Zum Inhalt springen

Schlagwort: Meganisi

Nein, es wird nicht langweilig

Es fragt oft mal einer ob uns des ned langweilig wird immer auf dem Schiff. Keine Chance. Es gibt so viel zu tun, das ich kaum zum Blog schreiben komm, oder mal Gitarre spielen. Heute z.B. ist der 19.Mai, wir liegen in Crotone in Italien im Hafen. Die Stadt schläft noch, da keiner vor vier Uhr in der Früh ins Bett ist. Hab mir grad nen Caffè in der Hafenbar geholt und da hängen immer noch Überbleibsel des gestrigen Wahnsinns rum . Gestern war hier der Event des Jahres, das Festa Madonna de Capocolonna. Zusammengefasst kann man sagen die Madonna hat die Türken ganz allein nausgehaut. Der ganze Ort flippt einen Monat lang total aus. Gestern ist die Madonna mit Volksfestambiente ab ein Uhr nachts durch die ganze Stadt getragen worden und kam heute Nacht mit dem Schiff und großem Feuerwerk zurück in den Hafen. Ich hasse ja Menschenmengen, aber die sind hier alle locker einen Kopf kleiner als ich und so haben wir uns mit der Madonna durch die Nacht schieben lassen. Das Foto hab ich auf Augenhöhe gemacht (Scherz, ganz so klein sind sie dann doch nicht, aber schon eher winzig)

Jetzt lass durchblicken (auch wenn geflunkert, weil eher Zufall), das der Zweck des Besuchs überhaupt nur die Madonnenprozession ist, dann hast Du hier Freunde fürs Leben. In der Marina z.B wollten Sie für unsern Katamaran für 5 Tage 460 Euro. Das ist hart, aber Wetter und keine Ankerbuchten hätten uns gezwungen. Als ich erwähnt habe, das wir nur da sind um unbedingt die Prozession zu sehen, standen fünf Italiener rum und haben den Preis laut gestikulierend als Gotteslästerung bezeichnet. Wir waren sofort Clubmitglied und mussten keine Mehrwertsteuer zahlen und unser 12m Katamaran wurde zu einem 10 Meter Einrümpfer eingedampft (das Wunder der Madonna). Gesegneter Endpreis 200 Euro.

Crotone selbst hat irgendwie einen ganz eigenen Charme. Man merkt jetza scho, das das der arme Süden ist. Der DDR Flair hat aber auch was. Touristen gibt es um die Zeit Null Komma Null und die wirklich schöne Strandpromenade wird von runtergekommenen 50er-Jahrebauten anstatt von Boutiquen und Hotels gesäumt. Die Fotos sind original an der gleichen Stelle aufgenommen. Jeweils Blick nach links und Blick nach rechts.

Aber die Leute sind zufrieden. Unser Gemüsehändler z.B. (hat wilden kalabrischen Rucola. Andrea hat das geilste Pesto ever gemacht) ist auch komplett happy, daß wir die ganze Nacht die Madonna begleitet haben und daß wir die Freiheit („ahhh la liberta!!“) auf dem Meer leben. Er ist gleich raus aus dem Laden gerannt und hat es jedem wild mit den Armen wie in einem Kampf rudernd erzählt. Vollkommen verrückt. Der Mann ist übrigens 4-maliger italienischer Box-Champion seiner Klasse (Foto oben im Bild). Rocky Balboa von Crotone, super Typ.

Das ist überhaupt das fantastische wenn man mal eine Woche an einem Ort bleibt. Du lernst die Leute kennen. Und die waren bis jetzt auch überall unglaublich herzig und freundlich. Jetzt geben wir uns auch Mühe. Andrea hat gestern zum Beispiel in der Hafenbar eine Runde für die Küstenwache geschmissen, kann nie Schaden, so wie ein Schluck Schnaps für Neptun. Das haben die sich auch verdient im Einsatz letzte Nacht. Wir hatten schon eine echt raue Überfahrt aus Kefalonia, Griechenland (mit Folgeschäden, dazu später mehr) aber in der Nacht drauf hat der Scirocco auf 10 Bft hochgedreht und es gab die ganze Nacht Einsätze. Bei uns waren es noch 6 Bft, aber gegen die Strömung. Das hat zu ziemlich hoher und steiler Welle von der Seite geführt. Die Gleda hat gekracht, gescheppert und ist gesprungen. An Schlaf war nicht zu denken, es hat einen von den Sitzen gehoben. Für die 180 Seemeilen haben wir dafür auch nur 20 Stunden gebraucht, also 9 Knoten Schnitt. Das ist ordentlich.

Kefalonia ist nice, klar. Fiskardo ein super pittoreskes Städtchen mit urigen Wanderwegen und einem stilvollen Gefängnis.

Aber am besten war Meganisi. Die Leute sowas von nett. Da grüßt dich jeder Autofahrer, am zweiten Tag geht der Café aufs Haus. Hier mal ein paar Bilder aus Katomeri, ein Örtchen am Berg in dem man es aushalten könnte. Andrea macht eh eine Liste wo wir alt werden können wenn wir mal groß sind. Eckpunkte sind a) nette Menschen b) nicht zu weit zu evtl vorhandenen Enkeln c) Platz für mindestens zwei Esel (Esel wollen nicht alleine sein) d) Katzen und Hunde die man füttern kann.

Und gleich noch mehr Luftfotos. Ich hab ja jetzt ne Drohne und muss natürlich damit rumspielen. Wo was aufgenommen ist schreib ich als Bildunterschrift.

Die letzten beiden Bilder sind in Nydri, einer super geschützten Bucht auf Lefkada gemacht. Gleda liegt wieder neben der Vajana vom Marcel, harmonisch Seite an Seite wie die vier Jahre in der Werft in Piancada. Stand heute steht die Vajana zum Verkauf. Marcel will andere Wege gehen, aber mal abwarten. 🙂

Noch ein Nachtrag zu Meganisi. In einer Bucht haben wir einen Engländer (84 Jahre alt) getroffen, der mich glaub ich zwei Tage mit klasse englischem Humor voll verarscht hat, oder auch nicht. Ich kann’s echt nicht sagen. Der saß da auf seinem 20m langen Cornisch Kutter. Die Geschichte geht so: „Ich hab das Boot vor 18 Jahren für eine Millionen Pfund bauen lassen bin dann ein paar Jahre in die Karibik und zurück und wollte es für 600.000 verkaufen. Kein Käufer“…. Er hat den Preis die Jahre drauf auf 100.000 gesenkt. Kein Käufer. Jetzt will er das Ding nur noch loshaben und will 500 Euro. Lustig, oder? Ich hab ihm gesagt, das ich mal schnell zum Bankomaten geh, aber er hat gemeint, das die Woche zwei Leute kommen. Ein Engländer der damit um die Welt will und ein Grieche der Daycharter machen will und die muss er abwarten. Das Boot ist TipTop in Schuss. Rumpf aus GRP, der Rest altes Teak. Jede Winsch kostet 4000 Euro. Er hat gesagt selbst der Diesel an Bord kostet 7000 Euro. Ich checks nicht, war wahrscheinlich ein Prank für nen doofen Kraut. Hier ein paar Bilder:

Jetzt noch die Reperatur/Schadensmeldungen. Ich sag mal so… Fenstercountdown steht bei 10 und tickt runter. F…king Fenster. Von den 20 Fenstern und Luken hab ich ja schon 10 eliminiert, aber des hat halt ned gelangt. Da wo die Dichtungen nachgeben läuft das Wasser brav in die Kabinen. Jakes Cabin haben wir (Andrea) komplett entsalzen müssen und in der Küche war es noch ärger (oarger auf Wienerisch??). Da ist das Wasser nämlich ned direkt nach innen durchgelaufen, sonder schön in die nicht epoxierten Schnittkannten des Sperrholzes rein. Das hat brav alles aufgesaugt, bis man dann mit dem Finger durchpuhlen kann. Gestern war Durchpuhltag. Ich hab schön größzügig gepuhlt, weggesäbelt und alles mit Coosa, Epoxy und Glasfaser zugepäppt. Jetzt gewinnt das keinen Schönheitspreis (meine Werftarbeitsansprüche sinken bei ambulanten Behandlungen), aber es ist dicht. Die anderen Fenster muss ich mir peu a peu vornehmen. Ansonsten hats uns mal in einer Nacht das Seil vom Heckanker durchgescheuert, aber meine Frau hat gleich ein neues eingespleißt.

Ein Kommentar