Die Angststrecke nach Kolumbien lauert am Horizont. Wir denken uns – erst mal so nah ran wie möglich, das wäre Aruba. Vorher ein Hüpferl nach Curacao. Jetza muss ich leider sagen, dass die Namen nach mehr klingen als die Inseln hergeben. Wie Bonaire san des ziemliche Wüsten ohne richtig viel Flair. Wenn man mit dem Roller mal durch das Land fährt ist das recht trostlos. Ich seh eh nicht viel, weil ich fahre und auf Schlaglöcher und Arschlöcher (die gibts überall in Autos) und so achten muss und den männlichen Tunnelblick hab. Aber Andrea die hinten mitfliegt sieht alles und berichtet dann. So richtig geil ist ein Urlaub hier wohl nur in einem der Luxusresorts, aber da kann ich auch in die Therme Oberlaa und mir den Oarsch pudern lassen – naa, ned ganz aber der Flug ist viel kürzer und es ist billiger. Zumindest Aruba ist sakrisch teuer. Die Kreuzfahrer (3 Pötte können gleichzeitig anlegen…ca 8000 Kunden) werden mit dem Beiboot über einen Kanal, ohne Umweg, in das innere einer Mall gefahren wo man dann gechillt bei Gucci, Tiffany, Rolex etc erleichtert wird. So schaugt des von vorne aus. Drei Straßen weiter werden dir dann aber schon die Drogen vertickt.



Auch bei Curacao muss ich echt in mich gehen um was gescheites zu berichten. Aber mei, wie mein Vater immer gesagt hat: „Für den ders mog iss des Höchste“. Eine deutsche Seglerin liegt hier z.B. weil sie das den schönsten Teil der Karibik findet. Tja. OK, sie haben guten Kaffe und das überall in den niederländischen Antillen, das macht vieles wett. So gut, das ich Depp es voll übertrieben hab und mein empfindlicher Magen sich ne Gastritis eingefangen hat. Die muss ich jetzt in Kolumbien auskurieren wo da doch der Kaffee noch viiiiel besser ist. Aber ich hab doch mal kurz bei Andrea geschnorrt und nen schluck im Mund rotieren lassen und wirklich! Kolumbien hat bis jetzt den besten Kaffee auf der Tour, fette Noten von Schokolade. What shells… in einer Woche taste ich mich vorsichtig mit Cold Brew wieder ran. Der hat kaum Säure. Mir san ja zwei Monate da, aber ich schweife ab, getrieben von meinen leiblichen Begierden. Also wie gesagt es gibt nix zu berichten, ausser vielleicht die Ein- und Ausklarierungen. Immer witzisch. In Curacao kann man nur in einer Lagune „Spanish Waters“ gut ankern. Customs und Immigration sind von dort -und auch untereinander- Kilometer entfernt. Freunde haben 8 Stunden per Bus für das einklarieren gebraucht. Wir haben das ganze per Roller erledigt. Warum erzähl ich das? Ach ja…Im Customs gab es eine Geschichte. Die Beamtin fragt mich: „Haben Sie gefährliche Güter dabei?“. Ich: „Nein, nix“. Daraufhin schweift ihr Blick zu Andrea die wartend wie immer in der Ecke sitzt und zwinkert mir zu…. Ja wie? Echt jetzt? Ich kanns nicht fassen. Ich: „Sie wollen meine Frau als Gefahrengut deklarieren?“. Die Frau hat genau meinen Humor (und Holgers). Sie sagt, dass wir das vielleicht lieber lassen, weil vor einer Woche war ein Skipper da und der hat seine Frau tatsächlich als Gefahrengut deklariert, was sich wohl als selbsterfüllende Prophezeiung herausgestellt hat. Die Lunte war kurz und ist sofort abgebrannt und die deklarierte Bombe ging hoch. Sie muß eine riesen Szene in dem Office gemacht haben. Die Beamtin konnte sie erst mit der Androhung einer Ordnungsstrafe wieder entschärfen. Als sie das erzählt, haben alle anderen Beamten aussenrum ein verschmitztes Grinsen im Gesicht. Muss eine echte Performance gewesen sein. Also Humor ham sie und der Skipper war deutlich mutiger als ich. Hier noch die Buidl von Curacao. Man sieht: Andrea findet immer jemanden zum ratschen und sie ist doch nicht so groß wie sie denkt und sie hat in der Grundschule den Beruf der Mutter ganz korrekt geschrieben und ist voll rehabilitiert. Und ein paar schöne Ecken hat es schon auch. Wir schmeißen ganz im Norden von Curacao noch mal Anker und tauschen in eine Strandbar mit Captain GoodLife unsere noch nie benutzte Hapune gegen zwei Bier. Weil … Regeln sind in jedem Land anders. In Aruba muß man Harpunen als Waffe deklarieren. In Trinidad und anderen Karibikinseln ist z.B Camouflagekleidung verboten. Am Flughafen haben sie sogar (wirklich!!) einem Kind die Hose seiner Barbypuppe abgenommen weil sie rosa Camouflage war. Ausserdem ist in Trinidad öffentliches Wahrsagen verboten. In Bonaire haben die wilden Esel Einwohnerrechte. Für mich neu… in Deutschland darf man nackt Autofahren, aber nicht nackt aussteigen.






Der happy Budda auf dem letzten Bild ist der Securityguard von der Werft wo wir immer uns Kajak angelandet haben in Spanish Waters. Man sieht gleich…auch er hat den landestypischen Humor. Andrea fragt ob sie in Spanish Wateers schwimmen kann um die Gleda zu reinigen. Die Frage war eher wegen dem Dreck, aber er kriegt große Augen: „Nein, nein… da gibt es einen bösen Hai der hat schon drei Segler gefressen“. Andrea: „Echt??“. Darauf schüttelt er nur den Kopf und sagt „Ja klar“. Jedesmal! wenn wir durch die Schranke sind hat er einen Lachkrampf bekommen „Huahaha…swimming in spanish waters“ und sich den bebenden Bauch gehalten. Andrea war sich unsicher, aber er hat uns einfach nur verarscht. Es gab da laut Internet noch nie nen Hai. Ein echter Spaßvogel.
In Aruba hält uns nicht viel, nur das Wetter eigentlich. Für die Überfahrt nach Santa Marta in Kolumbien brauchen wir nämlich ganz ganz wenig Wind. Die Strecke liegt laut Internet ganz weit oben auf den 100 gefährlichsten Routen der Welt, manche sagen Top 5. Die Route führt 280sm von Aruba zum Cabo Galinas und von da weiter zum Cabo de la Vela. Zwei Kaps die es in sich haben.

Hier ein paar entspannende Informationen und Ratschläge von anderen Seglern:
- NIE, nie nie Aruba verlassen wenn Winde von 25kn möglich sind. Am Cabo de la Vela verstärkt die Düse Wind und Welle um das dreifache…mindestens 20 bis 50NM wegbleiben. Ist als Seemansgrab bekannt.
- Weg von der Venezuelanischen Küste bleiben, wegen Piraten (betrifft uns von Aruba aus nicht)
- Der Seeboden bei Cabo Galinas verengt sich hier zwischen östlicher und westlicher Karibik. Strömungen von 2-3 Knoten sind hier normal was zu kurzen steilen Wellen führt. Man sollte besser 20NM vom Kap wegbleiben
- Der Landwind zwischen den Kaps (thermischer Wind bei Nacht) kann 40+ Knoten Sturmstärke erreichen. Da also nur bei Tag fahren.
- Vor Santa Marta steht das höchste Küstengebirge der Welt. Der Pico de Columbus ist 5775m hoch und nur 45km vom Meer entfernt. Ganz furchtbare Gewitter sollen dort entstehen.
Ich muss sagen das uns das schon Respekt eingeflößt hat. Zur Entspannung trägt nicht bei, das am Ankerplatz in Aruba Winde mit 35+ Knoten wehen. Die Ankerkette ist 45m komplett durchgespannt. Das regt die Fantasie für die Fahrt an. Wir setzen uns hin und machen das erste mal eine richtige Routenplanung und checken alle 6 Stunden das aktuelle Wetter.

Manche Segler warten bis ein Hurricane durch die Karibik zieht. Dadurch werden die Passatwinde unterbrochen und an den Kaps herscht fast Flaute (jetzt…17.8 gibt es das Phänomen. Erin, ein Kat5 Hurricane hat das Wetter total durcheinander gebracht. In Santa Marta weht kein Lüftchen). Wir wollen nicht solange warten und zwischem dem 6. und 9. August öffnet sich dann ein Wetterfenster für die dreitägige Fahrt. Wenig Wind, bzw. der starke Wind zieht vor uns her. Ein anderes Boot fragt uns ob wir als Buddy boat mit ihnen fahren wollen. Manche fühlen sich anscheinend sicherer zu mehreren. Aber ich check nicht ganz wie das gehen soll bei verschiedenen Booten und Geschwindigkeiten und wir möchten auch lieber selber flexibel entscheiden wann und wie es los geht. Am 5.8 Abends entscheiden wir uns zur Fahrt und teilen das den andern auch mit, die aber lieber noch warten weil Gewitter vor Santa Marta möglich sind. Das Problem ist, das da immer, täglich Gewitter möglich sind. Wir bleiben dabei und fahren am 6.8 um 16:00 genau nach Plan ab. Vorher wie immer zum Ausklarieren. Ein Novum: Das erste Mal auf der Reise wird das Boot durchsucht. Die Beamten kommen mit einem Drogenhund, aber der bleibt lieber bei Andrea am Steg und lässt sich kraulen. Ansonsten war das auch eher Proforma. Klappe auf. Kein Waffenlager? Klappe zu, Affe tot.
Es braucht jetzt hier keinen Spannungsbogen… am 9.8 kommen wir fast genau nach Plan an (4 Stunden später). Zwischen den Kaps mussten wir uns mal ohne Segel treiben lassen um nicht zu schnell zu werden und dann ein Starkwindfeld einzuholen und vor Santa Marta haben wir langsame Zickzackkurse gefahren und gewartet bis sich ein Gewitter vor uns aufgelöst hat. Also ois easy cheasy. Das das so entspannt geht verdanken wir dem Starlink und den super Wettermodellen die es heute gibt. Die Franzosen rechnen für die Gegend ein ganz engmaschiges Model (AROME ANT). Da hat wirklich alles gestimmt. Wind, Böen, Welle, Gewitter. Ansonsten machen wir was wir immer machen. Bei Wellengang Haare selber schneiden, Sonnenauf- und Untergänge anschauen. Und fischen natürlich. Beim Ratschen der Angel braucht Andrea 0.8 Sekunden aus dem Tiefschlaf zum Einholen des Fisches. Ein besondere Brocken hat an Andreas fettesten Köder (Yo Zuni Deep Diver) angebissen. Er hat die ganze Leine abgespult, dann kehrtgemacht und ist auf die Gleda zugerast. Ein Riese. Hat wie ein Schwertfisch ausgesehen und zack war die Leine auch schon ab. Pfuhh..Ich hätte nicht gewusst wie wir den an Bord bekommen sollen.




Merci!
Wunderbar, dass ihr gut angkommen seid!
Jetzt bin ich mal gespannt, was ihr demnächst so von Kolumbien erzählen werdet. Liebe Grüße
Kolumbien hat es jetzt schon auf den ersten Platz der besten Orte geschafft. 🙂