeitaufwand jetzt nicht sooo viel größer beim kompletten Neubau, gegenüber Farbe runter und verglassen. Abschleifen des Vinylprimers ist eh eine Qual. Als Belohnung für die Müh dann die große Überraschung: Die neue Rampe aus Coosa statt Sperrholz wiegt MIT Glasfaser und Epoxy 5gk weniger als die alte. Und das, obwohl das Verglasen bei Bauteilen wie hier, mit geringer Plattenstärke ca 40% des Gesamtgewichts ausmacht. Am Ende werde ich mal überschlagen wieviel die Gleda jetzt wohl leichter ist. Ich schätze aber auf 200-300kg.
Neben der Rampe war ein Steg, der nicht in den Plänen ist, um ans Heck gehen zu können. Wichtig für römisch-katholisches Anlegen, oder an die Windfahne zu kommen. Ausgesehen hat er noch ganz gut, aber hallo, unglaublich schwer. Die Waage zeigt 45kg. Kanthölzer mit 7cm Kantenlänge sind da verbaut. Overengineering nennt man das. Passiert oft bei Teilen die man selber entwirft. Und an dem bin ich gerade dran, zusammen mit einer Gangway, die passgenau drunter verstaut werden kann. Der neue Steg kommt wohl so auf 15kg. Das Wunder der Kompositbauweise. Leichter Schaumstoff mit Biax Glass. Die Gangway ist mit Carbonresten verkleidet (nur 6kg) und kann unter dem Steg verstaut werden.